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Vorletzte Nacht fragte ich den Schwarzen Hund: „Hast Du eigentlich Geschwister?“ Er lachte laut auf, soweit ein Schwarzer Hund laut auflachen kann. „Meine Familie ist so groß, daß selbst das Schloß von Versailles und auch nicht Windsor Castle nur Teile meines Clans unterbringen könnten!“ „Habt ihr denn alle ein eigenes Zimmer?“ „Besser ist das!“ „Wenn ihr Euch auf den weitläufigen Fluren trefft, dann sprecht ihr aber? Oder?“ „Gelegentlich! Aber nicht über Schwarze Hunde!“ „Warum?“ „Familien sind gigantische Verdrängungsmaschinen! Man muß die Mauern hinter sich lassen und draußen jemanden finden! Zum Reden! Am besten einen, der dich nicht kennt, aber kennenlernen will. Und Distanz bewahrt!“ „Distanz?“ „Ja. Meilen und Abermeilen!“ „Hinter den sieben Bergen?“ „Ja. Hinter den Hügeln. Und noch weiter weg!“ „Und wenn man dann wieder ins Schloß zurückkehrt?“ „Kann man über Rezepte, Schallplatten und Rückenschmerzen sowie Gurkensalat reden. Darf sogar ein bisserl klagen.“ „Aber ohne Zeigefinger!“ „Aha. Was gelernt?“
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Gibt es so etwas wie eine Liebespflicht? Oder die Pflicht sich lieben zu lassen müssen? Oder hatten die eigenen Eltern auch Eltern? Und so weiter und so fort und zurück. Und weil sie längst gestorben und liegen hinter den sieben Hügeln, sollte man sie nicht vergessen. Mit eingeklapptem Zeigefinger. Stammt natürlich nicht von mir, sondern vom Schwarzen Hund.
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(Gießen, 8. August 2022 / Von der Depression / Eine Art Tagebuch)
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