Ohne weitere Worte lange laut reden

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Der Wal wutschwanger

Man umwickelt die Trommelstöcke

Mit Bast Klebebändern Leim

Sie kennen keine Worte

Sie singen nicht

Ohne Umweg aus dem Arm

Ins schwingende Fell geschlagen

Moby Dick aus dem Ozean alter Verwerfungen und Schmerzen

Taucht auf

Auf spielst Du zum Tanz

Ahab wird verlieren müssen

Das Unterbewußte narrst Du nicht

Nutze Dein Holzbein

Dein Takt

Dein klackender Tanz

Alter Mann

Schwitzende Rachestirn

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(Gießen / 19. August 2022 / immer noch kein rechter Regen!)

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Was machst Du eigentlich? / Im Hinterhof sitzen 3 / Spätburgunder / L(i)eben

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Vor Kassel / Oder hinter Göttingen / Speisewagen DB / Riesling / keine Klagen / 22. 09. 2021

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Die Himmel werden gelb

Und gelber

Drohen

Die Gewitter fordern

Entscheidungen

Wir sind nicht mehr fähig

Unwetter an uns

Vorbei zu

Lass sie doch ziehen

Was donnert so laut da

In der Ferne

Einundzwanzig Zweiundzwanzig Dreiundzwanzig

Nähe

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Was machst Du eigentlich so? / An den Ufern sitzen 2 / Bier trinken / L(i)eben

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Hamburg / Landungsbrücken / Fischrestaurant / Holsten / 22. September 2021

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Quantum 1 revisited (für A.)

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Irrtümlich

Irrte ich

Ist ja irre

Wie war das nochmal

Ich erinnere das anders

Nein da liegst Du einfach

Falsch

Liegst einfach nur rum zu faul

Zum Denken ist der Mensch nicht geboren

Danach

Davor vielleicht sollte man jedoch

Was man nicht tut weil man tut

Was man

Es tutet

*

Auf der Elbe ziehen die Pötte dahin

Ruhigen Schrittes auf fauligem Wasser

Auf der Reeperbahn hängen Bilder aus

Mainz

Halbe Sachen

Lachen mich an wie

Kleine Biere bestelle ich nicht

*

(Quantum / Gießen heute)

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quantum 1 (eigentlich für a.)

man entwertet fahrkarten

sie haben dich von

hier nach dort gebracht

angelangt am zielpunkt

vergesse ich den weg

schlimmer noch: den

startpunkt

achtlos zerknülltes

papier

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(quantum / gießen / 27.12.2021)

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Am beschste: Machsch de Fernseher aus, schausch de Tabelle nit an, bringt eh alles nix. Spielsch! Übsch! (C. Streich)

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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die flucht in den frühling

brach er ab

die kleine lauchzwiebel

hing geknickt und von einer

gnadenlosen sonne geprügelt

windschief über der krume

nicht zu viel gießen

dachte er noch

als er die dritte kanne über das halbtote

gewächslein zart

gekippt hatte

man könne auch ersaufen in der

trockenheit

fiel es ihm auf die feuchten schuhe

denke nicht an das gericht

an die pfanne

an die vollendung

weit vor der ernte

morgen anders

gießen

sachter verbrennen

üben

es ist kein spiel

das man nicht erlernen

könnte oder

*

Erwachte heute Morgen aus einem seltsamen Traum. Lief durch ein altes Theater. Überall wurde gearbeitet. Hektisch. Es wirkte ein bisserl wie Aufräumarbeiten nach einem Überfall, Krieg. Viel Schwarz, viel Verkohltes. Alle Türen waren zugestellt mit Sperrmüll. Zum Mitnehmen. Zum Verschenken. Viele neue Türen auch noch. War da was? Ich kannte mich nicht mehr aus. Wurde angesprochen: Als sie noch hier waren, war es aufgeräumter. Ich verneinte und stieg über einen Sperrmüllberg. Ein letzter Raum. Kaum beleuchtet. In lumpigen Kostümen – Motto: der morbide Chic – lagen alte Kollegen von mir erschöpft auf den Boden. Keine Regie in der Nähe. Es war kalt. Ich fragte: Ist das jetzt so eine Art Hauptprobe? Habt Ihr die schon gehabt? Ein geschätzter Kollege, mit dem ich viel gestritten habe, bis wir uns endlich „liebten“, antwortete: Ja. Hauptprobe. Wir haben morgen Premiere: am 3. Mai. Ich erwachte sehr verwirrt und flach ATMEND. Aber atmend immerhin noch.

*

Jetzt ist es weit nach Mittag und dieser Traum läuft mir immer noch hinterher und beißt mir in die Waden. Ich schiebe die Steuererklärung vor mir her.

*

Es wird Zeit – Eintracht Frankfurt hin oder her, liebe Hessen – mal ein richtiges Langgedicht auf Christian Streich zu verfassen. Auch die Rente muß man üben. Hoffentlich spielerisch wie Christian Streich. Jedoch: Der übt jetzt auch das Verlieren. Tja! Scheinsouveränität rules ok!

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Lieber Fragenkatalog: nötiges Update

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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Als ich aufbrach

Als ich ging

Als ich weiterreiste

Wo warst Du

*

Als ich aufbrach

Als ich ging

Als ich weiterreiste

Wo war ich

*

Als ich aufbrach

Als ich ging

Als ich weiterreiste

War da was

*

Als Du aufbrachst

Als Du gingst

Als Du weitergereist

Ein Kondensstreifen

An dem die Wolken vorbeihuschen

*

Als wir aufbrachen

Als wir gingen

Als wir weiterreisten

Blieben wir steh’n

Maulwürfe lebensfroh blind

*

Dann brach ich auf

Ging

Buchte eine Reise

Blieb sitzen

Auf dem neuen Sofa

Und jonglierte mit

Kartoffelchips

Den besonders scharfen

Wer nicht wagt

*

(gießen / eben / die sonne scheint / es ist zu heiß)

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Den Frühling auf den Wangen, den Winter im Herzen (Georg Büchner)

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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Den Frühling auf den Wangen

den Winter im Herzen

brachen wir auf

leugnend unsere übereilte Flucht

Als wir stolperten

lachten wir auf laut und zu schrill

als wollten wir spielen mit dem

Schmerz

Wir zogen uns

mutig kichernd wie einst auf dem Bolzplatz

die Kiesel mit Pinzetten

aus den schrundigen Knien

liefen weiter

mehr wissend von der Vergeblichkeit

nicht dies nein nicht dies

Schweige bitte

*

Als ich vor der Mauer stand

mich umdrehte in Panik

blickte ich in voll aufgeblendete Scheinwerfer

Ich schrie auf

unter Wasser schwerer Traum

Das Licht implodierte

Es blieb nicht als ein funkelndes Katzenauge

welches reflektierte die Glut des Eisbrockens

der wuchs in mir unaufhörlich

Ein Passant lobte mich ob meiner gesunden

Gesichtsfarbe

Wenigstens auf meine Wangen ist

Verlaß

Mich aber nicht

*

Ein Traum endet mit dem Erwachen

Manchmal

Ich schlug die Augen auf

Spatzen pickten die Brotkrumen des gestrigen Tages

von meinem Fensterbrett fordernd

Die Tauben verscheuchte ich

vom Dach

und streckte die Hand aus dem Fenster

Hagelkörner fielen

aus einem stahlblauen Himmel

Eisheilige

die wir waren

*

(gießen / türmchen / 11. mai 2022 / grauburgunder)

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Das war die Anregung:

GOUVERNANTE. Denken Sie nicht an den Menschen!

LENA. Er war so alt unter seinen blonden Locken. Den Frühling auf den Wangen und den Winter im Herzen! Das ist traurig. Der müde Leib findet sein Schlafkissen überall, doch wenn der Geist müd ist, wo soll er ruhen? Es kommt mir ein entsetzlicher Gedanke: ich glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, unheilbar, bloß weil sie sind.

(Leonce und Lena / 2. Akt / 3.Szene)

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Und das noch:

„Es wäre schrecklich, wenn Russland siegt, aber womöglich noch schrecklicher, wenn es verliert!“ (Jens Stoltenberg)

Ich weiß: Zweifel rettet keine Menschenleben. Aber erlaubt sollte er bleiben.

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Ich weiß nicht mehr, wann es denn nun war, daß wir einschliefen linksherum?

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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Ich weiß nicht mehr wann es war, daß wir einschliefen

*

Ich weiß nicht mehr wann es war, daß wir einschliefen

Noch nicht mal mehr mag ich mich erinnern daran

Ob, der Du Sibiriens Weiten bewässerst,

ob Du es noch weißt

War das Sofa im Gästezimmer unseres preiswerten

Wissens

Oh Matratze

Geteert oder gefedert mit der Moral

Dort wo wir alles ahnten schlafend hellwach

Die warmen Socken an den frierenden Füßen

Die nicht laufen wollten irgendwohin

Die nur kaufen wollten

Erlösung

Das Lieben ist aber und darf nicht sein nur

Arbeit am Erlaß

Nach Canossa lassen wir gehen andere

Täter

Tätärätä

Und opfern unsere Schuld im Namen

Fremder Herren

Und nennen sie

Vergangenheit

Gebissen in unsere Kissen

Oder

Wir vergaß(t)en wann wir einschliefen

Aufwachgarantien

Kann man sich nicht als eine App

Runterladen

Jeder Mensch ist mal alleine

Alte Lieder sind die Lieder

Die den neuen Liedern folgen

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(gießen / 9. mai 2022 / tag der frage, wer wenn denn nun wen befreite von was)

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Siebenmal ein Scheitern in die Welt rufen freudig / Liebe in Zeiten des Krieges / Reime aus dem Speisewagen / 07

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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7

Aus einer anderen

Versunkenen Welt taumelnd

Betrat ich den Hinterhof

In dem ich vor über vierzig Jahren

Die Traumkräuter kaufte

Knickte um vor einer Erinnerung

Rieb mir die Knie auf

Legte meinen berstenden Kopf

Auf ihren Altar

Und weinte Tränen aus

Honig

Bis sie schweigen ging

Ich pisste die Erbsen an die Wand

Stillgestanden, Franz, stillgestanden

*