… ein kleines Stück Dylan zum Frühstück
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Seit ein paar Wochen jeden Sonntag – ok, fast jeden Sonntag und wenn ich Lust und Zeit habe und nicht meinen Gemüsegarten gießen muß – ein kleines Stückchen Bob Dylan zum Frühstück. Oder Abendessen. Frisch verwurstete Texte. Oder altes Material. Eigener Mist. Fremder Mist. Fundstücke. Auch altes Brot muß man essen können ohne zu würgen. Auf geht’s. Fast jeden Sonntag. Fast ist mehr als nüscht. Dieses Lied mag ich.
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In jedem Sandkorn
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In der Zeit meines Bekennens, in dieser Stunde tiefster Not
Als die Tränenpfütze zu meinen Füßen jeden neuen Samen ersäufte
Gab es diese absterbende Stimme in mir die versuchte Gehör zu finden
In großer Gefahr ich, mich abrackernd, Moral suchend in Verzweiflung
Habe ich keine Lust all meine Fehler durchzukauen
Wie Kain, das Joch meiner Missetat um den Hals, zerschlage ich es lieber
Selbst im Moment größter Wut sehe ich die Hand des Meisters
In jedem zitternden Blatt, in jedem Sandkorn
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Oh, die Blüten der Schwäche und das Unkraut Nostalgie
Wie Verbrecher würgen sie mein Gewissen und was mich jubeln ließe
Das Sonnenlicht knallt gnadenlos auf meinen Weg
Lindert die Schmerzen meiner Bequemlichkeit und die Erinnerung an meinen Verfall
Vor meiner Türe brennt die wütende Flamme Versuchung in die ich blinzle
Jedes Mal, wenn ich mein Haus verlasse, höre ich, daß jemand meinen Namen ruft
Und irgendwann auf meiner langen Reise begriff ich
Jedes meiner Haare ist nummeriert wie jedes Sandkorn auch
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Mein Leben: vom Tellerwäscher zum Millionär, vergrübelte Nächte
Gewalttätige Sommernachtsträume, Zittern im fahlen Winterlicht
Bittere einsame Tänze, abgehoben durch das Weltall segelnd
Blicke ich ahnungslos in zerbrochene Spiegel, all diese vergessenen Gesichter
Ich vernehme die Schritte der Altvorderen wie Wellen die an den Strand schlagen
Ich drehe mich um, manchmal ist da wer, manchmal bin ich es nur
Ich sitze in den hin und her pendelnden Waagschalen allen Lebens
Wie jeder Spatz, der vom Himmel fällt, wie ein jedes Sandkorn
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