Eine Küche in Gießen / Zwischen Frühstück und Abendessen / Anfang des Jahres
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Nach den Verstellungen
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Vor Jahren habe ich einen Bumerang
Weggeschmissen und jetzt
Lebe ich in ständiger Angst vor dem Nach
Verstellungen schreibt man können bei Licht betrachtet
Nachgestellt werden
Diese Aufstellungen könnten statt der Reime Beschauung werden
Von Untiefen oder
Irgendwas
Fass!
Wäre dies und jenes heller was tatsächlich gewesen sei vermutlich
Aber wäre nicht die Türe welche
Zu zu gefallen und verhindert die nötigen Worte
Empörung Ächtung labberndes Schweigen Skandalon
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Den Strukturen bleiben wir fern
Hecheln Oberflächeln und die Wünsche
Packen keine Schwänze mehr
Wenn man keine mehr hat
An Diesen oder Jenen jedoch
Die Erwartungen
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Stell Dir vor ein Später
Ohne gelernten Text
Dann ruft der Inspizient
Dich ein
Und Du darfst lediglich noch
Die Bühne wischen
Trocken jedoch
Schlechte Träume
Übermüdete Cliffhanger wortlos
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(Gießen eben am 22. Mai 20 / Zwo / Drei)
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Traf gestern einen alten Kollegen. Der hat ebenso die Bühne verlassen und kümmert sich nun um wichtige Dinge. Also Menschen, die Hilfe brauchen. Wir hatten so ein bisserl spöttisch bis bitter auf die Vergangenheit geblickt. Die Selbstbestätigungskarusselle statt dem Erzählen von Geschichten. Wie war es denn? Was war das? Und auf all die aktuellen Empörungen und allwissenden Rückblicke. Die müden Bühnen halt. Deshalb der Reim. Oder?
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Jetzt noch eine kleine Ärzterunde in Sachen mieser kleiner linker Ringfinger und dann die Koffer gepackt. Erwartungsfroh: Prosdokia! Und die Vorfreude: Prosmoni! Bühne frei: Meister George Dalaras nochmals!
Mein Finger heilt schneller als vermutet und zuckt und ruckt. Ungeduld. Ob er aber wirklich heilt? Jedoch es gibt immer einen Anlasser für einen Reim.
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Der Präsident der Ukraine in Berlin. Jetzt in Hiroshima. Das Schweigen. Gießen. Alkohol. Oder die Liebe. Die Verzweiflung. Der Regen ewiglich. Die Langeweile. Und dann die Vorfreude. Giorgos Dalaras singt davon.
Vis a vis der Haustür / Anfang Mai / Zwo null zwo drei / Iss ein Reim
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Jetzt auch noch der weltberühmteste Gießener aus Heuchelheim. Am Pranger pranget er. Schauet in den Spiegel! Habe ich heute getan. Währenddessen schaute ich aber auch aus dem Fenster. In unserer direkten Nachbarschaft wird ein Haus auf brutale Art und Weise entmietet. Alte Frau rausschmeissen, die da seit über 30 Jahren wohnt. Auto abschleppen lassen, weil das marode Renditeobjekt eingerüstet werden muß und deshalb vermietete Stellplätze wegfallen. Frei nach Berliner Art. Auch du verzagtes Gießen, eine Großstadt seie und shanghaie so vor dich hin. Wer sogar Mafia kann! Bilde man sich was drauf ein und schreibe drüber ein lokales feines Büchlein. Als Wanderer zwischen den Peinlichkeiten der Erinnerung.
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Aber auch: Es wird wärmer endlich. Plus Nebenwirkungen. Vor unserem Hause jagen sich gut 20 Minderjährige. Hin und her. Zwischen 11 oder 12 sind sie. Martialisch dröhnt es in der Gaß‘. Bewerfen sich mit Steinen aus meinem Vorhausbeet, mit Red Bull Dosen, aber im Wesentlichen mit Worten, welche ein selbst zweistellig bepromillter Til Gernegroß eher nicht in den Nuschelmund genommen hätte. Visavis vor den Toren der anderen Nachbarn, also meiner ehemaligen Arbeitsstätte, dem so called TiL, eröffnet die Abteilung EVENT der Fachhochschule ein semesterliches Öffnen. Man steht gesellig beieinander. Gewiß ist man gendergeschult und allen Überhärtungen im Umgang der diversen Menschinnenheiten miteinander mit offener Tastatur zugetan. Jungs mit Omadutt und lackierten Fingernägeln, Mädels mit Springerstiefeln und Parkas in Übergröße. Sie beobachten das hyperventilierende Kindervolk, welches einen Sprechcode durch die abendlich einsetzende Kühle jagt, für den der Palmer Boris nicht nur zurücktreten, sondern einen Kopf kürzer und so. Gemach aber. Man bleibt gelangweilt. Läuft das unter EVENT? Uppsala! Ist das die neue Qualität des Beobachtens? Das interessierte Ignorieren?
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Wovon ich hörte, dies ist wahr.
Was ich sah, trat mir nicht nah.
Es sei, ich hab‘ davon gelesen.
Leider nicht dabei gewesen.
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Was macht Ulle eigentlich? Hatte ihm nicht einst sein Fincanachbar via Verlag Springer dringend ärztliche Behandlung anempfohlen? Kann Lance vermitteln? Und ist Boris sauer, weil der Spiegel nicht mehr von ihm spricht? Die Welt inszeniert sich als eine Schichttorte. Die verschiedenen Böden suppen ineinander und behaupten Eigenständigkeit. Parallelwelten.
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Was vergaß ich noch aka fiel mir auf und rein ins Kontor … Stuckrad – Barre und Schweiger döpfern zusammen einen Film über … Scheiße … mein PC … soviel kann der gar nicht … Deutschland … wir haben kein Problem! (Hallo! Wieso schreibscht Du der Spiegel immer klein und nicht so wie … Dein Säzzer!)
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Und sonst? Selbst meinem geliebtem Christian Streich fällt es schwer Niederlagen – Ok! Die war heftig! – zu fressen und auch im masturbativ idyllischem Fußballfreiburg hausen Schwachköpfe. Ach nee?
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Und weiter? Freddy Quinn hat nun geheiratet. Mit 91. Ab ins Abenteuer.
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Dann noch? Komme eben aus der Apotheke. Die neben dem Büdchen, wo ich in fernen Zeiten immer die Fluppen kaufte. Gedenkstein für Frau Asteroth statt des Schlammbeisers bitte! War nur ein Einwurf. Weiter im Text. Neben mir stand die ehemalig langjährige Vorstandsvorsitzende von Little Gießen. Kurzes Fremdeln. Dann ein Freundliches Hin und Her. Man tauscht so die altersbedingte Lage aus und dabei die dazugehörigen Rezepte ein. Was man so tue. Ein bisserl hier. Ein wenig da. Die Rente halt und – lernen wir von den Frauen – dem Bedeutungsverlust augenzwinkernd und – ja – auch weise begegnend. Das Zitat: „Man hat so seine Zeiten und dann sind die auch mal vorbei!“ Der heutige Tag sei damit gerettet. Bis dann.
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Und danach? Morgen muß ich mir im Krankenhaus an einem für die Tastatur und die Gitarre wichtigem Finger rumschnippeln lassen. Auch wenn die Hose voll, das Grundvertrauen bleibt.
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Nehme mir also nochmal den Spiegel vor und lese: „Der war manchmal auch ein richtiger netter Typ und hat für den ganzen Set Champagner ausgegeben.“ Na dann. Ah! Da iss ja noch was REWE – Riesling im Kühlschrank. Und draußen ist es tatsächlich warm geblieben. Kleine Pause die nächsten Tage.
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Und für de Säzzer noch dess. Mir sind die Spiegel lieber, die wo einen etwas verschrumpele lonnt. Schon allein wegem Streich, dem Chrischtian. Etz noch Blümle schaue beim Viertele schlotze. Bis denn.
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Hinterhof / Blüht statt doof / Wird alles schon / Da noch ein Keim / Oder Reim
Zwei Beine, ohne Interesse an Genialität, vereinfachter Mechanismus, nichts Brasilianisches, kein Sternenlauf, kein Jubel in den Fußgelenken, Standbein, Schussbein, nichts für Genießer, und trotzdem einer, dessen die Menschen, die ihn spielen sahen, gedenken.
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Ein großer Dorn, der stach und dicht hielt, der die Anstürmenden ersaufen ließ, das Feuer zertrat, das sie bereit waren zu entfachen. Nichts da, ich arbeite, ich komme aus der Vorstadt, ich bin geboren für das Einfache. Nicht einmal Siege sind es am Ende, die zählen.
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Unzuständig für alles Künstlerische! Kein Dribbling, kein nie gesehener Trick, stattdessen Luft für neunzig Minuten, und notfalls für die Verlängerung, wenn die Kollegen Krämpfe quälen. Merkwürdig, daß so einer, eckig wie eine leer gegessene Pralinenschachtel, etwas trifft, das rund ist.
„Der Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur besteht darin, dass Sie in einer Demokratie zuerst wählen und später Befehle entgegennehmen. In einer Diktatur müssen Sie Ihre Zeit nicht mit Abstimmungen verschwenden.“ (Charles Bukowski)