Melankomie, Morälchen, Ritterregeln 2

…..

Konstanz / Juni 2025 Sternenplatzhagelvoll nach 50er Abitursfeier

…..

*

Heimatkunde ist halt stets auch Heimatwunde. Oder eher andersrum? Aus der Heimatwunde erwächst selten eine Heimatkunde, sondern etwa so etwas wie Heimatmief? Oder doch nicht. Fragen wir den Arzt, den alten Deutschlehrer oder, falls es ihn noch gibt oder je gab, den Pfarrer, der Dich konfirmiert hat.

*

Gestern fuhr ich, das Seniorenticket sei gepriesen, vor die Tore Gießens um bei den Schwiegereltern eine Gemüsetüte abzuliefern. Seit zwei, drei Wochen ist unsere Parzelle der Oberbefehlshaber meines Alltags. Pflegen, gießen, ernten, einlagern, Speisepläne erstellen. Dieses Jahr wächst und gedeiht viel. Da oben. Eine Art beruhigender Gegenentwurf zu den üblichen Hysterien überall. Da muß man teilen. Als der Bus das Ortsschild meines Zieles passiert hatte las ich auf einem Schild rechter Hand: „Kirmes vor Ort. 18. bis 21. Juli.“ Ich erinnerte mich. Man hatte mir davon erzählt. Heute also Montag, also der Frühschoppen und eigentliche Höhepunkt der Kirmes und das Restetrinken. Da will ich hin.

*

Blasmusik war mir nie ein ideologisches No-Go. Ganz im Gegenteil. Ebenso wie Schrammelmusik oder bayrische Hackbretter. Ein alter Freund von mir studierte eine Zeitlang in München und auf den nächtlichen Fahrten dorthin hörten wir begeistert stoned, was wir damals den „Alpenblues“ nannten. Wahrscheinlich schaue ich deshalb morgens vor dem Frühstück so gerne Panoramabilder auf Bayern 3. Als ich einst in Tübingen engagiert war, bereisten wir Mimen im Herbst die schwäbischen Dörfer mit all ihren Feschtle und grölten zu Sierra Madre im Zelt von manchen Bieren wunderbar geborgen. (Verzeihung, Herr Bonhoeffer!) Ein Kollege aus Unterfranken, ehemals Soldat und sehr guter Schütze, schoß den Damen des Ensembles eine Plastikrose nach der anderen bis uns die Dorfjugend vom Acker jagte. Am Montag standen wir wieder auf der Probebühne als linke Weltenretter. Frühkindliche Prägungen halt. Mein Vater hatte etliche dieser damals allgegenwärtigen Fontana-Platten. Eine davon: „Deutsche und internationale Märsche“. Ich erinnere mich noch, wie ich als Bub auf dem Teppich vor der Musiktruhe (was ein wunderbares Wort!) lag und unbelastet zum Badenweiler-Marsch mitwippte. Oder gar dirigierte? Die Gnade der späten Geburt? Und trotzdem nicht im Herzen verdorben ward.

*

Also betrat ich das Bierzelt. 11Uhr30. Am Tresen bestellte ich bei einer komplett tätowierten, gepiercten und gut gelaunten Punkfrau gleich zwei Bier. Zu meiner Entschuldigung dies: für einen in Süddeutschland aufgewachsenen sind Biere in Nullzwei Größe und das auch noch in einem Bierzelt ein Sakrileg. Dat darf man nur in Kölle. Ich setze mich also beidhändig bestückt an eine der Bierbänke, die Blasmusik spielte einen Marsch und die junge Frau hinter dem Tresen tanzte dazu vor sich hin. Wenn dies Heimatmief ist, so roch er nach Ambrosia. An der einen Nebenbierbank saßen die Altburschen „Frohsinn“ und stachen ihr zweites 10 Literfass an. Eine Bierbankreihe weiter erklärte ein Jungspund, vielleicht 16 oder ähnlich, seinen Kumpels wie man Appelwoi exxen kann. Zäpfchen nach hinten und nicht atmen. Sogar die Mädels machten mit. Denn so buchstabiert sich Fortschritt: da saß eine Burschen- und Mädchenschaft. Das Zelt füllte sich, die Blasmusik rockte und ich fühlte mich einfach nur wohl. Unter Menschen statt Labertassen. Betrachten statt altvorderer Analyse. Doch dann brach die Hölle los. Ein brachiales Gewitter donnerte auf das Zelt nieder, man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, die Band mußte die Stecker ziehen und da das Bierzelt auf leicht abfälligem Terrain stand rauschte eine kleine Flutwelle unter den Bierbänken hindurch. Die kräftigsten Jungburschen, ich glaube sie hießen „Immergrün“, versuchten, man kennt das vom Camping, mit Besenstielen, Bierbänken und Leitern die bedrohlichen Wasserdellen von Zeltdach zu entfernen. Das Publikum blieb gelassen, schaute sich das Spektakel an, die Bedienungen trugen ihre Zehnerträger nassen Fußes an die Tische und draußen drehte sich das leere Kinderkarussel gelassen durch den Sturm. Die Losverkäuferin betrachtete die finsteren Wolken und die Pommes wurden kalt und lapprig. Ich holte mir noch einen Zweierset Bier und als der Regen nachließ, brach ich auf um nachzuschauen ob unsere kleinen roten Freunde aka die Tomaten auf dem Feld das Unwetter überlebt haben. Sie hatten. Jippie!

*

Conclusio? Keine. Jedoch tut es gut gelegentlich den Menschen zu begegnen, die einfach mehr sind als wir Klugscheißer. Zuhause dann fand ich Post, die mir mitteilte, daß meine Rente ab sofort um 20 Euro im Monat ansteigt, quasi explodiert. Da hätte ich mir auf der Kirmes doch noch ein nonveganes Steakbrötchen leisten können. Menno! Aber besser so! Nächste Woche muß ich die Steuer machen. Man weiß ja nie. Und Sascha Bendiks – siehe Heimatmief – spielte letzten Samstag in Lollar auf. Groß.

*

Ritter Runkel von Rübenstein einst erlaubte sich diese Bemerkung mal: „Ein Ritter kämpfe nur mit Drachen, das Schreiben sollen andre machen!“

…..

…..

Melankomie, Morälchen, Ritterregeln 1

…..

Erinnerungsruine Costa del Sol / Konschtanz / 23. Juni 2025 / Heilandzack aber au

…..

*

Heimatkunde ist halt stets auch Heimatwunde. Der Leithengst aller linken Bescheidler namens Teddi vom Wiesengrund setzte einem seiner früh und später viele Spätkonsumenten prägenden Werk das gerne wiedergekäute Zitat vom falschen Leben im richtigen Leben oder umgekehrt als scheinbar donnernden Vorgedanken auf die ersten Seiten. Wurst oder Jacke wie Hose waren mir immer diese wiederzukäuenden Weisheiten und in meiner Jackentasche fand sich nie eine mich ewig begleitende Ausgabe zur auch noch ewig gültigen Gedankenanregung. Eher eine Packung Camel ohne Filter. Man stirbt schneller als man denkt auf der Matratze namens Vergangenheit. Karl Lagerfeld sagte mal: „Ich möchte auch nicht gesehen werden, wenn ich tot bin, find ich furchtbar. Tuch drüber und weg. In den Mülleimer. Aus. Vorbei.“  

*

Ich habe eben eine sehr angenehme Woche in meinen Vergangenheiten verbracht. Konschtanz. Mutter wurde neunzig Jahre alt. Und fuhr drei Tage nach den Feierlichkeiten mit ihrem Freund, fünfzehn Jahre jünger als sie, mit dem Bulli nach Norwegen. Drei Wochen lang trauen sie sich das zu. Gut. Meine Frau ist fünfzehn Jahre jünger als ich. Sind das jetzt Prägungen? Oder einfach nur einer dieser Zufälle, welche man Leben nennen mag.

*

Heute lief ein Mensch mit beschrifteten T-Shirt vor mir her. Was ich eigentlich nicht wirklich mag. Da stand: „Ich sammle Fehler. Andere nennen das ein Leben!“ Sehr schön. Der Mann schwankte ein wenig.

*

Dann noch zwei Tage Feierlichkeiten am See dazu. Fünfzig Jahre Abitur. Gute siebzig Prozent der ehemaligen Absolventen anwesend. Der Tod hat nur zweimal zugeschlagen in der Gruppe und zweimal noch an den Rändern. Selten so viele lachende Gesichter um mich herum. Keine Penislängenvergleiche. Kaum Aufplustern. Eine seltsame Gelassenheit im Blick zurück. Glück gehabt. Wobei: in Baden-Württemberg wohnen nicht die Hungerleider. Deshalb wohne ich nicht mehr dort.

*

Mit meiner Frau auch noch Geburtstag gefeiert auf dem Säntis. Wir könnten dann von ganz oben auf das alles was war blicken. Hatte ich auf die Geschenkkarte geschrieben. War nicht nötig. Wir haben Herisauer Geschnetzeltes gegessen. War nicht ganz billig. Besser so. Wenn die Kasse leer ist, ist es wohl besser keinen Geiz zu zeigen. Auch sonst nicht nötig.

*

Ich hatte anderen Tags, wie immer, vorgeschlagen eine Kleinigkeit und viel Flüssigkeit im Costa del Sol in Konschtanz zu uns zu nehmen. Tja. Die alte Hütte nur noch eine Ruine der Erinnerung. Da war dann ein wirklich wesentlicher Teil Vergangenheit von mir unbemerkt den Acheron heruntergerauscht. Adios. Sammeln wir weiter Fehler ohne Besserwisserei.

*

Mal schaun ob aus dieser Kategorie was wird. Melankomisch. Moralfrei.

*

Ritter Runkel von Rübenstein einst erlaubte sich diese Bemerkung mal: „Selbst auf der längsten Leiter kommt man schließlich nicht mehr weiter!“

…..

…..

„Seit Wochen jede Nacht dieser Nebeldunst über den Teichen. Irgendwo da draußen schlägt immer einer auf ein totes Pferd ein.“ (frei nach Bob Dylan)

…..

…..

Lob der Vernachlässigungen

*

Und ich hatte doch noch was auch immer

Ich wollte aber

Morgens die unaufgeräumte Küche Mahnung an den Abend davor

Und was war es eigentlich was ich wollte

Die Versprechen die goldnen wo sich verirrt

Warum die Ampel heut‘ rot

Und dann dreht man sich um

Schon wieder jemand in Not

*

Was war’s was gegolten

Als wir noch konnten vertraun

Was war’s was gegolten

Statt johlend sich zu verhaun

Was war silbern statt golden

Wir erinnern uns nicht

Es stolpern die Reime

Über mein letztes Gedicht

*

Was immer wir wollten

Vergessen wir’s schnell

Heute war’s dunkel

Morgen wird’s wieder hell

Und der Mann auf dem Mond

der passt auf uns auf

Unsere Erde bleibt rund

Und läuft ihren Lauf

*

Lasse ich die toten Pferde liegen und strenger riechen

In Ruhe als

Die eigenen Zeigefinger

Fuchtelbefreit

…..

…..

„Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts. Ich auch!“ (Pippi L.)

…..

…..

Lob der Lethargie

*

Wie ich beschloß ein schlechter Mensch zu werden

Der ich schon immer

War mit dem nackten Arsch gen Bestätigung

Da wo er mich lecken mag

Empor empor empört schon lange nicht

Mehr mehr sagte der kleine Häwelmann und ich mache mir

Die Welt wie sie vielleicht

In den alten Unterhosen und Almanachen nur noch gelbe Flecken

Pippi konnte Pferde in die Luft

Schlösser

*

Als kleiner Junge träumte ich vom Dietrich

Der öffnende Öffner der verschlossenen Schlafzimmer

Töte den Vater schlaf mit der Mutter

Oh Jimi Morrison Schreivogel

Der Diederich die alten Geschichten wundersam befreie

Wie ich mein trauriges Glied von mir selbst

Jahre später verabschiedete sich eine Bildschirmtante

Nacht für Nacht

Alles wird gut

Grinste sie

Ach

*

Jetzt liege ich auf der Matratze meiner letzten Sätze

Roch besser schon

Doch meine Frau verzeiht mir

Was ich mir niemals

Und die Jugend vermodert endlich sich

Müde so müde

Und führe mich nicht

Versuche mich

Chimären kostenbefreit und von der Erlösung

Singen die ewigen Konfirmanden

Und die Weltenretter tanzen in ihren Gummizellen

Den Klammerblues allein

*

…..

…..

„Wenn ich nicht allen zu Recht sein kann, kann ich genauso gut niemandem zu Recht sein.“ (frei nach Dylan)

…..

…..

Lob der letzten Pandemie und jener die folgt

*

Beim Betreten von Räumen links vor rechts und umgekehrt

Oder neues Recht so vielleicht der Strich in der Mitte der

Trennt Zimmer von Plätzen

Und Eile von Vorsicht

Getrennt einmarschieren und

Verlieren ist Menschenpflicht

*

Die Einsamkeit schätzen zu lernen

Da man nichts zu sagen hatte denn

Ich und in allen unteren Hosen Streifen der Ängste

Leider bei etlichen sich braun oder braunrot verfärbend

Freie Kreuzungen und vor den Ampeln

Stehenbleiben maskiert verwirrt

*

Weniger Maulgerüche verzichtend auf dieses Verspritzen

Der Urlaubserlebnisse und Aerosole

Notspaziergänge Durchhalteparolen

Wären nicht nötig gewesen

Die Behauptung gelebtes Leben sei

So wertvoll wie manischer Erinnerungsterror

*

Meine alte Mutter mich beruhigend

Ach Junge die Katastrophen

Dein Teller stets voll war

Was sucht Dein falscher Hunger noch

Ein leerer Magen der schmerzt der

Cave vanitas schwindelt es oder ich

…..

…..

„Eimer voll geregnet. Eimer voll geweint. Es läuft mir inzwischen aus den Ohren heraus!“ (frei nach Bob Dylan)

…..

…..

Als der Regen endlich regnete

*

Und als der Regen dann endlich regnete

Regnete er fest entschlossen pausenlos

Drang ein in alle Ritzen ließ schwellen den Jackenkragen

Zog die Ärmel lang tropfend und verschlammte das Profil

Der dicken Schuhe die standen zwischen dem Gemüse

Fremd dem ewigen Geplätscher jegliche Mässigung

*

Bald wird die Sonne gnadenlos wieder versiegeln den Boden

Hart härter ohne Drama geht es nicht mehr

Höher der Ton das Quietschen der Empörungen

Regne Regen solange es Dir lieb

Jedoch

*

Meine Liebe benötigt kein Ölzeug

Mein Leben ermüdet mich als freundliche Last

Die Frau an meiner Seite zu

Mir passt und tue nun was zu tun ist

Ohne Hinterlist und unterwegs bleibe ich stets

Bei Dir stetig

*

(gießen / kurz vor pfingsten 2025 und happy birthday auch noch)

…..

…..

„Nein. Nein. Nein. Der bin ich nicht. Nicht der den Du suchst. So lange schon. Der, eben, der war ich nie! Gestern vielleicht.“ (frei nach Bob Dylan)

…..

…..

auf den feldern von morgen keinen anweisungen mehr entgegeneilen

*

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

ein stück bergauf noch

im gleichmass atmen eventuell

den lungen noch etwas

letzte zeit geben

den jungen pflänzchen mulch düngung zueignung

zeigefinger nähren nicht eine letzte ernte

altklug werden sie nie

die früchtchen

auch wenn der bourgeois salonlink und die elche welche

*

eine messerspitze vielleicht

eine halbe tasse dazu

und vorsichtig noch den teelöffel voll

träufelnd einstreuen ohne

glorifizierung und das überrumpeln deiner

gäste falls es noch

jemand schmecken sollte außer

deiner überheblichkeit

die wahrheit bleibt was sie bleibt

ein weiterer irrtum

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand

*

(auf der hardt / heute kürbisse / melonen / auberginen / gesetzt statt gesetz)

…..

…..

„Hey Bob! Wie schmeckt der Salat?“ „Tja?“ „Dann mußt Du ihn mehr Dillen!“

…..

…..

auf den neuen feldern gestern schon lediglich wiederholungen

*

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

eine messerspitze vielleicht

eine halbe tasse dazu

und vorsichtig noch den teelöffel voll

träufelnd einstreuen ohne

glorifizierung und das überrumpeln deiner

gäste falls es noch

jemand schmecken sollte außer

deiner überheblichkeit

die wahrheit bleibt was sie bleibt

ein weiterer irrtum

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand

*

(auf der hardt / immer noch / es regnet endlich ohne end‘ und hast)

…..

…..

„The little plants, my friend, are blowing in the wind, those little plants are blowing in the wind.“ (frei nach Bob Dylan)

…..

…..

auf den alten feldern kein morgen auch noch umsonst

*

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand gärtnert

*

(auf der hardt / teils 2020 / teils 2021 / teils eben)

…..

…..

Jene Zeiten wir kannten, da wir rannten

…..

…..

Wie ich einmal versuchte zu Bob Dylans „The Times we’ve known“ vergeblich einen Klammerblues zu tanzen

*

Diese Wette hätte Fahrradkette ich doch schon verloren

In jener Sekunde

Sagte sie die Augen beringt von magerer Wut

Die meinen Schritt begeisterte und die Traurigkeit

*

In jener Sekunde als mein Maul zu nah

In ihr Ohr hinein schnüffelte

Mein Flugzeug kein leerer Tank von Kerosin befeiert

Aber schon länger auf Reserve der rote Strich

*

Sie im Zentrum der Tanzfläche die rund

Stand als ein und mein Totempfahl

Den ich umhüpfte wie ein Känguruh auf Speed

Meine Fäuste baumelten ohne Deckung ratlos herum

*

Dann hing die Nadel fest im Vinyl knarzend

Und sprang zurück und vor ihr blieb ich steh’n ebenfalls

Man kann doch mal verlieren

Man darf ja darf so einfach geh’n oder auch (Questionmark)

*

Als ich meine Arme sortierte die zu anderen Lieder des Herrn Dylan

Kurvten eigentlich durch stickige Luft

Schrie die Eiskönigin mir die Gliedmaßen still

Dies sei ein Lied von Charles Aznavour doch Lügner Du

*

Aber ich hätte hätte Fahrradkette

Getanzt doch

Und ob es nicht ein Versuch vielleicht

Und wer sich nicht irren kann darf jedoch

*

Gelegentlich oder später mal

Tanzschritte übend leise

Unsere Genicke frosteten ein dabei

Aber es bliebe ein schönes Lied so schwiegen wir

*

(Gießen / 24. Mai 2025 / Wartend auf den Regen)

*

Herzlichen Glückwunsch, bester Herr Dylan, zum Geburtstag. Und überhaupt. Jetzt singt der Armenier.

…..

…..