Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 09

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Lourdata / Strand / Stammbar / Das Gedankenabflußloch / Oben der Regen / 29.5. bis 12.6.23

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Gehen wir woanders hin.

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„Gehen wir woanders hin, gehen wir woanders hin

nur die Verrücktheit des Verstands ist uns als Pfand geblieben

in diesem Gemüseeintopf der Welt

sind wir das Salz geworden.“

(singt Giorgos Dalaras / siehe vorgestern)

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Also betrachten wir die Welt. Sagen wir. Oder ich. Meist bleibt es beim Blick in den Spiegel. Spiegel sind gerne trübe oder voller Zahnpastaspritzer. Was soll man morgens denn tun mit müder werdenden Knochen und Innereien, als sich dem Tag vorsichtig anzunähern? Die Welt retten? Ich bin ja kaum mehr in der Lage meine Vorhaben in die Nähe eines Hauchs von Verwirklichung zu schieben. Und keiner ist dran schuld. Ich auch nicht. Was wäre zu begreifen?

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Gestern bei Fluß mit Flair, eine der wenigen noch sympathischen Kulturveranstaltungen in Little Gießen und man trifft tatsächlich da noch Altbekannte, saß ich beim Außenstand der Weinstubb in der Steinstrasse, rieslingend. Auf der Nebenbierbank eine Familie und Opi. Das Kind, ich schätze knappe zwo Jahre, entdeckt Bierbank, heißt begreift sie. Fasst dahin, dorthin, von unten, von oben, drauftrommeln aufs marode Holz, Standfestigkeit überprüfen und grinst den Weintrinker visavis dauerhaft an. Die Welt anfassen. Begreifen. Wie anno dunnemals man selbst.

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Später müssen wir anfangen zu sprechen. Meist ein Gelabber. Die Haptik stirbt. Man textet seine vermeintliche Liebe zu. Mit unbedeutenden Wichtigkeiten. Spiegelfechterei. Der Verstand vorgetäuscht und nur ein trauriger Versuch der eigenen Verrückung von der Welt Gestalt zu geben. Wortberge. Bücherschränke. Beschränkte man sich auf den Haiku wurde IKEA schon längst pleite sein. Kein einziges Billy wäre mehr nötig.

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Einschub. Eben klingelt es. Ein Heizungsdingerableser verlangt Einlaß. Er müsse in unsere Küche. Das Ding sei kaputt. Ich: Hä? Das Ableseteil sende keine Funksignale mehr. Neues Teil nötig. Man wird also abgehört. Gut. Iss ja wohl nicht mehr der Putin, sondern Prigoschin Wagner. Perverses Wochenende. Die Welt drückt dem Nachfolgemassenmörder die Daumen.

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Zurück in den Gemüseeintopf namens Welt. Da schwimmt man neben ein paar zu weich gekochten Karotten und meint man sei die Fleischeinlage. Hat aber meist die eigene Suppe versalzen. Hinter Dir, wenn Du Glück hast Gedankenberge, an denen sich jemand abregnen kann und unten am Strand, unter der Straße lasse ein Loch. Da kann das Denkwasser zurückfließen. Ins Meer. Dann wieder zum Regen werden. And so on and on. Asche zu Asche. Schützt auch Gemüsebeete vor dem Austrocknen, die Asche.

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Egal wohin wir gehen, es ist immer woanders.

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