Wenn ich ein Schiff besteige, muss es nicht gezwungener Maßen irgendwo ankommen / Reisen ohne sichere Häfen

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Hamburg – Altona / Blick vom „Balkon“ / 8. November 2018

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Deutschland bangt und zittert und weiß wie immer Bescheid. Eben weil es keiner wissen kann. Dann müssen es halt wir wissen. Von links und ganz dolle aufgeweckt oder von rechts und alte Lieder nachsingend, deren Melodie wir längst vergessen haben, aber mit denen Oma und Opa uns einst in einen wohligen Schlaf gesungen hatten. Oder direkt aus der immer schmaler werdenden Mitte, die einfach mal wie die drei Affen agiert. Augen zu und durch. Und Maul halten. Weil da ist ja noch das überteuerte Frühstücksbuffet drin. Das gönne ich mir heute. Gelle und Helau! Trinkgeld geht nicht mehr. Hä? Hat wer was gesagt? Oder gar ich selbst?

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Das Schiff verlässt den Hafen. Man konnte, oder meinte dies in selbstermächtigender Einfachheit, stets davon ausgehen, dass es den Hafen anlaufen wird, für den man – der Kunde ist die amtliche Prinzessin auf der Erbse – gebucht hat. Die Zeiten ändern sich halt. Nicht nur damals, als Bob Dylan davon sang, sondern stets. Wir haben das dummerweise vergessen und fordern die Uhren auf, ihre Zeiger stille zu halten.

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Bob Dylan hat ein wunderbares Buch geschrieben. Bald mehr davon. Er steigt in ein Boot, in viele Boote, manche mit löchrigem Rumpf, Seelenverkäufer, wie man sie einst nannte, und schippert los. Vertraut darauf, dass jenseits der Horizonte ein Ankommen möglich ist. Auch wenn man an sturmumtosten Klippen zerschellen sollte. Kurz vor vermeintlicher Ankunft. Die Liebe aber, sie bleibt bestehen.

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Ich weiß, klingt nach Frauenzeitschrift. Oder nach Binsenweisheiten wie: der Weg ist das Ziel. Postkartengeschwätz halt. Hermann Hesse für Arme.

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Meine aber etwas anderes. Der Blick auf das Meer beruhigt. Eben weil man nicht, Füße im Sand, meint zu wissen, wie zum Beispiel Dummbatz und Porschepilot Lindenberg, erster Stellvertreter germanischer Hybris, dass es hinter dem Horizont weiter geht. Nee. Eine leere Fläche isses Meer. Kann man wegkippen da hinten oder irgendwo ankommen. So oder eben anders. Und jetzt greift auch noch der fürchterliche Stellvertreterdeutsche Rudi Carrell in meine Tastatur. Und brüllt: „Lass Dich überraschen!“ Weia!

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Wie auch immer. Dylans Buch ist ein Gewinn für mein altes und vielleicht die anderen Hirne. Müssen nicht alle alt sein. Ein Lied. Zwo. Drei. Hier.

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