„Aber wer will dem Menschen sagen, was nach ihm kommen wird unter der Sonne?“ (Heilige Schrift / Prediger 6, 12)

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Vorgipfel / bei Pfronten im Allgäu / 14. Juni 2022

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Hoffe der Sommer endet in Bälde. 30 Grad im September machen mich traurig und mürbe. Warum nicht nur noch Milde, ein blasseres, müderes Licht? Die Kühle? Ein Frösteln? Das Abschiedswinken eines Septembers, der seine Vorgänger nicht übertreffen muss und eigene Geschichten erzählt?

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Heute von leichter Hoffnung. Es gab (und gibt sie hoffentlich noch) milde, sich der Lautsprecherei enthaltende Politiker. Eigentlich erst als Dichter entdeckt, diesen polnischen Sachsen, der in Thüringen studierte. Ilmenau.

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Gipfel 2

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Das ist dein Gipfel, höher gelangst du nicht mehr. Die Sonne, die den Zenit erreicht hat, wandert nur langsam. Unmerklich schwinden die Tage.

Du möchtest ausruhn, möchtest von deinen enttäuschten Hoffnungen abstehn, die du dennoch nicht aufgeben kannst, von all den Erfüllungen, die schal werden, wenn sie vorbeigehen. Du möchtest hier warten: Monate, Jahre, bis der Abstieg beginnt.

Aber du täuschst dich: Es ist nur ein Vorgipfel. Ein Kind kommt, und du musst aufstehn. Eine neue Pflicht fällt dir zu, und du entziehst dich nicht.

Keine Symmetrie kennt dein Leben. Und du siehst es den Wegen nicht einmal am Abendlicht an, daß es Heimwege sind.

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(aus: Uwe Grüning / Laubgehölz im November)

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Vielleicht mal so? Mehr Dichtende in die Parlamente, denen ihre Sterblichkeit bewusst und sie so den Wählern nicht ewiges Leben und Reichtum versprechen müssen. Menschen, die bereit, wenn nötig, zu gehen, Platzhalter für die, die ihnen folgen werden, wenn die wollen. Diener. Politik und Leben können nicht sein, werden und bleiben ein ewiger Rachefeldzug der vermeintlich Zukurzgekommenen. Da fröstelt es mir. Höret den Rio. Das ist ein Trostlied. Träume ich? Träume wütig als weider.

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