Nachricht aus dem Nachlösewagen 27

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Da stehe ich rum. Immer noch. Vorsätze. Frierend. Schwitzend. Inzwischen gar nicht mehr denkend. An das. Anklopfen. Aber. Das Danach. Später.

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Widde Widde Wit. Alles so schön bunt hier. Vor der Türe verriegelt ich. Rumstehen. Inzwischen. Nicht vor dem Gesetz. Pegel runter. Besser. Vor den Toren stehen die Toren. Stolze Esel. Was haben sie verbrochen. Ein Leben. Lediglich. Ach mein Schienenbus. Bleibe er stehen. Die Fahrpläne singen doch von der Beliebigkeit nur. Von den Toren und vor den Toren der Stille. Stehen. Still. Es verhasen die Harren. Quatsch. Es verharren die Hasen. Setzen sich eine Perücke über die Löffel. Wären. So gerne. Ein Löwe. Mal.

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Alles so schön grau hier. Heute Nacht. Aber. Werde ich sein. Ein Schauspieler. An den Tagen unsichtbar stets. Die Dämmerung. Nun denn. Ich ein Glühwürmchen. Zeigefinger ins Auditorium. Stumm. Dumm. Bewunderung. Ersehnt. Morgen wieder Eckensteher. Denkdrückeberger.

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Akku leer. Wo. Bitte. Darf ich meinen Welterkenntnis-Fundus aufladen. Alle Ladesäulen besetzt. Die Klagen lauter. Es gäbe sie nicht. Die ewigen Säulen. Man fühlt sich so. Verladen. Und suhlt sich in den Sumpfgenüssen unverbindlicher Schmerzen. Löse mich auf. Komme mir abhanden. Soso?

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Die wiederkehrenden Träume. Gleißender Schnee. Schneeblind. Meine Augen verweigern den Dienst. Tränen. Aber nur. Ein Mensch. Der Eine. Einzige. Wird Dich weinen. Lassen. Sonst schafft das keiner. Aber das Ego.

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Alles so schön bunt hier. Vor der geschlossenen Türe. Es rüttelt der Falke. Ich nicht mehr. An den Gattern. Ich streichle meinen Nachlösewagen. Von rechts. Von links. Bleib. Stehen. Alter Genosse. Bleibe stehen er nur.

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Ein alter Freund. Wenn er besoffen. Sagte er zu mir. Ich lass Dich jetzt. Ich trank dann weiter. Ohne ihn. Weiter. Bis ich aufhörte. Bis denne dann.

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 26

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Ich klopfte nicht an. Zweifel. Ich habe dann auch nicht mehr angeklopft. Nach diesem letzten Traum. Der drinnen. Geschehen. Wenn er das war. Ein Traum. Ein Träumen. Vom Klopfen. An verrammelten Türen. Die mich anglotzten. Kann ich denn. Verlassen. Müssen. Können. Wollen. Nicht sollen. Den Nachlösewagen einfach. Lass ihn doch in Ruhe. Bleibe. Gehadert werden aber doch. Muß. Vor dem Schienenbus. Vor dem Gesetz. Vor der vergangenen Zeit. Was das Verbrechen. Meins. Deins. Welches. Fränzchen. Franz. Aber. Sollte ich doch. Anklopfen. Manche treten Türen ein.

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Ich klopfte nicht an. Ich habe dann auch nicht mehr angeklopft. Nach diesem letzten Traum. Stand jetzt. Stehe ich. Draußen. Wärmer das Licht. Die Lüfte. Wer nicht klopft. Wenn nicht jetzt. Ach. Verzicht schadet denen, die Türen eintreten. Müssen. Können. Wollen. Nicht sollen. Verzeihung. Dummes Geschwätz. Was tun. Auf dem Bahnsteig gibt es keine Bänke. Keiner begrüßt das Warten. Nach dem Ende des Winters beklage ich die Wärme. Der Schienenbus errötet. Ein bisserl mehr. Aber sonst. Das Licht. Die Hitze. Erinnerungen. Und jetzt?

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Jeden Morgen haben wir die Möglichkeit

Daß wir liegenbleiben oder gehen

Daß wir Blinde bleiben oder sehn

Breiten wir die Flügel aus

Oder stehn wir zögernd auf dem Dach

Halten wir’s mit unsrer Liebe aus

Oder trauern wir ihr nach

Jeden Morgen haben wir die Möglichkeit

Amboß oder Hammer sein

Blumen werfen oder einen Stein

Halten wir den kleinen Finger hin

Oder geben wir die ganze Hand

Wollen wir auf Sparflamme drehn

Oder sind wir bald verbrannt

Fünf Minuten noch liegen

Auf unserm dicken Fell

Die Knochen gradebiegen

Draußen wird es schon hell

Freunde, nun laßt uns fliegen

Wir wollten doch irgendwohin

Wir sind schon zu lange geblieben

Wo wir nur zwischengelandet sind

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 25

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Der Schlaf ist nicht mein Freund. Schon lange nicht mehr. Aber wir bleiben uns gewogen. Weiterhin. Ich habe mir ein Eckchen eingerichtet. Ein Eckelein. Ein Eckeleinchen. Im Nachlösewagen. Dort lässt sich nachtträumen. Tagträumen. Gewiß vermisse ich das Rattern der Schienen unter dem dahinjagenden – naja – Schienenbus. Aber die Stille. Das Stillestehen. Der stille Steher steht. Wertvoller Tag für Tag. Die alten Decken wärmen noch. Immer. Die Nächte kalt weiterhin. Die Tage nun brennen auf das alte rote Blech herab. Der Schienenbus steht. Will er sich noch einmal bewegen. Ich träume. Oder sehe. Rauhreif. Vereisung der Außenwelt. Stopzeichen. Schranken. Zölle. Gebrüll. Ich schrecke auf. Das Telefon. Klingelt. Im anderen Wagen. Oder doch. In dem Wagen in dem. Ich.

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Ich schrecke auf. Das Telefon. Klingelt. Im anderen Wagen. Oder doch. In dem Wagen in dem. Ich hebe ab. Die Schaffnerin. Ihre Stimme knarzt. Vielleicht betrunken. Sie habe mit dem Lokführer. Konferiert. Fragezeichen. Er grüße. Aus einer Klinik. Zu oft seien in den letzten zwei Jahren vom Leben gemüdete Gestalten auf den Geleisen. Er stieg in die Eisen. Vergeblich. Er würde gerne weiterhin. Er lasse mich grüßen. Unbekannterweise. Und sie käme vorbei. Morgen. Bald. Oder gleich. Aber dann schon. Klick. Klack. Der Hörer noch in meiner Hand. Ich blicke aus dem Fenster. Immer noch Rauhreif. Frostige Ausblicke. Träume wohl. Oder auch nicht. Ach ja. Ich solle mich selber befragen. Die letzten Worte der Schaffnerin. Aber sie käme. Gewiß.

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„Ok. Darf ich was fragen?“

„Wen?“

„Wir kennen uns doch!“

„Die Einen sagen so und die Anderen sagen auch was!“

„Nun denn! Stellen Sie sich vor ich wäre ein Sportberichterstatter!“

„Also eine Dame. Etwas zu schrill gekleidet!“

„Nun denn. Die Frage wäre, ob Sie Ihre momentanen, also eben vorherrschenden Emotionen in Worte …“

„Ich fass‘ es nicht!“

„Aber ich habe doch etwas gefragt!“

„Das Leben ist kein Wintersportwochenende!“

„Bitte! Ich kann auch mit den Wimpern klimpern!“

„Kurz und knapp: Frei aber einsam!“

„Was fehlt Ihnen also? Ein Lokführer!“

„Das auf keinen Fall!“

„Was denn?“

„Ich kann meine Fahrkarte nicht mehr finden!“

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Soweit der Traum. Tag. Oder. Nacht. Ich stehe doch vor der verschlossenen Türe. Sagte ich das nicht. Unlängst.

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 24

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Ich habe einen Auftrag. Der wurde mir aufgetragen. Auch wenn es vielleicht nur Anregung. Bewegen Sie Ihren faulig vor sich hinmodernden Pöter mal wieder Richtung Hirn. Frische Luft. Denke ich. Dachte ich. Erfülle den Auftrag. Und stand. Nicht drinnen wie einst das Bobbele. Draußen aber. Vor meinem Schienenbus. Den ich ins Herz geschlossen. Verschlossen jedoch mein Freund. Ich nun ante portas. Dies gilt es zu dokumentieren. Nach der Empörung ist meistens vor der Empörung. Empört. Was ist geschehen.

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Was ist geschehen. Das war geschehen. Ich weiß nicht mehr. Aber vermute. Man klopfte an eine der beschlagenen Scheiben. Meines Schienenbusses. Ja. Meiner. Ist ja sonst auch keiner. Hier. Post. Post für sie. Streiken die nicht gerade alle. Mein Kopf ruht auf meinen Knien. Es ist wieder kühler geworden. Dennoch viel zu warm. Ja. Ja. Damals. Durch die Ritzen der Türe schiebt sich ein Zettel. Sie haben dem Ablageort Bahnsteig zugestimmt. Dann ein privater Hinweis. Für das Schreiben eines Liedes könnte das Paket sinnstiftend sein. Können. Würden. Werden. Und jetzt stehe ich draußen. Vor verschlossener Türe. Drinnen aber ich. In meinem Kopf. Fragmente.

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Entwurf eines Textes zum vielleicht nächstem Lied (Auftragsarbeit)

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Der Blues der Beamten

Er klingt selten samten

Der Blues der Beamten

Er klingt meist bemüht

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Der Blues der Verwalter

Besingt nur das Alter

Der Blues der Verwalter

Präcoxt verfrüht

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Der Blues der Lehrer

Wenn ein Blues noch wär‘ er

Der Blues der Lehrer

Im Verborgenen blüht

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Der Blues der Maschinen

Will niemandem dienen

Der Blues der Maschinen

Im eig’nen Saft brüht

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Ich bin ein neugieriger Grübler

Das macht den Blues noch übler

Es wird auf alle Fälle schlimmer

Falls der Blues nicht mehr glüht

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 23

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Ich bin überrascht. Auch. Aber es war zu erwarten. Eigentlich. Es gibt Menschen, die gerne mal vorbeischauen. Vorbeischauen müssen. Dienstlich. Oder auf Grund einer wie auch immer gearteten Prägung. Aber sie müssen. Oft nur einen routinierten Blick vor Deine Füße werfen. Und ab dafür. Jedoch. Kurze wertvolle Momente von Begegnung. Freundliche Bedienungen. Wobei. Freundlichkeit. Senilität feiert Attraktivität. Aufmerksamkeit. Leugnet das eigene Hinwegdiffundieren. Oder. Sonst. Zum Beispiel. Da hat man eine Rentnerkarte erworben. Ich möchte kontrolliert werden. Aufrechter Bürger. Bürge einer längst verschrotteten Moralität. Und ich freue mich. Über Kontrollen. Gelegentlich. Mittlerweile aber.

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Ich bin überrascht. Auch. Aber es war zu erwarten. Da ist sie wieder. Die Schaffnerin. Inzwischen haben die Strähnchen in ihrem fadenscheinigen Haarschopf eine andere Färbung angenommen. Blauer. Ziemlich. Hat sie abgenommen. Vielleicht. Es ist ja mittlerweile Fastenzeit. Sie strahlt. Etwas übertrieben freundlich. Aber immer noch angenehm. Wer beginnt zu sprechen. Mein linkes Bein ist eingeschlafen. Das sollte aber kein Thema werden. Müssen. Ich krame den Geldbeutel aus der Manteltasche. Viel zu warm angezogen für die Temperaturen der letzten Tage. Wo ist die Rentnerkarte. Meine Berechtigung. Falls der Schienenbus. Fährt nochmal.

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„Schön Sie wieder zu sehen. Frau Schaffnerin! Was führt Sie zu mir?“

„Nu!“

„Mein gestriges Telefonat?“

„Nu!“

„Die Pflicht? Ein Reflex? Die Langeweile? Die Ewigliche?“

„Nu!“

„Ich könnte Ihnen meine Rentnerkarte zeigen! Prophylaktisch. Im Falle eines Fahrens.“

„Mein Gudster! Laß er seine Berechtigung stecken. Wollte er nicht eine Weiterfahrt kaufen. Wo er doch eine Karte in seinen Händen hält.“

„Und?“

„Was?“

„Wie geht es dem Lokführer?“

„Er wartet auf den Fahrgastansturm!“

„Aber ich bin doch hier!“

„Ich sprach, mein Gudster, von den Stürmen, nicht von lauwarmen Gebläseleinchen.“

„Und nun?“

„Schreiben Sie mal wieder ein Lied! Bis bald!“

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 22

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Ich muß aufstehen. Ich sollte aufstehen. Es wäre gut, wenn ich mich bewegte. Und nicht nur deshalb, weil mich in den Träumen der letzten immer noch sehr kalten Nächte ununterbrochen ein Orange angebrüllt hatte. Im Märzen der Denker. Eingespannt. Einspänner. Aus. Asche. Aschenkreuz auf der Stirn. Der Nubbel ist verbrannt. Die Strohmänner namens Winter auch. Trotzdem bleibt es kalt. Ich muß aufstehen. Ich sollte aufstehen. Es wäre gut, wenn ich mich bewegte. Das Telefon klingelt.

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Das Telefon klingelt. Klingelt und klingelt. Penetrant. Ich wohne hier nicht. Ich warte hier nur. Noch nicht einmal auf Godot. Ich habe das ein aus dem Fenster hinausschauen und den Stillstand besingen inzwischen angenommen. Angenommen der Fall. Ich muß aufstehen. Ich sollte aufstehen. Es wäre gut, wenn ich mich bewegte. Das Telefon klingelt. Ohn‘ Unterlaß. Ohn‘ Unterlaß. Darf man fremde Telefone berühren. Notfalls. Wer ruft an. Es hört nicht auf. Es hört und hört nicht auf. Rangehn. Rangehn. Wenn Du scharf bist, mußt Du rangehn. Gehe ran. Ich greife zu. Hebe ab. Meine Finger umkrampfen den Hörer. Welche Nummer meldet sich. Die Fünf. Die Neun. Das wäre Ihr Herzblatt gewesen. Die Gewinnzahlen vom Wochenende. Ich hebe ab. Und gehe in. Wie sagt man doch. Vorleistung.

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„Ich höre!“

„(…..)“

„Hallo! Wer spricht!“

„…..“

„Pronto?“

„….“

„Hello again?“

„…“

„Yes Sir!!!!“

„..“

„Was rauscht mich an?“

„.“

„Ich lege jetzt auf! Das ist eine Drohung!“

„Leer wie stets, mein Freund. Hier spricht Ihr Lokführer. Mir geht es dieser Tage nicht so gut. Ich melde mich morgen wieder. Von der Neun.“

„Wir fahren immer?“

„Oder von der Fünf!“

„Alle reden vom Wetter?“

„Waren ist die wahre Zeit. Schulligung. Mir fehlt noch ein T.“

(ZKRICK RAUSCH NEBEL)

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 21

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Wir lassen den Schienenbus im Bahnhof. Denn dort gehört er hin. Was soll er denn woanders. Das hat doch keinen Sinn. Stellen Sie sich einfach nur vor der Kreml befände sich in der Innenstadt von Köln. Stellen Sie sich vor der Kölner Dom befände sich an der Lahn. Das ergäbe doch gar keinen Sinn. Demnach haben wir entschieden. Wir lassen den Leichttriebwagen vor dem stillgelegten Bahnhof stehenbleiben lassend. Woanders gehört er nicht hin.

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„Do wör für die zwei doch vill ze winnich Platz,
dat wör doch e unvorstellbar Ding.
Do wöss mer üvverhaup nit, wo mer hinjon sullt.“

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Sieben Narren. Sieben Narren waren es gewesen. Sieben Narren. Sie sind eingedrungen in der Mutter Küche. Haben dort die Fasnetkrapfen geklaut. Die Krapfen von der Mama. Hatte sie eben gebacken. Und die ungeschorene Sau ist haarig. Die Katze auch. Hoch den Narren. Und gib mir Haferstreu. Oder Sauerkraut. Das füllt die Hüte der Buben aus. Der Maid den Magen. Und den alten Weibern den Pelzkragen. Narren, oh Narren. Der Lenz rückt ein.

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„Narro, Narro, Giegeboge,
wa de seesch isch alls verloge!
Narro, Narro Lenzio!“

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 20

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Heute müssen wir reden. Nicht mehr sprechen. Wetten daß? Über das Wetter wettern. Darüber kann man nur reden. Wie über die Familie. Über Fußball. Die Krankheiten. Einerseits. Meinerseits. Auf der Suche nach den Gründen muß man wohl langhalsiger gründeln. Aber das Wetter. Und die Welt. Die Lage. Da wird geredet. Gewettert. Generelles. Und zuerst mal über den Lokführer. Die Abwesenden. Stets. Aber gibt es nicht einen NEUEN. Aber der ALTE. Mein – welche Anmaßung – der meinige Schienenbus jedoch steht seit Anfang des Jahres. Vor sich hin. Weder hin noch her. Rum. Oder Cognac. Sinn die Wiever die Besseren. Heute bin ich verliebt wie noch nie. Alkmene. Wo ist sie. Der Schädel explodiert mir. Rakija. Slivja. Her zu mir. Nein. Geht. Geht. Bitte. Geh bitte.

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Ich setze mich auf den Bahnsteig. Ist es nicht wunderbar neben seinem Zug zu sitzen und darauf zu warten ob er losfährt. Gewiß und wissend daß er stehenbleibt. Und wird. Und lange noch. Der Himmel milchig grau. Und unentschieden. Wie die abwesenden Lokführer. Hörte ich heute Nacht heimkehrende Kraniche. Schreien. Schreie. Was hatte mir Alkmene in mein trunkenes Ohr geflüstert. Bevor sie ging. Und dann ging. Die NEUN. Da könne ich IHN. Erreichen. Jedoch. Ob. Willst Du es wirklich. Überlege genau. Ich überlege selbstredend nicht. Ich bin verkatert. Verlassen. Trübselig. Und wähle. Die NEUN. Zrick. Zrick.

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„Guten Tag! Sie haben die Nummer des Lokführers gewählt. Das freut uns. Außerordentlich. Leider dürfen wir Ihnen mitteilen müssen daß … Für Fragen gibt es derzeit wenig Zeit. Und Antworten finden Sie nicht weil … Gerne aber können Sie uns morgen und stets weiterhin … Fragen oder auch Klagen. Was aber Kosten nach sich ziehen. Kann schon sein. Machen Sie keine Fehler und verzeihen Sie uns weiterhin. Die Unserten. Wir freuen uns Sie abgewiesen zu haben. Verwechseln Sie Vorsignale nicht mit Ihrer Zukunft. Ob rot, ob blau. Bis Mittwoch tanzt die … Ja. Die auch. Alaaf. Helau. Miau. Und Grunz. Was erlaube Struuuunz?“

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 19

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Gestern noch. Gestern wollte ich mich nicht mehr erinnern. An nichts. Heute aber. Heute aber kann ich mich nicht mehr erinnern. An nichts. Reines Garnicht. Ich liege. Ich liege zu Füßen eines Tresens. In einem Leichttriebwagen. Wo ich eben noch zu Füßen Alkmenes. Schwamm. Durch mein Leben. Durch ein Mehr. Das Meer. An dessen auf das glänzende Blau hinabblickenden Felsen der Schnaps dieser Nacht destillierte. Immer und immer. Wieder und wieder. Die Kristalle glitzerten in den Eingeweiden weiter. Meinen. Und Alkmene sprach und sprach. Und sie redete nicht.

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Ich habe immer ein paar Reiszwecken in meiner Manteltasche. Vielfältig die Zwecke der Zwecken. Wachstecher beim trübsinnigen Herumkruschteln in alten Behältnissen. Gedankenfixierer. Merkhefter. Zwei ergriff ich meinen anisbefeuerten Zustand vorsichtig bedenkend und pinnte meinen rechten Mantelärmel auf die Holzplatte des Tresens. In der Hoffnung. In der Hoffnung den bevorstehenden Fall hinaus. Hinaus. Hinaus. Zu zögern. Vater unser. Der Du. Und führe uns nicht … Nein. Nicht. Alkmene leuchtenden Auges fiel mir in den nicht komplett abgeschossenen Satz und jetzt lachte sie. Breit wie der Mississippi. Wenn er den Golf von Mexico erreicht. Sie tanzt. Ihr linker Ellenbogen malt Bilder in stickige Schienenbusluft. Ich werde mich nicht verlieben. Schwöre ich mir. Alkmene. Dein das Mikro.

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„Hör auf Dich vor Dir selbst zu tarnen. Folge nicht den Lokführern. Schmeiße Kleingeld in die Parkometer. Wo Deine Sehnsüchte parken. Ähem. Parkten. Die Müllabfuhr streikt heute. Zu behaupten in Dauerschleife Du seist gescheitert ist lediglich das Spiegelbild Deines selbstermächtigten Größenwahns. Yamas mein Jupiter. Aber weil Du mir eben vor die Füße fällst. Das ionische Meer in Deinen Augen. Mein kleiner Provinzodysseus. Es strahlt. Vergisst sich. Das Selbst. Man darf mich lieben. Man darf mich betrügen. Meine Dummheit gestehe ich. Auch Dir. Jetzt gehe ich. Auch ich werde schwanken. Mir den Kopf anschlagen. An der Türe des Schienenbusses. Wenn ich gehen werde. Aber ich werde gehen. Draußen werde ich mich ins Gebüsch hocken. Den Schnaps unserer göttlichen Nacht auf den noch gefrorenen Boden pinkeln. Werde ich. An Dich denken. Werde ich. Und vielleicht sogar weinen. Gewiß werde ich weinen. Ob Deiner Feigheit. Die mir nicht unbekannt. Jetzt decke ich Dich zu. Mit meinem Halstuch. Und gehe. S’agapo. Werde ich. Mein falscher Held. Der Du immer noch an den Weihnachtsmann glaubst. Bussi! Mein Gott. Oh jemine!“

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Nachricht aus dem Nachlösewagen 18

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Ich greife in die Wählscheibe. Die Drei. In der Hoffnung auf die Schaffnerin. Zrick hin. Zrick Zrück. Wenig Zeit. Bleibt. Wenn die Drei der Wählscheibe. Zrück kreist. Ich habe aber gewählt. Zumindest. Ich hatte gewählt. Beide Fäuste in den Taschen. Meines Mantels. Wärmer aber da draußen. Letztlich bleibt es kalt. Es klopft. Bevor ich den Hörer in der Hand halte lege ich ihn wieder auf die Gabel. Es hat geklopft. Was ich vernehme. Einvernehmend. Ich habe angeklopft. Es hatte geklopft. Ja. Ja. Iss ja gut. Ich öffnete die Tür‘. Von innen. Hatte ich mich selber eingeschlossen. Oder. FRAGEZEICHEN. Ich erinnere mich nicht. Ich will mich an nichts mehr erinnern. Die Türe steht offen. Sperrangelweit. Ich bleibe drinnen. Die Schaffnerin kommt herein.

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Ich bemerke. Ich bemerke, daß die Schaffnerin sehr müde aussieht. Violette Augenringe. Krähenfüsse. Rote Flecken im Gesicht. Hektisch. Trockene Luft. Kälte. Aber sie lacht. Lächelt. Versucht es zumindest. Angestrengt leichte Bewegung rund um ihre Mundwinkel. Ich mag sie. Von einem Moment auf den anderen. Ich muß aufpassen. Verlieben will ich mich nicht mehr. Schon gar nicht heute. Und überhaupt. Aber. Was hast Du eigentlich gegen die Schaffnerinnen. Eine kleine Selbstbefragung. Gegenüber des Telefons ein Tresen. Verwaist. Da stehen wir nun. Angelehnt. Rechter Ellenbogen ich. Linker Ellenbogen sie. Die Lächelnde. Mir gelingt es noch nicht. Oder nicht mehr. Meine Lippen bewegen sich. Meine Stimmlippen folgen. Artikulieren.

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„Da sind Sie ja wieder!“

„Wenn man mich ruft!“

„Aber ich hatte doch gar nicht zuende gewählt.“

„Man hat so seine Vorahnungen! Was wollten Sie wissen?“

„Sie sehen sehr erschöpft aus!“

„Das weiß ich wohl selbst. Was wollen Sie wissen?“

„Der Lokführer?“

„Welcher?“

„Irgendeiner welcher diesen verfickten Schienenbus bewegt!“

„Reißen Sie sich bitten zusammen. Ihre Rentnerfahrkarte berechtigt Sie zu rein gar nichts!“

„Wollen Sie diese etwa sperren lassen?“

„Ach!“

„Heißen Sie Alkmene?“

„Vielleicht! Aber Sie sind nicht Jupiter. Heute Nacht bleibe ich trotzdem noch hier. Bei Dir. Ich habe ein Flasche Schnaps mitgebracht, geliebter Amphitryon. Da wir schon am Tresen festgenagelt sind.“

„Yamas! Obwohl noch früh am Tage!“

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