Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 06

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Prag / Ende Oktober 2012 / Die John Lennon Gedenk Mauer

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Endlich voller Stolz

Unser Kanzler O punkt Scholz

Trotzdem nicht entschlossen

Hat der Leo schon geschossen

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Warum tragen Panzer

Und warum nicht die armen Lanzer

Die Namen wilder Tiere

Diesen Krieg verlier‘ auch Du

Mit dem Bergepanzer namens Kuh

Jedoch der Panzer namens Puma

War ein schlechter Schuh ma‘

Gewinnen mit dem rechten Spaß

Das geht nur mit Adidas

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Fritz diktierte einst das Wetter

Damals waren wir Verwalter

Trotzend aller Niederlagen Lauf

Rüstete der Adenauer auf

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Geschwätz von gestern morgen Schweigen

Dem Rest der Welt die Eier zeigen

Die Adolfs Erbe uns entsägte

Und den Nachwuchs prägte

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War das Recht

Und wer blecht

Gewiß nicht unsre Konten

Die stets wir schonten

Mama

Papa

Tausend Schuld

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 05

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Irgendwo auf einem Landsitz mit Museum in Cornwall im August 2017 / Britischer Humor

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Auch in den Palästen

Müssen Brüder testen

Wer die Eins oder die Zwei

Und die Prinzessin gibt den Hai

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Selbst in den Palästen

Da haut man sich auf’s Maul

Und die gold’ne Kutsche

Zieht ein depressiver Gaul

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Sogar in den Palästen

Säuft die Königin sich heiter

Am Straßenrand da wird gewunken

Das Volk kauft sich die Blitzableiter

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PS: Great Britain ist schon cool. Iron Maiden auf Briefmarken. Weia

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 04

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Es liegt ein Papst auf harten Bohlen

Selbst diesen muss der Teufel holen

Doch warum auch noch mein Jugendschwarm

Zum Himmel wedelt: Herr erbarm‘

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Grenoble, bald wird Springer brennen

Nicht zweimal mit derselben pennen

Im Fernseher rauschte grieselnd Schnee

Sie liebt mich nicht: Ojemine

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Dann gab es noch Christl Laprell

Genau so schön nicht ganz so schnell

Sie machte danach nobel Schluss

Auf Brettern rutschen: was ein Stuss

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Wie Innsbruck bebte: ich Soldat

Als sie zur großen Party bat

Doch der andre Christian

Ranzt sich an meine Rosi ran

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Ach: ihr Latten bleibt im Keller

Immer ist wer And’res schneller

Und den damals weißen Hängen

Winken wir mit den Gesängen

Leise einfach mal zu

In Frieden ruh‘

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 03

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Erster Weihnachtsfeiertag 2022

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An den dürren Stelzen keine Bretter

Fliegt der Vogel nur und landet wertungsfrei

Olympisch lebt er und ist so nur dabei

Nach der Landung: Telemark?

Federn richten! Was ein Quark!

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Lebt in Menschennähe Vogel

Wird gestopft und fett genährt

Weißt er oder ahnt es doch

Sein Leben nicht sehr lange währt

Und endet unter Messern

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Ein Adler ist kein Österreicher

Nicht jeder Wiener ist ein Fleischer

Ein Pole ist kein Pelikan

Am Rande steht der Aleman

Und fliegt

Raus und spendet den Applaus

Dem eigenen Gescheiter

Bleibt aber reich und selten heiter

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 02

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Gießen / 24. Dezember letztes Jahr

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Ein Spatz nach langer Böllernacht

War gestern gerne aufgewacht

Er wusst‘ auf jenem Fensterbrette

Hatten Wesen die ihm nette

Körner Nüsse oder Brot …

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Der Himmel warm verhangen dräute

Was den Flügelträger freute

Die Böden nicht zu Stein erfroren

Und so als Tafel ihm verloren

Dem Putin sei ein Stinkefinger

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… gelegt ihm, dass er weiter fliege

Vor den Fenstern und so er siege

Über die Gravitationen

Und mag belohnen

Mit hinterlassenem Kot

Bleibt aber dir Singer

Maat et joot

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 01

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Gießen / Weihnacht 2022 / Man muß die Spatzen füttern wie den Gedankenschrank täglich / (?)

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Jetzt Zwo Null Zwo und Drei

Das alte Jahr verglüht, vorbei

Erfreut, den Zwo Null Zwoundzwanzig

Roch manchmal allzu bitter ranzig

Fast und gerne viel zu laut

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Im Schrank voll der Gedanken

Harren so manche Planken

Die verbunden durch die Nägel

So wie Mast und Tuch und Segel

Rüber über Teiche gehen

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Oder einfach mal ein Tümpel

Zieh den Hut auch vor dem Simpel

Wer länger watet braucht Gummistiefel

Erfreut sich an der Welt Gemiefel

Juck‘ besser nur die eig’ne Haut

Statt mit fremder Lupe sehen

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Wo ist die Zeit ? / Telegram Sam iss tot

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Was ist wichtig? Was ist schnell? Wer kommt noch schneller? Und doch nicht zu früh.

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Man kann auf vieles verzichten. Was davon wird vermisst? „deine oma ist gestern gestorben. bitte anrufen!“

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Ein Telegramm konnte man anfassen. Eine SMS nicht mehr. Ein Telegramm hing länger mal an einer meiner Wände.

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Trennung per Telegramm? Gab es, soweit ich weiß, nicht. Zwischen dem Telegramm und Dir vermittelte ein menschliches Wesen. Zwischen der SMS und dem Empfänger: nur Du. Verlust.

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„ankomme gleich. In liebe.“ Und trotzdem bleibt noch genügend Zeit die Wohnung aufzuräumen. Auch wenn die nur ein Zimmer war. Was ist wichtig? Braucht man schneller als schnell? Zeitlose Zeit. Schnappatmung.

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Die Jahresabschlusswünsche 2022/23

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Lindau / Hafen / Oktober 2022

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Halt das Maul Kassandra

Endlich einmal dein loses Maul halte

Hatten sie geschrien

Wütend

Die Weissagerin geknebelt

An den Mastbaum geklebt

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Das Schiff blieb im Hafen

Die Berge im Dunst

Acht Segel gerefft

Zerschnitten mit trotzigem Messer

Stupor

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Einen letzten Glühwein noch

Aber wir werden schreiten über den See dann

So jubelte man sich träge zu

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(Gießen / Ende Dezember ’22)

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Schauen wir mal, wer oder was sich im nächsten Jahr bewegt und / oder rollt. Allen die hier reingucken sei gewünscht eine friedliche Weihnacht und ein gutes neues Jahr. Bis 2023. Jetzt muß ich an den Herd: der Rotkohl.

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Vom Gratismut, Plagiaten und wie die Bücherregale Tore schießen werden

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Gießen / Stadtpark Wieseckaue / Januar 2021

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Nun ist sie also gelesen die Krönungsmessi. Verdient und dramaturgisch außerordentlich spannend und unterhaltsam serviert. Und zu guter Letzt hat des nun Heiligen Lionel Brötchengeber, an dessen Brust er kurz zuvor noch sein Haupt geschmiegt hatte, dem Vollendeten ein Mäntelchen umgehängt. Sah er ein bisserl lächerlich drin aus. Der ewige Konfirmand ließ grüßen. Nun denn: mitgegangen, mitgehangen! Unsere widerständigen Germanen hätten das fiese Gewebe natürlich empört in den gekühlten Wüstensand gepfeffert. „Ja bischt Du denn blöd, Du Turbokapitalischt!“

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Apropos Gratismut. Nach der widerständigen, das eigene Konto arg in Gefahr bringenden, Mund zu – Geste des deutschen Teams habe ich meine selbstauferlegte WM – Abstinenz in weiten Teilen aufgegeben. Sinnentleerte Gesten wollte ich jetzt wirklich nicht plagiieren. Und ab Frankreich – England habe ich alle Spiele, die man sehen konnte, geguckt. Ein Spiel unterhaltsamer als das andere. Und beim Schauen habe ich mich immer wieder gefragt wie M. Neuer (Extremskifahrer), O. Bierhoff (Werbefachmann) und HaDe Flick (Seminarleiter Achtsamkeit) im Vorfeld davon sprechen konnten, dass das ehemalige Konstrukt „Die Mannschaft“ um den Titel mitspielen könne. Etwas vermessi!

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Ja natürlich hat da was gefehlt. Beschwingte germanische Botschafter des wahren Fußballs, die dem französischen Flic mal zeigen, wo der Hammer hängt. Stadien mit einem durchschnittlichen Alkoholpegel von 1,7 Promille. Pyro, die den Hirnen der Entzünder gleich, alles vernebelt. Nackte englische Oberkörper. Halt ein Turnier, dessen Durchführung so gläsern und fair an Land gezogen wurde wie das legendäre Sommermärchen. Und natürlich die morgendlichen zerdepperten Bierflaschen vor der Haustür. Reste des öffentlichen Schauens im Biergarten visavis. Aber dafür durfte man jeden Tag Einlassungen älterer Herren lesen, davon wie es einstens so schön doch war, als wir Weltmeister wurden. Rein. Unschuldig. Und nur der großen Sache verpflichtet. Schön halt. Und Marokko hat nicht weiter gestört.

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Wichtige Erkenntnis aber, dass wir uns nicht vor der Welt hertreiben lassen. Was früher gut, soll bleiben so auch morgen. Also wurde beschlossen, dass der Seminarleiter Achtsamkeit die schwäbisch – badische Dynastie in Sachen Übungsvorstand weiterführen darf. In scheinwiderständiger süddeutscher Behäbigkeit. Nestbeschmutzer schallt es mir entgegen, aber wer dort unten aufgewachsen … wosch scho, gell?

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Ah, hätte ich fast vergessen, den Peinlichkeits – Oscar. Nein, nicht Infantilo. Der läuft außer Konkurrenz auf therapeutischem Gelände rum, auch wenn Jessy und Experten anderes verschäumen. Wer selbst ordentlich abkassiert in Sachen Pöhlerei und Binse, soll schweigen brav oder abreisen. Nein, der Seminarleiter fürs Gestern und das Morgen hat in der Heimat ein Interview gegeben. Conclusio? Er werde nochmals mit Thomas Müller sprechen. Auch wenn er, natürlich mit badisch geballter Hecker – Fauscht im Sack, den Rummenigge und Tante Käthe fragen muss. Und dann werden wieder ohne Ende Torchancen kreiert. Aber da wir Germanen schon immer das Volk der Dichter und Denker waren, zählt eben das theoretisch erzielte Tor mehr als das gefallene. War es nicht auch so mit all den deutschen Revolutiönchen und Befreiungskämpfles? So reiht sich Hansi Flick ein in die Phalanx der großen Theoretiker des Landes. Ein Adorno der Eckfahnen. Ein Habermas des Strafraums. Ein Bloch der Elfmeter. Ein Precht der Rückpässe. Zwischen den unreflektierten Reflexen ruht die Hoffnung auf den nächsten feuchten Traum. Tu felix Germania somnia porro!

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Wo ist die Zeit? / Die Kakerlake Keef

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Wenn ein Prominenter und dann auch noch eine, wie die bedenkenlos nachplappernde Journaille in und außerhalb der Netze gerne schreibt, „Legende“ Geburtstag hat oder gar stirbt, purzeln die ewig wiedergekäuten Bonmots aus den Tastaturen. Aber dieses „gute Wort“ ist dann doch zu hübsch, um hagestolz ignoriert zu werden:

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„Den nächsten Atomkrieg überleben nur die Kakerlaken und Keith Richards!“

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Heute hat „Keef“ Geburtstag und auch noch Hochzeitstag. Möge der ewige Blues ihm treuer Begleiter bleiben. Und der Anblick dieser verwachsenen, verwundeten, wieder zusammengewachsenen Hände macht mich jedes Mal fertig. Aber vielleicht geht es darum. Das Ganze einfach durchstehen.

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Als mich die letzten Tage Mr Covid umgeschmissen hatte, las ich Lesley – Ann Jones‘ „The Stone Age“. Ein sehr lesenswertes Buch über 60 Jahre Rolling Stones. Die Autorin lässt keine Arschlöchrigkeit der Bandmitglieder aus. Und davon gibt es unzählige. Die Wirkung ihrer Musik aber bleibt. Über Qualität oder Nicht – Qualität mögen andere urteilen, die sich dazu berufen fühlen. Und dieses schöne Zitat merkte ich mir noch: „Die Vergangenheit ist ein fremdes Land. Man macht die Dinge anders dort.“

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Damit wären wir bei „Vernichten“ von Michel Houellebecq. Die zweite Covid – Lektüre. Davon demnächst.

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