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„Ich bin ein Elefant, Madame!“ „Ich küsse ihre Hand, Madame!“ Peter Zadek hat für seinen ersten Spielfilm eine schöne Verballhornung (solche Worte sind ein Grund dafür, daß man sich öfters hinsetzt und schreibt) des Titels eines Liedes aus den späten Zwanzigern des letzten Jahrhunderts gefunden. Richard Tauber. Warum dies hier? Nun, der Schwarze Hund ist ein Elefant in Sachen Gedächtnis. Jedoch erinnert er sehr einseitig. Jede tatsächliche oder vermeintliche Kränkung wird in Bernstein konserviert und mit der nächsten Flut wieder an Land gespült. Steht man die Ebbe feiernd am Ufer und blickt etwas zuversichtlicher auf das Gewoge kann man jedoch gewiß sein, drehst du dich um, von hinten gurgelt sie heran die alte Verletzung. Schwer fällt es dem lieben Seelenköter Gutes in seinem Erinnerungskästchen aufzubewahren.
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Ich küsse Ihre Hand, Madame, und träum’, es war Ihr Mund.
Ich bin ja so galant, Madame, und das hat seinen Grund.
Hab’ ich erst Ihr Vertraun, Madame, und Ihre Sympathie,
wenn Sie erst auf mich bau’n, Madame.
Ja, dann werden Sie schau’n, Madame
Küss’ ich statt Ihrer Hand, Madame,
nur Ihren roten Mund.
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Besonders mühsam ist es, einem geliebten Subjekt oder Objekt oder Traumziel, das für sich andere, deinem Wünschen, Begehren, Benötigen vielleicht sogar, komplett entgegengesetzte Entscheidungen getroffen hat, wahrscheinlich treffen mußte, diese Entscheidungsfreiheit zuzugestehen. Oft fährt man dann ausdauernd Kettenkarussel, als hätte man das Recht die Außenwelt in sich aufzusaugen und entzieht ihr aber so das Eigenleben. Das füttert leider nur den Schwarzen Hund. Und aus dem kleinen und eigenwilligen Dackel wird eine übel gelaunte, dauerkläffende Dogge.
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Auch jener oder jene, der die das ging, wie verquer und stolpernd auch immer, hat geliebt. Ernsthaft. Schwer dies anzunehmen. Wohl notwendig.
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Was wäre das Gegenteil eines Schwarzen Hundes? Eine weiße Katze? Das weiße Kaninchen?
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(Gießen, 6. August 2022 / Von der Depression / Eine Art Tagebuch)
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