Kann mir bitte jemand über die Strasse helfen?  / Ich will es doch nur begreifen oder von den seltsamen Aggressionen

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Eigentlich war ich ja gar nicht mehr hier heute. Ich packte. Morgen fährt der Zug. Zu einer neuen Arbeit. Dann schaute ich aus dem Fenster. Sehe Killer am Werk. Nannten sich früher mal Landschaftsgärtner. Oder Holzfäller auf Weisung? Warum machen Sie das? „Sonst fliege ich.“ Sagt der Gärtner.

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Die Hecke, ach die Hecke. Zwischen unserem Hinterhof und dem Block gegenüber wuchs. Manchmal ist es da trubelig, manchmal entgrenzt. Aber so ist das halt und auch nicht weiter schlimm. Ich möchte nicht tauschen mit einer 8 – köpfigen Familie auf 50 qm. Aber da war ja noch die Hecke. Die grünte und wucherte seit unserem Einzug vor 14 Jahren so vor sich hin. Und so – wurde es warm – wechselte ich zwischen Schreibtisch und Biertisch hin und her, hatte ich nicht anderweitig zu tun. In der Hecke hatten sich der Vöglein viele angesiedelt. Ein freundlicher Rückzugsort.

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Gießen / Löbers Hof 7 / Hinterhof / Mitte April 2019 / Gute 30 Grad warm

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Kurz nach Aufnahme dieses Fotos drehte sich irgendwas. Die Sommer wurden heiß und heißer und die „Besitzer“ der Hecke hinter dem wunderschönen Drahtzaun (Oh Leser! Warte! Bald darfst Du ihn sehen!) hatten die Idee oder den Wunsch (Oh Vater! Erkläre mir den Menschen!) diese Hecke sukzessive abzuschaffen. Warum? Ich weiß es nicht. Was hat ihnen diese Hecke getan? Woher diese kuriose Wut? Das aggressive Sägen, welches Äste spaltete? Mitten in einen Hitzesommer? Corona ante portas?

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Jahr für Jahr nun verteidigte ich (Ich weiß! Das steht mir nicht zu! Ich bin Mieter! Und mein Eigentum an der Welt verpflichtet zu nichts!) das arme Heckenviech. Vergebens. Erst wurden die Quertriebe entfernt. Dann, da der Einsatz von Leitern wohl den Etat des städtischen Unternehmens, dem die Hecke „gehört“ entscheidend in die Luft jagte, das Gewächs auf Armhöhe und letztlich auf Augenhöhe und auch noch auf Stumpf gesetzt. Man stelle sich vor: ein städtischer Mitarbeiter fällt von einer Leiter! Was sagt dann das Leiterinnen*er? (Entschuldigung! Die Wut schreibt schlechte Witze!)

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Die Hecke ächzte und stöhnte, wurde sie doch gerne bei über 30 Grad bearbeitet. Darüber sprach ich heute, nach einem kleinen Disput mit den armen beauftragten Gartenarbeitern, die darauf einen ihrer Chefs gerufen, mit eben dem selbigen. Und dann fiel mir die Klappe vollends runter. Hatte doch der Mensch, dem wir ordentlich und monatlich den Mietzins überweisen, die „Heckenbesitzer“ gebeten die letzten Reste der Hecke auch noch platt zu machen. Des armen Zauns wegen. Erzählte mir einer der Chefs der Gärtner. Und sie hatten dem dringend davon abgeraten. Warum haben sie nicht gehandelt? Gar Einspruch erhoben? Siehe oben wohl. Eigentum verpflichtet zu nichts mehr. Warum? Fragen Sie Ihren Arzt und Therapeuten. Und jetzt? Wer klebt sich schon an Hecken fest? Wer klagt gegen seine Vermieter? Man wird zum Wackeldackel. Das Kopfschütteln mag gar nicht mehr enden wollen. Das wäre das Zwischenbild.

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Ich war mal eine Hecke! / Und was warst Du? / So simmer halt! / Sägen mit Spaß

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Nachtrag noch. Und dann versprach der wirklich sympathische Sprecher der „Heckenbesitzer“, dass man in den folgenden Jahren die Hecke sehr nachsichtig schneiden werde und keine Quertriebe mehr entfernen wolle. Wir standen an einem offenen Grab. Und Absurdistan tanzte Tango mit uns.

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Und jetzt ab nach Kiel. Und wie man früher so sagte: Ich könnte …! Genau! Und zwar im Strahl! Schlußbild.

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Gießen / Löbers Hof 7 / Hinterhof / 3. Februar 2023

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 20

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Gießen / 1. Februar 2023 / Reisegepäck

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Da geht sie nun dahin, die Maske. Bald drei Jahre treue Begleiterin. Anfangs hastig aus Stoffetzen zusammengebastelt, dann gerne mal – siehe oben – vermeintlich humorvoll und irgendwann FFP2 und Alltag, der mich nicht übermässig störte.  Das Virenvieh, das mich letzten Dezember dann doch noch erwischt hat, ich möchte mir nicht vorstellen, was das mit mir angestellt hätte ohne die vier Impfungen. War so schon seltsam genug.

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Am Sonntag steht eine längere Zugreise bevor. Der alte Beruf ruft wieder. Mit oder ohne Maske? Bin mir noch nicht sicher. Plötzlich da fehlt was.

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Also ruht diese Seite bis Mitte März. Bis denne und – wir erinnern uns an ein altes Ritual – wie man einstens zum Abschied sagte: Bleiben Sie gesund!

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„It’s Halloween. I’m wearing my Bob Dylan – Mask. I’m just masquerading.“ / Bob Dylan 1964

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Jenseits der Sterblichkeiten Gnaden

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Da stehe ich im Türrahmen

Ein leidender Depp

Krokodilstränen

Ich hätte noch manches zu sagen

Ich lasse es

Ich weiss um die Gnade eines Gottes

Ich fuhr mit nächtlich leeren Zügen

Gefror von innen her

Was soll ich noch mit Dir

Zurück auf Anfang

Ich bin dumm aber kein Idiot

Ich esse wenn ich hungrig trinke wenn ich durstig

Selbst wenn mein Fleisch von den Knochen fault

Ich weiss da ist jemand der sich kümmert

Verzichte auf deine Erklärungen

Keine Erkenntnisse

Nichts mehr zu sagen gibt es

Während ich im Türrahmen stehe

Mit einem Bluesturban um meinem Kopf

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„Je mehr ich über die Sterblichkeiten aller Art nachsinne, desto leichter wird es mir – Achtung: der hohe Ton! – ums Gemüth!“

(Gegeben von C.L. am Beginne des Hornungs anno MMXXIII)

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