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Der Revoluzzer
(der deutschen Sozialdemokratie gewidmet)
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War einmal ein Revoluzzer,
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.
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Und er schrie: „Ich revolüzze!“
und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.
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Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
seine Gaslaternen putzt.
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Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.
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Aber unser Revoluzzer
schrie: „Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!
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Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Lasst die Lampen stehn, ich bitt , –
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!“
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Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.
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Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.
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(Erich Mühsam / 1878-1934)
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Ich war mal verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes für unsere Schülerzeitung. Das Ding hieß „Fragezeichen“. Trotz eines Wettbewerbes unter den Schülern der Mittel – und Oberstufe (Die Kurzen wurden natürlich diskriminiert!) und vor allem wegen der anarchischen Zusammensetzung der sogenannten Redaktion fanden wir keinen zu uns passenden Namen und benannten die Leerstelle als solche. Aber um ein kleines Zeichen unserer politischen Ausrichtung zu setzen, angerötet waren wir alle, druckten wir in der ersten Aufgabe obiges Gedicht ab. Voller Löwenmut. Den sozialdemokratischen Weg zu den sanitären Anlagen kannten wir aber auch in – und auswendig. Und nicht nur wir. Sich verpissen in der Not war schon immer ein anerkannt deutscher Volkssport.
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Woher kommt eigentlich der Begriff zurückrudern? Frage ich mich nach der allenthalben geforderten und zaghaft bis selbstkasteiend erfolgten Steinmeierei dieser Tage. Nützt das was? Fragt der Flagellant in mir.
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Wollte ich nicht schweigen? Aber das gestrige Lindenstrassenbild halt. Schon übel, wie ich finde! Und von kurioser Symbolhaftigkeit!
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Unsere Eltern und Großeltern – meistens über Umwege – haben wir ja pausenlos in Sachen Beteiligung am GROSSEN KRIEG genervt. Wer hielt das Gewehr in der Hand? Wer hat die Öfen gebaut? Wer fuhr den Panzer? Wer hat die Züge zusammengestellt? Da haben dann unsere Vorfahren gerne – auch hier meist über Umwege – geantwortet, das habe der HITLER gemacht. Ich dachte dann immer, der hatte ja mehr Arme als Ganesh und einen 2400 – Stundentag zu bewältigen und hat nebenher auch noch die Autobahnen gebaut. Der ADI! Das wiederholte sich nochmal vor etwa dreissig Jahren. Die beiden ERICHE waren es, die alle zu Tode liebten. Und nun dieses fast schon manische Mantra von SEINEM Krieg. German WC?
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Ich hatte vor ewigen Jahren mal NORDOST inszeniert. Jetzt kehren diese fürchterlichen und grausamen Gespenster aus Grosny, die Russland dort züchtete – damals war der „Krieg gegen den Terror“ hüben wie drüben und sogar hier so eine Art von moralischem Gebot! – wieder zurück und massakrieren in der Ukraine rum. Für den alten Feind. Gelernt ist gelernt.
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Sind wir nicht alle Fußgängerzonen – Punker, ein dickes Anti – Fa – Stickerchen auf der Joppe? Anti – Fa? Hä? Ich will mich nicht mehr ständig reinwaschen? Verantwortung? Schwer! Ganz schwer! Muß ich doch noch ein bisserl länger in den Spiegel gucken. „Wenn der Ozean nicht zu Ihnen kommt!“ Früher haben wir Seife gefressen, in der Hoffnung, daß wir Fieber kriegen und nicht in die Schule müssen. Schon blöd. Gelle! Statt zu lernen.
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