Des Schwarzen Hundes Mühe: Liebe 17

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Grünberg / Gerichtstrasse (sic!) / 10. September 2022

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„Größe hat etwas mit der Fähigkeit zu tun, Leid auf sich zu nehmen. Ob mit Lachen oder ohne, das weiß ich nicht.“, schreibt mein momentaner Lieblingsautor Bernd Wagner. (Verlassene Werke!) „Ich wünsch‘ Dir Liebe ohne Leiden.“, sang der ewige Udo Jürgens für seine Tochter.

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Das mit der Größe und dem Hohelied auf das Leid ist so eine Sache. Je heißer das ungebremste Feuer ist, mit dem du dich auf ein begehrtes Objekt zubewegst, umso weniger bleibt – dies ist die Gefahr der Höchsten Minne – von deinen Liebeskarren über am Ende der Strasse. Bevor du vollends auseinanderfällst, bist du nur noch Chassis. Haut und Knochen. Die Wiedereinrichtung des Gefährts ist teuer und kostet nicht nur einiges an Geld, sondern auch Zeit. Und viele Runden mit dem Schwarzen Hund um den Teich im Stadtpark, den Blick auf die eigenen Schuhspitzen gerichtet. Bleibt zu hoffen, dass der wieder instandgesetzte Motor noch ins alte Chassis passt und dieses sich in der Hitze des verlorenen Gefechts nicht allzu sehr verzogen hat. Da hatte ich viel Glück gehabt.

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Was war zuerst da? Die ewige Flucht? Oder der Schwarze Hund? Es ist Huhn wie Ei und vollkommen wurscht. Wenn ich nicht in der Lage bin, von dem zu leben, was ich naiv erträume, ernähre ich mich von dem, was ich kann. Besser wohl! Auch wenn – nochmal Wagner – behauptet werden kann, komme das Herz zur Ruhe, bedeute dies auch Stillstand des Hirns. Wie oft wünsche ich, mein Hirn würde endlich mal die Schnauze halten. Vor allem in der Nacht. Grübeln ist kein Denken.

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Manchmal kommt man mit dem Schrecken davon. Also mit dem Schrecken. Der Schrecken verharrt nicht am Ort des unglücklichen Geschehens. Er springt in deine Manteltaschen – Es war Winter! – und tritt dir gelegentlich gegen die Hüfte. Jetzt hängt der Mantel im Schrank. Bald muss ich in wieder rausholen. Gelegentlich rappelt es im Schrank. Manchmal erschrecke ich dann. Meist wenn ich mir sicher war, vergessen zu haben. Das kannst du vergessen.

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Das Schlimmste war und ist immer wieder die manchmal tagelange Abwesenheit des Lachens. Dann versuche ich wenigstens zu schmunzeln über das Leid, das eigene. Und versuche, die die liebt, nicht mit ins „valley below“ zu ziehen. Denn der Schwarze Hund mag eigentlich kein Selbstmitleid. Seltsamerweise fordert er Klarheit ein!

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Raus jetzt! Um den Teich. Indianersommer. Mit oder ohne Schmerz. Hough!

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(Gießen, 21. September 2022 / Mittags / Von der Depression / Eine Art Tagebuch)

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