Vom Mittelverstande oder was der Sonntagskuchen, die Sekundenkleber und das Selbstmitleid erzählen mögen

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Immer wieder gelegentlich mal sonntags / auch in Mittelhessen / 2022

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„Es krassiert ein entsetzlicher Müßiggang. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Was die Leute nicht alles aus Langeweile treiben! […] Oh, wer einmal jemand anders sein könnte! Nur ´ne Minute lang.“ Spricht Prinz Leonce in Büchners Komödie über die Langeweile.

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Fuhren eben mit dem Bus ins Umland zu den Schwiegereltern. Fährt nur alle zwei Stunden, aber er fährt und vor anderthalb Jahren fuhr er noch gar nicht am Sonntag. Zwar teilt man sich die Fahrt mit einigen maskenfreien Widerstandskämpfern, oft und gerne pubertär genervten Gesichtsausdruck in die Welt reckend. Wurst? Oder nicht? Vielleicht sind es auch einfach nur Nachwirkungen der letzten zwei Winter, die die Dialoge erschweren. Alle setzen Zeichen. Das Revier markieren. Besser noch: setzen „Statements“.

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Die Straßen sind voll, als lägen hinter dem nächsten Hügel nicht nur ein paar kneipen – und geschäftsbereinigte Vororte, sondern Berlin, Hamburg oder der Europapark „Frust“. Und alle paar Kilometer steht am Straßenrand einer der in den letzten Jahren in hohem Tempo hochgezogenen „Backwaren – Drive – ins“. Vor den Schaltern lange, sehr lange und dick bereifte Schlangen und auf den reichlichst vorhandenen, ordentlich versiegelten Stellflächen hauptsächlich Automobile, in deren Kofferraum ein 2CV oder ein Käfer passen würde. Und da stehen sie, die von der Komplettverarmung bedrohten Mitglieder des germanischen Mittelverstandes, geduldig stehen sie, als hätten sie alle in der einstigen DDR vor einem HO das Große Warteabitur gemacht. In den Warteschlangen teilt man sich die Langeweile. Was nun ist ihr Begehr? Kuchen. Gebäck. Eine sogenannte Kaffeespezialität. Zum Gehen, Stehen oder Sitzen. Iss ja auch Sonntag. Da macht man das so. Fährt man halt mal zwanzig Kilometer hin und zurück. Für seinen Kuchen. Und gegen die Sekundenkleber.

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Hat jetzt Robert H., die Spaßbremse, an den Ufern des Roten (sic!) Meeres, wo man gerne taucht, falls nicht der Hai am Beine nagt, angeregt das Kuchenbacken zu verbieten? Nichts davon gehört. „Hexe Baerbock haut es raus. Habeck macht den Ofen aus.“ Stand zumindest nicht so in der BILD.

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Ach! Der Mittelverstand wäre doch so gerne bei denen ganz da oben dabei, statt plötzlich (?) nach unten schauen zu müssen. Da aber lauern die Ängste, die kalten Füße, die Haie mit den Zähnen aller Art und die steigenden Meeresspiegel. Da unten. Im Süden. Wo es doch immer warm bleiben soll. Und man so schön wegtauchen kann. Es sei denn der Hai und so weiter.

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Prinz Leonce sitzt am Rande einer für diese Jahreszeit zu berstend grünen Wiese. Er denkt nach. Tut zumindest so. Ob denn einmal der Eine je ein Anderer vielleicht könnte sein? Und schreibt nieder: „So dürfen wir also danken nun, dass dieser Tage nicht, wie in den alten Tagen, ein Frost regiert das Land. Die großen Tränen des Selbstmitleids, diese, kaum auf die Trottoirs der Republik gefallen, sie gefrören stante pede und man rutschte aus, läge bäuchlings auf dem schwindenden Bauche! Was ein trauriger Tanz!“

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Vom selbstverfassten Kuchen den wir, Rotkäppchen gleich, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gen Schwiegerfamilie transportierten, ist sogar noch etwas über. Für Montag. Vielleicht sogar Dienstag.

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Wo ist die Zeit? / Kölle Alaaf Alaaf

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Lindenberg (Allgäu) / 10. Oktober 2022

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„Leev Jecke! Mr bitte üch nit inne Hauseinjänge zu urinieren. Un auch nit dort Kacka zu maache. Un wer auch immer meinen täte, er müsse durch den U – Bahntunnel stolpere, der hätt doch einen anner nit vorhandenen Waffel!“

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Auftritt Frau Oberbürgermeisterin. Man möge Ihr und Ihrer Stadt bitte nicht vorschrivve, wie mr der Fastelovend fiere donn. Aha, sie spricht die Sprache der Eingeborenen. Die Mehrzahl der angereisten Entgrenzten (Sind Sie das?) versteht kein Wort davon. Sitzen sie doch schon seit Stunden in den, die Domstadt umzingelnden, überfüllten Vortortzügen. Inklusive ICEs. Mal was erleben. Ey und sorry! Man kann doch auch schon mal vor 11 Uhr Elf watt breiti sein. Beobachter fragen sich besorgt: sind auch Mittelhessen unter den Opfern? Oder Bayern? Oder gar Chinesen? Düsseldorfer gar? Erstaunlicherweise beherrschen die Besucher aber etliche Liedtexte der Einheimischen. Die Perücken verrutschen kaum. Die eingemeindeten Moderatoren der überhitzten Veranstaltung jubeln sich einen in die Büx.

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Habe länger in Nippes gewohnt. Da wurde am 11.11. auf dem Wilhelmsplatz zwei Stunden früher, sprich 9 Uhr Elf die Session eröffnet. Ein Kölsch rechts und eines links und die Hände zum Himmel. Geht auch. Auf dem Walkman lief: „Lasst doch der Jugend, der Jugend ihren Lauf!“ Gelegentlich traf man eine Kielerin oder einen Ulmer. Seltener Transsilvaner*innen.

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Die letzten zwei oder drei Jahre haben nicht ein Volk ausgehungert, sondern vielleicht ein vollkommen absurdes Anspruchsdenken weiter aufgeblasen. Vielleicht fast schon ausgeblasen. Ich habe ein Recht, weil erzwungener Verzicht iss nich. Sagen die Gäste.

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Zurück nach Kölle. Mr lasse uns nit verzälle, wie dat mit dem fiere jeht, wenn der Schwaadlapp uch noch von drusse kütt. Sagt die OB. Zurück zum Besucher. Hey, kann mal wer der Tante erzählen, ich will mich hier einfach ordentlich wegtanken? Wie heißt die Stadt hier bitte? Solingen oder so?

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Erinnere mich an ein oder zwei Sessionen in den Neunzigern. Da zogen Trupps mit Baseballschlägern durch die Stadt und nach dem Aschermittwoch gab es keine intakten Telefonzellen mehr. Hat sich später die Post zum Vorbild genommen und den Rest plattgemaat. Un wenn du drisse häs müsse, dann bisse halt innet Jebüsch. Kölsche Anarchie.

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Wir hatten, nach vollzogen ungezogener Entleerung zu benutzen, stets einen Sixpack Kölnisch Wasser in den weiten Taschen der Clownsgewänder dabei. Kurz mal dröver jesprüht und die liebe Seele hatte ihre Ruhe und jubelte ein befreites Doppel – Alaaf in den einst noch etwas kühleren Novemberhimmel.  Und die Stadt roch angenehmer. Kölsche Ordnung.

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Sonst? Ich mochte dat Jetrommel. Das Taumeln. Inklusive begrenzter Entgrenzungen. Tja. Wie alles, wird wohl auch grade der Karneval seiner Geschichte beraubt. Evver solang der Rubel rollt, iss auch dat drissegal.

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Die kölsche Verlogenheit und selbstvergessen masturbative Sentimentalität haut mich jedes Jahr wieder um. Trotzdem schalte ich an diesem Tag den WDR ein und höre mir den alten und wohl noch immer geliebten Driss an.

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Man bereit sich wahrscheinlich so auf Katar vor. Nee, wat iss et schön sich die Täsche voll zu lüje. Su janz solidarisch. Arsch runger. De Schnüss haale.

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Ausgerechnet Götze oder von Hoffnung

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Reutte / Tirol / 13. Juni 2022

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Ausgerechnet Götze der kleine dicke Bub

Der des depressiven Schürrle Pass in die Kiste hub

Und alle Pilger unseres Jogis aus Schönau

Hüpften auf dem Sofa hoch

Ich henn`s gewißt! I au!

Löwy au der Besserwissi

Du machsch mir etz direkt der Messi

Dann ward der Bub verschwunden und wurd krank und Bayer

Schmorte dick und dicker auf der Bank

Mal zehn Minuten Einsatzfeier

Heiratete sein Gegenbild zum Wohle seiner … Zukunft

Die nicht mehr lag in Kloppos warmen Arenen

Wo die Nation noch Hoffnung tat wähnen

Dass eben der kleine dicke Bub nochmal

Den Pass von Schürrle hub

Doch jener selbst sich schon versenkt

Ungewollt und aufgehängt

In müder Dauerschleife alten Triumphs

Vergangenheitssumpf und hektisch transferiert

Die Hoffnung gern Gesicht verliert

Und nun aus fernen Hollands Stränden

Kehrt er zurück der Mario

Die Nation schon wieder richtig froh

Er soll nicht enden

Als Bub mit ewig dicken Backen

Noch einmal sich am Schopfe tat er packen

Und adlergleich beflügelt

Aus den Sümpfen er

Zurück zu den Triümphen kehrt

Und Flickens Hansemann

Glaubt dass er es nochmal machen kann

Auch wenn

Dies nun des Reimes Ende

Man Kicker niemals in die Wüste sende

Lasst regnen es aus den Hintergründen

Schwarz – weiße Bilder

Bestraft die Sünden

Dem dicken Bube toitoitoi

Alte Hoffnung ist nicht neu

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PS: Aus aktuellem Anlass. Ein bisserl freu ich mich schon für den Götze mit den gar nicht mehr dicken Backen. Aber gucken deshalb trotzdem nicht. Ähem! Vielleicht habe ich eben hoffnungsfroh gelogen. Hoffentlich nicht.

Wenn ich ein Schiff besteige, muss es nicht gezwungener Maßen irgendwo ankommen / Reisen ohne sichere Häfen

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Hamburg – Altona / Blick vom „Balkon“ / 8. November 2018

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Deutschland bangt und zittert und weiß wie immer Bescheid. Eben weil es keiner wissen kann. Dann müssen es halt wir wissen. Von links und ganz dolle aufgeweckt oder von rechts und alte Lieder nachsingend, deren Melodie wir längst vergessen haben, aber mit denen Oma und Opa uns einst in einen wohligen Schlaf gesungen hatten. Oder direkt aus der immer schmaler werdenden Mitte, die einfach mal wie die drei Affen agiert. Augen zu und durch. Und Maul halten. Weil da ist ja noch das überteuerte Frühstücksbuffet drin. Das gönne ich mir heute. Gelle und Helau! Trinkgeld geht nicht mehr. Hä? Hat wer was gesagt? Oder gar ich selbst?

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Das Schiff verlässt den Hafen. Man konnte, oder meinte dies in selbstermächtigender Einfachheit, stets davon ausgehen, dass es den Hafen anlaufen wird, für den man – der Kunde ist die amtliche Prinzessin auf der Erbse – gebucht hat. Die Zeiten ändern sich halt. Nicht nur damals, als Bob Dylan davon sang, sondern stets. Wir haben das dummerweise vergessen und fordern die Uhren auf, ihre Zeiger stille zu halten.

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Bob Dylan hat ein wunderbares Buch geschrieben. Bald mehr davon. Er steigt in ein Boot, in viele Boote, manche mit löchrigem Rumpf, Seelenverkäufer, wie man sie einst nannte, und schippert los. Vertraut darauf, dass jenseits der Horizonte ein Ankommen möglich ist. Auch wenn man an sturmumtosten Klippen zerschellen sollte. Kurz vor vermeintlicher Ankunft. Die Liebe aber, sie bleibt bestehen.

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Ich weiß, klingt nach Frauenzeitschrift. Oder nach Binsenweisheiten wie: der Weg ist das Ziel. Postkartengeschwätz halt. Hermann Hesse für Arme.

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Meine aber etwas anderes. Der Blick auf das Meer beruhigt. Eben weil man nicht, Füße im Sand, meint zu wissen, wie zum Beispiel Dummbatz und Porschepilot Lindenberg, erster Stellvertreter germanischer Hybris, dass es hinter dem Horizont weiter geht. Nee. Eine leere Fläche isses Meer. Kann man wegkippen da hinten oder irgendwo ankommen. So oder eben anders. Und jetzt greift auch noch der fürchterliche Stellvertreterdeutsche Rudi Carrell in meine Tastatur. Und brüllt: „Lass Dich überraschen!“ Weia!

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Wie auch immer. Dylans Buch ist ein Gewinn für mein altes und vielleicht die anderen Hirne. Müssen nicht alle alt sein. Ein Lied. Zwo. Drei. Hier.

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Altes Haus und Ufer gegenüber

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Bildstein im Bregenzer Wald / 7. Oktober 2022

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Das alte Haus

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Als ich unlängst

Ich spielte unachtsam und begeistert mit

Sich selbst entzündenden Streichhölzern

Das alte Haus beinahe abgefackelt hatte

Selbstvergessen und erschöpft von den Zeitläuften

Und dem was unvermeidlich

Leises Verschwinden du

Jedoch nicht vergessen konnte wo der Löschteich

Und liebevoller blickte wieder

Auf die Staubmäuse den kleinen Schimmelfleck in der Küche

Den Riß in mancher Fensterscheibe

Fiel hinter einer herabgleitenden Tapetenbahn vergessen

Altes Silber hinab und

Achtlos noch auf dem abgetretenen strapazierten Teppich

Golden glänzend lag es

Obwohl ich gelegentlich auf den Balkon trat

Hinüberblickend zum anderen Ufer

Nicht wissend ob jene Hütte dort

In Flammen schon

Noch bewohnt oder von den

Baggern des Vergessens

Plattgemacht

Mein Erinnern ein

Fliehendes Pferd

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(Gießen / Anfang November 2022)

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Wasserburg am Bodensee (Martin Walser – Town) / 6. Oktober 2022

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Wo ist die Zeit / Kleiner Ratschlaeger

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Einer meiner guten Freunde sagte mal zu mir: „Hast Du einen dicken Kopf, trage besser keinen zu kleinen Hut!“ Ein anderer besserer (?) Freund bemerkte: „Ist Dein Arsch zu dick, kaufe nicht zu weite und schlackernde Hosen!“ Mein Lateinlehrer wiederum warf ein: „Tragen Sie lange Haare hinter sich her, verstehe ich nicht, Verzeihung, warum Sie das Hemd in die Hose stecken wollen!“ Mein liebster Feind schrieb mir dann unlängst eine Mail: „Warum siehst Du aus wie Dein Biolehrer? Bist Du deshalb halt nur der Trommler?“ Bei dieser Band aber funktionierte so ein gnadenloser Stil – Mix. Jahre später hat der von mir geschätzte Calvin Russell in Sachen Getränke entscheidend abgerüstet und in Sachen Erscheinung zugelegt. Aber auch wer seine Dämonen überlebt hat, wie das alte Scarface, muß irgendwann an Charon seine letzte Münze weiterreichen.

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Update: Weshalb ich das reichlich wirre Zeugs letzte Nacht etwas überheitert hingeschrieben? Siehe unten so ab Minute 30. „The foolish roads taught more to me, then the wise one’s ever could.“ Aber auch da darf man sich gern mal täuschen.

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Eselsohren gelegentlich

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Wertheim / Goldener Ochse / 12. Oktober 2022

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Zwei Finger breit ja

Zwei Finger breit werde ich mir die Butter aufs Brot streichen

Am besten streichen lassen

Schrie er mir hinterher der Schmerbauch reicherer Jahre

Und Du Gemüsespacko kannst mich mal kreuzweise

Mein Auto bleibt hier stehen

Und wenn Du Tofukugeln kotzt

Im Strahl

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Mein Rücken war schon immer nur ein Garderobenständer

Gescheitle

Auf den Sackgesichter ihre vererbten Nerze hängten

Während meine Bandscheiben dahinschmolzen

Und die Kniescheiben mit dem Asphalt der seit dreissig Jahren

Nicht mehr oder weniger

Ausgebesserten Strassen verschmolzen

Und Du labberst mir einen zweiten Pullover in die kalte Wohnung

Lass mich mit dem Scheißkrieg in Ruh

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Hey, Boomer, sei froh, dass ich nur an Dein Haus piss

Und nicht in den verstopften Auspuff

Von Deim Elektrofahrrad

Du schnallst echt nur nix

Aber erst mal Deinen Gürtel enger

Vielleicht mal schnallen

Was soll ich aufheben

Hey, nochmal, was soll aufheben bitte

Ich?

Wenn Du nicht aufpassen tust kleb ich Dir

Deine Selbstgewissheit mit Sekundenkleber

Kannst Du Dir aussuchen wohin

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Biiiittte! Biiiiitte! Speeeende!

Jeden Tag zweimal dreimal Strassenseite wechseln

Das ist nicht Armut das ist doch organisiert so

Sagt Schlaumeierchen und will seine Ruhe und weiß sofort Bescheid

Künftiger oder vergangener Armut ins glasige Auge zu blicken

Dazn aber ein ganz anderes Thema

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Den fremden Lebensbüchern viele Eselsohren

Fügten wir zu

Das Bügeleisen glättete diese alten Hefte zu Poesiealben

Satt und Blatt und Mäh

Schrie die Ziege einst

Überfressen und im wüsten Grimm

Und wo ist mein Haus

Mein altes überheiztes

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Darf ich Sie mal was fragen?

Gerne.

Wo ist denn Ihr Haus?

Ich hatte mal eins.

Und wo ist das jetzt?

Weg! Aber ich hätte da noch ein Salatblatt für Sie.

Was soll ich damit?

Basteln Sie sich daraus ein Eselsohr!

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Auf der Hardt / Gießen / Wintersalat / Anfang Oktober 2022

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Novemberstolpern eines Blauen Engels

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Kiel / November 2021

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Und wie man fiel über den eigenen Unrat

Den lange Müdigkeiten gestapelt hatten unter den welkeren Häuten

Herr Professor und Löwe mähnenlos

Und nicht blickte aufs prangende Kneipenschild

Und nicht dachte ob und wie denn

Wird jemals ein Engel so blau wie Du

Holper die Stolper ins Vergessen

Nicht gerutscht: sondern getanzt

Und tat man dann als sei die Fremde visavis

So eine Art vergangener Zukunft

Die Möwen flogen über die Förde

Die Trawler warteten

Vor dem Grauburgunder mit Hafermilch

Abgeschleppt zu werden

Die Schwebefrau die mit dem Tablett den ungleich besetzten

Nachmittagstisch wohlwollend umkreiste

Blickte

Sehnsüchtig und der Sorgen voll

Dann auftritt die Chefin

Hadesfalten unter den Augen eines langen Lebens

Dienend daran die Engel blau zu machen

Kassierte ab beim Zurückgebliebenen

Der es nicht mal ahnte

Jedoch wußte

Einer geht noch

Nicht nach Hause

Und bleibt ein Geist

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(Kiel am 3. November 2021 / Gießen am 3. November 2022)

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Lindau / Oktober 2022

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