„Alkohol ist eine Granate mit der man unnötige Zeit wegsprengt.“ (G. Neutze)

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2017 / England / Südküste

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Ich war eine paar Tage unten am Bodensee. Altherrentreffen plus – Verzeihung – inkludierter Damen. M8a. Komprimierte Sommertage. Trocken hingereist. Feuchter abgefahren. Siehe Überschrift. Die Heimat halt und die beeindruckenden Landschaften. Diesmal auf der Bank eines E-Motorrollers. Dranbleiben am Atmen der restlichen Zeit.

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Heimreise. Lese vom Tod von Wolfgang Rihm. Schwammige Erinnerungen. Ein alter Konstanzer Freund damals, der von diesem Künstler schwärmte. Wieder mal vom einem Tod lesen, der wie immer seine Zeit brauchte. Sich streckte und dehnte und schmerzte bis zur Gnade einer erlösenden Himmelfahrt.

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Tags darauf. Zuhause. Nachklapp. Rihm vertonte, um seinen Abschied wissend, Verse eines ihm bis dahin unbekannten Dichters. Uwe Grüning. DDR-Bürger. Selbstredend eigentlich. Vom Überwinden der Zeit. Auch der letzten Tage. Die verheißen nichts und bleiben schwer und leicht. Wie jeder Sommer und seine Versprechen.

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Überwundene Zeit

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Der Sommer verrät schon das Land.

Die Mühlenflügel

stehen still wie mein Schicksal.

Jeder Spiegel scheint blicklos.

Die Augen regen sich nicht.

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Alles

scheint ohne Gewalt

und wird

unendlich leicht

wie mein Leben

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Immer, wenn ich den See besuche, verabschiede ich mich. Wovon? Von den Bildern? Von den alten Freunden, die dort unten noch eine Art von letzter Verheißung wittern? „Schon schön hier!“ Sagen wir da immer vor uns her. Ein Reflex, der bleibt. Nochmal unten Uwe Grüning. Der mir jetzt bekannte Dichter, der wenige Tage vor Rihm gestorben war. Nicht ganz einfach im Antiquariat einige seiner Werke zu bestellen. DDR-Erbe halt.

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„Landschaften sind selten, doch niemals gleichbleibend schön allein aus sich selber. Sie bedürfen des beglückenden Augenblicks, eines Frühjahrleuchtens, eines sinkenden Widerscheins, eines erfüllten Gefangenseins in Wehmut und Erwartung. Tritt die Erinnerung nicht hinzu oder eine empfundene Verwandtschaft mit dem eigenen Dasein, so bleiben sie seellos.“

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Manchmal denke ich, man sollte bevor man ins Reich seiner Erinnerungen eintreten muß, will oder darf, ein Ticket lösen. Müssen? In gereimter Form. Oder ein Lied.

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