Am End‘ ist der Schwarze Hund der Geist vom Berge / Die Nackenstarre

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Kefalonia / Juni 2023

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Am besten ist es eh, du stehst auf der Gästeliste. Man war dabei, kann davon ein Leedche singe, selbst wenn man abgesagt hatte oder, was wahrscheinlicher ist, einfach nicht erschienen war. Das Leben, die Welt, der Zufall, eine Krankheit sprechen gerne mal Einladungen aus. Daraus erwachsen dir aber keine Verpflichtungen. Mal geht was. Mal ist es besser rechtzeitig abzubiegen. Oder?

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Der Schwarze Hund ist ein Hund. Du standest auf der Gästeliste, lange bevor dich die, eben die deine, Einladung rechtzeitig erreicht hatte. Der Umschlag in Deinen Händen knirschte etwas. Man kannte sich und dich ja schon etwas länger. Kann man sich öfters schwer eingestehen. Anderen trotzdem eventuell mal. Sich selbst dann wiederum eher nicht.

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Ich schrieb hier vor einiger Zeit, dass Halter von Schwarzen Hunden, begegnen sie sich, lieber die Strassenseite wechseln. Siehe unten bei 13:50.

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Eben las ich nochmals vom unlängst verstorbenen Luigi ‚Gigi‘ Riva. Als er aufhören musste mit der Kickerei, schenkten die Götter ihm wohl einen besonders dicken Schwarzen Hund. Wusste ich noch nicht. Wundert mich aber nicht. Man begegnet dem Hundesohn meist un(d)erwartet. Tut aber dann professionell überrascht.

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Und wenn man zu lange auf den Boden guckte, rechts oder links, bei Fuß, Sitz, Platz? Jedoch der Dunkle Dackel er machte was er will? Den Blick anschließend nach oben richten? Himmel inklusive Nackenstarre? Dauert länger bis man da was sieht.

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Im Kölner Zoo existiert mein Lieblingsgehege. Recht groß, eigentlich zu groß für zwei Viecher, welche man eh nie zu Gesicht bekommen kann. Beeindruckend die dort aufgebaute Gebirgslandschaft. So ein bisserl Märklin-Eisenbahn-Hintergrund für eingesperrte Wildviecher, die bei uns nicht abgeknallt werden können. Weil sie hier nicht vorkommen. Außer im Zoo. Wir haben ja genug im Kühlschrank. Was so vor sich hin und her schimmelt.

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Man nennt sie die „die Geister der Berge“. Die Schneeleoparden. Es gibt sie tatsächlich. Sagt man. Gewiß? Ich sah mal in Köln eine ihrer Schwanzspitzen wippen. Ziemlich weit da oben in diesem Gehege Kunst statt Natur. Hatte mir damals schon gereicht. Weniger zu wissen. Nichts zu sehen. Ahnen.

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Wo ist die Zeit? / Hokus Pokus Fidibus

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Im Juni 2023 auf einer griechischen Insel nach dem Abendessen heimwärts gehend

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Der Heimweg

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Die Taschen voll und

Die Gamaschen

Im Rucksack sammeln sich die Flaschen

Und ein paar Worte

Wenig Welt

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Entlaubte Hoffnung

Stein im Schuh

Neben mir verliert die Ruh‘

Deren Hand und Haar ich rieb

Den Atlas

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Ein altes Lied begrüßt das Finster

Zecken springen aus dem Ginster

Hexenwerk

Und Gartenzwerge

Kaum noch Luft

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Der schwarze Hund

Nach Trüffeln buddelt

Das alte Lied den Berg hoch trudelt

Ich hak‘ mich unter

Keine Gipfel mehr

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Die alten Tricks aus den Manegen

Die Kaskadeure und die Jongleure

Suchen in den Sägespänen

Halt und finden

Grillen zirpend noch

(Gießen Nov. 2023)

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 12

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Russland / Sovetsk / Bank wartet auf die Rückkehr des Sozialismus / September 2017

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Jazz auf der Autobahn

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Jazz summend auf der Autobahn

Zwei Spuren die reichten

Den etwas Eiligeren

Deren mit Altersflecken verschönerten Hände

Umklammern das Lenkrad

Noch immer wie ein Stück Brot in der Wüste

Oh Manna Manna vom Himmel falle

Unter dem faltigen arbeitslosen Arsch aber

Wackelt gewaltig die Bank der Gewißheiten

Immer öfters prügele ich mich in meinen Träumen

Mit älteren Freunden

Wache auf verstört betört

Von der Weisheit des eigenen Gehirns

Und verzweifle an den Spiralen der Synapsen

Ein Lied noch aus den Rippen geschnitten

Das keine Wiederholung

Einen Schorf noch vom Knie gepult

Der nicht antik

Einen Popel noch unter die Parkbank geschmiert

Den der Blinde in mir mag lesen am nächsten Tag

Eingetrocknet

Als ein Versprechen

Herbsterwachen

Der Sheriff ist gestorben

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Mein heutiges Morgenlied in Sache Apokalypsen. Countdown September.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 06

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Red Beach bei Matala / Kreta / September 2009

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Back to school. Also, ich war der Lugi. Dann gab es noch den Micki, den Uli, den Siggi, die Pedie, den Winnie, den Andi, die Andi, die Geli, den Olli, sogar einen Jürgi, Klausi auch und den Zimmi (war ausnahmsweise Lehrer) und never forget Albi! Die WG – Band bestand aus Yogi, Jacki, Robbie und Tommi! Die Hansis nannten sich oft Johnny. Sind das noch Namen? Möglicherweise waren es die Zeiten oder diese süddeutsche Sucht nach der Selbstverniedlichung. Möge man mich bitte! Ich bin doch so lieb! Man schleicht sich geschmeidig aus der Verantwortung. Nur so eine Behauptung!

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Jetzt, nach den Dekaden der Klinsis, Jogis und Ollis, diesen lähmenden Dekaden, die sich nicht zwischen Selbstüberhöhung und der damit einhergehenden Selbstverzwergung entscheiden konnten, hat es Hansi erwischt. Endlich, mag ich gerne aufseufzen. Wohl zu spät. Ein Rudi übernimmt. Nach 2000 scho wieder. Wenn es auch nur Stunden sind.

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Peinlicherweise erreichte mich die Nachricht der seit 2018 überfälligen Demission des hoffentlich letzten Mitglieds des vermeintlichen Gescheitletraineradels aus BW in dem Moment als die Korbleger Weltmeister wurden. (Kurzer Gedanke: Noch nicht mal respektvoll kommunizieren kann der DFB. ) Und der Trainer ist Kanadier und heißt Herbert statt Herbie. Dann wäre er ja wiederum ein Käfer. Gut so! Wunschbundesanweiser ist bekanntlich Kloppo. Isch aber auch ein Schwoab! Wird er nun ab 2024 zum Kloppi? Oder wird es der Julian Nägeli?

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Wenn man ein Haus über Jahrzehnte vor sich her und hin verrotten lässt, ist irgendwann selbst der Abriß keine Option mehr. Auch wenn es am Strand steht. Die dort anlegenden Boote holt keiner mehr ab. Warten wir zu lange?

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Nachklapp 11.9.: Ferndiagnosen sind fragwürdig. Sah ich aber in letzter Zeit Hansi F’s Augen in die Kameras oder ins Nirvana blicken, meinte ich in den Spiegel zu schauen. Ein schwarzer Hund von beträchtlicher Größe saß da mit auf der Trainerbank oder in der Pressekonferenz. Wenn der einst geschätzte Umarmer die ehemals gerne Umarmten nicht mehr umarmen darf und keinen Plan B hat, wenn die Harmonie einstürzt und das Vertrauen diffundiert, wird es böse für alle Beteiligten. Ich weiß, wovon ich spreche. Eine Seele reibt sich wund und wunder. Überkommene Führungsmodelle funktionieren nicht mehr bei den allgegenwärtigen Egoshootern. Oder vielleicht nur noch die ganz, ganz, ganz alten. Stillgestanden! Wegtreten!

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Und sprechen wir weiter und öfters von den schwarzen Hunden. Heute im Sportteil der FAZ ein beeindruckendes Foto. Seitenlinie. Thomas Müller wird eingewechselt. Wie er seinen alten Weggefährten dabei anblickt. Er weiß vom bevorstehenden Ende und dem Tanz des schwarzen Hundes. Kein Trost mehr möglich. Man versucht es dennoch. Schon wieder symphatisch.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 05

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Kreta / Blick auf den Komos Beach / Matala oder Pitsidia / September 2009

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Ich bin der Dreck unter deinen Walzen

Ich bin dein geheimer Schmutz

Und verlorenes Metallgeld

(Metallgeld)

Ich bin deine Ritze

Ich bin deine Ritze und Schlitze

Ich bin alle Tage und Nächte

Ich bin alle Tage und Nächte

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Yeah-ha-ha-ay

Yah-ha

Yeah, my Sofa

Yeah-ha-hey

(FZ / Sofa No 2)

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Hä Lugerth, was hat denn das wieder mit dem September zu tun? Ganz einfach: die gute alte Ambivalenz dieses Monats, von der ich oben schon schrieb. Mein Eindruck dieser Tage, da liegt ein Land (Ja! Verallgemeinerung! Güldet aber!) trotzig, aggressiv und eingepennt auf dem Sofa, der reuige Finger aber huscht über die Bedieneroberflächen und fordert Aufbruch, Veränderung, ein mutiges Vorwärtsstürmen und Tore auch gegen höherklassige Gegner. Ja wie denn? Soll dann der Zeitgeist dich auf deinem Sofa gen Utopia tragen, während du dabei noch eine Lieferpizza abnagst? Oder wie Olaf der ehemalige Eisbär und nun Pirat Jakob Sperling fordert: Ein Pakt müsse her und wir dann alle moderner, sicherer und – mit drei bis siebenundzwanzig Ausrufezeichen – SCHNELLER! Vorwärts und rückwärts gleichzeitig, statt gebremst gescheiter? Weiter! Heiter! Immer blöder? So wie die Stones, die gestern, ja ich habe global vernetzt geguckt, in einem altvorderen hübschen Theater einen komplett belanglosen neuen Song vorstellen? Peinlichkeitsvideo: Blondine räkelt sich und fährt ihre Peaches durch LA? Oh wie traurig! Lassen die alten Säcke ihre Songs jetzt von der KI erstellen? Auf’m Sofa? Dennoch: Sofa ist cool. Ein meanwhile nicht mehr geschätztes Sitzmobiliar. Hä? Was redest Du? Besuche die üblichen Start – Up – Pages. Da hängen sie in den Polstern und ruinieren ihre Bandscheiben. Wurscht! Rückgrat wird eh überschätzt. Eat the Rich. Iss auch besser so!

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Dann las ich noch eben, Venedig möge demnächst Eintritt verlangen. Erinnerte mich an meine Onkels in der DDR. Eigentlich an alle, aber einer von ihnen war ein ganz besonders fanatischer Postkartensammler. Kurz nach der Wende besuchte ich ihn am Müggelsee und wir wühlten uns durch seine Karteikisten und er erzählte von seinen Reisen, die er Bilder betrachtend, einst antrat hinter den Mauern. Manche fehlende Postkarte hatte gewiß ein eifersüchtiger Zöllner einkassiert. Und so aber mitträumte. Nachts. Im Kopp. Zwei verfeindete Mannen mit vereinten CO2 – Fußabdrücken. Man kann die Welt auch per DIERCKE – WELTATLAS erfahren. Hier wird der Zeigefinger mal sinnstiftend eingesetzt.

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Geht das? Etwas verändern auf dem Sofa liegend? Vielleicht. Manchmal mag dazu eine Melodie ausreichen, die man nur erahnt. Man spart sich etliche Worte. Bleibt auch vorwurfsfreier, denn auf ihren Inseln träumen die Trottellummen alle davon Brüder und Schwestern zu werden. In der Hoffnung doch ein Anderes zu sein. Den täglichen Stürmen ist das aber wurscht! Uff! Ich habe mich wiederholt! Passiert! Dann singen wir nochmals das gleiche Lied. Aber selbstredend anders. Aber wie einst!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 04

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Sovetsk / Oblast Kaliningrad / Foyer plus Rezeption im Hotel Rossija / September 2017

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Tja wie war’s den damals so? Gewiß erinnert sich ein ehemaliges Gegenüber präziser an dein Tun, als du dazu in der Lage bist. Auch wenn du es noch so penetrant wiederholst. Das „So war es aber!“ Aiwangern nennt man es seit diesem September, der zwar so heißt, aber mag nun mancher rufen, der gar nicht mehr ein solchiger sei. Erst brennt Griechenland ab und jetzt ersäuft es. In Gießen brettern Autofahrer stinkefingrig über die bis gestern noch Fahrradstraßen. Sie haben ja jetzt RECHT! Diskutiert man mit einem Juristen über das „Nun sein Recht gekriegt haben“, stolpert man gerne mal über einen absurden Dogmatismus. Recht sei eben Recht. Der Faktor Fehlbarkeit aka Homo vermeintlich sapiens wird außer Acht gelassen. Als wäre man damals auf dem Sinai bei der Übergabe der Gesetzestafeln eigenhändig dabei gewesen. Ich bin ein großer Freund der Verwirrungen und Unsicherheiten, gestehe aber daß dieser September etwas zur Übertreibung neigt. Da isser wieder, der SOSOSOMEHRMEERHER, jubelt es vor sich hin. Wieder eine halbe Seite Zeitung sinnfrei gefüllt. Ambivalenzen in allen Ehren, aber wenn die beiden Pole an denen gezogen und gezuppelt wird, immer weiter auseinander liegen, wird es mal wehtun. Man Vater trainierte seine Muskeln gerne mit einem Expander (Triggerwarnung: Nazisportgerät!) und einmal war eine der geringelten Federn arg morsch und das Ding flog ihn um die Ohren. Das tut weh. Zuviel Spannung. Wo früher wir doch sangen, in der Gefahr und in der Not brächte der Mittelweg den Tod. Weit gefehlt. Erkennt man spät. Gemüse aber jubelt über späte Hitze und treibt den Gärtner vor sich her. Wer soll die Monster verwursten?

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Septemberblues bleibt gerne mal länger. Man muß den Schwarzen Hund fest an der Leine führen. Oder den Fernseher aus dem Fenster schmeißen. Ein alter, etwas durchgeknallter Freund von mir tat dies einst in Freiburg. Die BRD hatte, was damals nie vorkam (Vivat die Erinnerung!), ein Fußballspiel verloren. Fliegt jetzt Flickens Hansi mit? Mein Vater warf bei Gegentoren lediglich seinen Schlappen in Richtung Glotze. Facetten des jähen Zornes. Danach ein Bier trinken geh’n. Ist leider ausgestorben. Fast.

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Doppelgänger? Wladi trifft Kimmi zum lustigen Raketentausch. Die Eingangstore in das Reich der Vergangenheit leuchten manchmal verführerisch. Es ist eine Chimäre. Siehe obiges Bild. Mancher Depp ist sich für nichts zu schade. Wir checkten damals ein – Kulturaustausch – und schmunzelten. Vor der altvorderen Arroganz ist keiner gefeit. So mag man sich täuschen wollen. Als ein alter Linksverteidiger damals noch, die dieser Tage sich zu RECHTsverteidigern umgeschulen lassen werden wollen. Und so schwöre ich dem verehrten Beckett ab: Kokettes Scheitern ist einfach nur Scheiße. Und der Sand läuft zu schnell durch das Stundenglas. Noch nicht, Hilde. Aber gleich. Oder irgendwann. Noch sind wir hier. So isses, Frau Knef.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 03

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Hellas / Kreta / Auf dem Markt in Mires / Mein damaliges Moped / September 2009

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Der Songtext ist schuld. Mai bis September. Wird gesungen. Mai oh Mai. Alles neu und also heraus zum ersten Mai. Es lebe das Ritual. Hoffnung. Man versammelt sich auf manchmal schlechter beheizten Plätzen. Entgeltfreie Solidarität wird beschworen, besungen, versichert. Bratwürste versinken im Bier. Auf die alte Lederjacke tropft Mayonnaise und spätestens im Oktober feiern wir dann eine Revolution. Oder wenigstens eine Revolte. Rot glüht die Nase in Zuversicht und Alkohol. Oder auch nur ein Geburtstag wird begangen. Ruft die Waage in mir, die den Zaren nicht erschossen hätte, um neue Zaren zu züchten. Doch der September, der gerne noch nach vorne blickt, aber gelegentlich dann schon mal zurück, grinst sich einen. Im nächsten Mond, ihr Großmäulchen des Monats Mai, im etwas ehrlicheren Monat Oktober werden wir den sich anbahnenden Untergang besingen müssen. Oder dürfen? Ein herannahender Winter der irrenden Herzen, böser Nebenkostenabrechnungen und noch böserer Badetemperaturen ist nicht zu beklagen, sondern schlicht eine Tatsache. Utopia gab es nie, oh Wolfsmensch unter den Wölfen, die man nun wieder abschießen soll. Es jubeln die Schafe. Wer aber entdeckt nun denn mal endlich Atlantis? Das Versunkene, welches vor dem eigenen Versinken bewahren mag? Gab es jemals eine Revolution im Interesse einer Hoffnung? Jenseits der Eitelkeit? Und wo liegt das Wrack rum, an dem man rumschraubt in der irren Hoffnung das Ding noch mal an die Oberfläche zu hieven? Ist es am Ende dann nur Leonardo di Caprio, den man aus den Fluten zieht? Die Kopie der Kopie der Kopie? Kate Winslet hat sich wahrscheinlich längst vom Acker gemacht. Frauen können besser schwimmen. Jene, welche damals am schnellsten nach vorne rannten, heulen heute am lautesten auf, wenn die Nachgeborenen mit dem Schwert Veränderung – und sei diese auch noch so sinnfrei – herumfuchteln. Fragt Sokrates oder den Mann in der Tonne. Heute wieder Sonne. Und der Herbst nur meteorologisch. Doch der September tut so, als sei der Tod nur eine Option. Wenn man sich konzentriert und gelassen weiter atmet, rausche er an dir vorbei. Charon wird so arbeitslos. Denkste Puppe! Trotzdem schön dieser Balanceakt zwischen Verweigerung der Realitäten und den panischen Wadenkrämpfen.

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Wenige Tage im Kalenderjahr an denen so viel gelogen wird wie am Mai dem Ersten. Natürlich gut gemeint. Geboren werden Jahre gerne am ersten Januar. Die Vorsätze da? Weia! Man mag den ersten Mai so fast entschulden. Demnächst zu den Vorsätzen und den damit verheirateten Mülltonnen.

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Und eine kleine Alltagsbeobachtung. Selbstredend darf man diese Nasen niemals wählen. Aber der bis jetzt einzig zündende Spruch auf den Wahlplakaten allenthalben ist: Realisten wählen … Dings. Wie erobert man sich seine Realität zurück? Gewiß nicht mit altvorderen Reflexen. Uff!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 01

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Vathy / Ithaka / 6. Juni 2023

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Ich freue mich Jahr für Jahr auf den September. Das Ende der – war mal gelassener – Hysterie namens: der Sommer. Als sei ein Leben nur in Flip – Flops und kurzen Hosen zu ertragen. Vielleicht ist es das Alter, welches die überdrehte Hitze so nicht mehr mögen will. Ich mag es, wenn es regnet. Wenn es milder wird. Zwischen mir und der Welt. Wenn die Menschen auch mal in ihren Zimmern bleiben und ein einsamer Spaziergänger leuchtende Fenster betrachten mag. Und raten will, was dahinter passiert. Schwarz oder weiß. Traurig oder froh. Der September lässt die abgestorbenen Blätter noch einzeln auf die Erde rieseln. Als Bub in Baden – Württemberg begann für mich das neue Schuljahr stets nach dem ersten Septemberwochenende. Ein letztes Bad im Bodensee und nach Hause geschlurft über das frühe Laub. Traurigfroh. Ich freute mich auf die nächsten Buchstaben. Auf die Zahlen weniger und die Reagenzgläser kaum. Das Licht machte sich rarer und in Dämmerung oder gar Dunkelheit zur Schule zu radeln fand ich immer abenteuerlich. Nun, sagen viele, würden die Tage kürzer. Als gehöre die Nacht nicht zu einem Tag. Auch ein Septembertag stellt 24 Stunden Lebenszeit zur Verfügung. Man nähert sich der Tagundnachtgleiche. Entspricht meiner Sichtweise auf’s Leben. Unoptimiert, jenseits allen garantierten Glückes. Nichtsdestotrotz oben ein Bildchen vom Sommerbeginn dieses Jahres, der eigentlich ein Frühlingsende noch war. Wahrscheinlich muß ich mir ein Land suchen, welches zweimal den Frühling und zweimal den Herbst zu bieten hat. Oder ist das die Reise in die Vergangenheit? Oder die Sehnsucht dem Land der Extreme und Zuspitzungen zu entfliehen? Dem Land in dem die Klagen und das Klagen regieren und Gespräche vor sich hindümpeln in beliebigen Beleidigtkeiten?

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Möchte mich in aller Form bei den Herren Mahler und Budnikowski für die kompetente Sommervertretung bedanken. Und der Liebsten für die Photos hier. Nun das Lied zum Monat. Wie viele Varianten zu entdecken wären?

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