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An den Rändern lauern die Erfahrungen.
Texte. Vergessen, wiedergefunden, wiedergekäut. Neues aber auch. Autor: Christian Lugerth
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Obwohl ich seit Tagen und Nächten wachliege, frage ich mich ernsthaft, ob ich etwas verschlafen habe. Ich habe die Formeln auswendig gelernt. In den Wolfsstunden bete ich diese vor mich her. Wieder und wieder. Der Frost läßt die Scheiben meiner derzeitigen Behausung knacken und klingen. Der Morgen weckt mich, der ich durchwachte die Nächte gelassen, mit freundlichem, optimistischem Licht. Ein eiskalter Himmel wirft verschmitzt eine Vorahnung hinab. Der Lenz. Der Lenz. Hörte ich unlängst gar Kraniche. Frage ich mich. Was habe ich verpasst. Was habe ich verschlafen. Ist der Schienenbus geschützt. Gesichert. Passwörter. Ich repetiere. Karger Text. Auswendig. Inwendig. Geheimnis. Vielleicht.
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Kann man Passwörter trommeln. Wie aber. Oder singen. Oder auf gefrostete Scheiben mit dem warmen Zeigefinger. Schreiben. Was auch immer. Ich bleibe drinnen. Bin aber nicht drinnen. Dort wo ich wäre gerne. Vielleicht.
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Tagsüber nicke ich stets ein. Ich habe mir es angewöhnt die Helligkeit zum Hüter des Schlafes zu machen. Was hab ich verpasst. Was verschlafen. Ein weiteres Passwort. Der Code. Da Vinci. Leonardo. Wer hat’s erfunden. Wer.
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Welcher dem Tag zugewiesen. Welcher der Nacht. Was geschieht. Wo eintippen. Einfach nur aufsagen. Die Erde draußen gefroren. Der Wind beißt ins Gesicht. Ich bleibe drinnen. Müheloses Warten. Auf nichts mehr. Aber ich sollte vielleicht wieder sprechen. Mit wem. Ich vermisse die Schaffnerin der ersten Tage. Der Paketbote hetzte von hinnen. Gejagt. Andre. Da geht was. Es spricht. Hörst Du’s nit? Wenn der Code stimmt. Einer der beiden. Welcher ruft den Lokführer. Da hinten. Da hinten im anderen Wagen. Ein Telefon. Da steht ein Telefon. Stumm. In der Ecke. Es gibt keinen Durchgang mehr. Von dem Einen in den Anderen. Wagen. Ich muß raus. Will ich raus. Das Telefon. Es ruft. Wer schreibt Formeln auf einen alten Triebwagen. Und warum. Was hat dies mit dem Stillstand zu tun. Still. Da geht was. Spricht.
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„Wer spricht?“
„DU! Selbst!“
„Mit wem?“
„Wem wohl!“
„Still! Es geht was!“
„Es geht hinter dir, unter dir, hörst du? Alles hohl da unten.“
„Ich fürcht mich. S’ist so kurios still. Man möcht’ den Athem halten.“
„Was?“
„Red was!“
„Fort. Sieh nicht hinter dich. Wir müssen fort.“
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