Nachricht aus dem Nachlösewagen 08

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Ich sitze am Küchentisch. Ich sitze an einem Küchentisch. In einem Schienenbus. Hektischer Regen prasselt auf das Blech über mir. Ich hatte mich wieder in den Triebwagen gesetzt. Es war wärmer geworden. Die Scheiben durchsehbarer. Ich hatte mich mit der Warterei abgefunden. Spielte mit mir selber SchnickSchnackSchnuck, als man gegen die Scheiben klopfte. Nicht klopfte. Donnerte. Man würde nun einen Küchentisch zu Dir, man duzt sich, reinstellen und Er käme dann auch gleich. Ich könne es mir schon mal machen. Bequem. Jetzt sitze ich am Küchentisch. In einem Schienenbus. Der sich nicht bewegt. Auch der Tisch bleibt stehen. Gut so. Ich lege eine Patience.

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Da isser. Der Angekündigte. Er ist da. Hier also. Sitzt mit gegenüber. Eine Make-up-Artistin stürzt herein. Pudert ab. Lässt aber die Augenringe unangetastet. Der hart Arbeitende. Verwuschelt kunstvoll das Haar. Der Unorthodoxe. Aber mittig. Sein Kopf mal nach rechts, wieder nach links geneigt. Zugewandte Nachdenklichkeit. Ich beobachte mein Gegenüber – deformation professionnelle – und frage mich: Wo will er hin? Was will er ausdrücken? Wer hat ihn besetzt? Wem hat er vorgesprochen? Er outriert. Fehlt nur noch, daß er seine Denkerstirn nach Art der Rodin’schen Skulptur auf die geballte Faust stützt. Schwer atmend. Sagen tu ich nix. Ich muß noch schauen. Gegenüber wächst Ungeduld. Die Gestaltungsbeaufauftragte verwuschelt das denkende Haupthaar erneut. Vielleicht glaubt sie, ich, der seit zehn Tagen sein Haupthaar nicht gewaschen, gewänne so mehr Zutrauen. Dann werde ich angesprochen. Er.

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„Hast Du denn keine Fragen?“

„Sollte man den Älteren nicht siezen?“

„Aber selbstredend! Haben Sie denn keine Fragen? Probleme? Ziele?“

„Ich tät‘ mich freuen, wenn dieser Leichttriebwagen mal losrollt.“

„Wohin soll er denn fahren? Und wie betrieben?“

„Er soll einfach fahren! Irgendwohin. Aber losfahren.“

„Und hast Du / Sie / man / es denn keine Haltung? Reflektion?“

„Ich habe inzwischen eine Rentnerkarte. Ich fahre zum Bahnhof und schau wer oder was sich als Erster bewegt. Da steige ich ein.“

„Ich bin leider nicht der Lokführer. Und für die Schienen sind Andere. Verantwortung. Ein Wort.“

„Der Wort sind genug. Gewechselt?“

„Ja dann. Hallo! Hallo! Meine Herren da draußen. Der Tisch kann raus hier. Heute noch ja bitte. Neue Küche. Neues Glück.“

„Und was ist mit meiner Patience!“

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