Jo, iss denn scho wied’r Spielzeitpaus …

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Bar „Zum mol einscht ausgestiegenem Freak*inle“ / Sarakiniko / Ithaka / 6. Juni 2023

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… wie das früher halt so war? Jetzt ist nun mal Rente. Alte Rituale bleiben aber. So hier, wurde eben entschieden, bis zum Ende der Bühnenlosigkeit, die bei mir schon länger anhält, ein therapeutischer Labberstop, der gut tue.

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Sah gestern, verstrohwitwert, eine sehr gute Dokumentation aus dem Jahre 2012 über die Rolling Stones. „Crossfire Hurricane“. Ein paar schöne Zitate aufgeschnappt. Rückwartsblickend und vorwärtsgeschaut.

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„Es gibt einen Riesenunterschied zwischen Schauspielerei und es wirklich zu genießen!“ (Mick Jagger)

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„Laß Dir eine gute Story nicht von der Wahrheit kaputt machen!“ (Keith Richards)

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„Wir können keine zweite Platte mit Coverversionen rausbringen. So geht es nicht weiter.“ (Brian Jones)

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„Man kann sich an das Gefühl unverwundbar zu sein gewöhnen. Vor allem wenn man es nicht ist!“ (Bill Wyman)

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„Wir machen Musik!“ (Charlie Watts)

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Wo die alten Seelenverkäufer mit den Namen einer Geliebten getauft wurden, kannst du auch mal einen (hoffentlich) verregneten Sommer verbringen. Zu Hause. Millionen Meilen entfernt von dir. Bis September übernehmen die Genossen mit Hinterm Hof ist Reimen vor Ort. Oder so.

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 11

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Lissabon / 13. Juni 2014

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Steh auf oh Volk und erstürme frei

Die Kamera ist stets dabei

Und hinter dir wer’s immer ist

Letztendlich nur ein Journalist

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Bleib liegen Volk und singe Lieder

Sing sie immer immer wieder

Und blinkt vor dir die Kamera

Na ja die war schon immer da

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Bedenke Volk du bist längst tot

Es gab dich nie nur Einzelnot

Kannst weder reimen auch nicht dichten

Auf die Ermächtigung verzichten

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Oh Volk was willst du alles haben

Kaufe dir doch einen Buchstaben

Schlemihl schenkt dir eine Nelke

Volk oh gehe weg und welke

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„Der Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur besteht darin, dass Sie in einer Demokratie zuerst wählen und später Befehle entgegennehmen. In einer Diktatur müssen Sie Ihre Zeit nicht mit Abstimmungen verschwenden.“ (Charles Bukowski)

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Die Jahresabschlusswünsche 2022/23

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Lindau / Hafen / Oktober 2022

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Halt das Maul Kassandra

Endlich einmal dein loses Maul halte

Hatten sie geschrien

Wütend

Die Weissagerin geknebelt

An den Mastbaum geklebt

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Das Schiff blieb im Hafen

Die Berge im Dunst

Acht Segel gerefft

Zerschnitten mit trotzigem Messer

Stupor

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Einen letzten Glühwein noch

Aber wir werden schreiten über den See dann

So jubelte man sich träge zu

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(Gießen / Ende Dezember ’22)

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Schauen wir mal, wer oder was sich im nächsten Jahr bewegt und / oder rollt. Allen die hier reingucken sei gewünscht eine friedliche Weihnacht und ein gutes neues Jahr. Bis 2023. Jetzt muß ich an den Herd: der Rotkohl.

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Wenn des Pudels Kern ein Kranich wäre

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Der alte Hut / Lindau / Theatercafe / 8. Oktober 2022

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Seit bald drei Monaten bessere ich meine Rente auf, indem ich gelegentlich als Kulturschreiberling arbeite. Ich bemühe mich dabei ein gut und gütiger Mensch zu bleiben, so nicht auf die von mir besehenen Bühnentätigen und – tätigerinnen draufzuhauen. Manchen Zweifel an den betrachteten Darbietungen schlucke ich runter und konzentriere mich darauf, wird der Schalter denn gedrückt, nicht zu heftig auf die Empathiebremse zu treten.

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Gestern war ich entzückt. Der großartige Christian Baron stellte hier in Gießen seine zwei – Achtung: Wiederholung! – großartigen Bücher „Ein Mann seiner Klasse“ und „Schön ist die Nacht“ vor. Auf dem Nachhauseweg, drüber hirnend, wie ich über das eben Erlebte mit den wenigen mir erlaubten Zeilen berichten soll, hörte ich die ersten Kraniche dieses Herbstes nach Süden ziehen. Finster war es, es regnete und ich sah die Vögel nicht, hörte sie nur. Als klängen die zwei Bücher Barons, die mich entfernt an meine Kindheit und Jugend gemahnten, in mir nach. Ich kramte nach meinem Telefon, um der schon schlafenden Gemahlin per SMS von der Herbstflucht der von uns verehrten Vögel zu berichten, blickte so auf Bildschirm und Fußspitze, als mich ein junger, sehr trunkener Bub anhielt mit den Worten: „Hier! Ich muss mal was fragen! Was ist des Pudels Kern? Wissen Sie das?“ Er schwankte, wollte mir schier um den Hals fallen, seine Begleiterin hielt ihn zurück.

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Die Kraniche hörte ich nicht mehr, die Ampel am Berliner Platz war auf rot gesprungen, gegenüber grüßte meine alte Arbeitsstätte, das Stadttheater Gießen mit inzwischen dämlich verhängten Fenstern. „DEINS!“ brüllte es mir statt leise sprechender Butzenscheiben entgegen. Ach nee? Was war noch die Frage? „Was ist des Pudels Kern?“

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Der Teufel sei es, antwortete ich und der Bub, als hätte er erstmalig in seinem Leben einen Leser des FAUST erblickt, wollte mir schon wieder um den Hals fallen. Mit der in Coronazeiten virtuos erlernten GhettoFAUST hielt ich ihn auf Distanz und empfahl ihm, der, wie er sagte, eben im Rahmen seiner ihn euphorisierenden Lektüre bei der „Gretchenerzählung“ angekommen sei, dringendst bei Bedarf mit dem zweiten Teil des FAUST nachzulegen. Da habe er was für den Rest seines Lebens. Auch wenn da nichts drinsteht. Von seinem restlichen Leben.

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Eine wunderbare Begegnung in jenen Tagen, da ich mir vorgenommen habe, das Weltenrund nach den zarten Anzeichen einer Hoffnung abzuscannen. War jetzt kein schlechter Einstieg, diese Begegnung. Gibt es noch Gründe ein Theater zu betreten? Also für mich nur, `tschulligung! Wenn es mich nicht deppert anbrüllt, gerne. Sonst lesen der trunkene Bub und ich, der auch nicht nüchtern war, uns gegenseitig aus dem FAUST vor.

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Bevor ich es vergesse. Oben mein Hut, unten ein Pfaffenhütchen. Und unter den Hüten wohnt? Des Pudels Kern vielleicht. Seien wir also gut behütet.

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Zu Hause dann noch ein letzter Gedanke angeregt durch Christian Baron. Wer fällt denn dieser Tage in den Kriegen? Nicht die Söhne der Akademiker. An der Front werden die Buben der armen Leut‘ verheizt. Immer schon. Der Teufel tanzt nicht sich, sondern die anderen tot. Und wer heizt wem die Hütte? Sind wir auf der Hut. Oder ziehen mit den Kranichen von dannen. Die schlimmsten Hüte sind die Hüte der Pharisäer. Lechts wie rinks. Oder?

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Pfaffenhütchen / Lindau / Theatercafe / 8. Oktober 2022

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Es ist ein schöner Tag. Ist es nicht?

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Pause mal wieder hier.

Mehr Leichtigkeit ist nötig.

Oder zumindest das Schwere im Leichten verbergen.

Zurück zum Bären.

Man soll sich nicht beschweren

In diesen Tagen

Geduldig nur am Schicksal nagen

Die Götter sind nicht nur blöde

Und Glück oft reichlich öde

Es schadet aber kaum

Selbst als Traum

Bis denne.

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Auch Musik ist eine Pause / kein Zitat

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Weiß jetzt gar nicht, welche Art von Tränen über dieses Konzert zu vergießen wären. Sind es Sentimentalitäten, die sich als Schmerzen tarnen wollen oder eine Art von Scham, die man altersbedingt unter den Erinnerungen an die alten, ach so wilden Tänze abheftet? Da hält der Richards die Hand vom Mick. Nach „It`s only Rock’n‘ Roll“. Dann zelebrieren sie „Tumbling Dice“. Meine erste Stones – Single. Nix begriffen damals. „Frauen denken sie schmecken nach was, aber sie wollen mich nur vernichten.“ Was ein wunderbarer Blödsinn. Und dann lese ich – Spiegel oder war es doch die BILD? / Who tells the difference? – daß Niedecken auf seinem ersten und bis zum letzten Auto immer die Zunge der Steine am Heck kleben hatte.  Was wollen sagen alte graue Mann zu uns? Mit 78 hüpfen wie ein beflügelter Rammler übers Parkett? Ich weiß es nicht. Jedoch: Spotify ist nicht die Alternative. Nee. Bestimmt nicht. Und eigentlich wollte ich nur nochmal kurz an diesen wunderbaren Trommler denken. Da bricht man gerne ein Schweigeversprechen. Watts the Fuck?

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Mit lieben Grüßen an die Kollegen, die immer noch verzweifelt versuchen Band 3 des Kapitals zu Ende zu schustern. Oder war es doch der Faust? Oder lediglich ein weiterer selbstverliebter Jupp Eichendorff? Vielleicht ist das Prinzip der Knitternasen da oben gar kein so schlechtes. Ähem, ist Ronny Wood eigentlich nicht der Jüngste im Verbund? Haarfärbemittel verbieten!

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Auch die Pause gehört zur Musik / Zitat

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Hier kehrt nun wieder Ruhe ein. (Zitat oben ist von Stefan Zweig entliehen.) Nicht das mir nichts mehr einfiele, eher im Gegenteil, aber gelegentlich sollte man die Füße länger stillhalten im Öffentlichen und in der Stube still sitzen, nun da der Herbst usw und sofort.

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Hauptgrund aber, das erste Mal nach knapp zwei Jahren – damals die Gundermann – Premiere und meine letzte Arbeit am örtlichen Theaterbau – werde ich wieder in meinem Hauptberuf als Regisseur arbeiten dürfen. Zwei Arbeiten oben an der Förde bis kurz vor Weihnachten. Endlich ans Meer und mal wieder länger absteigen von mittelhessischen Karussellen.

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Ob es noch geht? Die Vorbereitungen fallen mir dieser Tage sehr schwer. Die Selbstverständlichkeiten alter Tage scheinen perdu. Und nichts ist mir unangenehmer als ständige Wiederbekäung meiner selbst. Vermeiden lässt es sich dennoch sehr schwer. Dies sollte aber vermieden werden. Nun denn!

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Also dann bis nächstes Jahr!

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PS: Eine kleine Tastenruhe erspart mir auch Kommentare zu bevorstehenden Wahlergebnissen. Jedoch: in der Hinterhand lauert hinterhältig mein Freund Archibald Mahler plus Gefährte. Wohlsein! Stößchen! Und Gesundheit auch!

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Ein kleines Überbrückungslied!

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