An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Elf

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Der Wächter unserer Gemüseparzelle / Nennen wir ihn Teddie vom Wiesengrund / 15. Mai. 2025

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Ballade von den Klagen der Setzlinge

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Es blies und bläst ein kalter Wind von Ost

Zeitläufte wirr die Sonne brennt

Verbissen grell in diesen Tagen

Die Erde rissig

Und täglich muß man tragen

Kannen Wasser

Gießen auch noch

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Ein liebend‘ Blick auf junges Kraut

Das Auge himmelwärts

Die Menschheit sich selbst das Tief geklaut

Das letzte Mal im März

Als Regen fiel in Dauer

Statt hart brachialer Schauer

Übers Land und Feld

Tausche Leben gegen Geld

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Ach Klima Wetter einerlei

Man feiert sich doch dieser Mai

Bleibt nervenmürbend trocken

Viel gilt es zu verbocken noch

Und jeder Regentanz verzagt

Den wer wagt

Scheitert an der Mächt’gen Schwanz

Deal statt Dill

Fool on the hill

Die Täler geflutet

Bäume alle müd‘ im Wald

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Konsum Konsum und Trallala

War gestern hier

Schon wieder da

Was ich grad kaufte tausch ich um

Und morgen muß ich wieder dumm

Wie ich halt bin

Ins Kaufhaus hin

Es tanzt der Parkplatzsuchverkehr

Die Wolken nicht mehr regenschwer

Sie jagen über’s Blau als Schleier

Es singen Lieder nur noch Geier

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Und schauerlich der Blick nach vorn

Tag für Tag es wächst

Der Zorn

Der Götter die nicht sterben werden

Enkel möchte ich heut nicht sein

Ein Zwerg beschließt

Wir bleiben klein

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(Gießen statt Gießen / heute im Mai 2025)

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Zehn

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Friedhof / Hallig Hooge / 14. Mai 2017

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Ballade von der Zumutung allen Sterbens

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Wie wir uns die Sänften unserer Unterdrücker ausgeliehen

In überfüllten Cafes

Da wir lange schon unsere Haltlosigkeit uns verziehen

Schönwetterautodafes

Und forderten mit Eiskugeln im Maul

Vor allem dies

Ein Opfer zu sein

Ich sei groß mein Herz bleibt klein

Öde Gegend gerne mies

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Wie uns zwischen Gaumenlippen unsere Worte brachen

Formeln vor die Füße des Gegenüber knallten

Da Zukunft legt sich quer in uns’re Rachen

Das Gestern weiter wir verwalten

Und bleiben für die Gegenwart

Verloren

Zukunft vergoren

Messias hat verpennt

Wir bleiben hart

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Wie wir uns auf den Sterbelagern noch fühlten wie ein Neuentwurf

Und krebsten Richtung Ewigkeiten

Auto- statt der Achterbahn

Unter dem Asphalt maulgräbt ein Zahn

Die Quelle aller Furcht und Tümelei liegt in der Zukunft und das Ei

Des Kolumbus nie geköpft

Der Welten Reichtum nur geschröpft

Und morgen schläft die Eisenbahn

Lokomotiven sterben aus

Zweifel? Raus!

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Wie wir das Morgen in die Tonne klopften

Und stellten an die Strassenränder

Da uns meist die Erwartungen stopften

In diese Kisten aus Eichenholz

Oder auch aus alten Bohlen

Wenn das Meer zu sich uns holen

Wird und will

Versenken wir besser den falschen Stolz

Machen einen galanten Diener

Auch als ewiger Schlawiner

Die Flut tut gut

Und Land in Sicht

Dann endlich still

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(Gießen / Mai 2025 / Morgen über Bier statt wir oder andersrum)

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / ’25 / Neun

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Sowjetisches Ehrenmal fotografiert / Teplice / Tschechien / Juni 2020

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Ballade von der falschen Dankbarkeit

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Da meine Finger im Bauchnabel festfroren

Da meine Nase nur noch einsaugte verfaulte Sehnsüchte

Da meine Hände wühlten in den Kloschüsseln

Suchend die Zukunft des letzten Gefechts

Nein nein ein Unentschieden gibt es nicht

Hechelte ein Seminar aus dem letzten Jahrtausend mir zu

Spuckte dann ein Komödiant in meine vergorene Suppe

Väterchen dement Mütterchen auf der Intensivstation

So saß ich meinen Arsch breiter

Als dies meine schlimmsten Feinde jemals taten

In falscher Dankbarkeit

Der Kommunismus der Rollatoren

Tanzt auf Massengräbern und in den geschändeten Unterleibern

Der Frauen die schwiegen

Aus falscher Dankbarkeit

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(Gießen / Im Mai 2025 / Vorwärts und nichts verwässern!)

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Sowjetisches Ehrenmal / Teplice / Tschechien / Vorgestern im Netz

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Acht

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Ein Altar der Kirche der Heiligen Getränke / Irish Pub / Hier in Frankfurt / Ostern 2025

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Die letzten Wochen seit Ostern ein noch dauerfeuerendes Dauerfeuer, wie eh schon seit den letzten 5 Jahren. Wenn man hinschauen wollte.  Ich konnte es kaum verhindern, daß die Fernbedienung ständig in meiner Hand lag. Und im Cafe die dritte Zeitung vor meiner Lesebrille. Überdosis. Der Kommentar zum Kommentar und so. Die Hauptstadtkorrespondenten und die Vorortgeschalteten stammeln sich durch ein Weltgeschehen, dessen Tempo ich nicht mehr folgen kann, will, sollte, mag. Es trotzdem versuche. Vergebens. Halte mich aber tunlichst fern von den voreiligen Schlüssen zu all den Lagen. Meistens beruhen diese sowieso auf alt eingeübten Reflexen. Emotionskarusselgedrehe. Und alle sind wir dann Opfer. Immer und überall.

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Die sich selbst an die Spitze des Fortschritts verordneten Medien weiden den sogenannten Bauchplatscher des neuen Kanzlers aus. Eine gruselige Häme, die letztlich nur die Urnen der blauen Braunen fühlt. (Sigi Freud!)

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Die versammelte Linke Gießens zählt sich selbst an zwei Händen ab, hat aber zusammen mit dem Edelfaschisten Wladimir die Welt vom Faschismus befreit und feiert dies in der Fußgängerzone, alte sowjetische Siegeslieder abspielend. Steinmeier hält derweil im Bundestag eine Rede, die mir, was mich überraschte, sehr viele richtige Töne trifft. Vor allem in Sachen stupend verbockter Geschichtsklitterung. Hüben wie drüben.

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Apropos Töne: Ich war doch recht beeindruckt wie das Stabsorchester der Bundeswehr beim Zapfenstreich für Olaf Scholz den Cembalopart in „In my life“ arrangierte. Georg Martin hätte es möglicherweise gefallen.

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Zu den gewissenverhafteten Stimmverweigerern schreibt die FAZ unter anderem nur: „Für eine mickrige innere Selbstzufriedenheit!“ Tja!

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Warum mich der erste Auftritt des frischgewählten Papstes beeindruckte? Ich könnte es nicht genau beschreiben. Aber dem war so. Vielleicht verbinden sich tatsächlich irgendwelche, Hoffnung ist zuviel, sagen wir positiv aufgeladene Möglichkeiten mit diesem offenbar freundlichen Menschen. Und wie das Konklave effektiv und Smartphonefrei und ohne miese kleine Durchstechereien diese Wahl handhabte, trägt wohl dazu bei.

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Als alter Götzendiener an den Tresen dieser Welt bin jedoch über diese meine eine Beeindruckung nicht weiter beunruhigt.

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Ceterum censeo, daß die Mannschaft aus FF, die stets ihre ultramiesen Ultras feige schützt, wenig bis nichts in der Champions League zu suchen hat. Gelle Hessen. Freiburg bitte gewinnen nächsten Samstag. Der BVB eh.

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Seit heute darf ich wieder in der Erde wühlen und unser Gemüse hegen und pflegen. Wahrscheinlich in Zukunft hier hauptsächlich davon. Pax tibi. Und Herr, laß Regen fallen. So gehabt Euch wohl all ihr Aktualitäten hier.

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Ansonsten kämpfe ich mich an der Seite von Winnetou durch eines der anstrengendsten und beeindruckensten Bücher seit langem. Clemens Meyer: Die Projektoren. Eine Zumutung kann sehr oft richtige Freude bereiten.

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(update vom 12. Mai ’25) So täuscht man sich. Haben also doch einige Konklavisten Wahlergebnisse an die italienische Presse durchgestochen. Tja. Das Heilige war immer auch profan. Vielleicht gut so. Und trotzdem.

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Was ich noch vergessen hatte? Ich durfte feststellen, daß ich mittlerweile im papstfähigen Alter bin. Neunundsechzig. Weia! Wenigstens hört jetzt der unsägliche Thomas G. aus ähnlichen Gründen endgültig endlich auf die Samstagabende mit seinem Minipli plus Hörgerät zu belästigen. Auch den anderen zähnefletschenden Thomas aus Bayern werde ich nicht vermissen.

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Der HSV. Da isser wieder. 1979 hatten sie ihr Volksparkstadion noch wirkmächtiger zerlegt. Tja. Wenn der Norden feiern tun tut. Mußte aber vorgestern vor allem an einen alten Wegbegleiter denken, der viel zu früh gestorben ist. Vier Jahre hat er, natürlich von Spott und Häme begleitet (Mea culpa auch!) gelitten als Ex-Dino. Hier unten. Und die letzten drei Jahre wo auch immer. Möge ihm Uns Uwe oben die frohe Kunde kundtun!

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / ’25 / Sieben

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Alter Friedhof Gießen / Abteilung Jüdische Begräbnisstätten

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So stand ich heute etwas länger an der Ampel. Die es nicht mehr gibt. Sie sollte gegen 10h dieses Tages auf grün springen. Grün gibt es aber nicht mehr. Ich blieb noch etwas länger stehen und schrieb ein paar Worte in mein Hirn. Balladen kann man auch vertonen.

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BALLADE VON DEN LEGOSTEINEN

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Es war einmal ein Legostein

Er fühlte sich als Teil zu klein

Er trug stets Teil zum Fundamente

Doch nur ein Teil sein bis zur Rente

War ihm zu fad

Schad‘

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So feilte sich der Legostein die Noppen

Die meinte die ihn hielten klein

Die Noppen die ihn stets verbunden

Von diesen feilte er sich los und hoffte so

Daß all die Wunden

Die er als Teilchen hat EMPFUNDEN

Verschwunden sowieso

Fortan

Der Stein

In aller Ewigkeit

Befreit vom Leid

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Der Sturm blies gegen’s Legohaus

Er wackelte die Lichter aus

So gingen sie und finstre Nacht

Es warnten Stimmen: Habet acht

Vereinzelt schon die LEGOS fliehen

Denn alle Macht ist nur geliehen

Denn alle Macht

Das Ego auch

Hab acht Oh Habet acht

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Nicht eine Boe es waren tausend

Dem (l)EGOstein ins Leben brausend

So löst er sich aus tragend‘ Wand

Und schreit und schreit

Dies nicht mein Land

Das Haus zerbröselt

Und auf den Plätzen

Wo Möchtegernelegos hetzen

Da liegt nun unser Legostein

Und endlich ist er nicht allein

Denn ich bin klein etcetera

Ich nicht allein

Sind viele da

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So liegen sie die Blauen Roten Violetten

Die Grünen Schwarzen Gelben und die Netten

Die Tiere schützen oder Varianten

Vielleicht auch nur das Erbe ihrer Tanten

Und denken endlich mal auch ICH

Allein die Bühnen füll‘

Mein Denken wird in Hüll‘ und Güll‘

Dem Hause dienen

Welches leider liegt herum

Zertrümmert

Was niemand kümmert

Ach ne wie dumm

Ich aber trotze allem Staatsgeraun

Huch

Rechts wie links die LEGOS

Braun

Der Kompromiss nur Fliegenschiß

Badenweilermarsch

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PS: 16h25 heute:

Ein Egolein ist nie zufrieden

und jetzt wurd einer doch gewählt

was das Egoschweinchen weiter quält

und gern ein neues Lied

doch schrecklich müd mein Glied

Und meine Finger

It’s not das Lied

Sondern der Singer

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / ’25 / Sechs

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Hinter nassen und hessischen Gittern / Palmengarten Frankfurt / Ostern dieses Jahres

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Es gibt Tage, da bilde ich mir etwas ein. Auf ein gelegentlich vergleichsweise freieres, sagen wir unabhängigeres Denken. Auf die Fahigkeit öfters mal die Richtung zu wechseln, um Dinge von mehreren Seiten zu betrachten. Singe das Lob meines schnell Gelangweiltsein von Ritualen und gerne recht fordernden Bestätigungsschleifen. Die Ungeduld als mein Lebensbegleiter. An diesen Tagen bin ich damit einverstanden, wohlwissend daß dies meiner sogenannten Karriere an den Theatern nicht unbedingt förderlich war.

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Dann gibt es die Tage, und es werden mehr und mehr, in denen ich die Fragwürdigkeit, manchmal gar Lächerlichkeit dieser sogenannten Haltung spüre. Handfest. In der Magengrube. Und sonstwo. Das Gefängnis, in dem ich sitze, mag zwar etwas anderes ausgestattet sein als die der Denknachbarn oder Denkgegner, aber es ist und bleibt ein Gefängnis. Und reinregnen tut es auch. Wie überall. Das kann man dann frohgemut leugnen.

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Frohgemuth war ich

Als nicht der Zweifel mich

Beleckt und ich den Brief

In den Kasten ohne Verschwendung

Nach- aber morgen denkte ungelenkte

Und weitere Kerben ritzte in den

Holzaugen seid wachsam

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Ich erwäge diese Seite zu kündigen, denn der Anbieter hat die Kosten vervierfacht. Was ich früher für ein Kalenderjahr berappte, verlangen sie nun für ein Quartal. Nur auf daß das funktioniert, was immer funktionierte. Die Crux ist, kündige ich, lassen sie nicht etwa das Bisherige im Cache stehen und lösen lediglich meine Bearbeitungswerkzeuge auf, sondern sie hauen den gesamten Inhalt aus dem Nest. (Danke für den Verschreiber, lieber Sigmund! Sie wissen, was ich meine!) Recht frech. Ich überlege noch.

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Ceterum censeo: da eine neue Regierung schon vor Arbeitsbeginn ihren Abgesang lauschen darf, scheint mir, daß unser mit Ansprüchen bis zum Platzen gemästete Wählervolk kaum noch regierbar. Die Zumutung stirbt aus. Und Christian Lindner hat, nun da er nichts mehr zu tun hat, einen kleinen Hund überfahren. Die Welt ist schlecht. Gelle.

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Unlängst überholte mich mal wieder an einer Ampel, die eben auf Grün gesprungen war, ein „E-Pelecker“ fortgeschrittenen Alters. Und zwar rechts. (Nein den Naheliegenden spare ich aus.) Helm auf den Kopf, Typus emeritierter Professor linker Coleur oder Oberstudienrad. (Oh Sigmund, der zweite!) Er drängelte sich flugs an mir vorbei, da links von ihm sonst die bösen Autos. EsYouWie. Die folgende Ampel überfuhr er dann bei dunkelorange, kürzte über den Gehsteig ab um daraufhin den nächsten Fußgängerüberweg bei rot zu verputzen. Ich wartete auf Grün und hätte ihn, mit purer Oberschenkelwut, es ging sogar bergauf, fast eingeholt, um ihn zu seiner postpubertären, von Resten gemüderter Revolte getragenen Aufsässigkeit zu gratulieren, als er zielstrebig die Abzweigung in ein sozial höherstehendes Wohngebiet rechterhand des Alten Friedhofs nahm. Ich war ein bisserl außer Atem. Das soll man einmal am Tag sein. Und freute mich das sie noch existiert: die Bereitschaft die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße zu stellen. Hasta la siempre victoria. Und wenn es nur die STVO ist.

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Morgen werde ich mich der zutiefst philosophischen Frage widmen, ob man an einer roten Ampel stehenbleibt, auch wenn die Straße verkehrsfrei weiterhin, oder ob man sich, auf grünes Licht wartend, zum Opfer des allgegenwärtigen und stets überwollenden Staates macht soll wie kann.

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PS: Sollte die Rotphase etwas länger dauern, verschiebt sich der Beitrag um ein bis zwei Tage.

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Fünf

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Die Kartoffeln warn gesetzt / Die Verträge warn gemacht / Parzelle unbepflanzt im April 2024

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Jahrestage. Jahreskringeln. Heute vor damals. Achtzig Jahre her. Gröfaz endlich suizidiert. Stalin sagte: Njet. Solange WIR nicht sagen: Da, es ist der Kleine Prinz hinter mir nicht wirklich tot. Sagte Stalin. Der ganz große aller Großen. Aber was sage Wladimir Duck? Oder Donaldo die Pute?

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Ich schwankte damals zwischen etlichen Abiturarbeiten rum. Fünfzig Jahre her. Am 1. Mai aber mußte ich heraus. Und vor allem hinein. Die erste Freundin mit der. Nicht nur Geknutsche. Am Vorabend ohne Tagesschau und Getwitter in der besoffenen Vorabkneipe: Die Amis geben auf. Ho Ho Chi Minh. Verkaterte Demo. Die üblichen Lieder absingen. Schnell raus aus dem Genossenpaket. Bodanrück. Hochsitz. Grillen. Hochsitz. Ich würde gerne jetzt. Versuche scheitern gerne mal.

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Unlängst las ich von der neuesten Aufgeregtheit in Sachen Verfassheit Germania. Auf unsere Feiertage verzichten wir nicht. Nein. Nein. Diese Suppe ess ich nicht. Keiner besucht mehr die Kirche, aber versucht an den vererbten christlichen Feiertagen seine CO2-Bilanz nach oben zu wuppen.

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Vorschlag. Den ganzen Krempel weg und den 30. April als Ersatz. Uns Adilein der Feige kreuzigte sich selbst. Unsere Befreier kriegten ordentlich auf die Nuss. Trotz Agent Orange. Und den 9.November noch. Feiertag 2. Brennende Synagogen. Mauerfall. Und damals noch was früher – Einhundertsibbe Jahr vorbei – dankte der Kaiser ab. Feiertag 3 dann der 9. April. Todestag von Georg Elser. Und die Preußen vergessen. Den Rest einfach streichen. Und schaffe statt konsumiere auf Kosten fremder Konten.

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Net rumjammere, ihr Beamte und Pengsionäre. Heraus zum ersten Mai mal.

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An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Vier

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Hinterzarten / Schwarzwald / Stier mit Migrationshintergrund / April 2014

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„Diskutieren statt betonieren!“ Las ich gestern im Eingangsbereich des Museums Judengasse. Ich war nochmals in Frankfurt. Das Ticket vom Ostermontag galt drei Tage lang. Für beide Jüdische Museen plus Sonderaustellungen. Beispielhaft. Wenige Menschen verloren sich dort. Die Schlangen vor den Eisdielen waren entschieden länger.

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Das Schlangestehen. Der Westbürger blickte einst etwas herablassend auf den schlangestehenden Ostbürger. Hatte man doch alles. Während da drüben Mundpropaganda die Schlange vor einem plötzlich gefüllten Regal wachsen ließ. Heute, da die Regale Ost und West nicht nur voll, sondern meist sinnbefreit überquellen, steht der, vor allem, Westbürger begeistert Schlange. Eiscreme. Besonders gutes Brot. Mundpropaganda. Lifestyle.

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„Die Vergangenheit bewahren, statt mit Baggern drüberfahren!“  Siehe oben. Das Verdrängen war und bleibt das, was den Aufrechtgeher ausmacht. Daran ändern auch ausdauernd emanierte Erinnerungen nichts. Man muß davon ausgehen, daß diese Ein- oder eher Auslassungen nichts mit der Realität zu tun haben. Die Aufspaltung einer Gemeinschaft in das vielgepriesene Individuum führt zu nichts. Außer zum Verlust innerer und äußerer Gebetsräume. Was schade ist. Eine Gemeinschaft erinnert genauer als das abgespaltene LEGO-EGO.

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Wenn man im Museum Judengasse um den Schlüssel bittet, darf man den nebenan gelegenen Friedhof besichtigen. Wenn man als Mann seinen Kopf bedeckt. Ich habe seit langer Zeit nicht mehr einen Ort betreten dürfen, dessen Atmosphäre mich derart gefangennahm. Ab und zu tut es ganz gut sich als Eindringling und Fremder zu spüren. Ich hatte überlegt meinen Fotoapparat mitzunehmen. Gut, daß ich ihn zu Hause gelassen hatte.

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Seit etlichen Jahren bedecke ich meinen Kopf. Mützen im Winter. Hüte in den anderen drei Jahreszeiten. Gingen wir damals im Familienverband sonntags spazieren, setzte mein Vater, obwohl Prolet, sich den Bürgerhut auf und lupfte ihn zum Gruße, trafen wir Bekannte oder auch nur Passanten. Warum ich meinen Kopf bedecke weiß ich nicht. Und ich spreche nicht von Baseballkappen. Der Himmel mag mir gerne auf den Kopp fallen. Wäre vielleicht gar nicht schlecht. In Sachen Mahnung und Erinnerung.

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Was mich mit dem Theater versöhnen könnte? Ende der 80er durfte ich in Münster den Shlomo Herzl in George Taboris „Mein Kampf“ spielen. Die deutsch zweite Aufführung des Meisterwerks. Den Hitler spielte mein bester Freund. Im Jahr darauf tourten wir mit der Inszenierung auf Einladung des Goethe-Instituts durch Polen. Inklusive Besuch von Auschwitz.

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