Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 13

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Regal / Keller / Gießen / Heute nachmittag / September 2023

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Aufräumen könnte man. Das Trottoir fegen. Nicht für sich, aber für andere. Also letztlich für sich. Das selige Geben. Remember? Lohnt es sich noch die Fenster zu putzen? Was liegt denn so rum im Gemüsekorb? Bevor es verrottet, noch Einmachgläser kaufen? Wenn der Herbst und der Winter, der diesen schon mal belästigen will, an die Pforte klopfen? Den Bart abnehmen? Oder nun das Gesicht mit Haarbewuchs wärmen vor kaltem Wind? Einmal noch mit der Mistgabel den Kartoffelacker durchwühlen? Und ein gelassener Blick zum Himmel, der dir früher oder später auf den Kopf fallen wird? Die Steine aus deinem Acker heute schon herauslesen oder warten bis zum nächsten Frühjahr? Wird der Winter deine Steine spalten? Alte Träumereien begraben? Mistgabel? Spaten? Man mag sich verzeihen.

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Vanitas! Vanitatum Vanitas!

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Wir rechnen jahr auff jahre/

In dessen wirdt die bahre

Vns für die thüre bracht:

Drauff müssen wir von hinnen/

Vnd ehr wir vns besinnen

Der erden sagen gutte nacht.

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Wie viel sindt schon vergangen/

Wie viell lieb-reicher wangen/

Sindt diesen tag erblast?

Die lange räitung machten/

Vnd nicht einmahl bedachten/

Das ihn ihr recht so kurtz verfast

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Wach‘ auff mein Hertz vndt dencke;

Das dieser zeitt geschencke/

Sey kaum ein augenblick/

Was du zu vor genossen/

Ist als ein strom verschossen

Der keinmahl wider fält zu rück.

(Andreas Gryphius / Exzerpt)

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Vom Schreiben auch dies: Es ist tatsächlich eine Freude in den Keller gehen zu können und dort Eingemachtes zu erblicken. Die Mägen sind voller als die Seelen. Ab morgen grüßt nun der Oktober, der liebe Geburtsmonat. Da übernehmen die Genossen wieder. Nach der Rückkehr aus einem Ausflug in die Ardennen. Mitte Oktober. Vanitas aka Eitelkeit benötigt stete Pausen. Zumal Herr September sich als ein recht kindischer Mai präsentierte. Spiegel der Gesellschaft nun. Pubertät bis in die Kiste. Hier Frankie Boy. Wie am Anfang, so am Ende. Als der September noch ein Erwachsener war.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 12

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Russland / Sovetsk / Bank wartet auf die Rückkehr des Sozialismus / September 2017

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Jazz auf der Autobahn

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Jazz summend auf der Autobahn

Zwei Spuren die reichten

Den etwas Eiligeren

Deren mit Altersflecken verschönerten Hände

Umklammern das Lenkrad

Noch immer wie ein Stück Brot in der Wüste

Oh Manna Manna vom Himmel falle

Unter dem faltigen arbeitslosen Arsch aber

Wackelt gewaltig die Bank der Gewißheiten

Immer öfters prügele ich mich in meinen Träumen

Mit älteren Freunden

Wache auf verstört betört

Von der Weisheit des eigenen Gehirns

Und verzweifle an den Spiralen der Synapsen

Ein Lied noch aus den Rippen geschnitten

Das keine Wiederholung

Einen Schorf noch vom Knie gepult

Der nicht antik

Einen Popel noch unter die Parkbank geschmiert

Den der Blinde in mir mag lesen am nächsten Tag

Eingetrocknet

Als ein Versprechen

Herbsterwachen

Der Sheriff ist gestorben

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Mein heutiges Morgenlied in Sache Apokalypsen. Countdown September.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 11

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Turm / Alte Fabrik in Heuchelheim / 9. September 2023

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„Aufrecht steh’n, wenn andere sitzen

Wind zu sein, wenn and’re schwitzen

Hoffnung haben beim Ertrinken

Nicht im Wohlstand zu versinken“

(Bettina Wegener / Gebote)

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Saß gestern im Cafe´ und las Zeitungen mit Grauburgunder. Rituale. Eigentlich sollte ich in Wien wohnen. Im SPIEGEL meine Lieblingskolumne des wunderbaren Alexander Osang. Ein Gespräch mit Bettina Wegener, die ich, wie die meisten wohl, auf die „Kleinen Hände“, die ich gräßlich fand, reduziert hatte. Ein Fehler! Der Gesprächsabend stand unter dem Motto: „Missverstehen Sie mich richtig!“ Wie wunderbar. Und davon, daß man sich öfters gestatten sollte, zu vielem einfach keine Meinung zu haben. Notfalls aber handeln muß. Um eigenen Gedankenmüll von dem Anderer zu trennen!

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Und weil immer noch September ist und der September seit 2001 ein anderer September ist und bleibt, auch wenn die Welt gern schneller vergißt als es angemessen wäre, nochmal Alexander Osang. Der lebte am 11.9. in New York und hat über diesen Tag ein Buch geschrieben. Zusammen mit seiner Frau Anja Reich. „Wo warst Du?“ Mal wieder lesen. Oder halt hören.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 10

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Gießen / Vitos – Kapelle / 22. September 2023 / (v.l.n.r.) Fischer Lugerth Manz Bonica

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Das war ein guter Abend letzten Freitag in der Gießener Vitos – Kapelle. Ein richtiges Septemberprogramm. Lieder des alten Meisters. Vom Kommen und Gehen. Vom Aufbrechen und Stillstehen. Über Traurigkeiten und die wilde Freude. Gestern statt heute. Heute statt gestern. Der letzte Frühling im nächsten Herbst. Ein Herbst im gegenwärtigen Frühling. Oder doch noch Sommer? Man steht wieder mal vor einem rotierenden Kinderkarussell. Sinnierend. Ein schönes Wort. Es verzichtet auf Thesen und Gewißheiten.

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Was macht Herr Dylan eigentlich dieser Tage? Er feiert mit den alten Herzbrechern eine Art Erntedankfest und spielt wieder mal Gitarre.

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The September of my years (Frank Sinatra)

One day you turn around, and it’s summer

Next day you turn around, and it’s fall

And the springs and the winters of a life time

Whatever happened to them all

As a man who has always had the wandering ways

Now I’m reaching back for yesterdays

‚Til a long forgotten love appears

And I find that I’m sighing softly as I near September

The warm September of my years

As a man who has never paused at wishing wells

Now I’m watching children’s carousels

And their laughter’s music to my ears

And I find that I’m smiling gently as I near September

The warm September of my years

The golden, warm September of my years

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Ja ja ja, der September dieser Tage wärmt in vielerlei Hinsicht. Überraschend. Aber auch seltsam. Und recht aggressiv. Ich mag mich der Kinderfreude über immer noch mögliche Badetage nicht anschließen. Die nach uns kommen, werden dafür bezahlen müssen. Das ganzjährige „Draußensitzen“ ist mir suspekt. Eine dieser neugermanischen Marotten. Der Schädel eines Menschen ist kein Cabrio. Sagt der Hutträger in mir.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 09

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Strand / Matala / Kreta / Hellas / 11. September 2009

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Beitrag eines alten weißen Mannes zum heutigen Klimastreik. Hugh! Da war diese Brücke über ein Flussbett auf dem Weg zum Strand in Matala. „War da früher mal ein Fluß?“, fragte die Liebste. „Morgen kann da schon wieder einer sein!“, war die Antwort. „Kann man sich gar nicht vorstellen!“ Tja, so simmer halt wir Aufrechtgeher. Zwei Tage später – siehe oben – es war ein 11. September, schwamm ein großer Teil des Strandes im Meer rum. Im Swimmingpool unseres kleinen Hotels oberhalb der Bucht trieben tote Ratten, die die Flut da reingespült hatte. Das war 2009. Normalerweise käme der heftige Regen erst im November. Normalerweise. Ein Wort, welches aus dem Duden gestrichen werden kann. Eigentlich eigentlich auch.

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Das erste Mal auf Kreta war ich im Oktober 1997. Auch Südküste. Bei Lendas. Hat ein alter Freund ein Häuschen dort. Immer wieder hingen dicke graue Wolken an den Bergen im Hinterland fest. Aber es waren nur Andeutungen. Auch der Euro war noch fern. Drachmen. Ein weiteres der verendeten Worte. Man erwartete, freute sich sogar auf den dringend benötigten Regen. Ein paar vereinzelte Tropfen aber lediglich. Mehr gab die Prostata des guten, alten Zeus, nebenberuflich auch für das Wetter verantwortlich, nicht frei. Oft oder gar normalerweise käme der große Regen im Frühjahr, gewaltig und dann müssten auch die Straßen unterhalb der Berge wieder neu von Bulldozern geschoben werden. Eigentlich normalerweise.

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Sanfte Übergänge, Rhythmen, Mondkalender, Erntedankfeste on time, vermeintliche Verlässlichkeiten schwinden. Jahreszeiten? Wo sind die eigentlich hin? Werden bestenfalls noch in den Medien hysterisch, fast schon verzweifelt beschworen. Mit verklärten Bildern, die die Kinder und Enkelkinder nie mehr in natura sehen werden. Schnee. Buntes Laub. Unlängst sagte mein Nachbar zu mir, wir saßen in der Dämmerung im Hof und wurden nicht von Schnaken gestochen – viele werden jetzt sagen, seid doch froh – also sagte mein Nachbar zu mir: „Mein Sohn wird, wenn er groß ist, nie mehr von Vogelstimmen geweckt werden! Die haben einfach nix mehr zu fressen!“ Ein Grund mehr ins Auto zu steigen, in die Stadt zu fahren und dort diese kleinen digital singenden Vogelhäuschen zu kaufen, die man ins Klo hängt und wenn du dann dort eintrittst, piept dir eine Nachtigall den Ballast aus dem vollgefressenen Körper. Normalerweise. Außer die Strassen sind so verstopft wie das Hirn. Was normalerweise eigentlich denken sollte. Normalerweise ist das eigentlich so. Schallt es dieser Tage aus den Bierzelten der Republik. Wir müssen weiter leben normalerweise und eigentlich. Jedoch ohne Denken? Kann Nachdenken Spaß machen? Normalerweise. Eigentlich. Gelegentlich wär schön. Think!

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Wahrscheinlich ist dieser September, den ich ganz am Anfang leicht schwärmerisch besang, bald auch nur noch eine Fußnote als ein September im September der mal einer gewesen. Unberechenbar statt normalerweise? Die Lieder bleiben. Kindisch zwar, aber ich habe mir wieder einen billigen, hübsch rauschenden Plattenspieler gekauft. Der Vergangenheit ist das egal.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 08

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Gießen / An der Lahn / September 2023

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Manchmal setzen dich die Kreisel, welche ein fremdes Leben vollführt, zurück auf’s eigene Lebenskarussell. Was für eine seltsame Zeitreise gestern Abend vor der Glotze ich mit Rudi Völler erleben durfte.

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Sommer 2000. Wiesbaden. Meine damalige Gefährtin, Schauspielerin mit allen Fasern ihres Leibs und Herzens, arbeitete sich den Arsch ab am Staatstheater Wiesbaden. „Me too“ war noch nicht erfunden. Ich hatte gerade in Leipzig ein wildes Projekt absolviert und nach drei turbulenten, auch oft unlustigen Jahren einer Fernbeziehung Köln – Hessen, war der Entschluss gefallen zusammen zu ziehen. Nach Mainz also. Kloppo kickte dort noch. Ich saß nun oft, der Dinge harrend, in Hessens Hauptstadt meist in einem der innerstädtischen Biergärten und guckte EM. Auf kleinen Bildschirmen noch. Größer war aber auch der Fußball nicht, den das damalige Team unter Ribbeck, den Erich, vor sich hinrumpelte. Das Jahr in dem ein deutsches Vorrundenaus erfunden wurde. Ich ahnte noch nicht, daß auch mir ein solches bevorstand. Baldigst. Und ohne Abfindung.

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Dann ein sehr heißes Sommerende in Mainz. Ich renovierte, fast schon tobsüchtig, eine riesige Wohnung über zwei Stockwerke. Mit Sauna, Balkon, Dachterrasse, Jacuzzi und und. Die geliebte Schauspielerin probte an neuer Wirkungsstätte. Junger Regisseur. Wieder lebte ich in einer Fernbeziehung, diesmal in geographischer Nähe. Rudi hatte die Elf übernommen und ich saß, farbverschmiert, schwitzend, erschöpft vor der Glotze und die eben noch Lahmen waren aufgestanden wie einst Lazarus und fiedelten Spanien ab. Jetzt wird alles gut, dachte der ewige Bub in mir, der gerne den Ausgang einer Kickerei zu einer Art Zukunftsprognose „hochsterilisierte“. Ihre Probe dauerte zu lange und meine Euphorie war in einen traurig aggressiven Suff gekippt, als sie nach Hause kam, anderweitig euphorisiert. Es ist kein glücklicher Stern aufgegangen in der Nacht. Wenn, dann war es der Kampfstern Galaktica. So landete ich nach heftigen Gefechten in Gießen.

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Und gestern, die Frau die mir seit etlichen Jahren auch mal die Flügel stutzt, damit ich weiterfliegen kann, lag schon im Bett, staunte ich, vom Deja vu geplättet, wie schon wieder die Lahmen und Blinden des letzten Samstags sich über das Dortmunder Grün arbeiteten. Können die jetzt fliegen? Zumindest in Ansätzen? Fast meinte man Freude in ihren Augen zu erkennen. Und nun? Wenn Tante Käthe nicht weitermachen will: ich wäre für den General aus den Niederlanden. Was iss mit Loddar? Die Jugend benötigt wohl gerne klarere Ansagen. (Triggerwarnung: Ironie!)

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Wir werden alt und sind’s doch schon und sehnen uns zurück nach Zeiten, in denen wir meinten die Veränderung noch in eigener Hand zu halten wie das schwächelnde Glied. Pustetorte. Wir werden verändert. Wie Lou Reed zum September Song präludiert: Als es Zeit wurde, kreuzte sie meine Pfade.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 07

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Küchentisch / Löbers Hof / Gießen / September 2023

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Als der Humor noch ohne Warnhinweise auskam, gab es einen herrlichen Film. 1978 oder so war es. Der Angriff der Killertomaten. Schwer beleidigte Tomaten greifen alles an, was sich ihnen ihn den Weg stellt und verarbeiten die Opfer zu Ketchup. Aktueller geht es kaum in diesen kuriosen Tagen, die den Humor aus den Körpern und Köppen jagen mögen und alles einem absurd ernsthaften Blick auf selbstverschuldete Apokalypsen und Dystopien unterwerfen wollen müssen, dabei aber stets auf der Suche nach dem BIG Schuldiger oder den BY CHANCE Schuldikessen. Eine Art von Billigkeit, die dieser Billigkeit, von der der verehrte FZ sang, diametral entgegensteht. Harry, hol schon mal die Wagenknecht! Mir ward mal wieder schlecht. Noch ein Horrorfilm. Die meinen das aber Ernst. Here Fido! Here Fido!

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Was diesen fürchterlich billig lustigen Film ausmachte war, daß man dabei zusehen konnte, wie die ganze Veranstaltung sich vor allem aus beabsichtigten Fehlern und Zufällen zusammensetzte. Die Killertomaten waren riesige Pappmachekugeln, die unkontrollierbar vor den Kameras rumrollten. Wurscht wie vegan. Bekifft sein hat schon was. Und der willentliche Kontrollverlust eh. Die Schauspieler, geschult in Sachen Selbstironie, wurden aus dem Cast der Schulmädchenreports sieben bis dreiundzwanzig entliehen. Bescheuerte Normalitäten. Wie schön.

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Griechenland, Libyen, Slowenien, Florida, Japan, Bierzelte, Wolfsburg, Marokko und und und erleben dieser Tage Horrorfilme, deren Drehbücher nicht mal Roland Emmerich zu schreiben gewagt hätte. Hier in Gießen verbeißt man sich in Verkehrsversuchereien. Vergeblich. Wird aber auch demnächst verfilmt. Arbeitstitel? Die Rache der Leberwürste. Oder: Eat my Vorstadtkennzeichen! Würde ich gerne das Drehbuch für schreiben. Habe aber leider keine Zeit mehr für. Rudi Völler hat mich eben angerufen.

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Lugerth, was schreibsch etz do wieder für ein Scheiß? Der Grund? Einen gibt es immer. Nie wieder Mangold! Nie wieder Zucchini! Man kommt nicht nach mit der Ernte. Heute Nacht träumte mir, wie riesige Zucchinikugeln mich rund um Gießen über die von Autofahrern bejagten Fahrradstraßen trieben. Als ich einen Pommes gabelnden – mit gaaanz viel Ketchup –  Ordnungshüter darauf ansprach, würde der wütend und hielt mir seine Kelle direkt vor die Nase. Die aber war ein monströser Bund Mangold. Ich glaube, ich sollte demnächst es vermeiden zu träumen. Oder einen Stand auf dem Wochenmarkt beantragen. Bis denne. Und immer noch iss September. Willie Nelson zum zweiten. Mit Sohn. Her mit dem Regen!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 06

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Red Beach bei Matala / Kreta / September 2009

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Back to school. Also, ich war der Lugi. Dann gab es noch den Micki, den Uli, den Siggi, die Pedie, den Winnie, den Andi, die Andi, die Geli, den Olli, sogar einen Jürgi, Klausi auch und den Zimmi (war ausnahmsweise Lehrer) und never forget Albi! Die WG – Band bestand aus Yogi, Jacki, Robbie und Tommi! Die Hansis nannten sich oft Johnny. Sind das noch Namen? Möglicherweise waren es die Zeiten oder diese süddeutsche Sucht nach der Selbstverniedlichung. Möge man mich bitte! Ich bin doch so lieb! Man schleicht sich geschmeidig aus der Verantwortung. Nur so eine Behauptung!

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Jetzt, nach den Dekaden der Klinsis, Jogis und Ollis, diesen lähmenden Dekaden, die sich nicht zwischen Selbstüberhöhung und der damit einhergehenden Selbstverzwergung entscheiden konnten, hat es Hansi erwischt. Endlich, mag ich gerne aufseufzen. Wohl zu spät. Ein Rudi übernimmt. Nach 2000 scho wieder. Wenn es auch nur Stunden sind.

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Peinlicherweise erreichte mich die Nachricht der seit 2018 überfälligen Demission des hoffentlich letzten Mitglieds des vermeintlichen Gescheitletraineradels aus BW in dem Moment als die Korbleger Weltmeister wurden. (Kurzer Gedanke: Noch nicht mal respektvoll kommunizieren kann der DFB. ) Und der Trainer ist Kanadier und heißt Herbert statt Herbie. Dann wäre er ja wiederum ein Käfer. Gut so! Wunschbundesanweiser ist bekanntlich Kloppo. Isch aber auch ein Schwoab! Wird er nun ab 2024 zum Kloppi? Oder wird es der Julian Nägeli?

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Wenn man ein Haus über Jahrzehnte vor sich her und hin verrotten lässt, ist irgendwann selbst der Abriß keine Option mehr. Auch wenn es am Strand steht. Die dort anlegenden Boote holt keiner mehr ab. Warten wir zu lange?

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Nachklapp 11.9.: Ferndiagnosen sind fragwürdig. Sah ich aber in letzter Zeit Hansi F’s Augen in die Kameras oder ins Nirvana blicken, meinte ich in den Spiegel zu schauen. Ein schwarzer Hund von beträchtlicher Größe saß da mit auf der Trainerbank oder in der Pressekonferenz. Wenn der einst geschätzte Umarmer die ehemals gerne Umarmten nicht mehr umarmen darf und keinen Plan B hat, wenn die Harmonie einstürzt und das Vertrauen diffundiert, wird es böse für alle Beteiligten. Ich weiß, wovon ich spreche. Eine Seele reibt sich wund und wunder. Überkommene Führungsmodelle funktionieren nicht mehr bei den allgegenwärtigen Egoshootern. Oder vielleicht nur noch die ganz, ganz, ganz alten. Stillgestanden! Wegtreten!

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Und sprechen wir weiter und öfters von den schwarzen Hunden. Heute im Sportteil der FAZ ein beeindruckendes Foto. Seitenlinie. Thomas Müller wird eingewechselt. Wie er seinen alten Weggefährten dabei anblickt. Er weiß vom bevorstehenden Ende und dem Tanz des schwarzen Hundes. Kein Trost mehr möglich. Man versucht es dennoch. Schon wieder symphatisch.

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