„Es ist schon komisch, wie sehr die meisten Menschen die Toten lieben. Wenn du erstmal tot bist, hast du dein Lebtag ausgesorgt.“ (Jimi Hendrix)

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Frühe Nacht / Blick über den See / 20. September 2024 / Foto: A. Haas

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Über Überlingen gegenüber / Heimatlied 1

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Als meine Frau aus dem Fenster blickte und drüben

Über dem westwärts zeigenden Finger

Des alten Sees dem gletschergefurchten

Eben noch im letzten Hell hatten wir den Teufelstisch

Nicht gefunden

Über steil verregnete Wege nach unten

Ausschau haltend

Links und rechts

Behauptete ich wie es meine Art

Den roten Mond in unerwarteter Größe

Den sie die

Meine Frau

Erblickt hatte

Nicht als einen roten Mond zu sehen

Es handele sich um das Observatorium das drüben

Über Überlingen gegenüber scheine durch die Nächte

Damals schon und immerdar

Was ich wissend stets von hinten her

Eitle Gewißheiten

Bis die vermeintliche Sternwarte rutschte in die höheren Himmel

Strahlend und schwindend an Größe

Und ich erkannte wie der rote Mond sich wenige Minuten nur

Sekunden wohl gesetzt hatte vor meinem Auge

Auf die Kirchturmspitze am Ufer

Drüben über dem See

Über den wir blickten

Als Ausblick in zukünftige Welten

Aber

Jetzt da die Nacht uns beehrte

Ein Trugbild meines dröhnenden

Wissensgepolter

Ein ewiges Beginnen

Blieb und der unruhige Schlaf

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(Burghof Wallhausen / Ende September 2024)

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„Bio-Lammfleisch von ALDI? Da kannste auch Nawalny einen Fernseher in die Zelle stellen und ihm sagen: Du hast es doch gut!“ (Metzger / Markt / Gießen)

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Inschrift / Altstadt Gernsbach / 26. September 2024

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Wenige Menschen schaffen es im rechten Moment die rechte Antwort zu geben. Der die Titelzeile stiftende Schlachter tat es beindruckend. Die Inschrift darunter auch. Das „Schaffe, schaffe“ der gerne verlachten Schwaben isch gar it so bleed. Ironie und Gelle und weiterschaffe. Hunderte bis tausendunseins Bücher in der Garage ersetzen kein ungelebtes Leben.

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Der Robert säubert derweilen seine Partei nach uralten Ritualen. Josef lässt grüßen. In Thüringen spielen zeitgleich alte eitle weiße Dummsäcke mit nach Türkenbubenart getrimmten Bart und Krawatte „Machtergreiferle“ nach als sei die Geschichte eine Märklin-Eisenbahn. Oder eher doch Minitrix? Die hinteren Bänke kichern pubertär. Weia! Das Lied zur Lage.

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„Ich will alles anschauen, die Augen umherstrielen lassen, Gesichter nehmen, mich sekunden – minutenweise verlieben.“ (Beat Brechbühl)

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Prag / Vyserader Friedhof / 29. Oktober 2012

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Vom Ende des Unbändigen

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Vor der Zeit die Handschellen angelegt

Särge ausgepolstert mit Gewissheiten

Den Boden der Tatsachen frisch gefeudelt

Festgefußt schwankend

Lass mich heute leiser lügen von meiner Freude

An den Geysiren

Wenn sie unerwartet

Wer hat an der Uhr gedreht

Warum meine eigenen Finger mir in den Rachen stecken

Maßlose Träume zu erbrechen

Keine fremden Figuren nachtanzend mehr

Wenn der Ball ins Tor springt

Werde ich unbändig bleiben wollen

Und sei es nur den einen kurzen heißen Winter lang

Schneeschippend

Meine Hemden bügelnd und

Die Zeitungen zurückgefaltet

Als seien sie ungelesen

Hatte ich mit kalten Fingerspitzen

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(es vermischen sich gießen heute und sommer 1990 sowie winter 2021 / der beste aller torbejubler unten, der nur einen sommer lang flog / ab in den süden)

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„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“ (Herbert Zimmermann)

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Heute / Hinterhof in Gießen

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Tupperware pleite. Die Party sei vorüber. Diese Party, während der man in trauter Runde beschloß, dieses und jenes was im Laufe der Zeit zu stinken beginnt, in geruchsdichte Plastikbehälter zu tuppern. Oder dieses und jenes, vom dem man sich nicht trennen kann, dasselbe angedeihen zu lassen.

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Irgendwann begann es. Mütter. Schwiegermütter. Gattinnen. Geliebte. Ein jede mit diesen Plastikteilen in der Hand. Viele von diesen Teilen in ihren liebenden Händen. Farblich aufdringlich. Ich dachte stets, wäre ich Lebensmittel, da drin wollte ich nicht übernachten und alt werden. Habe gerne heimlich so ein paar dieser Objekte entsorgt, doch dann grinsten am nächsten Tag mich schon wieder drei neue Teile im hoffnungslos überfüllten Kühlschrank an. Manchmal ist man chancenlos.

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Die gute alte Party ist eh schon lange vorbei. Nicht jedoch die Sehnsucht danach. Was gestern war, habe ich zwar nicht vergessen, aber in der Tupperware, im Kühlschrank kann es noch ein paar Wochen vor sich hin warten. In sich eingeschlossen. Auf Wiedervorlage hoffend. Und wenn ich das Geraffel dann doch noch wegschmeissen sollte, habe ich den verschimmelnden Erinnerungen zumindest eine letzte Chance gegeben. Die schwäbische Hausfrau in uns allen lebt.

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Das Tor von Rahn. Die Mondlandung. Woodstock. Mehr Demokratie wagen. Stammheim. Birne. Die Mauerspechte. Es gibt nur ein Rudi Völler. Der zweite Turm stürzt ein. Hindukusch. Wir schaffen das. Ihre aller Einlagen sind sicher. Das darf man wohl doch noch sagen dürfen. Es ist nur ein kleiner Picks. Die Brandmauern. Von Jericho? Darf man gesichert so nennen müssen.

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Die Tapperwehr und aus den Kühlschränken des Vergessens

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Der Fisch in Zeitungsfetzen stinkt

Der Käse ein Vergleich der hinkt

Liegt neben faulenden Tomaten

Doch wer schreit auf

Sie dürfen raten

Es ist die Pfütze die vergor’ner Quark versendet

Neben dem ein Stückchen Wurst verendet

Das schon vor Wochen ward erstanden

Im Urlaub einst in fernen Landen

Weil da Erinnerung noch glimmte

Selbst wenn kein einz’ger Tag dort stimmte

Überein mit den alten Gesängen

Die müde nun im Kühlschrank hängen

Von Plastik liebevoll umschlossen

Im Gemüsefach noch ein paar Genossen

Die nicht die Tapperwehr am Stinken hindert

Das Kotlett mit dem Müsli tindert

Was währe nun des Reimes Klammer

Die gute alte Speisekammer

Oder lediglich erstehen

Was für heute reicht

Denn übermorgen gibt es nicht

Verzicht auf Vorwärts

Nicht aufs Vergessen

Was auf den Teller kommt

Das wird gegessen

Auf

Auf

Aufbewahren

Nur die wirklich klaren

Ja was?

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(gießen / heute / jetzt wieder sommer / die nächsten tage am bodensee / mal schauen, wie und wo und was man so mitnimmt und später aufbewahren mag)

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„I’m crossing the street to get away from a mangy dog / Talking to myself in a monologue.“ (Bob Dylan / Highlands)

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Ein Schaufenster / Beeskow / Brandenburg / Juli 2014

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Erklärtext machen? Schrieb ich ja gestern von. Ok! Weil ja auch Saskia Ricarda Lindner stets die Wahlergebnisse mit dem gesichert durchdachten Floskelsatz „Wir müssen unsere Politik besser erklären!“ erklären, sehe ich mich heute auch in der Lage zu erklären, was hier manchmal so steht und sogar, wenn man es nicht liest, es nicht versteht. In kleinen Dosen jedoch.

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Mangy? Mangy ist Englisch (Ach nee? Gruß vom Säzzer) und wäre zu übersetzen mit räudig oder schäbig oder von der Krätze befallen.

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Der Reim zum gestrigen Tag. Leider bisserl traurig auch. Begegnungen.

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Als wir begannen Straßenseiten zu wechseln in Sackgassen abbiegend

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Mit meiner Angst ich schlendern ging

An einem kühlen Morgen

Der Sinn stand mir nach Einsamkeit

Besingend meine Sorgen

Statt Heiterkeit nur Darmverschluss

Die Backen eingefallen

Der Sensenmann klopft an die Tür

Und ich kann nur noch lallen

Meine Lieder schenk‘ ich noch

Dem eigenen Gehörgang

Weil mir die Welt zum Rätsel ward

Wen darf man da belangen

Das Schwert zu schwingen lernt ich nie

Doch triller gern den Abgesang

Und schlender weiter

Aber tät es gerne heiter

Am liebsten ohne Angst und Bang

Nun denn

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Schon wieder dieses Morgen

Schon wieder neue Sorgen

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Fick die Waldfee

Mein guter Freund

Und atme ein und aus

Das Leben wirft dich

So oder so

Zum Fenster raus

Von jeder deiner Straßenseiten

Zu früh vielleicht

Oder bei Zeiten

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(gießen heute / über den tod und die nicht mögliche vermeidung nachdenkend wie immer / warum bin ich nicht pastor geworden / starke und wärmere winde draußen / die letzten tomaten geerntet / alles gut / das war die binse zum tag)

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Texte und Lieder auf Autobiographisches zu reduzieren? Kann man machen. Meint der Dylan sich selbst, wenn er singt? Zweifel ich mal. Schlendern. Flanieren. Zufälle. Die Bücher nicht zu Ende lesen muss erlaubt bleiben.

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„Es gibt aber auch Winde, die man vergebens in einem Nachschlagewerk sucht: der Gegenwind, der auf Wiedervereinigung hofft und nicht weiß, dass entgegengesetzte Winde, die aufeinandertreffen, den Wirbelwind auslösen.“ (Hanns Cibulka / Dichter aus Gotha)

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Heute morgen auf einem Schreibtisch in einem Büro zu Gießen

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Gestern ein überraschendes Treffen von Menschen aus meinen sozialen Umgebungen erlebt. Menschen, die sich nicht alle untereinander kannten und dennoch nach kürzester Zeit seltsame Querverbindungen feststellen durften. Hat meine oft despektierliche Sicht auf Heimat aus den Fugen geruckelt. Heute nachdenken drüber. Morgen mehr. Solange ein Reim.

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Wenn die Kuchen die Tomaten verfluchen

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Es lagen fünf Tomaten alle rot und rund

Neben dem Zitronenkuchen in frühster Morgenstund‘

Es protestiert vernehmlich unser Kuchen

Tomaten ihr, was habt ihr hier zu suchen

In meinem Frühstückskasten

Hier ist kein Platz zu rasten

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Da Tomaten kaum mehr erröten können

Dem Kuchen so sein lautes Wüten gönnen

Und weil halt im Kasten war kein Brot

Und so die Not

Den Versuch gebiert

Und weil der meistens nur verliert

Was sonst noch möglich ist

Wenn er Korinthenkacker ist

Das riefen die Tomaten

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Der Kuchen schwieg

Stellte aber ächzend sich drauf ein

Irgendwann werd‘ ich geteilter Kuchen sein

Und zittert vor dem Messer

Umsonst wahrscheinlich

Besser noch ein Teilchen

Denn letzter Krümel

Warte, warte nur ein Weilchen

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(gießen / eben / morgen dann der erklärtext dazu)

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Solange noch ein Lied.

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„Am Schluß noch die Frage: Macht nun der Mensch die Zeit oder die Zeit den Menschen?“ (Caspar David Friedrich)

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Kiel / Förde / Mitte September 2021

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Messer und Macheten, Drohnen und tätige Opfer. Ewige Opfer. Vor allem die Täter. Keiner jedoch hat gehandelt. Das Lärmen über den Lärm gelegentlich lauter als die üblichen Beeinträchtigungen. Die Länge eines Messers wochenlang Thema im Land der „depressiven Duldungsstarre“. Danke SZ für diese Wortschöpfung. Dieser schreckliche Keim wühlt auch in mir. Synapsenstupor. Wie alt sind die Wunden? Wie alt das Land? Wie alt meine Runden, die ich in diesem Land drehte? Wie hinfällig die Brücken zu mir selbst? Meine Frau sagt mir, ich mache mich älter als ich sei. Ich antworte, wenn ich meine berufsjugendlichen Alterskohorten sehe und höre, sei mir dies ein tiefes Bedürfnis. Welche Tat ist ein Opfer, welches Opfer eine Untat? Noch immer und immer mehr fällt es mir schwer und schwerer mich auf eine Seite zu schlagen. Der eine ausgestreckte Zeigefinger löst meist den nächsten ab. Welches Denken macht dich so sicher? Lande dann immer mal wieder beim Franz, dem Woyzeck.

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Woyzeck – Waldweg am Teich. II (Szene 24.)

Nacht. Woyzeck (kommt herangewankt.)

Das Messer? — Wo ist das Messer? — Ich habs da gelassen. — Näher, noch näher. — Mir graut’s — Da regt sich was. Still! — Alles still und todt. — Mörder! Mörder! Ha! da ruft’s. Nein — ich selbst. (stößt auf die Leiche.) Marie! Marie! Was hast du für eine rothe Schnur um den Hals? Hast dir das rothe Halsband verdient, wie die Ohr-Ringlein, mit deiner Sünde! Was hängen dir die schwarzen Haare so wild —?! — Mörder! — Mörder! — Sie werden nach mir suchen. Das Messer verräth mich! Da, da ist’s — — Leute! — — fort!

(Am Teich.)

So! da hinunter! (wirft das Messer hinein.) Es taucht ins dunkle Wasser wie ein Stein. Aber der Mond verräth mich — der Mond ist blutig. Will denn die ganze Welt es ausplaudern?! — Das Messer, es liegt zu weit vorn, sie findens beim Baden oder wenn sie nach Muscheln tauchen. (geht in den Teich hinein.) Ich find’s nicht. Aber ich muß mich waschen. Ich bin blutig. Da ein Fleck — und noch einer. Weh! weh! ich wasche mich mit Blut — das Wasser ist Blut … Blut … (ertrinkt.)

(Es kommen Leute.)

Erster Bürger. Halt!

Zweiter Bürger. Hörst du? Dort!

Erster Bürger. Jesus! das war ein Ton.

Zweiter Bürger. Es ist das Wasser im Teich. Das Wasser ruft. Es ist schon lange Niemand ertrunken. Komm — es ist nicht gut zu hören.

Erster Bürger. Das stöhnt — als stürbe ein Mensch. Hans! da ertrinkt Jemand.

Zweiter Bürger. Unheimlich! Der Mond roth und die Nebel grau. Hörst? — jetzt wieder das Aechzen.

Erster Bürger. Stiller, — jetzt ganz still. Komm! komm schnell. (eilen der Stadt zu.)

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(Georg Büchner)

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1979 war ich ein paar Wochen in den USA auf einer Schauspielschule. Obige Szene sprach ich dort vor. Die Bürger auch. Auf Englisch. The Knife. The Knife. Blood. Blood. The moon is red, the fog is grey. Silence! Später dann spielte ich in Münster den Doktor. Woooyyyzeck? Hat er an die Wand gepisst? Nochmal später spielte eine große Liebe von mir die Marie. Wiesbaden. Ich arbeitslos, sie im Nachprobenbett mit dem Franz-Darsteller. Und ich inszenierte dann gar nicht sooo viele Jahre später das Stück in der JVA Butzbach. Mit Tätern. Opfern? Ein Höhepunkt meines Berufslebens. Wo fängt etwas an, was nie enden wird. Oder darf?

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Saß eben im Cafe, welches ich eigentlich meiden will und sollte. Zeitungen lesen halt. Am Nebentisch junge Menschen. Sie sind es gewohnt laut zu sprechen. Wir hätten gern das Frühstück Sowieso drei. Können wir dies ohne das und dies und jenes haben? Dafür aber mit? Denke an Wähler. Könnten wir noch ein Brötchen mit Demokratie haben? Aber bitte ohne selles und jenes und überhaupt! Greife erschreckt an meinen Gürtel. Da hängt mein Messer. Das Opinel für die letzten Tomaten, die ich heute Morgen geerntet hatte. Waffenverbotszonen einrichten wir müssen. Die Köpfe jedoch davon freihalten. G’tt ist eh stets mit sich selbst beschäftigt. Draußen wird es wieder etwas wärmer. Im Osten fällt noch mehr Regen. Der nicht einfach so an uns vorbeifließen wird.

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„Um dein Maß an Selbstüberschätzung zu erreichen, muss ich 100 Jahre alt werden.“ (Daum in Richtung Hoeneß)

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„Von Christoph Daum lernen heißt in Niederlagen einen möglichen Sieg schmecken zu dürfen.“

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Der Zwickauer Daum und der Ulmer Hoeneß waren lange ein Traumpaar gewollt oder inszenierter deutscher Missverständnisse, bevor sie selber davon wussten. Der getriebene Daum zieht sich ab und an ein Näschen rein. Der nicht weniger getriebene Hoeneß verschiebt Millionen, Milliarden. Der dicke Schwoab sägt dem rheinischen Sachsen im entscheidenden Moment das Stuhlbein ab. Wenn sich Alkoholiker über Drogennutzer echauffieren. Tun sie gerne mal. Daum floh gen USA, kehrte dann zurück. Hoeneß saß ein in Bayern und ist auch wieder da inzwischen. Man redet von Versöhnung. Wieviel Feudel braucht man, um all die Krokodilstränen aufzuwischen?

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In den späten 80ern war ich regelmäßig in Müngersdorf zu Gast. Der Tünn. Litti. Icke. Brüder Allofs. Flemming Poulsen. An der Seitenlinie der Irrwisch. Die entscheidenden Niederlagen? Gegen Waldhof Mannheim. Darmstadt. Unterhaching. Roland Wohlfahrt schießt drei Hütten zu Müngersdorf und mir fällt das Kölsch aus der Hand. Wohlfahrt? Wiederhole mich: Wohlfahrt?

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Kein Trainer war so oft ein umjubelter Zweiter. Sogar ob der Schäl Sick von Istanbul. Weit vor Leverkusen. Meine Sympathien? Sind klar verteilt.

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Sobald jemand dem Ulmer in den Vorgarten pinkelt, pinkelte – Not? Verzweiflung? Die Beulen am Kopp nach dem Rennen gegen schwäbische Mauern? Wut? – holte der, lange vor Einführung des Doppelwumms, die Bazooka raus. Die Gewinnenwollenmüsser jubeln dazu. Wie es hieß im alten Süden: „Der hält sich wohl für dä Käß!“ Oder: „Dicken Eiern hinterher zu laufen, macht dir kein Omelett in deine kalte Pfanne.“ Wer hat das gesagt?

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Wir standen gerne in der Südstadt am Zochweg rum und man bejubelte den Daum, der neben dem Dreijestirn schmiss die Kamelle runter. Vielleicht ist das die Qualität des ersten FC Kölle, dat die nie mehr Meister werden. Wollen? Aber die Hoffnung stets fiere donn. Xavi Alonso hat Leverkusen vom ewigen Fluch erlöst. Das durfte der Daum mit ins Grab nehmen. Schön.

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Ceterum censeo: Es ist natürlich vollkommen sinnfrei barfuß über Scherben oder glimmende Kohlen zu gehen. So den Turbokapitalismus überwinden wollen? Weia! Manchmal sollte man dies jedoch versuchen. Da die Not rief! Nun die beste aller Torhymnen. Sinnfrei! Do stonn mr all parat! Kölle Alaaf!

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