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Frau Merkel hat ein Buch geschrieben. Warum nur? Es wird gewiß niemals in keinem meiner Bücherschränke landen. Weder in dem Einem noch in dem Anderen. Und ich habe auch keine solchen Feinde, denen ich das Ding zu Weihnachten schenken könnte. Es lebe die doppelte Verneinung!
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2016 unternahmen wir eine wunderbare Inseltour durch die Agäis. Kos. Kalymnos. Leros. Patmos. Kos. Jede Insel ein eigener Motorroller. Meine liebste Urlaubsfreude. Auf Leros vermietete uns eine Klischeeinselhippie – zum Zopf gebundene lange Haare, eine behaarte Statur wie Achilles und ein wortloses Lachen im Gesicht – einen kleinen blau kompakten 50er. Möchte nicht wissen, was der mit dem angestellt hatte. Er war höllisch laut. Fuhr in der Spitze über 80km/h und jagte brüllend jeden Berg hoch. Auch mit zwei Passagieren. Als Achilles uns das Gerät vor unserem Hotel übergab und ich ihm meine Liebste vorstellte – Merkels Vorname – sagte der alte Freak nur: “Be careful with your name in this country. Better change it for this week!”
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Das blaue Kraftteil nannten wir dann “Bruuuce”. Er erinnerte uns an den unermüdlichen Schreihals Springsteen. Der schreibt ja statt zu singen auch viele Bücher meanwhile. Ich liebte dieses blaue röhrende Teil. One Two.
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Zu der Zeit wurde ich von einem Triumfeminat regiert. Staat. Stadt. Arbeitsstelle. Was die drei Damen (vom Grill?) verbandt? Scheinbar zugeneigtes aka aktives Zuhören – “Ja! Genau! Verstehe ich! Sehe ich ähnlich! Meinen Sie?” – wobei aber die letztlich folgenden Be- oder Entschlüsse meist auf ein ausgeprägtes Bewußtsein in Bezug auf die eigene Machtfülle hinwiesen. Fast schon XY. Weil ich ein Mädchen bin. Ich hatte einst davon gesungen. Im Nachhinein wohl eher recht peinlich. Trotzdem.
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Anfang 2015 waren die Griechen am Ende. In den Augen der deutschen Regierung. “Isch over!” Die “Dummbatze und Anarchos” Tsipras und Varoufakis halt. Schäuble was not amused at all und hatte Spaß an Herabwürdigungen. Dann folgte der Sommer, in dem Deutschland erkennen sollte, daß es das alles schafft, was da noch bevorsteht. Den folgenden Rest im Folgejahr sollten dann die Hellenen übernehmen. Moria gelle, Angie!
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2016 am vorletzten Tag auf Kos – der Roller dort war eine lahme Ente, da ich mich auf Patmos mit dem dortigen überdrehten Roller auf die Nase gelegt hatte – fanden wir an einem der noch nicht von TUI und Condor zerstörten Strandabschnitte hunderte Kinderschuhe, Schwimmwesten, Reste von Schlauchbooten, Plastikflaschen, Exkremente, nicht zu Ende gebaute Hotelanlagen, welche als Notunterkünfte genutzt worden waren. Zerbrochene Brillen. Kinderspielzeug. Püppchen. Reisetaschen. Adidas. Nike. Reebok. Fußballshirts. Liverpool. Bayern München. PSG. Real Madrid.
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Frau Merkel hatte sich inzwischen – natürlich nicht nur sie – mit dem lupenreien Demokraten Erdogan darauf geeinigt, also ihn fürstlich bezahlt, daß die armen Schweine doch bitte da drüben in der Türkei gegenüber. Usw. Gibt doch Fernseher überall. Adidas. Nike. Reebok. Liverpool. Bayern München. PSG. Real Madrid. Ronaldo, Messi trallala. Die Kopie der Kopie.
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Heute in der FAZ zu diesem Thema: “Wer glaubt, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, hat noch keine Memoiren geschrieben.” Danke dafür, Herr Martens. Auf ins gelobte Land. Mit dem Boss. Oder einer Bossine.
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PS: Auch mein Erinnern lebt von wohlfeiler Ausgestaltung der Lücken der Erinnerung. Lücken drücken auf’s Gemüt. Man neigt so zur Überdekoration.