Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 07

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Küchentisch / Löbers Hof / Gießen / September 2023

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Als der Humor noch ohne Warnhinweise auskam, gab es einen herrlichen Film. 1978 oder so war es. Der Angriff der Killertomaten. Schwer beleidigte Tomaten greifen alles an, was sich ihnen ihn den Weg stellt und verarbeiten die Opfer zu Ketchup. Aktueller geht es kaum in diesen kuriosen Tagen, die den Humor aus den Körpern und Köppen jagen mögen und alles einem absurd ernsthaften Blick auf selbstverschuldete Apokalypsen und Dystopien unterwerfen wollen müssen, dabei aber stets auf der Suche nach dem BIG Schuldiger oder den BY CHANCE Schuldikessen. Eine Art von Billigkeit, die dieser Billigkeit, von der der verehrte FZ sang, diametral entgegensteht. Harry, hol schon mal die Wagenknecht! Mir ward mal wieder schlecht. Noch ein Horrorfilm. Die meinen das aber Ernst. Here Fido! Here Fido!

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Was diesen fürchterlich billig lustigen Film ausmachte war, daß man dabei zusehen konnte, wie die ganze Veranstaltung sich vor allem aus beabsichtigten Fehlern und Zufällen zusammensetzte. Die Killertomaten waren riesige Pappmachekugeln, die unkontrollierbar vor den Kameras rumrollten. Wurscht wie vegan. Bekifft sein hat schon was. Und der willentliche Kontrollverlust eh. Die Schauspieler, geschult in Sachen Selbstironie, wurden aus dem Cast der Schulmädchenreports sieben bis dreiundzwanzig entliehen. Bescheuerte Normalitäten. Wie schön.

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Griechenland, Libyen, Slowenien, Florida, Japan, Bierzelte, Wolfsburg, Marokko und und und erleben dieser Tage Horrorfilme, deren Drehbücher nicht mal Roland Emmerich zu schreiben gewagt hätte. Hier in Gießen verbeißt man sich in Verkehrsversuchereien. Vergeblich. Wird aber auch demnächst verfilmt. Arbeitstitel? Die Rache der Leberwürste. Oder: Eat my Vorstadtkennzeichen! Würde ich gerne das Drehbuch für schreiben. Habe aber leider keine Zeit mehr für. Rudi Völler hat mich eben angerufen.

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Lugerth, was schreibsch etz do wieder für ein Scheiß? Der Grund? Einen gibt es immer. Nie wieder Mangold! Nie wieder Zucchini! Man kommt nicht nach mit der Ernte. Heute Nacht träumte mir, wie riesige Zucchinikugeln mich rund um Gießen über die von Autofahrern bejagten Fahrradstraßen trieben. Als ich einen Pommes gabelnden – mit gaaanz viel Ketchup –  Ordnungshüter darauf ansprach, würde der wütend und hielt mir seine Kelle direkt vor die Nase. Die aber war ein monströser Bund Mangold. Ich glaube, ich sollte demnächst es vermeiden zu träumen. Oder einen Stand auf dem Wochenmarkt beantragen. Bis denne. Und immer noch iss September. Willie Nelson zum zweiten. Mit Sohn. Her mit dem Regen!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 02

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Kiel / Förde / Vom Schwedenkai blickend zum Norwegenkai / September 2019

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Der September, ein Alter ist er noch nicht, auch nicht mehr jung, kann aber immer wieder noch sehr jung tun oder sich sehr alt fühlen. Heute macht er wieder einen auf August und protzt mit Wärme rum. Es gibt diese Tage da riecht das Laub schon modrig und man mag an einer Ecke den Sensenmann stehen sehen. Morgen dann wieder? Nach kühlem Morgen und Schal Hoffnungshitze. Andere wagen es da nochmal Rosenkohl zu pflanzen. Kürbisse liegen rum und ich weiß stets nicht, wann ist denn nun der rechte Zeitpunkt das Erntemesser zu zücken. Die Kickerei beginnt und nach dem dritten Spieltag hageln schon wieder Prognosen vom Himmel. Wer in den letzten Tagen des Monats Mai Silberteller in den Konfettihimmel recken darf, hechelt man schon wieder hektisch vorraussagend in die dünne Spekulierluft. Mal so. Dann so. Ist der September ein April demnach, der gestern stürmte und heute verbrennt? Nein, ist er nicht. Denn ihm folgt kein sich mit großmäuligen, noch nie eingelösten Versprechen brüstender erster Mai. Davon als Nächstes mehr. Eher ein nachdenklicherer Oktober, welcher Blätter färbt und sich dem jungen Weine widmet. Den älteren aber nicht vernachlässigt. Wobei auch hier die Wetterkapriolen manch alte Erzählung sich in heiße Luft auflösen lassen. Der Septemberblick in den Spiegel bemerkt eigene und fremde Falten, akzeptiert die Lesebrille und den langsam sich immer mehr zerstückelnden Nachtschlaf, aber er ist noch in der Lage das Ganze einfach zu leugnen. Was ich nicht sehen will, habe ich nicht gesehen. Seltsamerweise finden im September oft Wahlkämpfe statt, gefüttert von der absurden Vorstellung, bald werde oder könne sich etwas ändern. Der September schmunzelt und stiefelt gelassen und ambivalent auf ein Jahresende zu. Soll er. Und man erntet schon fast die Reste. Wer aber seit Mai einen möglichen Sommer verpennt, muß zu Aldi. Frische und Liebe gibt’s auch eingeschweißt. Aber dafür wird’s dann richtig richtig billig.

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Ich werde, Prognose hin und her, und dies nicht nur bei der Kickerei, weiterhin das Unmögliche erhoffen. Forza die Eisernen. Und zur Not FC Aspirin. Und ein Haus, welches im September noch steht, stehen lassen.

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Jo, iss denn scho wied’r Spielzeitpaus …

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Bar „Zum mol einscht ausgestiegenem Freak*inle“ / Sarakiniko / Ithaka / 6. Juni 2023

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… wie das früher halt so war? Jetzt ist nun mal Rente. Alte Rituale bleiben aber. So hier, wurde eben entschieden, bis zum Ende der Bühnenlosigkeit, die bei mir schon länger anhält, ein therapeutischer Labberstop, der gut tue.

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Sah gestern, verstrohwitwert, eine sehr gute Dokumentation aus dem Jahre 2012 über die Rolling Stones. „Crossfire Hurricane“. Ein paar schöne Zitate aufgeschnappt. Rückwartsblickend und vorwärtsgeschaut.

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„Es gibt einen Riesenunterschied zwischen Schauspielerei und es wirklich zu genießen!“ (Mick Jagger)

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„Laß Dir eine gute Story nicht von der Wahrheit kaputt machen!“ (Keith Richards)

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„Wir können keine zweite Platte mit Coverversionen rausbringen. So geht es nicht weiter.“ (Brian Jones)

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„Man kann sich an das Gefühl unverwundbar zu sein gewöhnen. Vor allem wenn man es nicht ist!“ (Bill Wyman)

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„Wir machen Musik!“ (Charlie Watts)

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Wo die alten Seelenverkäufer mit den Namen einer Geliebten getauft wurden, kannst du auch mal einen (hoffentlich) verregneten Sommer verbringen. Zu Hause. Millionen Meilen entfernt von dir. Bis September übernehmen die Genossen mit Hinterm Hof ist Reimen vor Ort. Oder so.

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Löwen zu Wildsauen oder an den Rändern der Dorfstrasse wird applaudiert

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Istanbul / 27. März 2012

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Des Schauens müde

Die Fernbedienung im Schoß

Gibt das Blutdruckmessgerät keine Entwarnung

Irrlichternd den Trichter Neu Neu Neu ausgesaugt

Tik Track und Tok fieselschweifen arbeitsscheu vor sich hin

Und auf dem etwas zu hartem Sofa

Hyggeliger Stupor

Werden die Kissen befeuchtet

Mit der Traurigkeit des Überflusses

Unter dem Balkon die Wut schwappt höher

Der Westen ist am besten

Der Osten tut nur kosten

Brillenputztücher momentan ausverkauft

Die Welt steht Schlange

In der Berggasse

Slomkaesk

Freud Euch

Nicht zu spät

Hilfe

Schwarz die Wasser im Pool

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Der Löwe ist los / Die Ratten verlassen das sinkende Schiff / Kleine Fluchten

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Die Fähre verlassen in Klaipeda / Litauen / 21. Jui 2011

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Nichts gegen Absurdistan. Nichts gegen die notwendige Lautstärke in der ein oder anderen Auseinandersetzung. Nichts gegen alle Spielarten der Verzweiflung oder Hilflosigkeit. Nichts gegen eine rückwärtsgewandte Definition bisherigen Lebens oder Nichtlebens. Nichts gegen Manien körperlicher oder geistiger Spielart. Nichts gegen Obsessionen. Nichts gegen Süchte. Nichts gegen das Umdefinieren von Normalität in Krankheit, um sich selbst eine Art von gesteigertem Wert ans Revers zu heften. Nichts gegen die allgegenwärtigen kleineren oder größeren Fluchten. Noch nicht mal was gegen die Notwendigkeit als Clan überleben müssen zu meinen.

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Sollte man die arme Löwensau abknallen, weil vielleicht so eine Arschkrampe von Clanwichtigtuer das Vieh in Sachen Instagramwichtigkeit benötigte, aber nicht in der Lage war, auf das Teil aufzupassen? Fragen wir Anna oder Olli oder Friederich mit dem abgebrochenen Finger im rechten Nasenloch. Was macht denn Prigoschin so? Der langweilt sich. Feuer frei!

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Vor einiger Zeit lernte ich einen Menschen kennen im Theatergewebe selig. Voller aufrechter Empörung wurde mir mitgeteilt Instagram sei das Allerletzte und nie, nein, niemals im Leben. Unlängst guckelte ich, wie man das gelegentlich macht, im Netze rum und siehe da. Also doch. Wollte ich mal schauen dürfen. Dann wurde ich versperrt oder wie das heißt. Kenne mich da auch nicht aus. Oder nur solala. So simmer halt, wir Menschlein peinlich. Dachte an Gießen, wo sich dieser Tage die Autofahrer Tag und Nacht echauffieren, daß der seltsame Verkehrsversuch doch noch soviel mehr CO2 produziere und überhaupt. Während sie versuchen mit dem Vehikel die Stadt zu umrunden. Und man nehme den Bürger nicht mit, schreien sie, die ganz alleine in ihren überdimensionierten Kisten schwitzen. Quatsch! Die Luftkonditorei rattert bestimmt auf voller Drehzahl. Es ist offensichtlich ein Leichtes dieser Tage als Ratte jedwedes sinkende Schiff zu verlassen und trotzdem ehemals hochgejazzte Werte wider eigenen Tuns zu besingen. Mehr Ambivalenz geht kaum.

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Ulle hat gekokst! Ach nee? Man sieht nur mit dem Nasenloch gut.

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Kann man sich mit weniger Worten als der üblichen Suada gegen die lautstarken Zumutungen der Welt zur Wehr setzen? Könnte vielleicht Lebenszeit sparen. Eigene oder fremde? Gehe gleich mal in mich.

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Eben ein sehr gescheites Interview mit der Witwe von Wolfgang Herrndorf im Magazin der SZ gelesen. Ich zitiere unerlaubt: „Ich gucke manchmal auf Twitter, ob Wolfgang irgendwo erwähnt wird. Oft geht es dann um die Frage: Was würdet ihr machen, wenn ihr nur noch so und so lange zu leben habt? Dann kommen Sachen wie: Ein Buch schreiben, irgendwas Bleibendes schaffen. Das tut mir immer auch ein bißchen leid. Niemand ist gezwungen, sich noch irgendwie in die Welt einzuschreiben. Wenn ihr Bock habt, könnt ihr auch die letzten Jahre irgendeine Seifenoper gucken, das spielt keine Rolle!“ Danke dafür!

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„Die Gnade des Alters ist, daß man das, was man nicht mehr kann, auch nicht mehr will!“ Danke für den Hinweis an einen lieben Leser dieser Zeilen!

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Herrndorf, als eine Art Woyzeck andersrum, hatte sich ein „Pistolche“ gekauft. Nicht um Marie zu töten, sondern um das eigene beschädigte Hirn, sich selbst erlösend und entfesselnd, auszupusten. Er hatte nicht darauf gewartet, daß der Bundestag sich dazu gesetzgeberisch verhält. Genauso wenig wie einst mein Vater. Vielleicht hat das was mit Freiheit zu tun. Was geht die Politik ein Leben an? Was mein Tod? Schwere Frage. Dennoch: Deutschland schreit nach und braucht: zu viele Väter, Mütter. Man weigert sich erwachsen zu werden. Mit Verve. Und lechts wie rinks arg verbissen.

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Zurück zu den kleinen Fluchten. Was für ein herrlicher Film. Es lebe das Mofa! Statt Auto. Und auch statt brüllend ideologischer Fahrradfahrer.

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 19

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Kato Katelios / Kefalonia / 9. Juni 2023

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Das Schiff bleibt im Hafen. Und blickt auf die Berge der Vergangenheit.

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Das Leben als brisante Unwetterlage hat Einzug gehalten in unsere Welt / Gesellschaft / Stadt / Wohnung / Theaterbühne. Allenthalben Prognosen, gerne sensationslüstern, und das wohlfeile Entsetzen über die nächste Katastrophe hinterm Horizont, wo es angeblich ständig weiter geht, der aber auch mal gleich um die Ecke sein kann, quasi ein Art Brett vorm Kopp, während andere Welten / Gesellschaften / Städte / Wohnungen / Theaterbühnen schon lichterloh in Flammen stehen und bei uns endlose Schlangen vor den Eisdielen. Ja, da sind sie schon weitergegangen in Sachen radikaler Umschwünge aller Art, die da hinterm Horizont. Auf der Insel der Seligen, die ja gar nicht mehr so selig ist, aber etliche wünschen es sich halt ganz dolle, daß es so bliebe, jongliert man mit den Moralkeulen und diversen Sternchen und hasst vor sich rum. Den Horizont zu erweitern erweist sich als mühsamer denn je. Es wird nicht mehr verändert, man lässt sich verändern. Seltsam apathisch, aber trotzdem laut und großmäulig und irgendwelchen Prinzipien verhaftet, die man selbst nicht begreift. Und jetzt kleben die auch noch auf der Rollbahn, verhindern die grenzenlosen Freiheiten über den Wo(l)ken. Schnappatmung, hier wie dort. War das Leben nicht schon immer eine brisante Unwetterlage? Wenn man es denn – Achtung! Triggerwarnung! Binsenweisheit! – na ja, allianzfrei lebt? Wie reimten wir als Abiturienten? Und hast Du endlich ausgekichert, hoffentlich allianzversichert.

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Der sichere Hafen. Heimathafen wird ja auch gerne genommen. Heute wurde mir gemailt, daß ein übelwollender Sturm über dem guten alten Bodensee, etliche Boote aus den so sicheren Häfen rausgepustet hat und dann im See versenkte. Wellen bis zu zwei Meter hoch am kuscheligen Bodensee. Nicht schlecht. Der Horizont, so vernagelt er auch bei etlichen sein mag, er wird zum Tellerrand. Man wird den Eindruck nicht los, da der Blick auf die einst erfolgreich bestiegenen Wohlstandsberge fixiert bleibt, hat sich in weiten Teilen wieder die Theorie durchgesetzt, lechts wie rinks, daß die Welt vielleicht doch eine Scheibe sei. Kann auch mal divers sein.

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Einer der dümmsten Sätze überhaupt: Ich will einfach nur meine Ruhe.

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Was ist aber bitte ein Verkehrsversuch? Petting? Ohne Zunge? Güldet nicht. Entschuldigung, bin in die Kategorie Gießen verrutscht. Davon bald mehr.

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Eine genaue Betrachtung des eigenen Denkens ist oft schwer zu ertragen. Die ureignen Reflexe ersetzen? Womit aber?

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 14

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Agios Nikolaos / Friedhof / Peratata / 3. Juni 2023

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Was wird auf meinem Grabstein steh’n. Überraschung?

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Wollte er gehen, so stolperte er? Wir hatten uns in ihm getäuscht? Er war einer von uns? Hätte er weniger gedacht, wäre mehr Leben möglich gewesen? Wanderer, verweile nicht länger als nötig? A schöne Leich‘? Da liegt einer (ohne Name!)? Entschuldigung? Es war nicht zu vermeiden?

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Da debattieren sie im Bundestag heute zwei Gesetzentwürfe in Sachen Beihilfe zum Selbstmord. Sie nennen es assistierten Suizid. Was ein grauenhafter Sprech. Sehr zwiespältige Angelegenheit. Erst verlängern wir mit modernster Medizin das Leben ins Unendliche und dann muß eine Abzweigung eingebaut werden. Hatten einst nicht, die die es sich leisten konnten, den Ring am Finger mit dem kleinen Giftbehälter, um sich in der größten Not den Schierlingsbecher selbst zu mixen? Ist man aber tatsächlich Herr seines Schicksals? Ich glaube, obwohl ich nicht wirklich glaube, nicht so recht daran. Gibt es so etwas wie Dankbarkeit für das Geschenk Leben? Lohnen Klagen und Vorwürfe, die man den ungerührten Göttern vor die Füße schleudert? Ersetzt ein Bundesverfassungsgericht den Priester? Die Schuldfragen. Darf man schuldbeladen gehen? Einfach so. Weil man nicht mehr kann? Die Schnauze voll hat? Zurück zur Dankbarkeit. Ich weiß es wirklich nicht. Fällt unser Umgang mit Muttern Erde eigentlich auch unter assistierter Suizid?

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Seit sich mein Vater vor 50 Jahren selbsthändig vom Leben verabschiedet hat – mit gerade mal 48 Jahren und dem Krieg im Körper – bin bei diesem Thema natürlich belastet. Ich weiß immer noch nicht wie tiefgehend das mein Leben beeinflusst hat. Daß dies doch schwierige Startbedingungen waren, war mir nicht immer klar. Mit zunehmendem Alter begreife ich mehr. Es ist jedoch weiterhin nur ein Ahnen, kein Bescheidwissen.

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Sitze ich an der Tastatur schaut mir Helmut Schmidt über die Schulter, wie ihn Bernhard Heisig im Jahre 1986 malte. Darunter Schmidts Lieblingsgedicht von Robert Frost.

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The woods are lovely, dark and deep

But I have promises to keep

And miles to go before I sleep

And miles to go before I sleep

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Bob Dylan sang schon als Jungspund auf seiner ersten Platte mit Altmännerstimme vom selbstbestimmten Tod. Da hatte er noch einige Wegstrecken vor sich. Jetzt ist er „never ending“. Ja, es gibt noch etliche Meilen zu gehen. Besser zu zweit. Verantwortung beginnt beim Gegenüber.

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 13

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Am Rande des Parkplatzes vor der Drogarati – Höhle / bei Sami / Kefalonia / 31. Mai 2023

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Besser sich nicht selbst aller Überraschung entledigen. Vor der Zeit.

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Der Bauer oder der Fischer oder der Bergführer blickten kurz zum Himmel. Da kommt heut‘ noch Regen. Heut‘ Abend wird es wohl stürmisch. Heut‘ bleiben wir lieber im Tal. Heut‘? Kaum fahre ich den Rechner hoch überfallen mich Wettervorhersagen. Keine stimmt. Die sinnentleerten Prophezeiungen der Moderne. Die Superlative jagen sich gegenseitig. Kann ich heute noch grillen? Joggen gegen den Wind? Wird mein SUV nass?

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Man kann auch ohne Schirm sein Haus verlassen, wenn das große Unwetter angekündigt wurde, welches den kleinen hysterischen Ort, in dem ich wohne, sowieso ständig meidet. Was soll es da? Darf ja gar nicht mehr in die Innenstadt fahren. Klage, oh Gießen, klage! Neue Lieder sind Dir fremd.

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Hatte gestern noch in Sachen Horst Dieter Höttges hin und her gemailt. Am Spielfeldrand tauchte auf und in den Untiefen der Erinnerung – sinnfreies Wissen – ein Ole Björnmose. Mein Bruder und ich und die gesamte jungmännlich selige Bundesrepublik sammelte damals und tauschte Fußballbildchen. Und klebte. Der zweite BRD – Däne nach Kuh Karoline, der erst bei Werder Bremen kickte und eigentlich erst beim HSV so richtig – Triggerwarnung! Boomerbesserwissersprache! – reüssierte. Man kann sich vorstellen was dieser Name für ein Gegiggel bei den unwissend lederbehosten Buben auslöste. Das hat mich angenehm überrascht, daß dieser Dänenkicker noch in den hinteren Synapsen meines Hirns rumturnte.

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Huch! Hoppla! Jetzt aber! Also hömma! Da fällt einem doch glatt die Kinnlade runter. Das habe ich so nicht kommen sehen. Hoffentlich Allianz versichert. Was erwarte Mensch? Drum mach Dir einen Plan und sei ein großes Licht. Und mach noch einen zweiten Plan. Auch der tut es wohl auch nicht. Zu Risiken und Nebenwirkungen in Sachen Existenz auf diesem wüsten Planeten, lesen Sie gelegentlich ein Buch oder fragen Sie Ihren Navi. Überraschung! Wie Rudi Carrell einst nuschelte.

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Vor zwei Tagen, ich saß vor mich hin klampfend im Hinterhof, durfte ich mithören wie mein Nachbar aus Kasachstan, der lieber nicht mehr Russe sein mag, den anderen Nachbarn erklärte, was Deutschland sei. Und was zu tun sei, um dieses Land wieder nach vorne zu bringen. Den DfB auflösen? Die Regierung entscholzen? Belindnern? Theaterzwang und Lesepflicht frei nach Karl Valentin einführen?  CO2 – Abdruckkontrollen in die Steuererklärung einfügen? Sekundenkleber verbieten? Nein. Das Recht auf einen innerstädtischen Parkplatz ins Grundgesetz einspeisen. Er wusste Bescheid. Man grinst, aber leicht bitter. Überraschend war es nicht.

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Zurück zu Herrn Dylan. Halt Dein Gesicht in die Winde aller Art. Ich weiß wie ich heiße, aber ich weiß nicht wer ich bin. Was wird auf meinem Grabstein steh’n. Überraschung?

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