Melankomie, Morälchen, Ritterregeln 5

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Gießen / vorletztes Wochenende

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Unlängst stand ich vor einem „legendären“ Pavillon vor Ort. Weil diese Stadt, wie jedes Leben, sich gerne an die Reste, die man freudvoll noch erinnert, klammern mag. Und die dann oft im Superlativ etikettiert. Dachte könnte da ein nettes Photo (Ich klammeraffe mich an die alte Rechtschreibung!) machen für diesen Block. Hinter den leeren Scheiben lauert möglicherweise ein restliches Funkeln. Wertvolle Erinnerungen. Ich habe hier unseren Hochzeitsstrauß gekauft. Und meiner Mutter sehr oft Muttertagssträußle gefleuropt. Und das wunderbare Paar, welches den Laden betrieb? Aber wie mer sieht, sicht mer nix. Nur in meinem Rücken Menschen. In Bewegung. Was mache mer jetzt? Schreib ich einen Roim.

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Elche Kritiker Narzissten

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Elche Kritiker Narzissten

Sitzen oft in kleinen Kisten

Wo sie nicht nur einst vermissten

Liebe allumfassend ja

Von Papa Tante und Mama

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Der Frühling geht der Sommer bald

Der Herbst noch wartet dann wird’s kalt

Was es schon seit Jahren war

Mein Leben war nie wunderbar

Ich lebe zwar der Sorgen bloß

Mein Konto und die Wohnung groß

Doch Geister Zecken und Lemuren

Ach mein Leben voller Spuren

Narben darben voll der Bauch

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Der Kritiker den Elch beschimpft

Weil der sich viel zu spät geimpft

Der Elch dem Kritiker den Vorhalt macht

Er habe will zu spät bedacht

Man sei doch ein und ganz der Gleiche

So wie der Therapeut sacht zum Kliente

Du hast doch nix nicht mal niente

Und jetzt mein Leid tu akzeptiere

bevor ich die Geduld verliere

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Und der Narziss in seiner Kist‘

Den Zeigefinger gen Himmel hißt

Und blökt zum Ende des Gedicht‘

Keiner keiner liebt mich nicht

Also mach ich’s selber mir

Herr Doktor schnell noch ein Klistier

Da will mich was verlassen

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Dann schmiert man sich ein Butterbrot

Und salzt es isst es und der Kot

Am Ende Deiner Lebensmühle

Wo Herr im Himmel bist Du bitte

Doch der sagt

Spüle

All Deine Geisterchen hinab

Es wird ein lustig‘ Rauschen

Dein endend‘ Leben wirst Du nicht tauschen

Gegen Illusionen und selbstverordnet‘ Grandiosem

Zu spät doch übe Gnade

Besser iss gewiß

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Ritter Runkel von Rübenstein einst erlaubte sich diese Bemerkung mal: „Für einen Ritter ist die Rache so wertvoll wie ein fetter Drache!“

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Gestern war ich noch länger auf dem Stadtfest. Alles ein bisserl hysterisch massenhaftig. Wie es halt iss. Die malade Hüfte war aufsässig. Man trifft sich. Geht sich auch gerne mal aus dem Weg. Zu lange in dieser Stadt. Den einen Tag eben. Aber am Schluß – mir ist das Hessische immer noch ein humorlos und gewöhnungsbedürftiger Dialekt – das Folgende mochte ich dann doch. Weil es halt passte. Und manche Geister auch überleben sollen.

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