Die Wucht der Jubiläen. Seit Jahresbeginn geistert das Jahr 1974 intensiv in der Gegend rum. 50 Jahre sind vorbei gerauscht. Der erste Golf. Drecksack Günter Guillaume. Willy Brandt gibt auf. Hölzenbein fällt. Stirbt fast schon kitschig fünfzig Jahre später. Ein Landschulheim in Meransen. Meine ersten Finger in fremder Mimi. Gerd Müllers Drehschuss. Kippen drehen lernen. Mit afghanischer oder tunesischer Füllung. Wir lassen uns die Heilkräuter vom Bodensee nach Südtirol liefern. Gegen die DDR verliert man dann. Und die wurde auch noch eben anerkannt durch die Blume. Helsinki. Unser Klassendealer rastet aus. Die Nachwirkungen des Vorjahres, die Ölkrise und der selbstgewollte Abgang meines Vaters mildern sich ab und machen Platz einer Art von Aufbruch. Aufbrechen. Die Nelkenrevolution. Rumble in the Jungle. Der erste nächtliche Boxkampf in der Glotze ohne den Vater. Zypern wird geteilt. Als verantwortlicher Redakteur unserer Schülerzeitung stehe ich kurz vor dem Schulverweis. Schließe mich der Schülergruppe des KBW an. Solschenizyn fährt in die Eifel und findet Asyl bei Heinrich Böll. Wir lesen vom unendlichen Tag im Leben des I. D. im Deutschunterricht. Ich halte weiterhin eine rote Diktatur für eine Form der Befreiung. Helmut Schmidt hält dagegen. Aber in Portugal wird doch so schön gesungen. Mein Mofa ist aus Frankreich. Ab und an sitzt auf dem Lenker oder auf dem Gepäckträger eine verzückende Blondine. Klosterschülerin und Tochter eines Grundschuldirektors. Die nächste Katastrophe naht. Die Amis verlassen Vietnam. Nachdem ich mir von Mutter 100 Mark erbettelt habe, fahre ich mit zwei Freunden nach Amsterdam. Es regnet zu oft und wir liegen im Vondelpark durchnässt unter alten Bäumen. Die Niederländer, frisch entmüllert, finden uns nicht sympathisch. Wir reißen aber auch zu gerne das Maul auf. Die Dealer vor Ort lachen uns Flaumbärtige aus. Damals schon nach zwei Amstel blau. Die Musik wird immer schlimmer. Sugar Baby Love. Selbst meine Mutter wagt sich inzwischen auf die Tanzfläche. Jack Nicholson wird in Chinatown die Nase aufgeschlitzt. Wir sitzen im Kino und lachen uns tot, wenn im Großen Fressen das Scheißhaus explodiert. Der Club of Rome veröffentlicht damals schon seine Warnung. Alles frisst auf mein Kommando. Ich lese ein erstes Mal Kerouacs „On the road“. Bob Dylan geht wieder auf Tour. Man munkelt in den Kneipen, dass es nun ernst werden würde mit unser aller Leben. Als ob es dies nicht schon längst gewesen wäre. Jedoch auch eine große Hoffnung, welche ich zwischen den Fingerspitzen hin und her rieb wie ein Komboloi, tanzte leise Sirtaki. Die Zukunft vielleicht ein Schmirgelpapier. Nicht wissend was unten und was oben. Was bleiben wird, wird später mal. Viel weiter heute ich? Eher kaum. Sehnsucht und Selbstironie zumindest leben noch. Darauf einen Dujardin.
(bedanke mich bei einem alten weggefährten für die wunderbare anregung zum reim / kalt am arsch draussen heute / saß an der lahn / keine wale / aufgeregte kormorane / flügelspreizen soll ja das gefieder wieder in gang setzen / auf auf)
Als ich einen düsteren Traum träumte der keiner mehr
Nur zu wahr wurde
Der Löffel klackte schiefen Takt auf das schrundige Porzellan
Viel blieb nicht über
Denn Dunkelheit und kein Hauch von Liebe
Müde Versuche mit den Gewalten zu leben
Vor dem Ende meiner Zeit
Spiele zu spielen verlor ich den Mut
Habe die Ehre verneigt sich das schweigende Gehirn
Ein letztes Mal vor einem wohlfeilen Emoticon
Weltenlauf der hängt sich selber auf
Kein Aufschrei außer #
Das Treppenhaus hinab
Trippelt alte Leichtigkeit
Einst forsch
Einst furchtlos
Gläserklang zumindest noch
Hallt nach
*
(heute / drohnen von rechts nach links / drohnen von links nach rechts / boxhandschuhe nur noch digital angezogen / lief eben über den markt in gießen / das land hessen wirbt in sachen fortschreiten / las statt digitales hessen auf den albernen promozelten: digitales heizen / die welt im halbfinale / wird schon)
(gießen heute / lob gelegentlich auch mal alten verwirrungen / selbst wenn die einen großen sinnlosen haufen geld kosteten und vielleicht noch tun es / bvb im halbfinale / nicht schlecht / fußball macht mal wieder freude dieser tage / das erste gemüse wird angezüchtet / mal zu kalt / mal zu warm / aprilleben rules ok)
(ich habe mich aufrichtig gefreut gestern / der vernünftige schiedsrichter, der rechtzeitig, fast schon rheinisch, der freude, in dem er abpfiff, ihren raum ließ / dieser wirtz und wenn der früher von mir verehrte fc kölle su’nem jong kein perspektiv bieten kann: wat willste maache? / leverkusen meerbusen hängen em rään, loss mich jetz erus he söns hann ich dich noch jään / sang der jächt / kann gar nicht zählen wie oft ich nachts im zug auf der rückkehr gen kölle nach proben oder vorstellungen in essen, düsseldorf, münster, duisburg am leuchtenden bayer-kreuz vorbeirollte / leverkusen alaaf / alter stern mal neu)