Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 09

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Strand / Matala / Kreta / Hellas / 11. September 2009

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Beitrag eines alten weißen Mannes zum heutigen Klimastreik. Hugh! Da war diese Brücke über ein Flussbett auf dem Weg zum Strand in Matala. „War da früher mal ein Fluß?“, fragte die Liebste. „Morgen kann da schon wieder einer sein!“, war die Antwort. „Kann man sich gar nicht vorstellen!“ Tja, so simmer halt wir Aufrechtgeher. Zwei Tage später – siehe oben – es war ein 11. September, schwamm ein großer Teil des Strandes im Meer rum. Im Swimmingpool unseres kleinen Hotels oberhalb der Bucht trieben tote Ratten, die die Flut da reingespült hatte. Das war 2009. Normalerweise käme der heftige Regen erst im November. Normalerweise. Ein Wort, welches aus dem Duden gestrichen werden kann. Eigentlich eigentlich auch.

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Das erste Mal auf Kreta war ich im Oktober 1997. Auch Südküste. Bei Lendas. Hat ein alter Freund ein Häuschen dort. Immer wieder hingen dicke graue Wolken an den Bergen im Hinterland fest. Aber es waren nur Andeutungen. Auch der Euro war noch fern. Drachmen. Ein weiteres der verendeten Worte. Man erwartete, freute sich sogar auf den dringend benötigten Regen. Ein paar vereinzelte Tropfen aber lediglich. Mehr gab die Prostata des guten, alten Zeus, nebenberuflich auch für das Wetter verantwortlich, nicht frei. Oft oder gar normalerweise käme der große Regen im Frühjahr, gewaltig und dann müssten auch die Straßen unterhalb der Berge wieder neu von Bulldozern geschoben werden. Eigentlich normalerweise.

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Sanfte Übergänge, Rhythmen, Mondkalender, Erntedankfeste on time, vermeintliche Verlässlichkeiten schwinden. Jahreszeiten? Wo sind die eigentlich hin? Werden bestenfalls noch in den Medien hysterisch, fast schon verzweifelt beschworen. Mit verklärten Bildern, die die Kinder und Enkelkinder nie mehr in natura sehen werden. Schnee. Buntes Laub. Unlängst sagte mein Nachbar zu mir, wir saßen in der Dämmerung im Hof und wurden nicht von Schnaken gestochen – viele werden jetzt sagen, seid doch froh – also sagte mein Nachbar zu mir: „Mein Sohn wird, wenn er groß ist, nie mehr von Vogelstimmen geweckt werden! Die haben einfach nix mehr zu fressen!“ Ein Grund mehr ins Auto zu steigen, in die Stadt zu fahren und dort diese kleinen digital singenden Vogelhäuschen zu kaufen, die man ins Klo hängt und wenn du dann dort eintrittst, piept dir eine Nachtigall den Ballast aus dem vollgefressenen Körper. Normalerweise. Außer die Strassen sind so verstopft wie das Hirn. Was normalerweise eigentlich denken sollte. Normalerweise ist das eigentlich so. Schallt es dieser Tage aus den Bierzelten der Republik. Wir müssen weiter leben normalerweise und eigentlich. Jedoch ohne Denken? Kann Nachdenken Spaß machen? Normalerweise. Eigentlich. Gelegentlich wär schön. Think!

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Wahrscheinlich ist dieser September, den ich ganz am Anfang leicht schwärmerisch besang, bald auch nur noch eine Fußnote als ein September im September der mal einer gewesen. Unberechenbar statt normalerweise? Die Lieder bleiben. Kindisch zwar, aber ich habe mir wieder einen billigen, hübsch rauschenden Plattenspieler gekauft. Der Vergangenheit ist das egal.

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