Weismann und Rotgesicht revisited / Just another Desert Blues to be sung

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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Wenn wir uns in den wüsten treffen

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Wenn wir uns in den wüsten treffen

Ich gepeinigt vom fußpilz

Du gequält von filzläusen

Wenn wir uns die badelatschen um die ohren hauen

Und sprechen von überhöhten rezeptgebühren

Da wir gestern noch träumten

Oder lagen in beheizten schützengräben

Statt zu feuern in den badezimmerspiegel

Heilige eide aber in den maihimmel singend

Die einzuhalten wir niemals fähig werden sein

Oder gar wollten dies

Wenn der wüste sand um unsere knöchel tanzt

Der schwanz des skorpions sich reckt

Und in geliehenen gamaschen wir

Wieder die wildgänse durch die nacht rauschen lassen

Mit schrillem schrei nach norden

Links zwo drei vier

Links zwo drei vier

Stillgestanden

Steht der esel der uns im galopp verloren

Stoisch neben einem kaktus

Und nagt an den stacheln

Dahinter sei das wasser gespeichert

Sagte man ihm

Hätten wir vielleicht auch zugehört

Dürsteten wir weniger

Die schlimmsten väter sind die

Die keine sind

Die krippe scheint leer dieser tage

Der ochse dreht sich am spieß

Der esel tröstet die joseflose marie

Die rollenden dornbüsche kreuzen unsere wege

Zwölf uhr mittags

Und keine helden in sicht

Die hauptstrassen nicht leer

Sondern voller

Toter

Utopien

Gedanken

Wünsche

Hoffnungen

Menschen

Kinder

Menschenskind

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(gießen / vor zwanzig Minuten / heute)

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Ich weiß nicht warum, aber gestern nachdem ich Putin, dieses morbide Steinzeitreptil, neben seinem Wachsfigurenkabinett sitzen sah in der Tagesschau, in den leeren Himmel starrend, wo sie ihre mächtigen Flieger erwartet hatten, Zeichen des Sieges in den Äther zu schreiben, mußte ich an meinen verehrten Theaterleitstern George Tabori und seine Theaterfassung von „Weismann und Rotgesicht“ denken, wo ein alter Jud‘ und ein zum Indianer umgemodelter Cowboydarsteller – wohl auch ein Jud‘ – sich permanent ihre eigenen Leiden um die Ohren hauten. Wer hat denn wohl noch mehr gelitten? Conclusio: Nur ich habe mehr gelitten als ich. Gelle! Wie sehr ich diesen bösen Humor angesichts aller eigenen besungenen Leiden und Schmerzen, die meistens die der Anderen sind, doch vermisse. Leider auch visavis des eigenen Badezimmerspiegels. Also den Humor. Die Schmerzen weniger. Irgendwo in den alten Pappkartons muß es noch rumliegen das Werk. Erst mal suchen. Dann vielleicht finden. Wird bald hier zitiert. Und beim Tippen der Worte oben hörte ich dieses Lied. Warum? Rongwrong oder I look into my little black book. I’m old before my time. I feel that i’m growing out of this world. Dann noch die „düsteren – sompre reptiles – Reptilien“. Die alle Zeitläufte überleben. Aber hören Sie selbst!

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Ich weiß nicht mehr, wann es denn nun war, daß wir einschliefen linksherum?

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Konstanz / hinter der Hinteren Sonne / 11. März 2022

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Ich weiß nicht mehr wann es war, daß wir einschliefen

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Ich weiß nicht mehr wann es war, daß wir einschliefen

Noch nicht mal mehr mag ich mich erinnern daran

Ob, der Du Sibiriens Weiten bewässerst,

ob Du es noch weißt

War das Sofa im Gästezimmer unseres preiswerten

Wissens

Oh Matratze

Geteert oder gefedert mit der Moral

Dort wo wir alles ahnten schlafend hellwach

Die warmen Socken an den frierenden Füßen

Die nicht laufen wollten irgendwohin

Die nur kaufen wollten

Erlösung

Das Lieben ist aber und darf nicht sein nur

Arbeit am Erlaß

Nach Canossa lassen wir gehen andere

Täter

Tätärätä

Und opfern unsere Schuld im Namen

Fremder Herren

Und nennen sie

Vergangenheit

Gebissen in unsere Kissen

Oder

Wir vergaß(t)en wann wir einschliefen

Aufwachgarantien

Kann man sich nicht als eine App

Runterladen

Jeder Mensch ist mal alleine

Alte Lieder sind die Lieder

Die den neuen Liedern folgen

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(gießen / 9. mai 2022 / tag der frage, wer wenn denn nun wen befreite von was)

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Heraus, heraus zum zweiten Mal … ähem …  zweiten Mai in diesen Tagen, schwarze Männer und gelbe Frauen!

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Erklär mir, Liebe

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Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind,

dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,

dein Herz hat anderswo zu tun,

dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,

das Zittergras im Land nimmt überhand,

Sternblumen bläst der Sommer an und aus,

von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,

du lachst und weinst und gehst an dir zu Grund‘,

was soll dir noch geschehen –

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Erklär mir, Liebe!

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Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,

die Taube schlägt den Federkragen hoch,

vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,

der Ent‘rich schreit, vom wilden Honig nimmt

das ganze Land, auch im gesetzten Park

hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.

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Der Fisch errötet, überholt den Schwarm

und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.

Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.

Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;

Hätt‘ ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,

daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,

und nähm‘ den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!

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Erklär mir, Liebe!

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Wasser weiß zu reden,

die Welle nimmt die Welle an der Hand,

im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.

So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!

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Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!

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Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:

sollt ich die kurze schauerliche Zeit

nur mit Gedanken Umgang haben und allein

nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?

Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?

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Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn …

Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander

durch jedes Feuer gehen.

Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

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(Ingeborg Bachmann)

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Seltsame rote Fahnen gestern auf der 1. Mai – Demo. Die Angst davor wohl war es seinem eigenen gescheiterten Lebensentwurf – wie man so hübsch im Pott sacht – ein Ei drüber braten zu müssen. Der Krieg stellt immer diese eine böse Frage: ist da wer, den Du mehr liebst als dich selbst? Dann wird gelogen oder rumgeeiert, daß sich die Balken noch nicht mal mehr biegen können, sondern splittern.

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Was das mit einem Liebesgedicht einer Selbstmörderin zu tun hat? Erklär mir, Liebe.

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Mit Holzsplittern kann man müheloser ein neues Feuer entfachen als mit einem dicken Balken. Erklär mir, Liebe.

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Und alle hauen sich dieser Tage medial das beheizte Sofa um die Ohren, auf dem wir alle noch sitzen dürfen. Die einen mit, die anderen ohne „schwere“ Waffen. Kann man das heimatliche Sofa eigentlich mitnehmen, wenn man auf Abenteuerurlaub gen Kiew fährt? Und wer bezahlt den Frieder auf dem Sozius der stracken Zimmermännin? MannOmann. Zurück zum Scheitern.

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Die, die wir immer schon wußten Bescheid, werden auch nicht mehr jünger 

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Aus der FAZ vom 28. April 2022 / Titelseite / Unser alter Genosse Schröder gießt / 1993

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Also saßen wir heute in der Kneipe.

„Und den habe ich damals gewählt!“

„Ich auch!“

„Wenn ich das gewußt hätte!“

„1998?“

„Der hat während seines Interviews mit der NY – Times 3 Flaschen Wein gesoffen!“

„Wer sagt das?“

„Stand in der Zeitung!“

„Warst Du nüchtern damals, als Du den gewählt hast?“

„Sonst wäre der Kohl doch heute noch Kanzler!“

„Oder trotzdem tot!“

„Aber, was der jetzt so treibt!“

„Lebst Du Dein Leben noch nach vorne oder auch schon seit Jahren als Rückwärtsschwimmer?“

„Was ist denn noch morgen?“

„Heraus zum ersten Mai!“

„Soll regnen. Bei etwa 12 Grad!“

„Mist. Gehen wir halt einen trinken. Kommt der Gerd auch?“

„Vielleicht. Boris ist verhindert.“

„Weiß ich. Aber war schon cool damals.

„Boah. Und den hab ich gewählt!“

„Jeder Mensch ist mal alleine!“

„In der Wahlkabine?“

„Nicht nur. Sondern auch!“

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Sich gegen die Welt impfen / Rentnerband / Wildschwein / Frieden / Elphi   

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Elbphilharmonie / Hamburg / Ende September 2021

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Mal schaun ob ich heute die Kurve kriege hier mal wieder ein bisserl zu schweigen und den kleinen Abgang elegant zu formulieren.

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Die Rente ist beantragt. Das Monster Langeweile steht im Vorgarten rum. Der Weinberg wird beackert wieder. Die Nächte sind kürzer. Das Alter. Das Dilemma: auch in diesem Krieg geht es doch nur um uns. So sind wir großgeworden, Jungs. Maulhelden. Ursula von der Leyen ist wohl mutiger.

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Es hilft nicht vom Kettenkarussel abzusteigen, indem ich den täglichen Horror abschalte, weil es zuviel ist, man hilflos ist, dummgescheit in den Spiegel glotzt, nein, es sind die aberwitzigen Reaktionen auf das Grauen, die mir die Türe zu einer der vielen unbedeutenden kleinen Fluchten öffnen.

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Ein Wildschwein in einem Wildpark wurde vor Jahren auf den Namen Putin getauft. Jetzt will der Besitzer es umbenennen. Der Vorschlag: Mir. Ist russisch. Heißt Frieden. Wie die alten Raketen der Sowjetunion. Wann löst sich die DKP in Gießen auf? Sollen sie nicht tun. Müssen sie halt durch. Man sieht sich beim Ostermarsch. Falls man nicht die Strassenseite wechselt.

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Und Gerhard Schröder gibt seine Mitgliedschaft bei Hannover 96 zurück! Der Mir ist also nah! Gerhard! Renn er nicht so! Er ist ein guter Mensch! Hat er seine Erbsen … Peanuts … Quatsch … seiner Frau Gebete? Ich hab’s gesehen. Was erlaubt er sich? Er hat auf die Straß‘ gepisst. Weia!

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Wie wäre es, wenn man einen ordentlichen Teil der was weiß ich wieviel Aufrüstungsmilliarden dafür verwenden würde, russische Kriegsgegner und Dienstverweigerer aus Moskau und dem Restreich auszufliegen? Luftraum? Mal bei Matthias Rust anrufen!

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Die Elphi. Da sind sie alle so scholzstolz drauf. Warum wird ein sogenannter Kulturtempel (Beten! Innehalten! Opfern!) im Stile eines eregierten Machtgebäudes hochgezogen? Protzschlotz! Vermeide den nachfolgenden Reim. Hatte mir das Ding mal angeschaut unlängst. Ernüchternd.

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Andererseits: Udo und das NDR – Orchester hauen dort nochmal Andrea Doria raus? Klar. Anna Netrebko ist dabei. Als Mädchen aus Ost – Berlin. Wird alles gespendet. Aber eine CD könnte schon noch rausspringen. Mit blau – gelber Likorelle als Zugabe. Für uns alte Katastrophisten. Damals noch mit Zwinkerauge. Der Untergang. Er lebe hoch! Einmal Kate Winslet von hinten umfassen dürfen!

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In die Osterpause nun ab mit einem hübschen Zitat: „Im Winter behaupten, man habe es nicht kommen sehen, kann dieses Jahr keiner behaupten!“ Kurioserweise aus FDP – Mund. Andererseits aber auch für mich so ein kleiner privater Nachhall in Sachen Hamburch. Dann man tau. Ich muß mal.

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Kiel / Restaurant an der Förde / Sanitäre Anlage / Selfisch / Ende Oktober 2021

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Helden / Sicherheitsarchitektur / Die Lieder der Naiven / Im Osten nix Neues  

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Wir waren naiv. Wütend. Dämlich. Scheißwelt. Die Revolution. Die Waffe in der pubertierenden Zitterhand. Ich, aufgewachsen im feisten Westen, zwar nicht so feist wie die meisten meiner Bürgerkinderkollegen, habe mich vor ein paar Jahren in Gundermann verguckt. Die Lieder. Die Reime. Die Waffe. Der Held. Werde ich benötigt? Seine Zweifel. Die Wut des Friedfertigen. Sich selbst aufzehren. Eine Aufgabe, die größer ist man selbst. Des „Vaters“ Lob.

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LANCELOTS ZWISCHENBILANZ II (Gerhard Gundermann)

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Mein halbes Leben steh ich an der Weltzeituhr

Und ich bin nicht mehr so jung

Und ich warte und ich warte

Und die rote Nelke trag ich immer noch am Helm

Obwohl sie mir schon lange verdorrte

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Und diese Zeitung halt ich noch in der Hand

Obwohl ich sie schon nicht mehr lesen kann

Und starre in den Nebel

Wann kommt der Mann

Der mir sagt, wir brauchen dich

Jetzt bist du dran

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Und ich weiß nicht

Ob ich noch springen kann bis an eine Kehle

Und ich weiß nicht

Ob ich noch singen kann bis in eine Seele

Und ich weiß nicht

Ob ich noch starten kann bis in die Welt

Und ich weiß nicht

Ob ich noch warten kann

Bis die Welt mich zählt

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Vom Schattenboxen hängt mir schon die Zunge raus

Ich zittre vor den Witzen

Der Feiglinge und Spötter

Und ich hol die Rosinante immer wieder raus

Zum letzten Gefecht

Gegen die Götter

Der Motor meiner Rosinante tuckert leis

Wir beide machen uns im Leerlauf heiß

Wir beide warten auf grünes licht

Für uns beide kommt es nicht

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Und ich weiß nicht…

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Von kalten Duschen gehn mir schon die Haare aus

Ich fühl mich zerschlagen

Und weiß nicht, von was

Heut vergeß ich meinen Namen

Heut verbrenn ich mein Haus

Heut hör ich auf zu klagen

Heut geb ich Gas

Langsam überrolle ich den roten Strich

Niemand fragt und niemand schickt mich

Niemand hat mir Weg und Ziel genannt

Nur die Drachen hör ich lachen im Niemandsland

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Und ich weiß nicht…

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Das Lied oben sang ich gerne und wütend, alle blöden Verletzungen hineinpackend, die überinterpretierten Kränkungen desgleichen, die tatsächlichen Verluste beweinend, in meinen beiden Gundermannarbeiten. Der Scheißkrieg halt, der in einem wohnt.

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Noch ein Foto aus Kaliningrad. Dieses Betonmonstrum (Nein! Da haben die Architekten nicht für die Elphi in HH geübt! Das Foto dazu kommt morgen!) sollte mal die KGB – Zentrale vor Ort werden. Dann ist den Russen das Geld ausgegangen. Herr, erhöre mein Gebet.

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Eine Architektur, die im Neubau schon den sicheren Tod feiert. Brutal.

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Kaliningrad / 3. September 2017

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Horst Eberhard Richter / Der 3. Weltkrieg ist das Elfmeterschießen des 2. Weltkriegs / Naiv bleiben? / Die Klette

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Kaliningrad / Denkmal des Mütterchen Russland / Im Gegenlicht / 2. September 2017

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Mama! Mütterchen! Russland! Mama Russland? Mütterchen? Für Dich kämpfe ich! Die anderen Weiber vergewaltige ich! Mama!!? Söhnchen!

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Scheißkrieg? Denken wir noch nach, Genossen? Als wäre der Krieg eine Neuerfindung. Hängt er in den Klamotten einer Familie, eines Landes, deiner eigenen Geschichte, dann hängt er an dir wie eine ewige Klette.

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Ich hatte das Glück über meine Gattin Horst Eberhard Richter kennenlernen zu dürfen. Er war ein anstrengender Zeitgenosse. Wenn er anfing zu sprechen, mußte sich das Umfeld auf ein Elfmeterschießen gefasst machen. Er war ergriffen von sich, aber auch von seiner Sache. Ein manisch bekennender Pazifist. Seine Eltern waren von russischen Soldaten erschossen wurden. Er suchte sein Leben lang nach Aussöhnung. Naiv?

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Meine Eltern haben den Krieg erlebt. Als Kind. Als jugendlicher Soldat. Unsere Familie hat das geprägt. Auch wenn es schwer fällt darüber zu sprechen. Die Gräben, die einmal ausgehoben, bleiben. Lange. Man benutzt die Gräben entweder um sich vor feindlichem Feuer zu schützen. Oder um die Toten zu versenken. Die fremden Leichen oder die eigenen. Leichen.

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Ich hatte vor Jahren ein Stück über Horst Eberhard Richter geschrieben und inszeniert. Eine intensive Arbeit, die – kein Mensch weiß warum – von der damaligen Intendantin nach drei ausverkauften Vorstellungen aus dem Katalog genommen wurde. Wahrscheinlich mochte sie dem Krieg, der in ihr tobte, nicht ins Gesicht schauen. Verständlich. Hier die Väter.

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Ich werde nie die Gespräche mit Bergrun Richter vergessen, die mir halfen die traurige, wuchtige, von etlichen Katastrophen, die aufrecht oder schief bewältigt wurden, geprägte Geschichte ihres Lebens an der Seite eines eitlen Naiven in Ansätzen zu begreifen und so niederschreiben zu können.

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Butscha? Wie hat es die Welt geschafft uns Auschwitz nachzusehen? Den Amis My Lai? Wie naiv darf man bleiben? Oder werden müssen? Tja!

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Der dritte Weltkrieg kann erst dann beginnen, wenn der zweite Weltkrieg endlich ausgefochten wurde. Morgen frage ich bei Gundermann nach.

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Königsberg / Kinder singen zu Ehren des Mütterchen / Putin hört zu / 2.9.2017

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Putins Krieg / Fragezeichen / Lampen / Zurückrudern und NORDOST revisited

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Stuttgart 21 / Im kläglichen Rest des Schloßparks ein trauriger Löwe / 5. März 2022

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Der Revoluzzer

(der deutschen Sozialdemokratie gewidmet)

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War einmal ein Revoluzzer,

im Zivilstand Lampenputzer;

ging im Revoluzzerschritt

mit den Revoluzzern mit.

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Und er schrie: „Ich revolüzze!“

und die Revoluzzermütze

schob er auf das linke Ohr,

kam sich höchst gefährlich vor.

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Doch die Revoluzzer schritten

mitten in der Straßen Mitten,

wo er sonsten unverdrutzt

seine Gaslaternen putzt.

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Sie vom Boden zu entfernen,

rupfte man die Gaslaternen

aus dem Straßenpflaster aus,

zwecks des Barrikadenbaus.

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Aber unser Revoluzzer

schrie: „Ich bin der Lampenputzer

dieses guten Leuchtelichts.

Bitte, bitte, tut ihm nichts!

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Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,

kann kein Bürger nichts mehr sehen.

Lasst die Lampen stehn, ich bitt , –

Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!“

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Doch die Revoluzzer lachten,

und die Gaslaternen krachten,

und der Lampenputzer schlich

fort und weinte bitterlich.

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Dann ist er zu Haus geblieben

und hat dort ein Buch geschrieben:

nämlich, wie man revoluzzt

und dabei doch Lampen putzt.

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(Erich Mühsam / 1878-1934)

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Ich war mal verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes für unsere Schülerzeitung. Das Ding hieß „Fragezeichen“. Trotz eines Wettbewerbes unter den Schülern der Mittel – und Oberstufe (Die Kurzen wurden natürlich diskriminiert!) und vor allem wegen der anarchischen Zusammensetzung der sogenannten Redaktion fanden wir keinen zu uns passenden Namen und benannten die Leerstelle als solche. Aber um ein kleines Zeichen unserer politischen Ausrichtung zu setzen, angerötet waren wir alle, druckten wir in der ersten Aufgabe obiges Gedicht ab. Voller Löwenmut. Den sozialdemokratischen Weg zu den sanitären Anlagen kannten wir aber auch in – und auswendig. Und nicht nur wir. Sich verpissen in der Not war schon immer ein anerkannt deutscher Volkssport.

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Woher kommt eigentlich der Begriff zurückrudern? Frage ich mich nach der allenthalben geforderten und zaghaft bis selbstkasteiend erfolgten Steinmeierei dieser Tage. Nützt das was? Fragt der Flagellant in mir.

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Wollte ich nicht schweigen? Aber das gestrige Lindenstrassenbild halt. Schon übel, wie ich finde! Und von kurioser Symbolhaftigkeit!

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Unsere Eltern und Großeltern – meistens über Umwege – haben wir ja pausenlos in Sachen Beteiligung am GROSSEN KRIEG genervt. Wer hielt das Gewehr in der Hand? Wer hat die Öfen gebaut? Wer fuhr den Panzer? Wer hat die Züge zusammengestellt? Da haben dann unsere Vorfahren gerne – auch hier meist über Umwege – geantwortet, das habe der HITLER gemacht. Ich dachte dann immer, der hatte ja mehr Arme als Ganesh und einen 2400 – Stundentag zu bewältigen und hat nebenher auch noch die Autobahnen gebaut. Der ADI! Das wiederholte sich nochmal vor etwa dreissig Jahren. Die beiden ERICHE waren es, die alle zu Tode liebten. Und nun dieses fast schon manische Mantra von SEINEM Krieg. German WC?

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Ich hatte vor ewigen Jahren mal NORDOST inszeniert. Jetzt kehren diese fürchterlichen und grausamen Gespenster aus Grosny, die Russland dort züchtete – damals war der „Krieg gegen den Terror“ hüben wie drüben und sogar hier so eine Art von moralischem Gebot! – wieder zurück und massakrieren in der Ukraine rum. Für den alten Feind. Gelernt ist gelernt.

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Sind wir nicht alle Fußgängerzonen – Punker, ein dickes Anti – Fa – Stickerchen auf der Joppe? Anti – Fa? Hä? Ich will mich nicht mehr ständig reinwaschen? Verantwortung? Schwer! Ganz schwer! Muß ich doch noch ein bisserl länger in den Spiegel gucken. „Wenn der Ozean nicht zu Ihnen kommt!“ Früher haben wir Seife gefressen, in der Hoffnung, daß wir Fieber kriegen und nicht in die Schule müssen. Schon blöd. Gelle! Statt zu lernen.

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