„Mit dem Aufhören kann man nur anfangen!“ (Axel Hacke zitiert H. Hesse)

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Skulturenpark Hoyerswerda / Sommer 2019

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In der Erinnerung sieht alles anders aus

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Man kann sich keine private Welt schaffen

Säuberlich getrennt von der

 Die uns umgibt

Wir haben gelernt den Mund zu halten

Keine unbequemen Fragen zu stellen

Einflußreiche Leute nicht anzugreifen

Wir sind ein bißchen unzufrieden

Ein bißchen unehrlich

Ein bißchen verkrüppelt

Sonst ist alles in Ordnung

Wer trennt sich schon gerne von seinen Idealen

Man tut was man kann

Aber das ist zu wenig

Gemütlichkeit wärmt

Wer warm sitzt wird träge

Trägheit hat kein Gesicht

Es ist so bequem feige zu sein

Eine komische Sorte Glück

Das nur für Minuten vorhält …

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(ein kleines poem, zusammengestellt aus zitaten, unerlaubterweise, aus dem großartigen bilderbuch „in der erinnerung sieht alles anders aus“. zum internationalen frauentag desweiteren grüsse aus avignon.)  

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„Dorschangeln vom Boot und an den Küsten“ (Horst Hrubesch)

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Irgendwo auf Kefalonia / Juni 2023

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Weniger Zutaten

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Manni Banane

Ich Kopf

Tor

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Ein Stück Brot

Olivenöl

Salz

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Gelegentlich die alten Schinken abstauben

Gelesen oder ungelesen

Und die Elefantensammlung

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Wenn sie lacht

Und ich kein Schlaumeier bin

Krokusse

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(gießen heute / keiner spricht das eigentlich sanktionierte wort mädels freundlicher aus denn horst hrubesch, den ich mir seit spätestens 2016 anstelle des ewig trist und eitel blickenden jogi wünschte / vielleicht hätte er das ein oder andere mädel bei den jungs zum coming out bewegen können / siehe krokusse)

„Der Mensch ist für das 21. Jahrhundert nicht geschaffen!“ (Rene Pollesch)

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Konstanzer Hinterhof / März 2022

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Die Schauspielerin

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Vielleicht hatte es geregnet.

Vielleicht lediglich der zähe Nebel draußen, den der See im Winter ausatmet, wenn er seine Ruhe braucht.

Die Tür mit aufgeregtem Knall in den Morgen geschmettert blieb offen.

Stand in ihren Angeln ratlos rum. Da sie den Bus verpasst hatte.

Auf der Suche nach dem Theaterschlüssel in den Seitengängen ihrer Taschen fröstelte es ihr.

Umkehren sei keine Option. Wer immer es ihr gesagt hatte.

Ameisen krabbelten ihr Schienbein hinauf.

Bevor das neue Stück gelernt ist das alte Stück nicht vergessen.

Ich darf mich nicht jucken.

Jedenfalls nicht vor der Premiere.

Ihr Smartphone summte. Heute keine Probe.

Da sie sich abwandte fährt der verspätete Bus um die Ecke.

Bald ein neues Stück das kein Stück werden wird.

Die Haustür noch offen. Der Schlüssel nicht auffindbar.

Ein Müllmann rempelt sie an.

Warum hat Sie ihre Gelbe Tonne nicht rechtzeitig rausgestellt?

Die Bühne wird gewischt. Jeden Morgen.

Vor den Proben. Keine fremden Worte mehr lernen.

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(gießen / heute)

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 21

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Balkon / hinten die Bucht von Lourdata / Kefalonia / 3. Juni 2023

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Es lebe der Irrtum!

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Es mögen hoch leben die Irrtümer. Vor allem jene, die man mit Ach und Krach gerade noch korrigieren konnte. Ein Abschiedsreim aus Kefalonia.

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Und wie die Sonne fiel ins Meer

Als sei’s ein letztes Mal

Sang ich ein Lied

In die hereinbrechende Nacht

Der Abendwind strich meine Wangen trocken

Aus dem Zimmer hörte ich Deinen ruhigen Atem

Charon bat ich noch zu warten

Bis die Grillen schweigen

Für immer

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 20

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Garage / Fischerhafen / Argostoli / Kefalonia / 2. Juni 2023

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Die ureignen Reflexe ersetzen? Womit aber?

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We drove that car as far as we could

Abandoned it out west

Split up on a dark, sad night

Both agreeing it was best

(Bob Dylan)

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Wie trennt man sich von seinen Irrtümern? Möglichst geräuschfrei und ohne sich selbst und den in den Verwickelungen Verwickelten zusätzliches Weh zuzufügen? Den Tod wünschen seinen wohlfeilen Vorhaltungen?

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Man meint es mit seinen Münchhausen-Geschichten ja überhaupt nicht böse. Vielmehr ist man es so gewohnt, die Realität mit fiktiven Ereignissen und Details wild auszuschmücken, daß es einem selbst schon gar nicht mehr auffällt, daß man sich immer weiter von der Wahrheit entfernt und immer tiefer in seine Lügen verstrickt. Vor allem sehnt man sich nach Anerkennung der Mitmenschen und denkt, daß man diese nur mit Lügengeschichten bekommt. Man fürchtet irrtümlicherweise, dass man sonst nicht genügt.

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Ein sich einem Ende entgegenneigendes Leben ist eine rechte Schrottkarre. Meist war man selber zu blöd richtig einzuparken, aber oft genug ist auch irgendein Depp einem aufs Heck oder in die Seitentür gerauscht. Gerade wollte man eigentlich aussteigen. Auch da man vergaß rechtzeitig zu tanken und sich dann über den Kolbenfresser echauffierte. Peching! Formulierte es ein lebenslanger Freund gerne mal. Hatte man aber DAS Glück, wohnte in engster Nachbarschaft eine kundige Schrauberin, die die Kiste wieder flott gemacht hat. Aber das Ding eintauschen? Gott bewahre! Ein SUV – Leben hätte ich wohl nicht überlebt. Lieber Pflaster kaufen Tag für Tag als an Langeweile verschrumpeln bis zur Unkenntlichkeit. Und ständig auf der Suche nach einem Parkplatz durchs Leben huschend bös‘ klagen. Dabei Lebenslügen jonglierend. Nicht daß ich das nicht auch täte immer wieder!

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Jetzt verabschiede ich mich hier von Kefalonia, obwohl noch hunderte Bilder auf der Festplatte lauern. Inklusive vieler kleiner Geschichten. Eine Verschwendung eigentlich. Aber ohne Co2 – Fußabdruck. Immerhin. Was mit dem restlichen Sommer auch immer geschieht. Werde nicht zu heiß!

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Katalixi: Griechenland ist das Land, wo mich mein ständiges Nachhirnen weniger schmerzt. Das Zweifeln und das fröhliche Bereuen liegen dort freundlich in der Luft, die kleinen Bescheißereien, die charmanten Lügereien, die selbstironischen Übertreibungen, die Rituale jeder Begegnung und die Irrtümer inklusive des grinsenden „kai loipon“. Tut gut.

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Zurück und weiter, auch wenn die alte Kiste in der Wüste abgestellt wurde, mit dem Meister. Sie rostet dort aber langsamer. Es lebe der Irrtum!

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 18

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Vathy / Ithaka / 6. Juni 2023

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Es ist alles gut

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Hinter den Horizonten lauere es

Am Ende des Regenbogens auch

Warum aber die Erfindung der Schreibmaschine

Verlängern ins Unendliche

Zurück zu den Bleistiften

Und wer jeden Sonntag sein Knie beugt

Muss die Nacht weniger fürchten

Sie bleibt unerbittlich

Auch wenn die Götzen in die Dunkelheit recken

Ihre einst verbotenen Abbilder

Bleibe zu Hause und wehre Dich redlich

Sprach ein alter Freund

Der stets auf Reisen

Leiser leben

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Zimmerman again: Überleben jenseits der Verletzungen. Das Schiff bleibt im Hafen. Und blickt auf die Berge der Vergangenheit.

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 17

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Nach einem letzten Bad / Lourdata / Kefalonia / 11. Juni 2023

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Verabredungen einzuhalten ist nicht immer einfach (revisited)

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Wenn das Trottel – Ich das Zepter schwingt

Und unterm Teppich Dummheit staubt

Wenn ein Zeigefinger alte Lieder singt

Seelenschrot rostet Schlaf mir raubt

Die Hüfte steif die Lende lahm

Und jeden Morgen neben der Zahnbürste

Wartet ein Kilo frischer Scham

Statt Wut

Alles wird gut

Ja alles ist gut

Basst scho wie der Fronge sacht

(Übersetzung: Passt schon, wie man in Franken gerne sagt)

Die Katze tot und

Kalinichta

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Zurück zu Bob. Es ist alles gut.

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 16

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Frühstück / Lourdata / Kefalonia / 31. Mai 2023

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Verabredungen einzuhalten ist nicht immer einfach.

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Wenn die Kellnerin keine Zeit mehr hat

Und die Ungeduld dreht ein altes Rad

Ouzo ist ein Getränk das schneller spricht als Bier

Warum warte ich noch hier

Am Hafen schläft nun traurig ein meist leeres Café

Ein Seemann malt sich Schafe und pinkelt in den Schnee

Wer zu schnell zu viel vergisst

Mehr als ein Brot Stück Wurst Stück Käse zum Frühstück frisst

Es ist was es war und nun bleibt statt

Einfacher frühstücken und der Hoffnung satt

Den vorletzten Tagen folgen

Ich vergaß die Marmelade

Schade

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Für morgen eine Wiederholung. Verabredungen einzuhalten ist nicht immer einfach.

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