Dann ist die Lindenstrasse abgerissen!

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Die Lindenstrasse wird abgerissen / Foto / dpa

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Verzeihung! Ich war ja eigentlich schon wech vom Laberacker hier vor Ort. Aber dann – ich muß das halt machen, weil ohne die gedruckten Buchstaben kein Kaffee, der mir schmeckt – sehe ich dieses Bild oben auf Papier: die machen in Köln – Bocklemünd die Lindenstrasse platt. Tja. Das ist der endgültige Tod unserer Bundesrepublik, in der wir reichen und linken und obergescheiten Nasen immer noch wohnen, obwohl die schon seit spätestens der letzten Meisterschaft von Schalke 04 so nicht mehr existiert.  Aber dieses Foto? Tschulligung? Nineeleven? Kiewer Vororte? Tirana vor dreißig Jahren? Grosny? Die Erinnerungen unserer Eltern oder Großeltern? Was soll dieser Scheiß? Denk jemand nach, der dieses Bild dieser Tage schießt und dann verkauft in diesem lächerlichen Zusammenhang? LINDENSTRASSE? Bitte ergebenst um die Telefonnummer des – sagt man so? – Bildverwursters. (Gestriges Schimpfwort ersetzt!)

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„Erfahrungen? Die vernarbten Wunden unserer Dummheit!“ (Mark Twain)

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Martin Kippenberger / Krieg ist böse / 1 / Ausschnitt / Danke schön!

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Ah – oh!

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Der vierte Tag einer Kur soll ja besonders anstrengend sein. Vor allem wenn der Tag auf einen ersten April FÄLLT (Aua!) und der Witz dazu ausgestorben sein soll. Ich mache mich mal auf die SUCHE.

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BRUCE WILLIS! Früher hart, jetzt nur noch zart. Kein Scherz!

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Frauen ausgesperrt! WM – Ausschluss für den Iran? Kein Scherz!

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ARD übertragt Auslosung der WM – Gruppenphase aus Doha live. Das deutsche Trainerteam ist vor Ort. Kein Scherz!

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Wo ist Jogi? Kein Scherz!

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DREIMAL WAR ER BEIM IDIOTENTEST:  … Dann raste er den Lieferando – Fahrer tot! Kein Scherz!

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MALLE – FLÜGE günstiger als einmal volltanken! Kein Scherz!

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Wirtin tauscht Bier gegen Öl und Mehl: Daniela ist die wahre ÖLIGARCHIN! (DANKE für dieses Wort, liebe BILD!) Aber auch kein Scherz!

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Prinzessin Märtha Louise im Glück: Ihr Sex – Schamane bekommt neue Niere. Kein Scherz!

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Die Impfpflicht ist ein totes Pferd! Kein Scherz!

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HISTORISCHER TEUER – SCHOCK! WIR SCHUFTEN UND SCHUFTEN. Aber werden immer ärmer. Könnte dies der Scherz gewesen sein?

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Nee! Da isser! Die Tübinger Verpackungssteuer wurde für unzulässig erklärt. MC Donald‘s hatte dagegen geklagt! Und vor dem Verwaltungsgericht gewonnen! Welcome back Aprilscherz!

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Jetzt versuche ich mal vor dem Badezimmerspiegel einen Handstand zu machen. Eventuell hilft es auf dem Kopf zu stehen, um dann später sich wieder mit Marx den Hegel zurück auf die Füße … die Sechs zur Neun plus …

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Winke – Winke!

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Vom Boulevard lernen: Siegen lernen!

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Kiel / Fundstück an der Förde / 22. September 2021

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Ah – oh!

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Wir sind Frühling! Oder doch nicht?

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Der zweite Tag einer Kur soll ja besonders anstrengend sein. Alte Realität. Neue Normalität. Siehste! Schon wieder falsch! Ist eh andersrum! Oder?

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„Ei, jetz hab isch schon die Sommerreifen druff!“ Die Stimme klingt überzeugt und kräftig. Der Mann in meinem Alter – geschätzt – sitzt in einer den vorgestrigen Temperaturen angemessenen Joppe vor TCHIBO. (Frage! Sind das die, die da damals EDUSCHO überfallen hatten?) Ist hier nicht die Antwort. Recht hat er, der fröstelnde Kaffeetrinker. Temperatursturz? Hallo? Keiner kann sich hier entscheiden! Die Politiker nicht! Das Wetter nicht! Die Frau? Genau! Das Hin und her immer. Klare Kante. Einmal zwanzig Grad, immer zwanzig Grad. Kommt jetzt der Bibberfrühling?

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Echt kalt heute. Warum eigentlich? Schreib ich morgen mal ein Gedicht drüber. Habe aber heute den Mantel übergezogen. Bin ja nicht blöd.

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Ich liebe den Boulevard. Neiderfüllt! Hatte immer das Gefühl, all die Hedonisten, Kiffer und Saufbrüder dürfen sich da austoben. Wir sind Papst. Dig it! Konkrete Lyrik. Davon hat Schwitters doch ge(t)reimt. Ich denke manchmal, ich bin einfach falsch abgebogen. Narzißmus kennt Varianten. Theater? Dabei habe ich gar nicht so viele Bücher gelesen. Ich tu nur so.

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Anna aber! Von vorne und von hinten zu lesen! Morgen! annA! elleG!

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Hatte die andere Ohrfeige von gestern vergessen. Die einer am Rande eines Boxrings kassiert hat. Ist das nicht cool? Am Rande eines Boxrings? Backpfeife statt voll auf die Zwölf? Und jetzt hat er wohl bleibende Schäden. Der Voyeur. Glück gehabt. Es gibt Kulturen, da werden in Sachen Lüge Zungen rausgerissen. Zurück zum Thema. Sein Lieblingsfeind konnte ihn nicht geschlagen haben. Der weilt derzeit in „Little Russia“ vor den Schranken des Gerichts. Seine Ex habe seine Möbel aus dem Fenster geschmissen. Hat er jetzt ausgesagt. Und warum? Er habe sie angerufen. „Schaaatz! Ich bin pleite! Und Du bist schuld!“ Und dann hat er noch ganz oft ääähm gesagt. Jüngster Bobbele aller Zeiten. Wenn ich nicht die Gicht hätte (Liebste Lüge!), würde ich jetzt das Herzeszeichen in mein Handy formen. Aua! Man muß auch mal verzeihen können. Selbst bei extremen Temperaturstürzen. Und nicht gleich den Amok humpeln! Siehe Bild unten.

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Schon wieder was gelernt. Also die Maske muß weg! Quatsch! Die Maske wird weg! Ob ich die Maske oder nicht? Können die sich mal entscheiden? Maske auf! Hallo? Freiheit! Maske runter! Hallo? Meine Oma? Daß ich entscheide? Ich immer noch selber, wer mir Vorschriften zu machen hat!

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Der Ohrfeiger aus Amerika. Sagt seine Mama in der Pause. „So was hat mein Sohn noch nie gemacht! Der ist noch nie so ausgeflippt. Das hätte ich …“

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Jetzt stehe ich im Badezimmer und schaue in meinen Spiegel. Weia?

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Winke – Winke!

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S – Bahnhof Wedel (HH) / Silvester 2021

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Tinky Winky, Dipsy, Laa – Laa, Po / Warum in Krisenzeiten BILD so sinnvoll ist

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Kardamili (Mani – Greece) / 18. Juni 2018

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Ah – oh!

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Manchmal in der Nacht, so eben wieder, verjagen Privatgespenster, Dienstgespenster (eher selten zurzeit) und Weltgespenster (ganz vorne!!) den Schlaf. Das Gespenst „Alter Sack“ tut sein Übriges. An vielen dieser Störfaktoren trägt man mit. Es ist sinnentleert zu glauben das Betrachten von Nachrichtensendungen, Talkshows und all den gescheiten Erklärbär – Dokus zur Weltenlage und seiner Entstehung – sei es im Netz oder im Old School Glotzing – fördere den Schlaf. Vom wiederholten Durchwühlen alter Kompendien (Wann hatte ich das nochmal mit Erkenntnisgewinn gelesen? Vor oder nach Stalingrad?) mal ganz abgesehen. Und was nützt mir ein in die Welt gehustetes „Was habe ich wieder intensiv nachgehirnt in dieser doch sehr kurzen Nacht!“, wenn ich das morgens im Spiegel sehe, was ich sehe? Der vielen Wörter Gewicht kann niederdrücken.

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Nach solchen Nächten und Kaffee Nummer 3, der nicht mehr duftet nach neuem Tag, sondern einfach nur noch den Suchtcharakter bedient, gucke ich gerne mal nach, was ich am Vortag in die Tasten gehauen habe. Gut, ich schäme mich nicht nach der Lektüre (meistens), aber: ist das alles nötig? Auch wenn man nichts anderes zu tun hat? Das Geschlaue auf sicherem Boden? Und ich spüre, eben auf Earl Grey umgestiegen: ES IST ZEIT FÜR DIE KUR!

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Man muß sich dem nähern, was die Menschen in diesem Land wirklich denken und wollen und fürchten. Es gibt viele, die mantramäßig runterbeten, die GROSSBUCHSTABENZEITUNG manipuliere ein zu Veränderungen, Einsicht und Systemwechseln (Benzinpreise? Die nächste Aufstellung der Nationalmannschaft?) geneigtes Volk. Ich befürchte andersrum wird daraus der SUV … äh … Schuh. Fünf Tage Kur? Reicht das?

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Die Watschn ist heute das Thema. Deine Frau wird dummdreist zum Gegenstand eines Witzes gemacht. Du – Voraussetzung, du liebst deine Frau – stehst auf und haust dem HaHaHa (#steck#euch#comedy#dahin) eine aufs Ohr. Du weißt eine gut gezielte Fotzn kann durchaus das Hörvermögen des Gegenübers entfernen? Nicht? Lies nach! Wo? Steht aber nicht in der SZ. Vor wenigen Minuten hat ein Filmdrama eben über die Gehörlosigkeit den Hauptpreis abgeräumt. Steht erst morgen in der TAZ. Jetzt bist du dran. „And the Winner is …!“ Einen Typen hast Du gespielt, der seine beiden Töchter zu Tennisfreaks … Achtung! Wortwahl! … intensiv begleitete. Geht das so durch? Ok? Uff! Die FR wird zur Zeit von Wladimir gehackt! Und der Witzdepp hört gerade gar nüscht mehr. Krieg … Sorry Freud! … kriegt der jetzt dafür (Hallo!! Querverbindung!!) deinen Oscar? Was macht eigentlich Lafontaine? Stand er wieder auf dem Balkon? Man hört sein Ziehsohn sei aus den Entenpuscheln inzwischen rausgewachsen.

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Morgen steht das … Tja! Sowas steht inzwischen in der FA(S)Z. Und sie lügen nicht. Es geschah. Genau so. Nach der Kur kehre ich zurück. Wohin?

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Nachtrag: Es gab schon die ein oder die andere Erwiderung auf Anmaßungen, die ich doch lieber in Form eines Backenstreichs …

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Winke – Winke!

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Ein weiterer Morgen in unserer schönen Welt! Wird schon werden! Macht Euch keine Sorgen!

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Haut den Typ durch die Wand! / Sprach so der Präsident? / Honne? / Tatemae?

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Tilsit (Sovetsk) / 31. August 2017

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Ich habe mich immer gefragt, wie schafft es der President elect, nachdem eine Horde von gefährlichen Schwachmaten – etliche Putinesen wie ihr faschistischer Ex – Chef unter ihnen – das Capitol in Washington gestürmt hatte, die Contenance zu wahren. Seine Knie zitterten, sein Gaumensegel begann den Zugriff auf die Sätze zu verlieren, die Augen verschlitzten sich; jedoch: er hielt stand. In Warschau gelang ihm dies bis kurz vor Abpfiff.

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Tyrannenmord? Systemchange? Schön wär’s. Schlagen wir nach bei Büchners König Peter. (aus Leonce und Lena)

Peter. „Wenn ich so laut rede, so weiß ich nicht wer es eigentlich ist, ich oder ein Anderer, das ängstigt mich. Nach langem Besinnen. Ich bin ich. – Was halten Sie davon, Präsident?

Präsident. gravitätisch langsam. „Eure Majestät, vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so.“

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Biden spricht – Tatemae – nicht uns aus dem Herzen? Er spricht – Honne – aus seinem Herzen? Die gut beheizten Medien mögen sich jetzt nicht in kollektivem Aufschrei die Fingernägel abkauen. „Huch! Jetzt ist der Putin aber richtig beleidigt!“ Gewiß, man sollte auch dem übelsten Finger in einer Auseinandersetzung noch die (Zweite? Dritte? Hundertzehnte?) Chance gewähren, sein Gesicht zu wahren. Der Zyniker in mir ruft: „Und wenn es auch nur die Totenmaske ist!“ Es wird wohl anders kommen.

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Polen und Ungarn. Ungarn und Polen. Nicht auch noch dieses Kapitel aufschlagen. Bemerkenswert die Anzeigen, welche die ungarische Regierung ganzseitig in den deutschen Printmedien schalten lässt dieser Tage und aufruft für die Flüchtlinge zu spenden. Strange. Ehrenwert aber und deshalb nachvollziehbar: Ungarn hat schon 1 Millionen aufgenommen. Gut. Müssen wir zulegen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Fehlen noch 8 Millionen. Budapest 2015 hin oder zurück.

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Als ich – siehe die Fotos oben und unten – die Intendantin des Theaters in Sovetsk auf dieses waffenstarrende Mahnmal mitten in der Stadt, den die Kinder als Spielplatz nutzten, ansprach und vor allem auf die im Boden versenkte Tafel: „Beuge Dein Haupt, Hundesohn aus dem Ausland!“, antwortete sie: „Wir sind stolz, aber manchmal schämen wir uns auch!“

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Man spürt sie wieder auf dieser Tage: die legendären Putinversteher. Sie sollen bei den „Linken“ und den diese begleitenden Literaten, Künstlern und Medien beheimatet sein. Wusste gar nicht, daß McDonalds, Gucci, Mercedes, Rolex, Apple, Exxon und Facebook bis vor kurzem noch aus Respekt vor den „Werten“ der untergegangenen CCCP mit Moskau regen Handel trieben.

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Und Ursula „Fast wäre ich Angela geworden“ von der L. ist rechtschaffen empört. „Wir bezahlen doch nicht unseren warmen Pöter mit Rubeln! Wir haben Verträge!“ Da wird mir der Kanzler, der alles schon immer kommen sah (seine Kanzlerschaft, den Krieg, den wiederholten Nichtaufstieg des HSV, die Rückkehr der Kraniche, diesen Frühling, Lauterbachs nächste Warnung und die siebte Scheidung seines alten Chefs Gerhard S.) fast schon sympathisch in seinem hanseatischen Fatalismus. „Was kostet das alles?“

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Und der noch! Las oder hörte ich heute: „Vor allem Arbeiter und Alte haben der SPD im Saarland die absolute Mehrheit beschert!“ Genossen! Es ist noch nicht vorbei. Und Kinners: Dreiundzwanzig Stimmen hättet ihr doch noch irgendwo her ziehen können statt Farbe und Frühlingserwachen. Fragt doch mal nach beim rührigen Botschafter der Ukraine, was der so zur Wahlbeteiligung in unserem Land zu bemerken hätte. Drauf gepfiffen. Hauptsache das Wochenende war chillig. Mit letzter Tankfüllung. Quatsch. Akkuladung. Herr, sende die Kaltfront und Schnee bis in die Niederungen.

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Den Stift in der Hand

An den Zitzen des Erinnerns

Saugen

Das müde Ritual

Saure Milch

Vergießen mögen

Noch nicht mal das

(KN / Anfang März 2022)

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Sovetsk (Tilsit) / 31. August 2017

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Männer / Memmen / Merkel oder das Hohe Lied der Hilflosigkeit singen

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Erfurt / 10. Oktober 2021

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Meine Sicht auf die Welt ist die Sicht auf eine Bühne. Spätestens seit ich als Regisseur arbeite. Arbeitete. Nächste Woche habe ich meinen Termin bei der Rentenversicherung. Es wird ernst. Und es schmerzt. Das ist hier aber nicht ein Thema. Obwohl?

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Jede berufliche Deformation hat Folgen. Die Sicht auf die Bühne als Regisseur fordert von mir den Blick der Zuschauer, der meisten Zuschauer, also der Besserwisser, der Langsameren, der Verwirrten und all der eigentlich Uninteressierten. Für die muß ich hingucken. Wie wirkt das? Wie wirkt was? Also schaue ich auf die Welt, die stets aus tausend Wunden vor sich hin blutet und ich mir pflasterlos hilflos, wie viele, das Maul zerreiße zu diesem Drama und kann doch das Auge nicht abwenden.

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In unserem Land ist in dem aktuellen Drama – Nein liebe Zuschauer! Es ist nicht das erste und einzige jener Dramen, auch wenn der laute Flügelschlag dieser Tage es vermuten lässt! – besetzt in einer sehr großen Rolle Olaf Scholz. Fest hält er sein Textbuch in der Hand und vermeidet es in die Kamera zu blicken. Seine Schultern hängen. Er versucht seiner Stimme Halt und Stütze zu verleihen. Das Publikum wird unruhig. Was für eine Memme! Hat der auch Emotionen? Umbesetzen?

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Zwischenbemerkung 1: Wahrscheinlich einer der Gründe, warum Peter Zadek das Licht im Zuschauerraum während seiner Inszenierungen grell und hell aufdrehte.

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Hinter Olaf Scholz auf dem Bildschirm des Bundestags der Präsident der Ukraine, trainiert in Sachen Bühne, angetan mit einem Kostüm, welches den deutschen Durchschnittsmann aka die MEMME erblassen lässt vor (hormonellem?) Neid und er bläst uns bisherigen Weltmeistern in Sachen MORAL in dieser Causa dermaßen den Marsch, daß sich sogar Meister Kant in Kaliningrad in seinem Grabe umdreht. Mehr Waffen, weniger Tote?

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Zwischenbemerkung 2: Im September 2017 war ich in Kaliningrad zu Gast. Wir besuchten das Grab von Kant. Unsere Übersetzerin bemerkte: „Warum hat Euer Hitler nicht rechtzeitig kapituliert? Dann gäbe es Königsberg noch!“ Darf man an Selenskyj überhaupt noch so eine Frage weiterleiten?

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Ich bin in Sachen Krieg und Leichen bekennender Laie. Ich hatte bei der Bundeswehr ein hervorragendes Schießbuch. Das war es dann. Ich weiß nicht ob Olaf Scholz „gedient“ hat. Ist mir auch wurscht. Er ging nach der Generalabrechnung (Generäle rechnen? Womit? Mit Leichen?) aus Kiew im Bundestag zur Tagesordnung über. Geburtstagswünsche und dergleichen. Friedrich Merz – auch im nicht mehr wehrfähigen Alter – schäumte. Als Manndarsteller. (Zynischer Zwischenruf aus dem dritten Rang ohne Wurf eines Bierdeckels … Sorry! … Bierbechers: „Die Memme hat sich sogar von der Merkel abservieren lassen!“) Wie hätte sich Angela Merkel verhalten? Als Frau und Leitungspersonin zwischen Memmen und selbstermächtigten Männern. Hilflose Frage. Aber sollte doch noch möglich bleiben.

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Zwischenbemerkung 3: Lief mir eben ein alter Kollege über den Weg. Unsere letzte Arbeit war, nennen wir es so, traurig beschattet. Bei unerwarteten Begegnungen vereisen meine sonst geschwätzigen Lippen. Er schleuderte mir – im muskelbetonten Hemd – ein fröhliches: „Christian, ich wünsche Dir einen schönen Frühling!“ entgegen. Spielarten der Hilflosigkeit. Hüben wie drüben.

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Erinnere mich an die ein oder andere Mails aus Zeiten des Wahlkampfes letzten Jahr. Alter weißer Mann an alten weißen Mann: „Also die Baerbock. Eine Frau mit so einer Stimme. Wähle ich nicht. Kann ich nicht!“ Antwort: „Mit!“ Natürlich ist der Diskurs hier unzulässig verkürzt und banalisiert. Aber: Hand aufs Herz?

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Nachtrag: Etliche alte Männer sahen sich natürlich in den letzten Jahren stets auf der richtigen Seite der Geschichte. Die Memmen haben halt die Revolution verkackt. Nein. So würde das keiner ausdrücken wollen. Hilfslosigkeit halt. Die Gegenseite wedelte auch mit ihren Argumenten rum. Der Markt richtet das schon, ihr Karrierememmen! Und dann wird auch noch Boris Becker eventuell verurteilt. War der nicht mal ein Held?

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Nach der Bühne trifft man sich in der Kantine. Nicht weniger hilflos. Aber dafür umso lauter. Wer zahlt den Deckel, der noch am Tresen rumliegt?

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Hatte ich jemals eine Chance?

Das fragte er sie

Bei jener seltsam zufällig

Letzten Begegnung in der S – Bahn

Sie schüttelte leise den Kopf

Ihre Augen vor Zärtlichkeit überquellend

Verstummte dann

Hätte sie nicht nicken müssen?

(Hamburg / 3. Januar 2022)

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Vielleicht können wir ab und zu halt hilflos versuchen zu helfen. Danke!

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Die Zufriedenheit in Zeiten des Krieges und von der Abwesenheit des Glücks

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Peter-Sodann-Bibliothek Schmalkalden (Thüringen) / 5. Oktober 2021

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Vorgestern schlurfte ich durch diese Stadt hier vor Ort und sah in einem Schaukasten, daß man plant eine alte Inszenierung von mir wieder zum Leben zu erwecken. Da ich mit dieser Institution – sprich der Leitung – nichts mehr zu tun habe und auch will, wurde ich nicht gefragt in Sachen Wiederaufnahme. In Ordnung. Wobei: selbst in Zeiten des Krieges gelten alte Absprachen? Die Teilnehmenden machen das jetzt mit sich selber aus.

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Gestern – einer der zentral Teilnehmenden hatte eben – Huch! – die Straßenseite gewechselt, professionell eine Voice – Mail darstellend und an der nächsten Ecke tat ich es ihm gleich und vermied dieses oder jenes. Zwei Ecken weiter traf ich einen weiteren alten Mitstreiter. Nachdem wir die Krankheits – und Genesungsgeschichte meines linken Armes abgehandelt hatten, stießen wir auf den Krieg. „Also, wenn man sich vorstellt jetzt in Russland oder Weißrussland leben zu müssen und nichts sagen zu dürfen! Das ist doch brutal!“ Ich trippelte etwas vor mich hin. Mir fiel kein Termin ein, der mich hätte von dannen ziehen lassen. Also sagte ich: „Na ja, das mit dem sich wehren ist ja immer so eine Sache. Hier kommen wir ja nicht gleich in den Knast!“ Dann wurde zurückgetrippelt. „Du, ich muß!“

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Heute holte ich ein Büchlein eines guten Freundes – freue mich sehr, daß wir wieder in Kontakt sind – aus dem Briefkasten. Ich setzte mich ins Café und las: „Er hat viele Freunde, die ihre Zeit damit vertun, auf das wundersame Ereignis zu warten, das sie erlöst, das aus ihrem Leben, das sie als triste Bleistiftskizze wahrnehmen, ein farbenprächtiges Ölgemälde macht. Freunde, die über diesem Warten blind geworden sind für die glücklichen Augenblicke. Außerdem muß man das Glück aushalten können. Viele seiner Freunde tun alles, es zu zerstören, überzeugt davon die Erfüllung könnte schlimmer sein als das Scheitern, getrieben von der Gewissheit, daß nichts der Hölle ähnlicher ist als das Paradies.“

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Eben eilte ich nach Hause. Ich hatte vergessen, daß die Wäsche in der Waschmaschine vor sich hin suppt. Da die Sonne scheint – viel zu verbissen für diese Jahreszeit … äh, siehe nächster Abschnitt – falte ich den Wäscheständer auf den Hinterhof auseinander. Ich komme ins Gespräch mit unserem russischen Nachbarn, der das Gespräch sucht. Ist er Russe? Ein Elternteil aus der Ukraine, das andere aus Kernrussland, aufgewachsen ist er in Kasachstan. Damals noch Sowjetrepublik. Die Gattin Tochter einer Deutschen und eines Russen. Die Tochter hier aufgewachsen. Vielversprechendes Sporttalent. Ist sie jetzt Russin? Spielberechtigt? Sein Smartphone vibriert im Fünf – Minutentakt. Er arbeitet in Frankfurt. In einer Bank. Er muß. „Wir werden weiter reden!“ Und geht. Bis bald!

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Dann biegt um die Ecke die schwäbische Psychologin aus dem Nachbarhaus. „Hallo, Chrischtjan! Etz wirds Sommer!“ „Deshalb hänge ich ja die Wäsche hier auf!“ „Und nächschte Woche wird’s aber wieder kalt!“ „Gott sei Dank. Hoffentlich regnet es den ganzen April!“ „Dess find i aber itt so gut!“ Germania der blinde Glückskeks.

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Jetzt sitzt ich vor dem Bildschirm und angeregt durch das Buch meines Freundes H. höre ich, während ich das hier zusammentippe, Musik die mich zufrieden macht. Auch mit dem heutigen Tag. Glück kann dann morgen. Oder später mal. „Bitte schööön!“

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Der Liegestuhl / Die Apokalyptiker / Das Böse / Drei Varianten des Naiven

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Ausgang Schloß Friedenstein Gotha / 7. Oktober 2021

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„Schaaatz! Hatten wir mal dieses Problem? Noch oder gerne wieder? Beim Blick aus dem Fenster sehen wir unseren Liegestuhl belegt. Englische Handtücher. Nein. Es waren doch die Holländer. Es ist Fünf Uhr Fünfundfünfzig. Sehr früh. Also beim Blick aus dem Fenster. So nicht. Nein. So nicht. Ich war nur mal vorsorglich wach. Man kennt sie ja. Die Engländer. Die Holländer desgleichen. Verstopfen unsere Autobahnen. So war es doch. Schon immer. Doch. Genau. In den gemütlichen Tagen. Warum sagte mir keiner, daß die Ferienanlage vor Jahren von Roman Abramowitsch gekauft wurde? Ich habe da ja auch grundsätzlich nichts dagegen. Mein Junior steht auf Kai Havertz. Und ich finde immer noch, daß man Thomas Tuchel nicht nach Paris hätte ziehen lassen sollen. Ach so, das waren Scheichs? Man blickt ja auch gar nicht mehr durch. Jetzt sehe ich jedenfalls keine Liegestühle mehr vor dem Fenster. Komisch. Schaaatz, wo ist denn der ALDI – Prospekt für nächste Woche? Es gibt da doch preiswerte Liegestühle im Angebot. Wetterfest und so. Muß man sich mal vorstellen. Handtuchkrieg hieß das früher. Schon witzig unsere Welt. Schaaatz! Ich bestell mal die Liegestühle! Okay? Was? Die werden in der Ukraine hergestellt?“

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„Der Turm stürzt ein? Nachrüstung und Doppelbeschluß? Was soll der ganze NATO – Stuß? Was soll das ganze Apokalyptikergejammer? Das sag ich. Immer schon. Wir haben doch gewonnen. Der Iwan hat den Schwanz eingezogen. Wandel durch Handel. Sagte ich doch schon immer. Die haben wir verwandelt. Und in die Vergangenheit gehandelt. Nimm dem modernen Iwan – ok, der in Moskau halt – seinen BIG MAC weg und er kotzt. Der Rest soll halt seinen Wodka saufen. Und Borscht zu kochen dauert mir eh zu lange. Wo war ich stehen geblieben? Ok. Scheißwitz. Aber die Mäuse aus Moskau und Kiew? Das sind halt noch Frauen. Tschulligung! Wir sehen uns auf Zypern. Hey. Leute. Da scheint die Sonne. Da iss warm. Da schmecken die Drinks. Steckt Euch Eure Weltuntergangsversionen irgendwo …? Wohin nochmal? Rein halt! Wohin müßt ihr doch selbst wissen. Die Welt iss halt so! Hart wie meine Morgenlatte! Entschuldigung! Ich muß da mal ran. Nee, nicht an die Maus. Ans Telefon. Was? Die Ferienanlage stürzt ein?“

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„Hallo? Klar. Der Mann ist böse. Nicht der Mann an sich. Aber der Jabba The Hutt aus dem Kreml. Echt. Das ist das Böse. Also der. Wieso ich seine Telefonnummer noch? Hey Alter, komm mir nicht blöd. Du kannst mir gerne den Preisnachlaß für Deine Scheißheizung, den ich in den letzten zwanzig Jahren für Dich rausgehandelt habe, auf mein gesperrtes Konto überweisen. Ok. Lösch ich jetzt die Nummer. Weil mit dem Bösen an sich hab ich nichts zu tun. Wenn ich bescheiß, dann korrekt. Alles mit Verträgen. Ich bezahle meine Rechtsanwälte. Tschulligung. Hallo! Schaaatz, wenn Du die Hände faltest, mußt du auch die Augen schließen. Kommt besser rüber. Wo waren wir stehen … Nee … von mir nicht. Dieser Witz. Der Gute sein ist gar nicht so einfach. Den Bösen züchten muß man erstmal. So als Gegenthese. Macht echt Arbeit. Und das Ergebnis ist auch nicht in Stein gemeiselt. Die einen sagen so. Die Anderen. Na ja! Ich habe das doch auch schon immer gewußt. Der Mann ist böse. Und? Zeig mir doch mal Deine Kontoauszüge! Eben! Ich kaufe Dir nicht nur die Handtücher, sondern die gesamte Ferienanlage. Und reservier mir einen Liegestuhl. Tschüssi!“

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Komm Herr Jesus

Sei unser Gast

Und segne

Was Du uns

(Man räuspert sich da oben am Kreuz und spricht: “ Don Camillo! Das kannst Du besser!“)

Tschulligung!

Herr, manchmal bin ich unaufmerksam!

(Noch ein Einwand: „Du meinst ein Mensch, mein Lieber! Gelle!“)

Komm Herr Jesus

Und sei unser Gast

Und segne

Was wir uns

In den Teller

Eingebrockt

Und erlöse uns von …

(Vom Kreuz herab: „Schaun mer mal!“)

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