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Ja, der Gevatter mit der Sense streunt durch unser aller Stuben dieser Tage. Man mag es glauben oder nicht und anmerken, das sei doch mal wieder maßlos übertrieben, so was von. Durchaus in Ordnung. Dem Gevatter aber ist das wurscht. Er hat ausreichend Arbeit.
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Komme von der Trauerfeier der Stadt Gießen zu Ehren der Coronatoten. Mehr als überfällig und trotzdem sehr gut, daß es überhaupt noch möglich gemacht wurde. Sehr bewegend, sehr gescheit, aber auch ganz seltsam verstörend. Morgen mit wachem Kopf davon mehr.
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Aprilwetter passend zur Lage der Nation. Zwischen Frieren und Schwitzen mag es sich nicht entscheiden können. Bisserl mehr Gleichmaß, Herr Lenz.
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Der Tod erntet nicht nur bei uns Menschen. Das Foto oben nahm ich auf vor zwei Wochen. An einem der paar Tage vor Ostern, als plötzlich 24 Grad Celsius über uns hereinbrachen. Das ist ein Stück Wald, Südhang, vor drei Jahren noch blickdicht bewachsen. Wiederhole mich: Das ist ein Foto eines Stücks deutschen Waldes im Frühjahr 2021. Hier vor meiner Haustür. Unbearbeitet. Die arme Sau Natur. Die Bäume sind so müde.
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Das alles ist schon eine seltsame Suppe, in der wir so rumrühren zur Zeit, meist ohne den Willen oder die Fähigkeit klare Entscheidungen zu treffen. Der Tod der Jahreszeiten. Neue Komposition von Vivaldi? Unten Meister Beckett, hat er verfasst nach dem letzten großen Krieg. Wer sich selbst kennt, kennt den Menschen. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.
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es lebe tot meine einzige Jahrzeit
weiße Lilien Chrysanthemen
frische verlassene Nester
Aprilblättermorast
rauhreifgraue Sommertage
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(Samuel Beckett / Sechs Gedichte / 1947 – 1949)
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