„Niemand hat ein Monopol auf Auschwitz!“ (Carl Laszlo / KZ – Überlebender)

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Gewitter / In Tilsit oder in Sowetsk? / Lenin fällt vor dem Hotel Russland um / 1. September 2017

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Geschichte findet nie ihr Ende. Obwohl eine diffuse Sehnsucht danach weit verbreitet ist. Gerade unter Brüdern und Schwestern. Eheleuten. Und anderen Familien. Je weiter der Ausgangspunkt einer solchen Sehnsucht zurückliegt, um so schrecklicher oder grandioser wird er in der Erinnerung.

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Ich gestehe, obwohl ahnend, dass die Wahlen keine grosse Überraschungen bereithalten werden, sondern die Auguren ausnahmsweise Recht behalten würden, war ich den ganzen gestrigen Tag seltsam aufgeregt. Schon nachmittags saß ich im Hinterhof, die Flasche Wein und wartete auf’s Christkind aka erste Prognose. Und las. Das neueste Buch von Ines Geipel, die sich seit Jahrzehnten an ihrer Ost-West-Geschichte abarbeitet. Das Buch erzählt nichts wirklich Neues, fasst aber überraschend zusammen und leuchtet in etliche Ecken, die so nicht wahrgenommen von mir. Sprachlich ist es mir etwas seltsam überladen. Hochgestochen in überheiztem Ton und händeringend ihre alte Heimat beschwörend, bittet Ines Geipel darum das Glück der vom Osten damals aktiv eingeleiteten Wiederverheiratung nicht zu verdrängen. Weiterlesen! Später mehr davon. Aus dem Buch geklaut die heutige Überschrift und so auf einen faszinierenden, mir bis dato unbekannten Überlebenswütigen getroffen, Carl Laszlo. Meine geliebten Querverbindungen. Da sitzt er mit William S. Burroughs an einem Tisch.

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Ich habe selten einen Menschen so in die Kamera glänzen und strahlen gesehen wie gestern Abend „MADAME von und zu Bündnis mit mir“. Wenn dieses monströse Ego noch weiter aufgepumpt wird und dann platzt, werden die politischen Putztruppen etwas länger brauchen, den Sitzungssaal wieder auf Vordermann zu bringen. Und Simsonpilot Björnie H. erklärte derweil den Mikrophonhaltern, wie Demokratie funktioniert.

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Die Moderatoren und Kommentatoren gaben sich ungewohnt beherrscht, aber keiner war dann doch in der Lage auf die Hülsen „gesichert rechtsextrem“ und „darf Faschist genannt werden“ zu verzichten. Die Ampelmännchen schickten danach ihre zerknirschten Vasallen an die Front. Lindner blieb auf Sylt. Sind wir eigentlich noch zu reich? Und wer ist wir?

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Deutschland ist dem großen Bruder jenseits des Atlantiks stets was hinterher. Mit 10 bis 15 Jahren Verspätung. Jetzt wählen hier viele der von was auch immer Enttäuschten / Desillusionierten / Romantiker / Träumer / Anhänger von Traditionsvereinen / You name it: eben auch Alte und Kranke und Lebensmüde keine Programme, sondern das Glitzern oder Glänzen oder Wüten oder ein ominöses FRÜHER. Manchmal verstehe ich das. Kann es jedoch schwer nachvollziehen. Hypermoral ist nicht die Antwort, sondern nur eine Version der Sehnsucht nach dem Ende der Geschichte.

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Das war ja keine Liebesheirat im November 1989. Sprich ein Jahr später. Es war ein heftiger Flirt anfangs. Die Braut OST war am Ende, aber träumte tatkräftig. Dann lag der Freier WEST im Lotterbett und bestand auf sofortige Heirat. Ohne Ehevertrag. Die Braut ein paarmal schick zum Essen ausgeführt, (zwangs)geheiratet, es wächst zusammen und so, Tränen, Krokodile, Helmut Kohl singt schief und kratzt sich kurz darauf zerborstene Eier vom Jackett. Bus verpasst. Und dann wächst über Jahre, Jahrzehnte eine seltsame Erzählung, neudeutsch Narrentief, heran, in der die zwei in einem Eigenheim eingesperrten Ehepartner – die Kinder und Enkel wechselten derweil beflissen die Himmelsrichtungen – nur noch mit dem ausgestreckten Finger aufeinander zeigen und aus der Vergangenheit eine zementierte Wahrheit basteln. Obwohl jedes Einzelschicksal zwischen Ost und West meist filigraner, brüchiger, ambivalenter, müder geschehen war. Loose Ends eben. Kein Ende irgendeiner Geschichte. „Du weisst gar nicht, was ich mit der / dem täglich aushalten muss.“ Das bleibt oft über. Tja.

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Ich kenne etliche solcher verbitterter, griesgrämiger und von der Langeweile des Alltags gehetzter Eheerzählungen in meiner näheren oder ferneren sozialen Umgebung. So sind wir halt. Hoffe ich kann’s vermeiden.

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Gestern war ein 1. September. Am 1.September 1939 überfiel Deutschland. Ja Deutschland überfiel Polen und eben nicht Nazi-Deutschland überfiel Polen. Deutschland überfiel Polen. Später dann aufgeteilt in einen Westteil, der meinte sich via der 68er Aufarbeitung aka Reinwaschung davon frei gemacht zu haben und einen Ostteil, der via eines staatlich verordnetem Antifaschismus seine Teilhabe am Menschheitsverbrechen Number One einfach leugnete. Diese unbeglichenen Rechnungen lagen schon 1990 rum im deutsch-deutschen Lotterbett. Man schob die geflissentlich unter die euphorisch quietschende Matratze. Deshalb die Überschrift und jetzt lese ich mal weiter bei Frau Geipel. Auch wenn ich mich weiterhin ärgern sollte.

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Der Verzicht auf einen G‘TT kann sich auf Dauer als Fehler erweisen. Sonst wird der wild und schickt uns Menschlein, die wir uns gescheit wähnen, die Selbstermächtiger auf die Erde und lässt wählen zwischen sich und denen.

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„Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.“ (Herr Stadlober zitiert Kurt Tucholsky)

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Elbbrücke Torgau / 21. Juni 2023

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Einmal werden wir noch wach, heissa dann wird blau der Tag! Der Westen fährt mal wieder aus seine allwissenden Schwingen über die zurückgebliebenen Brüder und Schwestern Ost. Wen interessiert es wirklich? Falsch! Wen wird es wirklich betreffen? Auf dem Gießener Kirchplatz trifft man sich heute in recht also sprich aufrechter Gesinnung unter dem Motto „Älter werden in Gießen!“ und warnt nebenbei die Wähler in Erfurt, Dresden, Freiberg und Saalfeld vor sich selbst. Chuzpe? Weia!

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Schönes Zitat das oben. Ein ehemaliger Jungschauspieler (42) – alle Schauspieler unter 50 oder 60 sind in der öffentlich-rechtlichen Wahrnehmung der Pedelec–Boomer eh Jungschauspieler – hat eine Platte gemacht mit Tucholsky-Texten. Wird nicht gehört, aber das Zitat wird gerne geklaut von mir.

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Sarah ist eine extrem schöne Frau. Sie hat den bösen Frosch geheiratet. Der aus dem Brunnen sprang. Beide riechen und rochen stets, wo es knistert und knarzt zwischen den sich umarmenden Scheinheiligen und ihren wohlfeilen Versprechungen. Sie waren stets dabei. Sie werden daran weiter verdienen. Wer Dummheit richtig benennen kann, muss aber nicht per se schlauer sein. Gescheiter vielleicht. Ein zu lauter Versuch. Wie immer.

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Manchmal schau ich mir am nächsten Morgen, nachdem ich hier rumtippte, die Worte an. Meistens (97,8 %) nicke ich es dann ab. Das bescheuerte Momentum als ein einkalkulierter Fehler. Unbedingt. Hier darf ich das. Woanders hätte ich es gerne mal mehr. Schnauze! Wobei ich gelegentlich überlege die Texte mit den aktuellen Promillewerten zu unterlegen. Schwankt zwischen nüchtern und hirnfrei. Meist aber bleiben halt die unzähligen Zwischentöne.

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Zurück zum Stück. Auch morgen wird sich die Welt stante pede weiterhin weigern unterzugehen. Vor allem ante portas meiner unbedeutenden „restgermanischen“ Wohnung. Hyperventilierte Journalisten werden am Montag aber zufrieden auf ihr Gehaltskonto blicken dürfen. Nee, Genosse! Nicht Lügenpresse! Diesem Job wohnt inne das Ungeheuer! Call it clickbait!

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Wie cool ist das denn? Mal kurz vor Wahltermin einen Flieger gen Kabul freigeben? Währenddessen lässt sich dat Höckilein auf einer Simson – war doch einer meiner Onkels operativ und weit vorne an der Entwicklung dieses Mopeds beteiligt – mit dämlicher Tom-Cruise-Pilotenbrille auf der westdeutschen Nase ablichten. Und Sarah lässt sich derweilen ihren Pelzmantel abbürsten? Zuhause? Im Saarland? Weimar? Wo man heiratete? Der Spalt-Zwerg macht das schon! Gewiß nicht das Proletariat, mit der MADAME soviel zu tun hat wie Ananas auf Pizza mit Sardellen und Honig!

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Eben! Hä? Wenn ich wählen täte … Uff! … Nee! …. Aber! … Oder? … Fehlt!

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Das Leben bleibt letztlich eine Einzelfallanalyse! Tanzen wir bis morgen die Vermutungen runter! Ruth Underwood übernimmt!

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PS: Selbstredend werde ich wohl morgen ab 17:50 bis spät in die Nacht Wahlberichterstattung glotzen. Oder ist schon wieder Stadtfest ante portas?

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„Am schönsten sind Vergleiche immer dann, wenn sie tüchtig danebenhauen.“ (Schreibt Paul Jandl in der NZZ)

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Wanderweg hoch zum Marienaltar bei Pfronten / 14. Juni 2022

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Solingen, jahrzehntelang „die Klingenstadt“ und spätestens seit 1993 von den gerne mal Selbstgerechten in die Riege der Städte eingereiht, die ihnen ihre Weltsicht bestätigten, wobei sich tätiges Mitleid mit den Opfern wohl stets in den Grenzen der eigenen Konsumnotwendigkeiten bewegt hatte, hat ein neues Trauma seit vorvorletzter Nacht. Keine Benzinkanister, nein, wie bescheuert ist das denn: Klingen. Ist das „widerlich“? Weiter unten.

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In einer Woche Wahlen in der Heimat meiner Vorfahren. Die Reste der BRD, falls es die noch gibt, hyperventilieren. Schaun mer mal! Die gekillte Hecke visavis und meine Restwut gibt es aber noch. Bin ich jetzt gefährdet als Wutopist? Der SPIEGEL stellte letzte Woche in einem lesenswerten Artikel weit über 10 neue und ältere sogenannte Faschismustheorien Seite an Seite, um diese im Schlusssatz für obsolet zu erklären. Mit schönem Gruß an die federführenden Ompapas gegen rechts endete der Artikel. Weird? Der Autor hat so in etwa mein Alter. Gute vier Jahre jünger. Umschwirrte damals als Beauftragter der üblichen Stadtmagazine der 80er Jahre unsere Schauspiellehrwerkstatt zu Kölle und erklärte uns Altlinken, warum die „Talking Heads“ fortschrittlicher sind als Jimi Hendrix. Hatte er mal recht. Damals. Jetzt weiß er auch nicht weiter. Trotzdem schöner Artikel und lohnenswerter als das gute alte Wertegestammel meiner üblichen Altersgenossen. Natürlich geistert zwischen den Zeilen eine seltsame Sehnsucht in Sachen Rückkehr zum Marxismus und einfachen Erklärungsversuchen herum, da Thüringen ante portas und hinter jeder Höcke ein Messerstecher. Sorry! Wollte ich schreiben hinter jedem Gartenzaun? Aber jetzt haben wir GUTEN ja die Kamala und vor allem … den Stellvertreter find ich wirklich sympathisch. No lie!

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Vergleiche. Textbausteine. Helm auf! Nicht zum Gebet, sondern um mit dem Pedelec ein bisserl schneller die Nachdenkhügel hoch zu huschen. Wir haben doch keine Zeit mehr. Es ist holprig. Lasset uns die noch befahrbaren Hügel hinter unser Restleben bringen. Dicke Hintern auf noch dickeren Rädern rauschen an mir vorbei. Ich nehme dabei aber eher ab. Weia! Ernst gemeint?

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Schlechte Vergleiche funktionieren vielleicht angenehmer als unreflektierte Textbausteine. Gerhard Gundermann hatte in der DDR nur eine Platte aufgenommen. 1988. Die gibt es jetzt wieder als Platte. Eben als Platte. Vergeht Zeit? Lohnt Erinnerung? Davon später. Erst ein Text von dieser Platte.

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Scheißspiel

Jeden Morgen steigt mein Völkchen in den Ring

Und dann schlägt es aufeinander ein

Doch mit dem Schlagen ist das ein besonderes Ding

Jeder will der Hammer, keiner will der Amboss sei

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Solingen revisited. Es übertreffen sich die Schlagzeilen. Lautstärke wird scheinbar verhalten inszeniert. Hören wir: Menschenverachtend. Perfide. Und eben dann das „grandiose“ WIDERLICH in 10 bis 20 Mikrophone gestampft im Sommerkleid. Und: Wir werden uns wehren. Jetzt ist Schluss. Der Spaltung entgegen trotzen wir Seit‘ an Seit‘ oder wie Schüler, deren überideologisierter Aufsatz an zu vielen Rechtschreibefehler scheiterte, heiße Luft aushauchend, da wir nun Kiffer sind, eben die wir nie Kiffer waren. Oder doch? Kann man an offenen Gräbern denn auch mal schweigen?

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Was ist wichtig? Bayer Leverkusen kann immer noch Nachspielzeit? Ursula von der Leyen reagiert? Dieser Post? Jener Artikel? Ein Nägel kauendes Schweigen? Oder doch ein Wüten, wenn man hört: Wir haben denen doch die ganze Kohle in den Hals gesteckt. Der Wessi dem Ossi. Der Ossi der Treuhand. Die Merkel den Eingereisten. Der Handwerker dem Saufkopp. TUI den Klimaklebern. Und das stets beleidigte Umland dem Einkaufszentrum downtown mit Fahrradstraßen statt Stadtautobahn! Ach was! Ideologischer Helm ab, sonst zu spät fürs Gebet. Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt trotzdem drinnen um. Die vielen falschen Propheten und ihre Trompeten werden irgendwann um Jericho eine Strafrunde laufen dürfen. Oder das müssen und sollen und können. Wenn man nach oben schaut, kann man sein eigenes trauriges Flugzeug erkennen. Da kreisen auch die Geier! Wer zuerst landet, der hat noch nicht gewonnen! Falls er denn …

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Wie ich in vier Jahren über zehn Chefgärtner kennenlernen durfte und so auch die Reflexe eingerastet verrosteter Strukturen amtlicher Masturbationen / Wer signalgebenden Farben vertraut, kann auf einer belebten Kreuzung gerne mal den Kürzeren ziehen oder biegt eben falsch ab vor der nächsten Urne

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Unlängst / Hinterhof / Gießen

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Uff! Das da oben ist die längste, wahrscheinlich auch blödsinnigste Übertitelung, welche ich hier je geschrieben habe. Aber die letzten zwei Tage waren nicht weniger blödsinnig. Vor allem in Sachen Wiederholung. Lieber Gerhard Gundermann! Übernehme kurz mal.

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Jeden Morgen haben wir die Möglichkeit

Daß wir liegenbleiben oder gehen

Daß wir Blinde bleiben oder sehn

Breiten wir die Flügel aus

Oder stehn wir zögernd auf dem Dach

Halten wir’s mit unsrer Liebe aus

Oder trauern wir ihr nach

Jeden Morgen haben wir die Möglichkeit

Amboß oder Hammer sein

Blumen werfen oder einen Stein

Halten wir den kleinen Finger hin

Oder geben wir die ganze Hand

Wollen wir auf Sparflamme drehn

Oder sind wir bald verbrannt

Fünf Minuten noch liegen

Auf unserm dicken Fell

Die Knochen gradebiegen

Draußen wird es schon hell

Freunde, nun laßt uns fliegen

Wir wollten doch irgendwohin

Wir sind schon zu lange geblieben

Wo wir nur zwischengelandet sind

(Gerhard Gundermann)

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Ich mag sie nicht, diese sinnlosen Karussellfahrten in Sachen Ohnmacht. Vor zwei Tagen hat wieder die Wohnbau Gießen mein tägliches Blickfeld massakrieren müssen. Warum auch immer. Siehe Bilder. Oben wie unten.

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Kurz danach / Hinterhof / Gießen / Gerne hätte ich ausgeschlafen

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Dann? Die üblichen Reflexe. Ich hüpfe nach unten. Stinksauer. Meine Wortwahl ist nicht edel. Der Ästeabschneider manisch. Auch ich. Verhindere aber den weiteren Verlauf der Exekution unschuldigen Grüns, die für die andere Seite wohl Selbstverständlichkeit, die ich Dämlichkeit nennen will.

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Hatte ich schon mal davon geschrieben? Ja und Ja und Ja! Genau: Ja!

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Und wieder, nachdem ich in den letzten Jahren immer wieder mit dem jeweiligen „Chefgärtner“ der Wohnbau Gießen sprechen durfte – Wieviele haben die eigentlich? Kann sich die verarmte Stadt die alle leisten? – steht man wie der Ochse vor der massakrierten Hecke und denkt und schreibt Mails und – Tata! Tata! Tata! Wir erinnern uns an die alten Western! – stürmt der alte, gute Troubleshooter mit bezopftem Haupthaar– Klar! Hat alle Mails gelesen! Ist vorbereitet für sein „Gespräch“! Und hat eine Zeugin an seiner Seite! Falls was schiefrennt! – auf die Bühne aka unseren Hinterhof. „Hier hat sich jemand beschwert?“ „Ja! Ich!“ „Warum?“ An dieser Stelle ist es angesagt Texte auch mal abzubrechen. Natürlich ist er einer dieser zehn(tausend) Gärtner. Müde und bemüht. Oder Schreiner?

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Es war, nicht anders zu erwarten, ein höchst sinnfreies Gelaber. Textbausteine versus Wut. Ich bat dann die Gehenden, nicht mehr wirklich höflich, unser Hoftor zu schließen hinter sich und das schnell. Die Begleiterin hatte, kopfnickend und ihrer Rolle etwas unsicher, noch eingeworfen, dass auch sie zweimal im Jahr ihre Hecke schneide! Wahrscheinlich auf ihrem Balkon. Weiß schon! Ist bös‘. Geht aber ums Prinzip der Scheinkommunikation. Es knirschen meine Zähne noch.

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Und dann, das tat mir wirklich weh, die Beschwichtigungsantwort einer jungen Vorzimmerfrau – man googelt Linkedin oder so ein Scheiß – die halt beauftragt wurde …. Entschuldigung und so … die Hecke ist tot … Schluss! Ein Jeder*in muss sein Geld verdienen. Aber so? Wahrscheinlich!

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Wohnen ist nicht billiger geworden. Ein bisserl mehr Grünzeug vorm Balkon? Kann man vielleicht sogar die Miete für anheben. Das Lied dazu.

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„Durch diese hohle Gasse muss er kommen!“ (Friedrich Schiller / Wilhelm Tell)

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Magic bullets klammheimlich

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Der eine Zentimeter

Lincoln JFK Martin Luther King Robert Kennedy

Gestern aber

Der eine Zentimeter nur

Zitternder Mut

Und hinter der Säule

Bürgerbräukeller

Die eine halbe Stunde zu spät

Damals aber gestern

Der eine Zentimeter lediglich

Schafe im Wolfskostüm heulen auf

Geschlossen auf Picknickdecken

Neben offenen Gräbern

Der eine Zentimeter nur vorbei

Hinter Konstanz fassten sie

Georg Elser

Lenken blinde Götter die Kugeln

Klammheimlich

Der eine Zentimeter nur

Weiter rechts

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(gießen / heute)

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„Man vergisst, wo man die Friedenspfeife vergraben hat, aber vergisst niemals, wo die Beile liegen.“ (Mark Twain)

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August 2011 / Steilküste Rügen / Nach einem Unwetter nachts / Nicht von Caspar David Friedrich

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„Shut up and breeze!“ Dies sagte wohl mal ein Zenmönch zu Doris Dörrie, als sie keinen Ausweg fand aus einer Traurigkeitsspirale. Atmen. Aus. Ein.

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Gestern mal wieder Dylan gesungen. Unfassbares Wetter. Vor dem Unwetter und dem Anpfiff gegen die Dänen. Luft zum Schneiden. Kreislauffolter. Handverlesen das Publikum. Belesene Damen und ein paar versprengte Herren unseren Alters. Rentner musizieren für Rentner. Schön. Aber Sport.

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Apropos Sport. Weil es in Dortmund unwetterte, kamen wir rechtzeitig zur zweiten Hälfte heim. Kurz und knapp: ich kapiere diese sogenannten Hinweis- und Bewertungskeller nicht mehr. Die grauenhaft und so menschenfremde Sehnsucht nach einer Wahrheit und angeblich daraus resultierender Gerechtigkeit ist nicht nur bei der Pöhlerei der größte Schwachsinn ever. Behauptungen werden nur auf andere Deutungsfelder verlagert. Die Schiedsrichter werden als Deppen vorgeführt. Und gechipte Bälle übernehmen das Regiment. Der im Nachtrag Bewertungen bewertende Nagelsmann bleibt dann doch nur noch als ein kleiner Unsympath über.

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Irgendwann kommt noch jemand auf die Idee meine Erinnerungen aus den Kölner Kellern heraus zu beurteilen. Die Abschaffung der Fehlbarkeit ist unmöglich. Den alten Göttern sei Dank. Die Christen und ihre schrecklichen Nachahmer rund um Mekka haben dies lediglich versucht und fallen über ihre Selbstgerechtigkeit in die selbst ausgehobenen Gräber. Man mag wieder der Anarchie huldigen. Und aus Gedärmen die Zukunft lesen.

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Und natürlich: Hop Schwyz! Wie hurengeil isch das denn! Senza Italia isse wunderbar! Jetzt noch Georgien nach vorne, die hoffentlich erst Espana und dann Almanya rauswerfen. Und später im Endspiel ein herzliches Duell der Löhlis gegen die Ösis. Utopien entwerfen. Nach der letzten Europawahl.

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Was oder wer bitte ist eigentlich Europa? Die Tochter des Aganor!

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Werde die nächsten Tage weinen ohne Ende, weil ein Spiel der Türken nicht im TV übertragen wird for free. Schnief! Sammer deppert, liebe Landsleute?

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Hier singt Österreich. Hier singt die Schwyz.

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Auch Dylan stolpert. Oder muss sich echauffieren. Ermahnt. Und stolpert also. Steht schneller auf als Joe Biden. Spielen wir oder posieren wir?

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„Ich möchte nicht, dass mich Bekannte erkennen.“ (Karl Valentin)

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Für weniger brennen statt Mindesthohn

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Ohne Grillanzünder denken

Ohne Klagekonzepte mit Buchstaben

Jonglieren die keine Keulen sind

Die Dir und mir auf die Füße fallen

Moralspektakel zu verkaufen

Ist obsolet

Erfinden wir neue Worte

Mentalpudel die wir sind

Gestutzt

Shampooniert

Von Mephisto verlassen

Im Wald der letzten Bäume

Die wir

Siehst Du nix

Blinder Götze des eigenen Griffs

In den Schritt

Rot und

Heil dem

Rest

Verstand

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(Cowbär und Kuhno machen weiter / Streich erzählt kein Seich‘ / Gern im Wald)

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„Angst nix gut, Angst essen Seele auf“ (Rainer Werner Fassbinder)

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Schaufenster / Beeskow / Brandenburg / Juni 2014

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Das Meerschweinchen

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Sein Blick ist vom Vorüberhuschen der hölzernen Stäbe

So verwirrt geworden, dass es nichts mehr fressen mag

Ihm ist, als ob die Welt ein einziger Laufstall

Und nur im Laufstall wohnet Welt so Tag und Tag

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Das freundlich‘ Tapsen, elegant ein kurzer Sprung

Der Tanz ums schnell verbrennend‘ güld’ne Ich verwirrt

Besinget jedoch Kraft und Wille am Rande jeden Abgrunds

In dem tief unten sich ein Rest von Sehnsucht leis‘ verliert

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Doch manchmal schiebt der Vorhang vor den Ängsten

Sich leise knarzend auf und eine Ahnung fast

Durch alle Glieder rast und schweiget nicht

Bis das Herz beruhigt sich und bleibt so gern im Knast

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(verzeihung herr rilke / aber zuviele meerschweinchen machen dieser tage einen auf panther / und nicht nur thomas tuchel / the show muß not go on sinnbefreit)

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