heimatvariante

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Vom anderen Ufer des Storkower Sees / grüßt das Geläut des dicken Pitter / Von Görsdorf der Blick / hinüber nach Allensbach / Hinter Bad Saarow im Nebeldunst / der Hohentwiel / Vor seinem Schatten ein Kormoran / Von West nach Ost / zieht über Launsbach eine der unzähligen Gewitterfronten / dieses Sommers / Vom Baum hängt das Seil / schwingt im Wind über dem Wasser / Gestern noch schwang und sprang hier / ein Junge / hinab

Ich mag nicht mehr vergleichen / Ich mag dort sein / wo ich war / wo ich sein werde / Der Wind weht mich ins / Nirgends / Überall / Rasche Notizen / Randbemerkungen in Bewegung / Bleibewünsche

Unter der Dorfeiche von Schwerin endet der Tag / Einer Eintagsfliege gleich / unter ihren Jahrhunderten / sitze ich / Ein böiger Nordost fächelt hinüber den Geruch von Pferden / Ein Kleinwagen der Diakonie hält / Ein kurzes grüßendes Nicken / Ein alter Mensch wird zu Bett gebracht vielleicht / Kohlweißlinge tanzen überm Klee / Ein Mädchen streichelt sein Pferd / Wiehern und Lachen / Der Rücken schmerzt nicht mehr / so jung ich unter ihren ausladenden Ästen / Ruhe

(Storkow / Sommer 2014 / überarbeitet)

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Lob der Feigheit oder der tut doch nichts, der will doch nur …

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Nach einer Nacht die ich mit CNN verbrachte, nach einer Nacht, in der ich auch an Deutschland dachte in der Nacht, an Reichstagtreppen und die Szenen unlängst dort im Bundestag. Aber wie immer schon, die Amis drehen halt die härteren Horrorfilme.

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Ich bin klein

Mein Herz ist rein

Die Politik die ist das Schwein

Der Präsident er labert Stuss

Das Chefin auch

Ab und an und wieder mal

Wer tut das nie verzeih

Was soll ich sagen

Ändert rein und rein

Nichts und nichts ich bin so frei

Es knurrt mein Bauch das Fressen erst und die Moral

Die kann mich mal die kann mir mal

Den Buckel rauf und runter jodeln

Ich muß jetzt erst mal rodeln

Und meine Rechnung Du bezahl

Ich nehm‘ die alte Autobahn

Der Bauherr hatte noch `nen Plan

Ja iss doch wahr muß man doch wagen

Hier endlich mal die Wahrheit sagen

Und außerdem muß man nicht tragen

Jedes Wort auf gold’ne Waagen

Aber klagen, aber klagen muß ich

Allein die ganzen Pigmentierten

Die unlängst unsre Gaue stürmten

Wie was der Schoß sei fruchtbar noch

Aus der mein Gejammer kroch

Wie was der Schoß war nie geschlossen

Es krochen rein die Altgenossen

Vier Tote das dürfen Sie mir glauben

Werden mir den Schlaf nicht

Wie was Verantwortung

Du hast doch einen am Karton

Denn

Ich bin klein

Mein Herz ist rein

Die Politik die ist das Schwein

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Und als ich auf dem Bildschirm heute in der Früh die etwas verspätete Breaking News vom 3. November 2020 las – Ach nee, Biden ist der gewählte Präsident! –  nochmal die Bilder der Nacht sah und mir vorstellte, wie das ausgesehen hätte, wenn das Schwarze gewesen wären, die das Capitol geentert haben. Wer zählte die Leichen? Später dann, die Ausgangssperre längst verhängt, hüpft die „erste Rasse des Herrn“ provokant vor der Nationalgarde rum. Tja, sie sind eben nicht ein George Floyd und dürfen weiter atmen. Und dann hörte ich den guten alten FZ singen: Hey, you know something people? I’m not black but there’s a whole lots a times I wish I could say I’m not white!

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Auguste R. sprach zu Camille C.

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sie verwaltete die liebe wie ihren kleiderschrank

jedes modell mehrfach erstanden

nach farben und schattierungen

fein säuberlich gestapelt

warm und wartend

bereit gelegentlich von ihr ausgeführt zu werden

oder beim nächsten umzug

durch die erinnernd seufzenden hände zu gleiten

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mit mächtigen schlägen

trieb ich maßlos worte in den stein

ihr gesicht erfror ohne antwort

täglich änderte ich meine entwürfe

unbehauen bist du nichts als

ein haufen staub

jammerte mein suff zur

mitternacht

ohne meine irrtümer

herz schrie ich

höre ich auf zu atmen

bedenke dies

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die zerbrochenen stemmeisen füllten mein kopfkissen

und so wunderte ich mich nicht

wenn ich nachts erwachte

mit zettels haupt

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ich hatte davon geträumt ein meer zu modellieren

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(oktober 2000)

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Wolziger Seelegien

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Alles wandelt sich / Neu beginnen / kannst du mit dem letzten Atemzug / Aber was geschehen ist geschehen / Und das Wasser / das du in den Wein gossest kannst du / nicht mehr herausschütten / das Wasser

Alles kannst du mit dem letzten Atemzug / neu beginnen / es wandelt sich / das Wasser aber / was geschehen ist geschehen / kannst du / nicht mehr herausschütten / aus dem Wein

An den Rand rücken / An den Rand der Welt / rücken / Den Rücken der Welt / zugewandt dir / Welt dir zugewendet / Mein Rücken / Dir zugewandt / suche ich nicht dich / aber einen Spiegel / zu beschreiben die Sache / Nicht rühmen / nicht klagen / Beschreiben / Vor der Ruhe / unvollendet

Über dem Kopf / dem von vorgestern / den zu verlieren ich anstreb‘ / über allem was mir noch fremd / fliegen Schwalben / Die nächtliche Hitze drückt die Mücken / zu Boden

Und die Frage war / warum das sich Bücken / geschmeidig der Schwerkraft nachgibt / während der stechende / Schmerz während des Versuches / sich wieder aufzurichten / hohnlacht / Dieser Hund

(storkow / sommer 2014 / überarbeitet)

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gotta serve somebody 2

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Seit Tagen, immermal wieder bass erstaunt oder mit Magenschmerzen lesend von den Washingtoner Kapriolen, geht mir eine Textzeile aus Tom Waits‘ „The piano has been drinkin“ nicht aus dem Kopf. „And the owner is a mental midget with the i.q. of a fencepost“. Es scheint als würden die Götter uns Menschen Dummheit und Rücksichtslosigkeit in Form von Trump und Virus um die überrascht tuenden Ohren hauen. Mit viel Spaß an dr Freud‘.

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Die Eitelkeit zum Mensch gehört

Was dann auch nicht weiter stört

Wenn Dummheit doch dazu gelangt

Die Wirkung sie ist wohlbekannt

Ein Würgen tut den Magen fassen

Die Speise muß den Leib verlassen

In dichtem Strahl inzwischen kalt

Knallt sie mit Verve auf den Asphalt

Malt zarte Muster wunderbar

Dem Gecken ist dies einerlei

Da er nicht denkt sich nichts dabei

Das Grimmen fremder Eingeweide

Warum kann mich das Mensch nich‘ leide

Es spreizt sich wieder sein Gefieder

Ich spür’s in mir da ist es wieder

Ein Trost mir bleibt ich rufe „Halt!“

Denn jeder Geck wird auch mal kalt

Das letzte Hemd ist taschenfrei

Der Geck er wird mir einerlei

In meinen Träumen wunderbar

Heut Nacht

(nicht nur für den kleinen Donald gereimt)

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PS: So sangen die legendären Köster, Hocker, Keul und co einst zu Kölle vum Klavier, dat gesoffe hät. Ohne den Zwerg zu erwähnen, ävver härrlich.

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Ab ins Grab mit Stinkefinger

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Es rutscht ein Jahr vom Teller

Und tut das immer schneller

So scheint es mit den Jahren

Buttermilch statt Bier und Wein

Zu allen Menschen freundlich sein

Den Vorsatz kannst Du sparen

Dir und allen anderen auch

Den dieser alte Vornehmbrauch

Trägt schneller Bärte als man denkt

So hat man sich umsonst verrenkt

Und bald zu viel versprochen

Was schneller noch gebrochen

Das neue Jahr in ganzer Leere

Gibt unbeschriftet sich die Ehre

So sollt man es bewahren

Und sich den Vorsatz sparen

Bis lediglich auf einen

Edel, hilfreich und auch gut

Vor dem Jammern auf der Hut

Wenig falsche Töne singen

Der Frau ans Bett den Kaffee bringen

Huch schon sind es mehr geworden

Sich selbst verliehen dieser Orden

Rasch spül ich noch den Teller

Auf daß das leere, neue Jahr

Darauf lieget wunderbar

TOI TOI TOI rufen die Geister

Das letzte Jahr war Scheibenkleister

Wie immer

Diesmal aber schlimmer

Was soll man da auch machen

Um die Wette lachen

Denn gar nichts ist umsonst

Von Teller rutschte es ins Grab

Winkend schauten wir hinab

Mit einem Stinkefinger

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paketbotenblues

treppen rauf und runter treppen hoch zum hungerlohn

ich ich ich

ich warte schon auf mich und das paket und du so spät

woyzeck renn marie du flenn

ich fand im sumpf das messer nicht mehr

und meine pflicht die erbse

woyzeck warum frisst er sie nicht

woyzeck hund

du lieferst zu spät renn und hetze er jetzt

der enttäuschte kunde solang sein messer

wetzt

wie ich nach hause fuhr gern umarmt hätt ich

die marie sie nahm das messer

sie wußte es besser

als ich damals

das messer suchte und nicht fand

im sumpf

und stach zu ich pisste die erbsen

an die wand

gut nacht marie gut nacht

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