„Ich vergesse, ich vergesse, ich vergesse! Vergesse! I forget!“ (Meredith Monk)

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Vor der Halde / Konstanz / 30. Juli 2024

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Indra, Thor, Perun, Raijin, Tuper und den wir alle kennen: Zeus. Allesamt Donnergötter, Blitzeschmeißer, Ruhestörer, Erinnerer an die dem Menschen verordnete Ohnmacht und Wundenschläger. Narbenritzer. Deshalb einst verehrt oder zumindest respektiert.

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Wie ich schon erwähnte, war ich vor 3 Wochen unten In Konstanz. Wieso schreibt und sagt man in dem Zusammenhang immer „unten“? Weil das einem der Diercke-Atlas einst so beibrachte? Egal. Tage zuvor hatte es gebrannt in der – mittlerweile meist von Touristen gefluteten – Altstadt. Ein schönes altes Haus ward Opfer. Gebaut so damals, daß eben alles mit allem zusammenhing. Wände sich gegenseitig stützten, aber so auch gefährdeten. Keine Brandschutzmauern. Abhängigkeiten. Akzeptierte Nähe. Heute schaut man sich das wohl eher gerne an. Von außen. Hübsch. Gelle. Vorstadtbewohner, die wir alle im Kopf wurden und werden. Nicht im Zentrum hausen. Aber immer kostenfreien Zugang einfordern zu organisierten Gemeinsamkeiten. Von den ruhigen Rändern ab in die vermeintlichen Mitten. Und schnell wieder zurück. Ich schweife ab.

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Natürlich musste ich ein bisserl Katastrophentourismus betreiben. Ein alter, lange schon verstorbener, Freund hatte da mal gewohnt. Unterm Dach. Bevor ich um die wohlbekannten Ecken bog, die Gasse heißt tatsächlich „Vor der Halde“, bereit Fotos zu „schießen“, schoss mir dieser beißende Geruch in die Nase. In die Nerven. Ins Hirn. In die Ecken der Erinnerung, die dort verwaltet werden. Verkohlte Balken. Verbranntes Plastik. Zerborstene Steine. Wir waren mal abgebrannt. 1972 im Sommer. Blitzschlag. Glimpflich die ganze Familie davongekommen. Jedoch mit „nachhaltig“ nachhallenden Schäden im Gefüge. Das Gerüst, welches eh schon wacklig, angelogen, rostig, es kollabierte. Schleichend. Müde. Todgeweiht. Sich selbst aus der Not heraus beschönigend. Hat man denn eine wirkliche Wahl jenseits parfümierter Lügen? Mit immer noch nicht bewältigten Folgen, dieser stechende Geruch bleibt in meinen Synapsen gespeichert. Was mich überraschte. Aber auch nicht. Auch die Koketterie ist eine angemessene Form der Katastrophenbewältigung.

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Auf der Schauspielschule betrieben wir gerne und ausgiebig „Sense Memory“. Eine durchaus wirksame, nicht ganz ungefährliche Methode, um sich die weltbedeutenden Bretter untertan zu machen. Mancher ist auf diesem Weg dennoch erfolgreich ausgeglitten in Richtung Erfolglosigkeit. Leider allzu oft Kolleginnen. Vielleicht auch ich. Dann doch lieber vergessen statt vorwärts und ohne das Vergessen? Oder doch nicht?

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Festgestellte Zeiger allenthalben. Wer hat noch Mut die Zeiger eigenständig festzuklemmen? Herr! Diese zwei Tage noch! Auf den Berg hinauf! Zur Not mit einem Pedelec! Fragen liegen rum. Wer zuerst vergisst lebt länger? Wer zuletzt vergisst ist der Ochs‘ am Berg? Es gibt etliche Möglichkeiten sich selbst auszutricksen. Die wenigsten greifen. Soweit mal heute mich aus den geschlossenen Fenstern gelehnt. Man sehnt. Und wähnt. Als weidda.

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https://www.youtube.com/watch?v=PG42sGmhE7k&t=2s

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„Wir klemmen die Zeiger fest / Heiner Kondschak ist gestern gestorben“

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Liebe Randgruppen-Gemeinde, Wegbegleiter und aufmerksame Beobachter,

wir konnten es nicht fassen, als wir letzte Nacht die Nachricht über seinem Tod infolge eines Herzinfarktes von seiner Frau Anne per SMS erhielten. Noch letzte Woche waren wir am 6. August zu seinem 69. Geburtstag bei ihm in einem kleinen Dorf in der Nähe von Tübingen zu Gast.

Am folgenden Tag haben wir gemeinsam draußen vor der großen Scheune gefrühstückt. Er viel weniger als wir. Andreas Rogge, gelegentlicher Dudelsackspieler bei der Randgruppencombo und weltweit geschätzter Pipermaker, hatte extra Bio-Brote vorbeigebracht.

Dabei haben wir auch über das letzte Konzert der Randgruppencombo im Festsaal Kreuzberg vom Dezember 2022 gesprochen und versprochen, es endlich auf 2CD eventuell plus einer möglichen DVD mit Impressionen und vielen Interviews zu veröffentlichen. Nun wird dies zu einem besonderen Vermächtnis.

Heiner, Du fehlst schon jetzt!

Die BuschFunker in Trauer

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Gestern wurde mir vom Buschfunk obige Todesanzeige zugesandt. Ohne Heiner Kondschak, den ich schon in den frühen Neunzigern am LTT in Tübingen kennenlernte als einen beeindruckenden Menschen und Musiker und und und, wären meine zwei ergiebigsten Theaterarbeiten „Rio Reiser / Kaiser von Deutschland“ sowie „Gundermanns Tankstelle der Verdammten“ so nicht möglich geworden. Heiners Name war bei Buschfunk der Türöffner schlechthin. Dafür tieftrauriger und ewiger Dank.

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„The storms are raging on the rolling sea and on the highways of regret.“

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Wallhausen bei Konstanz / Richtung Mariens‘ Schlucht / Gesperrte Wege / 31. Juli 2024

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Da lese ich halt gerne Zeitungen in dem Café. Hätte man mir dies vor Jahren vorausgesagt, ich hätte wohl geweint. Es sind Schritte um die Ecke. Übelst überteuerter Wein. Die Zeitungen, die ausliegen, werden von Tag zu Tag dünner. Vor allem geistig. Eine Küche von der zu schweigen geboten ist. Junge Menschen klappern sich laut an. Schwiegereltern auch. Schlimm und schlimmer. Die ein oder andere freundliche Bedienung. Alten Männern um den hängenden Bart gepinselt wird dann. Ich war immer ein überzeugter Trinkgeldgeber. Gespräch. Adele. München. Hat sie noch nie erlebt. Sagt sie.

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Jetzt Auftritt alter Sack: Hat Adele „Make You feel my love“ gesungen? In dem Tempel, da die Musikanten nicht mehr zum Volk reisen, sondern das Volk locken. Quatsch! Zwingen! Was hat das gekostet, das alles? Über 300 Euro? Für das eine Lied lohnt sich das? Warum? Ist nicht von Adele? Nee.

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Tut mir leid, oh Alkmene

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Heute fiel das überhitzte licht wie eine axt

Auf die glimmenden dächer

Und

Der himmel drohte an

Gewitter die vor mir

Zerbröselten in erwartung

Ach

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„Optimisten sind Leute, die die Strukturen nicht durchschauen und die Spielregeln nicht kennen.“ (Günter Neutze)

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Hellas / Epiros / Pedika / 12. August 2013

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Begegnungen in matten Rückspiegeln

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Wie es mir denn gehe

Nicht wohin ich gehe

Müde schimpansengrinsend vom stromgetriebenen

Fahrrad herabsteigend

Danke der Nachfrage

Wie es uns denn Euch

Da man zufällig

Unter abnehmenden Monden

Sich trifft

Keine Zehn mehr im Ziel

Postolympisch

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Blätter zupfte ich oh Margerite

Sie liebt mich Sie liebt mich

Auf fremden Handtüchern

Lagst Du der See glänzte verhalten

Lediglich deine vorauseilenden

Diese Tigerzungen

Bleiben mir in Erinnerung

Du warst schneller

Meine vorsichtigen Fragen weg zu zappen

Hülsen bleiben liegen

Auf schlecht ausgeleuchteten Bühnen

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Treffen wir uns ein nächstes Mal

Messen wir uns

Im Schweigen

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(im august 2024)

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Hier der Text zum Lied.

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„Alkohol ist eine Granate mit der man unnötige Zeit wegsprengt.“ (G. Neutze)

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2017 / England / Südküste

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Ich war eine paar Tage unten am Bodensee. Altherrentreffen plus – Verzeihung – inkludierter Damen. M8a. Komprimierte Sommertage. Trocken hingereist. Feuchter abgefahren. Siehe Überschrift. Die Heimat halt und die beeindruckenden Landschaften. Diesmal auf der Bank eines E-Motorrollers. Dranbleiben am Atmen der restlichen Zeit.

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Heimreise. Lese vom Tod von Wolfgang Rihm. Schwammige Erinnerungen. Ein alter Konstanzer Freund damals, der von diesem Künstler schwärmte. Wieder mal vom einem Tod lesen, der wie immer seine Zeit brauchte. Sich streckte und dehnte und schmerzte bis zur Gnade einer erlösenden Himmelfahrt.

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Tags darauf. Zuhause. Nachklapp. Rihm vertonte, um seinen Abschied wissend, Verse eines ihm bis dahin unbekannten Dichters. Uwe Grüning. DDR-Bürger. Selbstredend eigentlich. Vom Überwinden der Zeit. Auch der letzten Tage. Die verheißen nichts und bleiben schwer und leicht. Wie jeder Sommer und seine Versprechen.

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Überwundene Zeit

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Der Sommer verrät schon das Land.

Die Mühlenflügel

stehen still wie mein Schicksal.

Jeder Spiegel scheint blicklos.

Die Augen regen sich nicht.

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Alles

scheint ohne Gewalt

und wird

unendlich leicht

wie mein Leben

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Immer, wenn ich den See besuche, verabschiede ich mich. Wovon? Von den Bildern? Von den alten Freunden, die dort unten noch eine Art von letzter Verheißung wittern? „Schon schön hier!“ Sagen wir da immer vor uns her. Ein Reflex, der bleibt. Nochmal unten Uwe Grüning. Der mir jetzt bekannte Dichter, der wenige Tage vor Rihm gestorben war. Nicht ganz einfach im Antiquariat einige seiner Werke zu bestellen. DDR-Erbe halt.

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„Landschaften sind selten, doch niemals gleichbleibend schön allein aus sich selber. Sie bedürfen des beglückenden Augenblicks, eines Frühjahrleuchtens, eines sinkenden Widerscheins, eines erfüllten Gefangenseins in Wehmut und Erwartung. Tritt die Erinnerung nicht hinzu oder eine empfundene Verwandtschaft mit dem eigenen Dasein, so bleiben sie seellos.“

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Manchmal denke ich, man sollte bevor man ins Reich seiner Erinnerungen eintreten muß, will oder darf, ein Ticket lösen. Müssen? In gereimter Form. Oder ein Lied.

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Der Schwarze Hund bestreitet seine Schuldigkeit und weist zurück

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Ehemaliges Ferienheim / in den Wäldern nahe (sic!) Kummersdorf / Brandenburg / 22. Juli 2014

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Schwarzer Hund und Dämon ‚Tief in den Gläsern‘

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Es stritten die Gelehrten

Welche ihn zuerst beehrten

Die zähen Rotten Schwarzer Hunde

Oder wenn zu später Stunde

In tausend finsteren Kaschemmen

Wo echte Buben keine Memmen

Stemmten Krüge Kelche Pfeifen

Ließen dort Dämonen reifen

Die wurden schnell zu Reichsverwesern

Auf leichter Schulter tief in Gläsern noch

Trudeln die besseren Zeiten ins Loch

An den Rändern bange Blicke

Wer lenkte jenes Manns Geschicke

Dir mein Freund der letzte Nächte noch besang

Ein weiterer Wein schon wird dir bang

Im Stolz auf Heimkehr schwankend

Dionysos bedankend

Der nächste Morgen nebeltrübe

Es tanzt die Kälte durch die Rübe

Der Schwarze Hund er winkt den Reichsverwesern

Es grinst der Dämon ‚Tief in Gläsern‘

Greift sich ans Herz

Und greint

Wiedervereint

Der Hundeschmerz

Begrab’nes Herz

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(gießen / kalter truthahn / sommer 2024)

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„Gott wird das ein Plansch geben!“ (Jura Soyfer / Weltuntergang oder »Die Welt steht auf kein‘ Fall mehr lang« )

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Peratata / Kastro / Festung Agios Georgios / Kardamilli / 30. Juni 2023

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Versuch angesichts vergangener Weltuntergänge lose Enden miteinander zu verknüpfen

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„Als Dylan die Bühne betrat, streckte Hilbig seinen Arm mit der zur Faust geballten Hand wie ein Boxer nach vorn. Es sah aus, als würde er bereit sein für die letzte Runde.“ (Michael Opitz / Wolfgang Hilbig – eine Biographie)

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Gelegentlich, in letzter Zeit häufiger, stoße ich beim ziellosen Herumlesen auf mannigfaltig herumbaumelnde lose Enden. Eben jetzt bei und über Wolfgang Hilbig, der gefördert wurde, Heizer noch, schreibendes Prekariat, von Franz Fühmann, jenem Großmeister der Mythenerzählung, da beide verband die Liebe zur Romantik, Counterpart zu jenen scheinbar weltwissenden Aufklärern, ETA Hofmann und vor allem der nun von mir zu entdeckende noch, Novalis, eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, tätig im Bergbau, der erschloss die Braunkohlelagerstätten in der Gegend um den heutigen Tagebau Profen, unweit Hilbigs Geburtsort Meuselwitz, der heiratete und wirkte auch in Freiberg, wohin ich mit der Gattin die erste Reise nach dem ersten Lockdown und dem Verlust aller Tätigkeit antrat, ins Erzgebirge, welches durchlöchert, durchgegraben, ausgehöhlt, entleert, befreit vom Silber, den Erzen und ließ hunderte, tausende Männer zurück in den Stollen, Wiedergänger, Gespenster, unterirdisch rumorende Geschichten.

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Wolfgang Hilbig, der aufwuchs, malochte, boxte, zu schreiben begann in jenen Meuselwitz, halb Sachsen, eigentlich aber Thüringen, mitten in den Abbaugebieten, Profen in der Nähe, wo ich im Sommer 2000 spazieren ging mit einer Liebe, in Leipzig probte ich den Teufel in einen Faust-Projekt, und wir in die gigantischen ausgebaggerten Abgründe blickten, nicht ahnend, zumindest ich, dass dies nur der Beginn war eines unendlich tiefen Falls in schwarze Gruben, ein Einbrechen, was mich 5 lange Jahre begleiten sollte und führte in diese gesichtslose Stadt, in der ich lebe immer noch.

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Jener Franz Fühmann, einer der vielseitigsten Schriftsteller und Kinderbuchautoren der DDR, der beschloss 1974 im Mansfelder Land über Bergbau zu recherchieren, er selbst unter Tage fuhr, arbeitete wie jeder andere Bergmann, für ihn der Schacht war ein Ort der Wahrheit, ein Urerlebnis, ein Tummelplatz von Geistern, die etwas zu erzählen hatten, der dann starb, gebeugt in einer kargen Schreibgarage in Märkisch-Buchholz, wohin ich radelte in brütender Hitze 2014 durch den schlingernden märkischen Sand, über sein Spätwerk „Im Berg“, Fragment, unvollendet, der Bericht eines Scheiterns und dessen Traktat über Georg Trakl, der „Sturz des Engels“, oder wie es ursprünglich betitelt war „Vor den Feuerschlünden“, ich 1991 erst in Tübingen, dann in Thüringen las und spielte als ein schwergewichtiges Solo, den Engel ich dann vergaß, bis ich ihm 2019 wiederbegegnete in Hoyerswerda, im Tagebau Welzow, da ich Texte und Bilder sammelte für meine Arbeit „Die Tankstelle der Verdammten“ über den Sänger, Baggerfahrer und Poet Gerhard Gundermann, meine letzte Inszenierung hier vor Ort unter der Fuchtel der gerne kunstfrei Machtbesessenen.

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Und immer wieder singen in all den Jahren von den Weltuntergängen, wie auch Hilbig oft umkreiste das Ende aller Enden, als stünden die endgültig letzten Erschütterungen nicht vor der Türe, sondern haben lange schon lange stattgefunden oder ereignen sich tagtäglich, unbemerkt oder Trommelfelle platzen lassend und ein Finger weist hinüber zu Jura Soyfer der, Jude, hundert Jahre ist es her und war schon damals keine Neuheit, aus Charkiw fliehen musste mit den Eltern nach Wien, landete in dieser Stadt des fröhlichen Sterbens, den Heldenplatz vor Augen und schrieb ein monströs komisches Theaterstück: Weltuntergang oder »Die Welt steht auf kein‘ Fall mehr lang«

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Und wie sie weiter eiert durch das Universum, die Welt, welche lediglich der Planet Erde ist, krumm, schief, hechelnd, grausam, ignorant, besetzt und gefoltert von einer Spezies, die versucht ihre eigenen Geister, Gespenster, Götter, Ahnen und Erfahrungen zu ignorieren, totzuschweigen, zu übertünchen und ordinär zu schminken, aber dort wo Mondkrater aus der Landschaft gebaggert werden, wurden, atmet es weiter und die Wiedergängerin Brigitte Reimann ruft in die Nacht des Jahres 1957: „Hoyerswerda ist überwältigend, das Kombinat von einer Großartigkeit, daß ich den ganzen Tag besoffen herumlief.“, so hoffnungsbesoffen, wie ein jeder einmal sein sollte.

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Wolfgang Hilbig, vom nahenden Tode markiert, war überglücklich, als er am 3. Mai 2007 von Freunden im Rollstuhl in die Max-Schmeling-Halle geschoben wurde, der alte Boxer, den eine gute Freundin und Begleiterin seiner letzten Tage, Christiane Rusch, als wandelndes Bob-Dylan-Lexikon bezeichnete und mit ihm zusammen ein allerletztes Gedicht verfasste:

als sie noch jung waren die winde

war ich verworren

und blind und taub

für ihren gesang

jetzt wenn ich das land durchstreife

und nicht mehr weiß

wo ich bin

und nichts mehr wissen will

in meinem herzen

denk ich an die winde

die alt geworden sind

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PS: Eines nur bemängelte der begeisterte Dichter, dass Dylan nicht sein Lieblingslied auf die Setlist geschrieben hatte, welches ich nachreiche den Gespenstern zu Ehren.

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„Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“ (TonSteineScherben)

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Gießen / Theater / Das Team nach der letzten Vorstellung von“Rio Reiser“ / Mai ’19

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Teile heute einen Text aus dem Newsletter des Buschfunk -Verlags:

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Liebe Scherben-Kundige und Vertraute 

Auch unseren letzten Newsletter vom 30.Mai 2024 hat er zur Kenntnis genommen. Seine Frau Anne rief an und verriet, Lanrue würde sich sehr über den Banksy-Kalender 2025 (!) und den Kalender mit den ungewöhnlichsten Fußballplätzen auf unserer Welt freuen. Er hat in beiden noch geblättert und sich auf seine, für ihn typische Art darüber gefreut, so einen gewissen Schalk in den Augen.

Lanrue und Rio – zweimal Ralph. Rio war fünf Tage älter. Sie lernten sich als Jugendliche irgendwo zwischen Darmstadt und Aschaffenburg kennen. Der Ort hieß  Nieder-Roden. Der eine lernte Fotograf, der andere Dekorateur und hatte zugleich erhebliche fußballerische Ambitionen. Zeitversetzt gingen sie nach Westberlin und gründeten Ton Steine Scherben, später nach Fresenhagen (zwischen Niebühl und Flensburg).

Einmal dachte Lanrue, er müsse sterben. Der Gitarrist und Komponist der Scherben wurde wie die gesamte Mannschaft durch einen Polizeieinsatz in Berlin-Kreuzberg, am legendären Tempelhofer Ufer 32, aus dem Bett geholt. Mitten in der Nacht drang die Staatsgewalt mit gezogener Maschinenpistole in die WG ein. Das ist lange her, aber irgendwie noch präsent. 

Sehr lange hat Lanrue gegen eine schwere Krebserkrankung angekämpft. Er wollte nicht sterben. In der Nacht zum 14. Juli 2024, als würde ihn sein Geburtsland Frankreich am Nationalfeiertag zurückholen, wurde er letztlich von dieser unaufhaltsamen Krankheit befreit.

Wir sind unendlich traurig.
Wir kondolieren seinen Nächsten.
Die BuschFunker

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Schließe mich an. War eine klasse Zeit einstens, als ich mich berufsbedingt durch den Fundus der Scherben graben durfte. Hier ein schöner Nachruf.

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