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Vorbemerkung / Wenn ich so die Emanationen meiner Alterskohorte, also die Speerspitze der sogenannten Boomer, viele kurz vor und etliche schon drin in den Ruhejahren, lese, vor allem wenn noch die gute alte rote Fahne dezent oder eindeutig über den Texten flattert, und, geschätzter Leser, da rechne ich mich auch dazu, ist mir gerne frei nach Dylan, den ich diese Woche – Achtung Boomer, böses Jugendwort! – „abfeiere“, mal wieder in fremde Schuhe zu schlüpfen. Was ich im Folgenden aus aktuellerem Anlaß mit großer Freude tue. Sonst nix.
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Von den Elfenbeintürmen narzißtischer Kränkung
Belle ich hinunter einem waidwunden Muezzin gleich
Meinen Ekel an der Welt beschalle die Passanten Paare Hunde
Mit Gesängen von einer versinkenden Welt die so
Es nie gab denn in meinen pinkfarbenen Erinnerungen
Mit dampfendem Bügeleisen glätte ich die verknitterten Reste meines
Mit rot blinkendem Verfallsdatum versehenen Lebens
Turbogetrieben mich echauffierend über die Bagatelle
Unermüdlich über Bildschirme wischender Mädchenfinger
Phantasiere ich herbei immer noch
Unermüdlich das Ph den Banausen entgegen schreibend
Den Weltuntergang Erwachet
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Kinderlärm trifft meine sensible Seele härter als das
Brummen und Röhren der Bomberflotten die
Eltern einst in den Luftschutzkellern den Bunkern denen ich
Jahrzehnte lang den Großen Vorwurf vor die Spendierhosen geknallt
Abgründe Traumata maßgeschneidert handgearbeitet
Gedrechselte Einzelstücke stelle ich in das Schaufenster Reflektion
Angestrahlt in allen Farben des Selbstmitleides
In den Tagen und Nächten des Stöhnens und Lamentierens
VEB Eitelkeit
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Niederlagen auf eigener Scholle selbstverschuldet Hingeschludertes
Wird erklärt ex cathedra in stolzgeschwellter Amnesie zu
Gloriosen Auswärtssiegen das entscheidende Tor eben selbst erzielt
Stets wird es gewidmet dem Heldentum der arbeitenden Klasse da
an den Stränden Griechenlands Hollands Goas vor den Geysiren Islands
Erholung finde ich vom Nachdenken über das arme Subjekt
Spieglein Spieglein an der Wand
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Reckt jemand die Faust unter die Nase mir jedoch in Wortlosigkeit
Schlägt zu meine Tür verriegelt sich hastige Rolläden rauschen hinab
Der hektisch klappernden Tastatur schwillt der Bizeps und holt aus
Zu beidhändiger Rückhand gegen den Bedeutungsverlust
Halt an Zeiger oh halt an
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Pflanzen wir doch Gurken
Oder
Helfen wir einem Kind
über die Straße
das alte Liedlein lediglich summend
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