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Gedenktage streunen durch unsere Lebenskalender. Die einen streichen sie dick an. Die anderen ignorieren sie geflissentlich. Manchen Gedenktagen macht die Geschichte einen dicken Strich durch die Sentimentalitäten. Die Hamas der untergegangenen DDR, die gefeiert hätte hätte hätte ihren 75ten heute. Die Ausrufung der Republik 1918 verbrennt 1939 mit den Synagogen, um den 9. November mit dem verwirrt erlaubten Mauerübertritt 1989 wieder zu heilen. Scheinbar. 1848 waren, dieses Datum zum ewig deutschen zu machen, die letzten Reste einer Märzrevolution erschossen worden. Wovon heute noch die Bürgersöhne singen. Mit Schmiss oder mit Adorno.
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Dialog / erst Sie / dann Er / ein paar Zeilen aus ‚Flugasche‘ von Monika Maron:
„Besteht nicht unser ganzer Sinn darin, daß wir uns gegenseitig raushalten aus unserer Wut, du mich und ich dich? Wenigstens für einen Menschen der sein, der man sein will, wenn man es schon nicht für alle schafft?“
„Das wäre schön! Ich befürchte nur, die Versuchung, gerade den Angreifbarsten und Wehrlosesten zu wählen, ist zu groß. Es verringert den Aufwand, es bereitet sogar Lust, verstehst du, ich finde es so schlimm wie du. Aber es ist so, bei den meisten ist es so.“
„Bei dir auch?“
„Es kommt vor. Mach schnell, sonst kommen wir zu spät!
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Meine Frau hat mir dieses Buch unlängst weitergereicht. Ich lese es mit 40 Jahren Verspätung, aber mit Freude, wissend, daß wir immer zu spät und niemals ankommen werden. Streunende Hunde bleiben, wenn wir wollen.
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Immer wieder und verwirrter Tag für Tag, lausche ich all den Gesängen und Texten, die behaupten der Krieg würde uns, dir, mir, denen, jenen und allen anderen von außen angetragen, aufgedrängt, wo doch ein kurzer Blick hinab in unsere Eingeweide ausreichen kann. Ein ewiges Waffenlager.
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