Wo ist die Zeit? / Ich steig‘ herab herab

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Unlängst traf ich ein liebes und sehr geschätztes Mitglied der Vereinigten Gießener Kulturrentner auf der Gass‘ und man sprach über dies und das, die neuesten Toten und dass ich ja unlängst hier Herrn Jeff Beck sehr abgefeiert hätte. Wurde selbstredend anders und besser formuliert, aber vielleicht verirrt sich ja auch mal ein junger Mensch in diesen Blog.

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Abfeiern, wie man oben sehen und hören kann, das tun und taten auch gerne andere. Selbst Keef fragt fast schon um Erlaubnis, ob er mitklampfen darf. Ronnie, der offensichtlich den selben Friseur wie Mister Beck hatte – Man verzeihe den Altherrenwitz! – vermittelte. Soweit die Quellenlage.

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Unten der herrlichst klare Song in der Fassung, in dem ich ihn das erste Mal hörte. Live. Mein erstes Konzert. Im Konschtanzer Konzil. Nicht zwischen 1414 und 1418, eher 1972 glaube ich. In den historischen Hallen traten zu der Zeit im Wesentlichen Mäschkerle und Fasnetschwätzer auf. Und man musste auch brav sitzen bleiben während des meinen noch sehr unschuldigen Arsch bewegenden Konzerts. Persönliche Zeitenwende. Die – so wurde sie genannt – Geistin und ich gingen dann getrennt nach Hause. Anderntags warteten Mathe und Chemiearbeit.

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PS: Poste dies selbstredend in der Absicht den Goldenen Schlammbweiser in der Sparte Memorabilia maxima abzusahnen. Habe gehört dieses Jahr wird er am Aschermittwoch vergeben. Oder doch erst an Allerheiligen?

Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 16

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Gießen / Stadttheater / 5. April 2014

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Der zwei oder drei Blätter Trudeln

Erinnernd nach unten

Vom Baum hinfort der nicht mehr

Grüßt sagte man damals von der

Anhöhe

Jetzt kniehoch umwuchert ihn Gesträuch

Und Laub des Bodens gesammelt gepresst zu

Zetteln die betteln

Beschreibe sie während der Baum trockenen Fußes

Nur will überstehen

Den nächsten Sommer

Und was folgt

Wird so nicht bleiben

Auch wenn umarmt

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I’m looking in my little black book,
To see if was right or rongwrong,
Between the lines on the tattooed pages my inspiring writing in clense

I’m old before my time
I feel that I’m growing out of this world
But with the world at my ears
I guess is true there’s no tears
No tears

When things get bad
I can always turn in to a cloud
That I’ll drift back home
If the wind will blow
Be there

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Wo ist die Zeit? / David war Goliath / Von den Erinnerungswettbewerben statt der Leiche die Ehre zu erweisen

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Der Beginn dieses Jahres hält etliche Tote bereit. Vor allem für die Mitglieder meiner Alterskohorte. Böse Enkel nennen uns gerne Boomer. Die anderen Bösen nennen uns einfach nur Berufsjugendliche. Und? Ach!

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Hast Du schon gehört? Meine ersten feuchten Träume sturben gestern! Hä? Lollo! Bitte? Hast Du überhaupt noch Feuchtigkeit in Deinem Restleben? Oder Antworten? Genosse? Samstags schlurft es über den Markt. Verzeihung, man schlendert humpelnd und sucht erinnernd ein Sprechen gegen die Einsamkeit. Hast Du schon gehört? Der Davie Cosby. Ach!

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Wenn Du gehst, dann stirbt auch ein Teil von mir. Und der andere Teil bleibt hier. Wer hat das nochmal gesungen? Weiß nicht mehr. Wenn das Ende sich heranschleicht, beginnt man wohl in Schlagertexturen zu denken. Ach!

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Lassen wir sie sterben. Unsere hüftkranken Erinnerungen. Sie tun es eh. Manchmal ist es an der Zeit. Öfters auch zu früh. Dennoch aber: Ach!

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Was ist mühsamer? Zu wissen, dass ein Gegenüber von David Crosby nur gelesen hat? Gestern gar? Oder dass in jedem Printmedium vom „Mann mit dem Walrossbart“ die Erzählpaste kopiert wird? Oder dass selbst Jens Riewa mir tagesaktuell einen von Woodstock erzählen muss? Ach!

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Oben ein Schweigen, welches vor sich her singt. Mitwirkende u.a.: Phil. Jerry. Gregg. Joni. Neil. Elliot. Jack. Graham. Mickey. Bill and Paul und Grace. Die gute alte Vornamenvertraulichkeitsvortäuschung. Die beste Pizza bei meinem Giovanni. Hans macht mein Fahrrad. Ich habe noch Freunde. Ach?

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Unten noch weniger Worte die gesungen. Da war doch wer? Bin ich mir sicher. Heißt es. Reicht doch. Lassen wir die gehen, deren Zeit abgelaufen und verwechseln sie nicht mit … tja … mit was auch immer. Ach!

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Die nächsten Erinnerungswettbewerbe werden wir aber auch noch bestreiten müssen. Die Niederlagen jedoch sind alle mit einkalkuliert. Ach!

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 15

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Friedhof Preila / Kurische Nehrung / Litauen / 24. Juli 2011

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Der Bote stand auf meiner Schwelle

Und fragte mich in fuchtiger Schnelle

Der wo ich eben aufgeschnellt

Er trat hinein hat nicht geschellt

Der engelsgleiche Überbringer

Hielt in den Händen seltsam‘ Dinger

Schnüre Seile und Pistolen

Ist er der Teufel will mich holen

Er hätte eine Frage lediglich

Ich sprang auf es fiel mein Tisch

Auf dem noch eben Frühstück lag

Nun auf dem Boden was ein Tag

Was Bote ist denn dein Begehr

In Ungeduld die Blase schwer

Gefüllt mit alternden Getränken

Die müsste ich jetzt mal versenken

Ich sprach und fuchtelte herum

Ach Menschenkind du bist nicht dumm

Drum hör‘ auch wenn es dir nicht passt

Es endet bald dein Lebensknast

Gäbe es dir einen Tag

An dem man gerne sterben mag

So nenne ihn und sag weshalb

Und am Spieß dreht sich ein letztes Kalb

Nicht golden aber durchgebraten

Deine Antwort laß mich raten

Und ich schluckte voller Pein

Darf das nicht sagen nein nein nein

Gerne hätte ich die Welt verlassen

Als ungezählte Menschenmassen

Sich kauften Sportlerschuhe weiß

Und diese tragen was ein Scheiß

Tag und Nacht und ohne Scham

Der Herr der Welt die Ästhetik nahm

An diesen Tag wann es begann

Fing vielleicht dein Sterben an

Sprach der Bote flattert fort

Offne Augen schwerer Tort

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(Gießen heute. Nachdem ich, manchmal muß man ja einkaufen, die Einkaufszone durchwanderte und auf die Schuhe meiner Mitbürger achtete. Sogar Herren in meinem Alter latschten – und das in Horden – in weißen Snickern über den Konsumbullewart. Wie sagte ein alter Kollege von mir gerne: Augenkrebs ist der schlimmste Schmerz.)

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Gießen / Ulenspiegel / 3. März 2017

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 14

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Es raten Ärzte Apotheker

Und viele Menschen – Better – Maker

Zum Optimieren der Systeme

Benutzen heute gerne Meme

Doch dies war nur der Nebensatz

In der Tastaturenhatz

Denn was mein Finger schreiben sollte

Und dies auch eigentlich noch wollte

Ist falls dich zwickt ein klein Malör

Natürlich hilft da auch Likör

Es gibt der Hilfen etliche

Zuckersüße Fettliche

Doch so dient man der Gesundheit nicht

Ja ja der nächste Reim Verzicht

Wozu man aber raten kann

Ein neues Lied von Zimmermann

Hinfort mit allen Pillen

Goooooood Morning Meister Dylan

Es dunkelt zwar ist fast schon finster

Drei Monat‘ noch dann blüht der Ginster

Drum sei bemerkt an dieser Stelle

Das obig‘ Lied erzeuget Helle

Gedankt sei noch Herrn Wilhelm Busch

Den Stecker raus und Tusch

Alaaf und Horrido

Depressiv und Lebensfroh

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Wo ist die Zeit? / Jeff Beck war besser

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Die Gitarrenvergöttlichten. Irgendwie lief Jeff Beck da gerne unter dem Radar rum. Warum nur? Da es die nächsten Tage weiter regnen werden soll und die Wasserstände ordentlich steigen werden, hat man ja Zeit und bleibt besser in der dann doch gut beheizten Wohnung. Zumindest der Rentner in mir. Obwohl der gerne fröstelt. Hören wir ein erstes Lieblingsalbum. Oben.

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Und dann das noch. Von Kölle zurück nach Konstanz. Eine lange Zeit lang dort in Dauerschleife genossen. Jenes unten. Und wer will: Miami Vice.

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 13

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Gedenkstätte Point Alpha / Osthessen / 11. Oktober 2021

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Wo wir gestern schon zu Kölle waren und weil es seit Tagen regnet: Zur Weihnacht hat mir ein längstjähriger Freund und Theaterkumpan eine CD voller Gesänge in Memoriam Colonia inklusive etlicher Achterbahnfahrten gebrannt. Gestern war es der Alkohol – hat ja manchmal was mit dem Lieben zu tun – von dem sie sungen die Kölschen, hück ist es die Liebe und die damit verbundenen Fallstricke. Müssen wir dann nicht über Getränke reden. Hier die Reime. Heute mal fremde.

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Wie e Meer dat an kei Ufer schleit

Kein Flut mih kennt

Wie e Für wo nur noch ne Funke glimb

Dat nit mih brennt

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Et jav en Zick da kannste ming Jedanke

Du wors et einzije Jeföhl

Ich hatt‘ Sehnsucht no dir wie ne Kranke

Un jetz setz ich zweschen de Stöhl

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Lass mich nit ston em Rän – Leevje

Lass mich nit ston em Rän

Söns wed m’r mi Hätz ze Stein – Leevje

Lass mich nit ston em Rän

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En däm Draum do han ich uns zwei jesin

Om Daach d’r Welt

Huh op enem Seil kunnt ich nur noch d’r Himmel sin

Un nix usser dir

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Du häs jelaach un du lets mich falle

Trocks mem Wind su wie ne Vugel

Ävver vielleich han mir uns noch nit verlore

Da es jet ze deef en uns dren

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Lass mich nit ston em Rän – Leevje

Lass mich nit ston em Rän

Söns wed m’r mi Hätz ze Stein – Leevje

Lass mich nit ston em Rän

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Keiner sang so sentimental von den Verirrungen des Lääve wie der leeve Tommy Engel. Oft war dat kölsche Sentiment mir etwas anstrengend, ävver – in diesem Falle – schön isset jewiss jeblevve. Dat Lääve und der janze Driss. Und wie. Soweit die heutigen Erinnerungen im Dauerregen. Übersetzungshilfen. Hier dat Leedche.

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