Wo ist die Zeit? / Leere Räume sollten leere Räume sein / Peter Brook ist tot

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Gotha / Ekhof – Theater / 7. Oktober 2021

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Zwei Meister waren mir Vorbild als Theaterschaffender. Der große Grummler George Tabori: „Und wenn Du mit Deiner Aufführung nur eine Seele im Publikum berühren konntest, hat sich Deine Arbeit gelohnt.“ Und der nun verstorbene Peter Brook: „Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte Bühne nennen. Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist.“

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Eines meiner beeindruckendsten Theatererlebnisse: 1983 Staatstheater Stuttgart. Gastspiel von Brooks Inszenierung. „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte.“ Vier unfaßbar gute, weil auf das Wesentliche reduziert inszenierte Schauspieler. Ein Musiker. Der Raum: ein Teppich. Zwei Stühle. Zwei Lampen. Ein Kleiderständer. Gehirne, denen man beim Denken zusehen durfte. Körper, die Erkenntnisse abbildeten. Im leeren Raum. Es zumindest versuchten. Er ließ sie machen. Ein großer Meister.

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Sein Hauptwerk „Der leere Raum“ habe ich bestimmt dreimal gekauft und noch öfters verliehen. Nie zurückbekommen. Muß wohl ein gutes Buch sein. Heute sind leere Räume selten. Hektische Projektionen überfluten sie. Setzen das Denken unter Wasser. Scheinemotionale Videos erzeugen Nähe aka Enge und kleistern die Türen der Erkenntnis zu. Es quillt so manches über. Die Flüße trocknen derweilen aus. Zurück zur Windmaschine!

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Will ich herausfinden, ob zum Beispiel ein Italiener einen mehrmaligen Besuch wert ist, bestelle ich beim ersten Mal eine Pizza Margherita. Oder Spaghetti Bolognese. Der Rest erledigt sich von selbst. Legt aber eine Grieche eine Orangenscheibe neben die gebratene Leber, muß ich leider aufstehen. Große Lieder auf kleinen Tellern servieren ist Blödsinn.

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