Einfach die Meilen gehen ohne ein Ziel

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Schon gut

Ja

Ich übertreibe gerne

Weiß ich

Aber die Art und Weise wie Du Dich angelogen hast

Schon gut ich mach das auch

Täglich

Aber mir fehlt seitdem ein Arm

Liegt der bei Dir noch rum

Irgendwo

So kannst Du Dich nicht vom Acker machen

Ich traue mich gar nicht mehr die Augen zu schließen

Mit wem rede ich eigentlich Nacht für Nacht

Und mache so aus ein paar Metern

Millionenmeilen

Ich übertreibe gern

Schaukel mich oh Häwelmann

Und ich schaukle Dich

Mach Du den Mond aus

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(Extrakt)

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Es fährt noch ein Zug nach Birmingham

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Der Bahnsteig ist voller Menschen. Man wartet. Zumindest die Meisten. Ein paar leben hier. Niemand weiß, dass dieser Bahnhof vor längerer Zeit vom Schienennetz abgeklemmt wurde. Es gibt keine Lautsprecherdurchsagen mehr. Kein Netz. Entsetzensschreie sind zu hören ab und an. Rangeleien. Einer zückt ein Messer. Die Herzen vieler schlagen wie Kuckucksuhren auf Crack. Man kann viel verlieren. Manchmal sogar alles. Ruft einer. Springt auf die Gleise. Sein Zwillingsbruder antwortet. Vergiss es, Du Depp.  Eine aufgeblasene Pose wird Dich nicht erlösen. Geschweige denn töten. Eine Frau trennt die Streithähne. Wisst ihr, man kann immer noch ein wenig mehr verlieren. Noch Einer zündet sich eine Zigarette an. Ich laufe jetzt diesen Schienen nach bis zum nächsten Bahnhof, der in Betrieb ist. Murmelt er. In Deinem Zustand? So schlecht kann es mir gar nicht gehen. Ich versuche es. Bevor Petrus Feierabend macht, sollte ich mir zumindest ein paar seiner Anmeldungsformulare durchgelesen haben. (Gießen / heute)

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„Die Leute sagen, die Platte handle von der Sterblichkeit – meiner Sterblichkeit, warum auch immer. Nun, sie handelt nicht von meiner Sterblichkeit. Vielleicht geht es einfach um die Sterblichkeit im Allgemeinen. Das ist doch eine Sache, die wir alle gemeinsam haben, oder?“ (Dylan / 2001 / Rolling Stone Magazine)

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Gummistiefel oder barfuß bleibt Blues

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Geteert oder gepflastert ist dieser Weg nicht. Was soll ich schon sagen? Wenn ich da hin gehen will, sollte ich da hin gehen. Wo nochmals war es und warum eben dort? Erinnere mich bitte.  Dieser Weg führte zumindest in eine Richtung. Aber schon recht matschig war dieser Pfad. Komme ich barfuß besser durch? Unlängst sagte eine Frau zu mir: ein bisschen Schutz ist immer gut. Wovor? Manchmal drehe ich mich um und betrachte die Gummistiefel, die im Schlick hinter mir stecken blieben. Ich hatte es etwas eilig gehabt. Dann bleiben vielleicht noch ein paar Socken zwischen dir und dem Dreck. Ist eigentlich keinen zusätzlichen Satz mehr wert. Ich halte meinen Daumen in die Luft, den keiner sieht. Eine rutschige Strasse liegt mir. Zu den kalten Füßen. Geh weiter und es wird eine Autobahn oder ein Trampelpfad. Was ist der Unterschied? Ich gehe vor mich hin. Und her. Ab und zu donnert ein Gewitter meinen Namen in den Abendhimmel. Ruft.

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(Eine prosaische Assoziation zum bluesschematischen Reim / eben)

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Deine Tage sind gezählt so auch meine

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Die Kraft mit der ich versuchte mich auszudrücken

Feinfühliger

Wäre Dir nie gerecht geworden

Nicht mit Rhythmen

Nicht mein Weshalb

Mein Fehler nur

Ich blieb da unten zu lange hängen

Einen Tag eben

Kann reichen

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Gut, mein Schiff versinkt

Übrig bleiben Splitter

Es sinkt recht schnell ein Boot

Giftige Gicht keine Vergangenheit keine Zukunft

Aber mir bleibt Zuversicht und die ist licht und frei

Die mit mir segelten

Ich mag sie immer noch

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Endlose Leere kalter zerbroch‘ner Krug

Jeder bewegt sich irgendwohin

Falls er nicht schon dort festsitzt

Du magst immer zurückkehren

Aber nicht zurück auf Anfang

Eben der eine Fehler

Einen Tag zu lang dort oben

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(Fragmentarische Nachdichtung von heute)

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„Unsere Songs sind lebendig im Land der Lebenden.“ Bob Dylan am Ende seiner Lesung in Sachen Nobelpreis. Und dann noch im Westen nichts Neues. Oder der Oscar?

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Fragmente sind mehr als das Ganze

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Ich könnte dich glücklich machen / deine Träume wahr werden lassen / nichts gibt es, was ich nicht tun würde / sogar bis ans Ende der Welt ginge ich für dich / um dich meine Liebe fühlen zu lassen.

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Der Geist unserer alten Liebe ist nicht fortgegangen.

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My hands are cold / the end of time has just begun / I‘m gettin‘ old / anything can happen now to anyone.

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Ich fühle mich wie ein Gefangener in einer geheimnisvollen Welt, ich wünschte, jemand käme vorbei und würde für mich die Uhr zurückdrehen.

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Bei  ,Time out of Mind‘ wollte ich, dass meine Musik durch diesen ganzen technischen Apparat hindurchläuft und so schnell wieder am anderen Ende rauskommt, dass der Apparat gar nicht merkt, was er da eigentlich macht.

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You can always come back, but you can’t come back all the way.

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Auf dem Bahnsteig stehen Leute, die auf Züge warten.

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Only one thing I did wrong
Stayed in Mississippi a day too long

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Wenn Du merkst du hast alles verloren, findest du heraus, du kannst immer noch ein wenig mehr verlieren.

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Ich kann nicht darauf warten, dass du deine Meinung änderst. Ich kann nicht warten.

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My heart’s in the highlands.

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Alle Worte bis hier von Bob Dylan.

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PS: Eine neue Sammlung alter Songs vom Meister heute im Briefkasten. Jetzt in Dauerschleife. Erfreut.

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PS2: Erste Einblicke. Gewiss bald mehr hier.

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 19

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Spielhalle in Miedzyzdroje / Polen / früher Misdroy / Deutsches Reich / 5. August 2012

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Öffentlich rechtliche Leoparden (Poem vom Wissen)

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Nun werden sie wohl rollen

Auch verschimmelt innen

Wir reagieren nur

Wer tat den Krieg beginnen

Sonst hätten gar die Polen ohne uns zu fragen

Den Leopard gen Ost getragen

Doch weil wir stets besonnen sind

Und gerne auch verzichten

Ließen wir mitnichten

Uns treiben

Wir bleiben bescheiden

Dafür muß man uns beneiden

Gelle

Und die öffentlich gerechten Augen

Die täglich am selben Mantra saugen

Wussten bevor die Panzerketten wieder

Rollen gen Osten

Das wird viel kosten

Und gerne auch Besonnenheit

Ihrerseits

Diese wiederum keiner sitzen hat

Unter seiner Sprecherkrawatt‘

Man bleibt empört

Und tut verstört

Es rollen Augen

Steile Zeigefinger

Da man immer alles weiß

Weit vor der Zeit

Die eben grad gewendet ward

Zurück wir schalten

Fragt die Alten

Die Studios hell bestrahlt

Wie die Arenen

Kann mal wer die Heizung runterdrehen

Nicht nur an den Thermostaten

Wer wird den Gashahn

Lasst uns raten

Und gegen des Lebens Härten

Gibt’s immer noch: Experten

Hagestolz und Zungenrasseln

Weniger wissen

Stärker meinen

Guten Abend

Und jetzt das Wetter

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Kriegerdenkmal in Sovjetsk / Russland / früher Tilsit / Deutsches Reich / 31. August 2017

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 18

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Wasserburg / Am Bodensee / 6. Oktober 2022

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Vom Verlieren der Sekunden

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Ach! Eben wär‘ noch jetzt gewesen

Als der Kopf nach hinten dreht

Und von vorn schon wieder

Drängelnd Wind der Zukunft weht

Wovon doch keiner je was weiß

Ach! Nur lauwarm heißer Scheiß!

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War da was

Was war denn da

Schrie ich gestern nicht „HURRAAAH!“

Was darf bleiben statt zu schmachten

Muss man auf ein Gestern achten

Oder besser Schnauze halten

Und die Zukunft dann verwalten

Wo sie doch schon vorüber war

Wenn sie noch ein Morgen werden mag

Es fällt der Reiter und Guten Tag

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Doch wer auf dem Sofa sitzt

Und mit den Biathleten schwitzt

Oder mit Karl Geiger zittert

Der hat es doch schon lang gewittert

Und zur Not auch gleich getwittert

Dass zwischen den Sekunden

Die manchmal Lebensstunden

Ein Tag ist einer Fliege Leben

Was war da noch

Was war da eben

Ich hoffe ich liege nicht daneben

Es gibt sogar noch hundertstel Sekunden

Statt viel zu langer Stunden

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Es wuchsen die Berge aus dem Meer

Die See die sagte rollend „Bitte sehr“

Und schmiss die feisten Wellen

An der Felsen Füße

Sendete nette Grüße und

Hinterließ die Dellen

An ausgewählten Stellen

Und dies nicht in Sekunden

Sondern seit Ewigkeiten

Die die uns noch begleiten

Selbst wenn der Uhren Zeiger

Renitente Schweiger

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 17

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Gießen / Stadtpark / 24. Januar vor zwei Jahren

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Der minutensammler

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Ich sammelte die stunden

Die vollen und die runden

Die lauten und die stillen

Die eklichen und schrillen

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Jetzt sind es noch minuten

Sollte ich mich sputen

Am End‘ nur noch sekunden

Die ich im schrank gefunden

Als ich ordnung suchte

Fluchte

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Dem alltag abgerungen

Ein leicht stabiles hoch

Doch stets verfehlt der letzte ball

Das lang besungene loch

*

Liegt zaudernd auf der rasenkante

Manchmal nur sekunden

Anderntags und böse grinsend

Tut er das für stunden

Fällt rein halt oder nicht

Noch’n gedicht

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Las heute von Stakebein T. Müller, der immer spielt. Solle er. Meint er. Er mutiere derzeit zum Minutensammler, schrieb es. Schöne Wortschöpfung. Der Minutensammler. Daher der Reim. Minuten sammeln abseits der Spielfelder. Stets auf der Flucht. Wenig gefunden. Viel zu viel gesucht.

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