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„Diskutieren statt betonieren!“ Las ich gestern im Eingangsbereich des Museums Judengasse. Ich war nochmals in Frankfurt. Das Ticket vom Ostermontag galt drei Tage lang. Für beide Jüdische Museen plus Sonderaustellungen. Beispielhaft. Wenige Menschen verloren sich dort. Die Schlangen vor den Eisdielen waren entschieden länger.
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Das Schlangestehen. Der Westbürger blickte einst etwas herablassend auf den schlangestehenden Ostbürger. Hatte man doch alles. Während da drüben Mundpropaganda die Schlange vor einem plötzlich gefüllten Regal wachsen ließ. Heute, da die Regale Ost und West nicht nur voll, sondern meist sinnbefreit überquellen, steht der, vor allem, Westbürger begeistert Schlange. Eiscreme. Besonders gutes Brot. Mundpropaganda. Lifestyle.
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„Die Vergangenheit bewahren, statt mit Baggern drüberfahren!“ Siehe oben. Das Verdrängen war und bleibt das, was den Aufrechtgeher ausmacht. Daran ändern auch ausdauernd emanierte Erinnerungen nichts. Man muß davon ausgehen, daß diese Ein- oder eher Auslassungen nichts mit der Realität zu tun haben. Die Aufspaltung einer Gemeinschaft in das vielgepriesene Individuum führt zu nichts. Außer zum Verlust innerer und äußerer Gebetsräume. Was schade ist. Eine Gemeinschaft erinnert genauer als das abgespaltene LEGO-EGO.
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Wenn man im Museum Judengasse um den Schlüssel bittet, darf man den nebenan gelegenen Friedhof besichtigen. Wenn man als Mann seinen Kopf bedeckt. Ich habe seit langer Zeit nicht mehr einen Ort betreten dürfen, dessen Atmosphäre mich derart gefangennahm. Ab und zu tut es ganz gut sich als Eindringling und Fremder zu spüren. Ich hatte überlegt meinen Fotoapparat mitzunehmen. Gut, daß ich ihn zu Hause gelassen hatte.
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Seit etlichen Jahren bedecke ich meinen Kopf. Mützen im Winter. Hüte in den anderen drei Jahreszeiten. Gingen wir damals im Familienverband sonntags spazieren, setzte mein Vater, obwohl Prolet, sich den Bürgerhut auf und lupfte ihn zum Gruße, trafen wir Bekannte oder auch nur Passanten. Warum ich meinen Kopf bedecke weiß ich nicht. Und ich spreche nicht von Baseballkappen. Der Himmel mag mir gerne auf den Kopp fallen. Wäre vielleicht gar nicht schlecht. In Sachen Mahnung und Erinnerung.
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Was mich mit dem Theater versöhnen könnte? Ende der 80er durfte ich in Münster den Shlomo Herzl in George Taboris „Mein Kampf“ spielen. Die deutsch zweite Aufführung des Meisterwerks. Den Hitler spielte mein bester Freund. Im Jahr darauf tourten wir mit der Inszenierung auf Einladung des Goethe-Instituts durch Polen. Inklusive Besuch von Auschwitz.
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