bagatelle einundvierzig / pere lachaise

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Bevor ich in den großen Schlaf sinken werde

Möchte ich daß Du den Schrei eines

Schmetterlings hörst

Sagte ich zu ihr

Die mich begleitete

Jene angebetete Schaustellerin der Liebe

Die stand irritiert vom Leben jenseits der Bühnen

Mit mir am Grab des Sängers

Der zu schön war für den Rock’n’Roll

Und in einer Badewanne landete

Als er den Blues entdeckte

Um einzuschlafen für immer

In der Stadt der Liebe

Die ich suchte festzuhalten dort

Vergebens und hörte wie

Alle Schmetterlinge entflohen meiner Brust als ich sah

Ihr gelangweiltes Gesicht

Ob meiner kindischen Freude

Und ihre Gewißheit den Sänger im eigenen Bett

Empfangen zu dürfen

Hätte sie nur wollen dürfen

Zwischen ihren überschminkten Augen glaubte ich

Dies zu lesen

Vor dem Friedhof in einem Bistro

Trank ich drei Pernod

Sie schwieg eisern

Wie mein schmerzendes Herz

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(Paris / Frühjahr 1998)

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PS: Zum fünfzigsten Todestag. Weiß immer noch nicht, was ich von ihm halten soll. Dieses Lied mochte ich immer sehr.

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PS2: Das Photo oben hat mir Mick Jagger zur Verfügung gestellt.

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bagatelle vierzig / vom gemüse singen

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Knete rote Beete

Fenchel streicheln jäte

Kartoffelkäfer klauben

Weißkohl zerstört entlauben

Salate vor dem Sprießen

Nicht zu heftig gießen

Harke durch den Boden ziehen

Der Rucola ist gut gediehen

Am Zaun ein Kürbis lauert

Die Gurke noch was dauert

Die Bohnen kräftig ranken

Und mit dem Unkraut zanken

Doch eines wäre noch zu raten

Achte stets auf die Tomaten

Und binde sie an Stecken

Sonst werden sie …

Ach ja und der Spinat

Hält aufrecht sich und grad

Und diesen einen Rettich

Geerntet ihn fast hätt` ich

Da fiel mir ein

Da muß noch etwas Jauche rein

Ins Beet und der Kohlrabi

Braucht keine Matura

Es lebe die Natura

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PS: Dank an die Gattin für das Foto. Im Hintergrund rauchen die letzten Reste der Arbeiterklasse vor sich hin.

bagatelle neununddreissig

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also stehen sie weiter im türrahmen

ihre koffer schon vorausgeschickt

den fuß in der türe noch

salbadernd

den finger im bauchnabel

und streuen mehltau

auf ihre alten taten

und die neuen werke

ersticken unter ihrer agonie

keiner kommt rein

keiner mehr raus

totes haus

maden feiern feste

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Für Joachim Löw und all die anderen, die nicht erkennen können, wann ihre Zeit abgelaufen ist.

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