Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 09

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Strand / Matala / Kreta / Hellas / 11. September 2009

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Beitrag eines alten weißen Mannes zum heutigen Klimastreik. Hugh! Da war diese Brücke über ein Flussbett auf dem Weg zum Strand in Matala. „War da früher mal ein Fluß?“, fragte die Liebste. „Morgen kann da schon wieder einer sein!“, war die Antwort. „Kann man sich gar nicht vorstellen!“ Tja, so simmer halt wir Aufrechtgeher. Zwei Tage später – siehe oben – es war ein 11. September, schwamm ein großer Teil des Strandes im Meer rum. Im Swimmingpool unseres kleinen Hotels oberhalb der Bucht trieben tote Ratten, die die Flut da reingespült hatte. Das war 2009. Normalerweise käme der heftige Regen erst im November. Normalerweise. Ein Wort, welches aus dem Duden gestrichen werden kann. Eigentlich eigentlich auch.

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Das erste Mal auf Kreta war ich im Oktober 1997. Auch Südküste. Bei Lendas. Hat ein alter Freund ein Häuschen dort. Immer wieder hingen dicke graue Wolken an den Bergen im Hinterland fest. Aber es waren nur Andeutungen. Auch der Euro war noch fern. Drachmen. Ein weiteres der verendeten Worte. Man erwartete, freute sich sogar auf den dringend benötigten Regen. Ein paar vereinzelte Tropfen aber lediglich. Mehr gab die Prostata des guten, alten Zeus, nebenberuflich auch für das Wetter verantwortlich, nicht frei. Oft oder gar normalerweise käme der große Regen im Frühjahr, gewaltig und dann müssten auch die Straßen unterhalb der Berge wieder neu von Bulldozern geschoben werden. Eigentlich normalerweise.

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Sanfte Übergänge, Rhythmen, Mondkalender, Erntedankfeste on time, vermeintliche Verlässlichkeiten schwinden. Jahreszeiten? Wo sind die eigentlich hin? Werden bestenfalls noch in den Medien hysterisch, fast schon verzweifelt beschworen. Mit verklärten Bildern, die die Kinder und Enkelkinder nie mehr in natura sehen werden. Schnee. Buntes Laub. Unlängst sagte mein Nachbar zu mir, wir saßen in der Dämmerung im Hof und wurden nicht von Schnaken gestochen – viele werden jetzt sagen, seid doch froh – also sagte mein Nachbar zu mir: „Mein Sohn wird, wenn er groß ist, nie mehr von Vogelstimmen geweckt werden! Die haben einfach nix mehr zu fressen!“ Ein Grund mehr ins Auto zu steigen, in die Stadt zu fahren und dort diese kleinen digital singenden Vogelhäuschen zu kaufen, die man ins Klo hängt und wenn du dann dort eintrittst, piept dir eine Nachtigall den Ballast aus dem vollgefressenen Körper. Normalerweise. Außer die Strassen sind so verstopft wie das Hirn. Was normalerweise eigentlich denken sollte. Normalerweise ist das eigentlich so. Schallt es dieser Tage aus den Bierzelten der Republik. Wir müssen weiter leben normalerweise und eigentlich. Jedoch ohne Denken? Kann Nachdenken Spaß machen? Normalerweise. Eigentlich. Gelegentlich wär schön. Think!

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Wahrscheinlich ist dieser September, den ich ganz am Anfang leicht schwärmerisch besang, bald auch nur noch eine Fußnote als ein September im September der mal einer gewesen. Unberechenbar statt normalerweise? Die Lieder bleiben. Kindisch zwar, aber ich habe mir wieder einen billigen, hübsch rauschenden Plattenspieler gekauft. Der Vergangenheit ist das egal.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 08

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Gießen / An der Lahn / September 2023

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Manchmal setzen dich die Kreisel, welche ein fremdes Leben vollführt, zurück auf’s eigene Lebenskarussell. Was für eine seltsame Zeitreise gestern Abend vor der Glotze ich mit Rudi Völler erleben durfte.

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Sommer 2000. Wiesbaden. Meine damalige Gefährtin, Schauspielerin mit allen Fasern ihres Leibs und Herzens, arbeitete sich den Arsch ab am Staatstheater Wiesbaden. „Me too“ war noch nicht erfunden. Ich hatte gerade in Leipzig ein wildes Projekt absolviert und nach drei turbulenten, auch oft unlustigen Jahren einer Fernbeziehung Köln – Hessen, war der Entschluss gefallen zusammen zu ziehen. Nach Mainz also. Kloppo kickte dort noch. Ich saß nun oft, der Dinge harrend, in Hessens Hauptstadt meist in einem der innerstädtischen Biergärten und guckte EM. Auf kleinen Bildschirmen noch. Größer war aber auch der Fußball nicht, den das damalige Team unter Ribbeck, den Erich, vor sich hinrumpelte. Das Jahr in dem ein deutsches Vorrundenaus erfunden wurde. Ich ahnte noch nicht, daß auch mir ein solches bevorstand. Baldigst. Und ohne Abfindung.

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Dann ein sehr heißes Sommerende in Mainz. Ich renovierte, fast schon tobsüchtig, eine riesige Wohnung über zwei Stockwerke. Mit Sauna, Balkon, Dachterrasse, Jacuzzi und und. Die geliebte Schauspielerin probte an neuer Wirkungsstätte. Junger Regisseur. Wieder lebte ich in einer Fernbeziehung, diesmal in geographischer Nähe. Rudi hatte die Elf übernommen und ich saß, farbverschmiert, schwitzend, erschöpft vor der Glotze und die eben noch Lahmen waren aufgestanden wie einst Lazarus und fiedelten Spanien ab. Jetzt wird alles gut, dachte der ewige Bub in mir, der gerne den Ausgang einer Kickerei zu einer Art Zukunftsprognose „hochsterilisierte“. Ihre Probe dauerte zu lange und meine Euphorie war in einen traurig aggressiven Suff gekippt, als sie nach Hause kam, anderweitig euphorisiert. Es ist kein glücklicher Stern aufgegangen in der Nacht. Wenn, dann war es der Kampfstern Galaktica. So landete ich nach heftigen Gefechten in Gießen.

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Und gestern, die Frau die mir seit etlichen Jahren auch mal die Flügel stutzt, damit ich weiterfliegen kann, lag schon im Bett, staunte ich, vom Deja vu geplättet, wie schon wieder die Lahmen und Blinden des letzten Samstags sich über das Dortmunder Grün arbeiteten. Können die jetzt fliegen? Zumindest in Ansätzen? Fast meinte man Freude in ihren Augen zu erkennen. Und nun? Wenn Tante Käthe nicht weitermachen will: ich wäre für den General aus den Niederlanden. Was iss mit Loddar? Die Jugend benötigt wohl gerne klarere Ansagen. (Triggerwarnung: Ironie!)

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Wir werden alt und sind’s doch schon und sehnen uns zurück nach Zeiten, in denen wir meinten die Veränderung noch in eigener Hand zu halten wie das schwächelnde Glied. Pustetorte. Wir werden verändert. Wie Lou Reed zum September Song präludiert: Als es Zeit wurde, kreuzte sie meine Pfade.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 07

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Küchentisch / Löbers Hof / Gießen / September 2023

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Als der Humor noch ohne Warnhinweise auskam, gab es einen herrlichen Film. 1978 oder so war es. Der Angriff der Killertomaten. Schwer beleidigte Tomaten greifen alles an, was sich ihnen ihn den Weg stellt und verarbeiten die Opfer zu Ketchup. Aktueller geht es kaum in diesen kuriosen Tagen, die den Humor aus den Körpern und Köppen jagen mögen und alles einem absurd ernsthaften Blick auf selbstverschuldete Apokalypsen und Dystopien unterwerfen wollen müssen, dabei aber stets auf der Suche nach dem BIG Schuldiger oder den BY CHANCE Schuldikessen. Eine Art von Billigkeit, die dieser Billigkeit, von der der verehrte FZ sang, diametral entgegensteht. Harry, hol schon mal die Wagenknecht! Mir ward mal wieder schlecht. Noch ein Horrorfilm. Die meinen das aber Ernst. Here Fido! Here Fido!

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Was diesen fürchterlich billig lustigen Film ausmachte war, daß man dabei zusehen konnte, wie die ganze Veranstaltung sich vor allem aus beabsichtigten Fehlern und Zufällen zusammensetzte. Die Killertomaten waren riesige Pappmachekugeln, die unkontrollierbar vor den Kameras rumrollten. Wurscht wie vegan. Bekifft sein hat schon was. Und der willentliche Kontrollverlust eh. Die Schauspieler, geschult in Sachen Selbstironie, wurden aus dem Cast der Schulmädchenreports sieben bis dreiundzwanzig entliehen. Bescheuerte Normalitäten. Wie schön.

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Griechenland, Libyen, Slowenien, Florida, Japan, Bierzelte, Wolfsburg, Marokko und und und erleben dieser Tage Horrorfilme, deren Drehbücher nicht mal Roland Emmerich zu schreiben gewagt hätte. Hier in Gießen verbeißt man sich in Verkehrsversuchereien. Vergeblich. Wird aber auch demnächst verfilmt. Arbeitstitel? Die Rache der Leberwürste. Oder: Eat my Vorstadtkennzeichen! Würde ich gerne das Drehbuch für schreiben. Habe aber leider keine Zeit mehr für. Rudi Völler hat mich eben angerufen.

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Lugerth, was schreibsch etz do wieder für ein Scheiß? Der Grund? Einen gibt es immer. Nie wieder Mangold! Nie wieder Zucchini! Man kommt nicht nach mit der Ernte. Heute Nacht träumte mir, wie riesige Zucchinikugeln mich rund um Gießen über die von Autofahrern bejagten Fahrradstraßen trieben. Als ich einen Pommes gabelnden – mit gaaanz viel Ketchup –  Ordnungshüter darauf ansprach, würde der wütend und hielt mir seine Kelle direkt vor die Nase. Die aber war ein monströser Bund Mangold. Ich glaube, ich sollte demnächst es vermeiden zu träumen. Oder einen Stand auf dem Wochenmarkt beantragen. Bis denne. Und immer noch iss September. Willie Nelson zum zweiten. Mit Sohn. Her mit dem Regen!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 06

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Red Beach bei Matala / Kreta / September 2009

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Back to school. Also, ich war der Lugi. Dann gab es noch den Micki, den Uli, den Siggi, die Pedie, den Winnie, den Andi, die Andi, die Geli, den Olli, sogar einen Jürgi, Klausi auch und den Zimmi (war ausnahmsweise Lehrer) und never forget Albi! Die WG – Band bestand aus Yogi, Jacki, Robbie und Tommi! Die Hansis nannten sich oft Johnny. Sind das noch Namen? Möglicherweise waren es die Zeiten oder diese süddeutsche Sucht nach der Selbstverniedlichung. Möge man mich bitte! Ich bin doch so lieb! Man schleicht sich geschmeidig aus der Verantwortung. Nur so eine Behauptung!

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Jetzt, nach den Dekaden der Klinsis, Jogis und Ollis, diesen lähmenden Dekaden, die sich nicht zwischen Selbstüberhöhung und der damit einhergehenden Selbstverzwergung entscheiden konnten, hat es Hansi erwischt. Endlich, mag ich gerne aufseufzen. Wohl zu spät. Ein Rudi übernimmt. Nach 2000 scho wieder. Wenn es auch nur Stunden sind.

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Peinlicherweise erreichte mich die Nachricht der seit 2018 überfälligen Demission des hoffentlich letzten Mitglieds des vermeintlichen Gescheitletraineradels aus BW in dem Moment als die Korbleger Weltmeister wurden. (Kurzer Gedanke: Noch nicht mal respektvoll kommunizieren kann der DFB. ) Und der Trainer ist Kanadier und heißt Herbert statt Herbie. Dann wäre er ja wiederum ein Käfer. Gut so! Wunschbundesanweiser ist bekanntlich Kloppo. Isch aber auch ein Schwoab! Wird er nun ab 2024 zum Kloppi? Oder wird es der Julian Nägeli?

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Wenn man ein Haus über Jahrzehnte vor sich her und hin verrotten lässt, ist irgendwann selbst der Abriß keine Option mehr. Auch wenn es am Strand steht. Die dort anlegenden Boote holt keiner mehr ab. Warten wir zu lange?

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Nachklapp 11.9.: Ferndiagnosen sind fragwürdig. Sah ich aber in letzter Zeit Hansi F’s Augen in die Kameras oder ins Nirvana blicken, meinte ich in den Spiegel zu schauen. Ein schwarzer Hund von beträchtlicher Größe saß da mit auf der Trainerbank oder in der Pressekonferenz. Wenn der einst geschätzte Umarmer die ehemals gerne Umarmten nicht mehr umarmen darf und keinen Plan B hat, wenn die Harmonie einstürzt und das Vertrauen diffundiert, wird es böse für alle Beteiligten. Ich weiß, wovon ich spreche. Eine Seele reibt sich wund und wunder. Überkommene Führungsmodelle funktionieren nicht mehr bei den allgegenwärtigen Egoshootern. Oder vielleicht nur noch die ganz, ganz, ganz alten. Stillgestanden! Wegtreten!

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Und sprechen wir weiter und öfters von den schwarzen Hunden. Heute im Sportteil der FAZ ein beeindruckendes Foto. Seitenlinie. Thomas Müller wird eingewechselt. Wie er seinen alten Weggefährten dabei anblickt. Er weiß vom bevorstehenden Ende und dem Tanz des schwarzen Hundes. Kein Trost mehr möglich. Man versucht es dennoch. Schon wieder symphatisch.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 05

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Kreta / Blick auf den Komos Beach / Matala oder Pitsidia / September 2009

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Ich bin der Dreck unter deinen Walzen

Ich bin dein geheimer Schmutz

Und verlorenes Metallgeld

(Metallgeld)

Ich bin deine Ritze

Ich bin deine Ritze und Schlitze

Ich bin alle Tage und Nächte

Ich bin alle Tage und Nächte

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Ich bin hier (Aye-ah!)

Und do bist mein Sofa

Yeah-ha-ha-ay

Yah-ha

Yeah, my Sofa

Yeah-ha-hey

(FZ / Sofa No 2)

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Hä Lugerth, was hat denn das wieder mit dem September zu tun? Ganz einfach: die gute alte Ambivalenz dieses Monats, von der ich oben schon schrieb. Mein Eindruck dieser Tage, da liegt ein Land (Ja! Verallgemeinerung! Güldet aber!) trotzig, aggressiv und eingepennt auf dem Sofa, der reuige Finger aber huscht über die Bedieneroberflächen und fordert Aufbruch, Veränderung, ein mutiges Vorwärtsstürmen und Tore auch gegen höherklassige Gegner. Ja wie denn? Soll dann der Zeitgeist dich auf deinem Sofa gen Utopia tragen, während du dabei noch eine Lieferpizza abnagst? Oder wie Olaf der ehemalige Eisbär und nun Pirat Jakob Sperling fordert: Ein Pakt müsse her und wir dann alle moderner, sicherer und – mit drei bis siebenundzwanzig Ausrufezeichen – SCHNELLER! Vorwärts und rückwärts gleichzeitig, statt gebremst gescheiter? Weiter! Heiter! Immer blöder? So wie die Stones, die gestern, ja ich habe global vernetzt geguckt, in einem altvorderen hübschen Theater einen komplett belanglosen neuen Song vorstellen? Peinlichkeitsvideo: Blondine räkelt sich und fährt ihre Peaches durch LA? Oh wie traurig! Lassen die alten Säcke ihre Songs jetzt von der KI erstellen? Auf’m Sofa? Dennoch: Sofa ist cool. Ein meanwhile nicht mehr geschätztes Sitzmobiliar. Hä? Was redest Du? Besuche die üblichen Start – Up – Pages. Da hängen sie in den Polstern und ruinieren ihre Bandscheiben. Wurscht! Rückgrat wird eh überschätzt. Eat the Rich. Iss auch besser so!

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Dann las ich noch eben, Venedig möge demnächst Eintritt verlangen. Erinnerte mich an meine Onkels in der DDR. Eigentlich an alle, aber einer von ihnen war ein ganz besonders fanatischer Postkartensammler. Kurz nach der Wende besuchte ich ihn am Müggelsee und wir wühlten uns durch seine Karteikisten und er erzählte von seinen Reisen, die er Bilder betrachtend, einst antrat hinter den Mauern. Manche fehlende Postkarte hatte gewiß ein eifersüchtiger Zöllner einkassiert. Und so aber mitträumte. Nachts. Im Kopp. Zwei verfeindete Mannen mit vereinten CO2 – Fußabdrücken. Man kann die Welt auch per DIERCKE – WELTATLAS erfahren. Hier wird der Zeigefinger mal sinnstiftend eingesetzt.

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Geht das? Etwas verändern auf dem Sofa liegend? Vielleicht. Manchmal mag dazu eine Melodie ausreichen, die man nur erahnt. Man spart sich etliche Worte. Bleibt auch vorwurfsfreier, denn auf ihren Inseln träumen die Trottellummen alle davon Brüder und Schwestern zu werden. In der Hoffnung doch ein Anderes zu sein. Den täglichen Stürmen ist das aber wurscht! Uff! Ich habe mich wiederholt! Passiert! Dann singen wir nochmals das gleiche Lied. Aber selbstredend anders. Aber wie einst!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 04

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Sovetsk / Oblast Kaliningrad / Foyer plus Rezeption im Hotel Rossija / September 2017

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Tja wie war’s den damals so? Gewiß erinnert sich ein ehemaliges Gegenüber präziser an dein Tun, als du dazu in der Lage bist. Auch wenn du es noch so penetrant wiederholst. Das „So war es aber!“ Aiwangern nennt man es seit diesem September, der zwar so heißt, aber mag nun mancher rufen, der gar nicht mehr ein solchiger sei. Erst brennt Griechenland ab und jetzt ersäuft es. In Gießen brettern Autofahrer stinkefingrig über die bis gestern noch Fahrradstraßen. Sie haben ja jetzt RECHT! Diskutiert man mit einem Juristen über das „Nun sein Recht gekriegt haben“, stolpert man gerne mal über einen absurden Dogmatismus. Recht sei eben Recht. Der Faktor Fehlbarkeit aka Homo vermeintlich sapiens wird außer Acht gelassen. Als wäre man damals auf dem Sinai bei der Übergabe der Gesetzestafeln eigenhändig dabei gewesen. Ich bin ein großer Freund der Verwirrungen und Unsicherheiten, gestehe aber daß dieser September etwas zur Übertreibung neigt. Da isser wieder, der SOSOSOMEHRMEERHER, jubelt es vor sich hin. Wieder eine halbe Seite Zeitung sinnfrei gefüllt. Ambivalenzen in allen Ehren, aber wenn die beiden Pole an denen gezogen und gezuppelt wird, immer weiter auseinander liegen, wird es mal wehtun. Man Vater trainierte seine Muskeln gerne mit einem Expander (Triggerwarnung: Nazisportgerät!) und einmal war eine der geringelten Federn arg morsch und das Ding flog ihn um die Ohren. Das tut weh. Zuviel Spannung. Wo früher wir doch sangen, in der Gefahr und in der Not brächte der Mittelweg den Tod. Weit gefehlt. Erkennt man spät. Gemüse aber jubelt über späte Hitze und treibt den Gärtner vor sich her. Wer soll die Monster verwursten?

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Septemberblues bleibt gerne mal länger. Man muß den Schwarzen Hund fest an der Leine führen. Oder den Fernseher aus dem Fenster schmeißen. Ein alter, etwas durchgeknallter Freund von mir tat dies einst in Freiburg. Die BRD hatte, was damals nie vorkam (Vivat die Erinnerung!), ein Fußballspiel verloren. Fliegt jetzt Flickens Hansi mit? Mein Vater warf bei Gegentoren lediglich seinen Schlappen in Richtung Glotze. Facetten des jähen Zornes. Danach ein Bier trinken geh’n. Ist leider ausgestorben. Fast.

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Doppelgänger? Wladi trifft Kimmi zum lustigen Raketentausch. Die Eingangstore in das Reich der Vergangenheit leuchten manchmal verführerisch. Es ist eine Chimäre. Siehe obiges Bild. Mancher Depp ist sich für nichts zu schade. Wir checkten damals ein – Kulturaustausch – und schmunzelten. Vor der altvorderen Arroganz ist keiner gefeit. So mag man sich täuschen wollen. Als ein alter Linksverteidiger damals noch, die dieser Tage sich zu RECHTsverteidigern umgeschulen lassen werden wollen. Und so schwöre ich dem verehrten Beckett ab: Kokettes Scheitern ist einfach nur Scheiße. Und der Sand läuft zu schnell durch das Stundenglas. Noch nicht, Hilde. Aber gleich. Oder irgendwann. Noch sind wir hier. So isses, Frau Knef.

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 03

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Hellas / Kreta / Auf dem Markt in Mires / Mein damaliges Moped / September 2009

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Der Songtext ist schuld. Mai bis September. Wird gesungen. Mai oh Mai. Alles neu und also heraus zum ersten Mai. Es lebe das Ritual. Hoffnung. Man versammelt sich auf manchmal schlechter beheizten Plätzen. Entgeltfreie Solidarität wird beschworen, besungen, versichert. Bratwürste versinken im Bier. Auf die alte Lederjacke tropft Mayonnaise und spätestens im Oktober feiern wir dann eine Revolution. Oder wenigstens eine Revolte. Rot glüht die Nase in Zuversicht und Alkohol. Oder auch nur ein Geburtstag wird begangen. Ruft die Waage in mir, die den Zaren nicht erschossen hätte, um neue Zaren zu züchten. Doch der September, der gerne noch nach vorne blickt, aber gelegentlich dann schon mal zurück, grinst sich einen. Im nächsten Mond, ihr Großmäulchen des Monats Mai, im etwas ehrlicheren Monat Oktober werden wir den sich anbahnenden Untergang besingen müssen. Oder dürfen? Ein herannahender Winter der irrenden Herzen, böser Nebenkostenabrechnungen und noch böserer Badetemperaturen ist nicht zu beklagen, sondern schlicht eine Tatsache. Utopia gab es nie, oh Wolfsmensch unter den Wölfen, die man nun wieder abschießen soll. Es jubeln die Schafe. Wer aber entdeckt nun denn mal endlich Atlantis? Das Versunkene, welches vor dem eigenen Versinken bewahren mag? Gab es jemals eine Revolution im Interesse einer Hoffnung? Jenseits der Eitelkeit? Und wo liegt das Wrack rum, an dem man rumschraubt in der irren Hoffnung das Ding noch mal an die Oberfläche zu hieven? Ist es am Ende dann nur Leonardo di Caprio, den man aus den Fluten zieht? Die Kopie der Kopie der Kopie? Kate Winslet hat sich wahrscheinlich längst vom Acker gemacht. Frauen können besser schwimmen. Jene, welche damals am schnellsten nach vorne rannten, heulen heute am lautesten auf, wenn die Nachgeborenen mit dem Schwert Veränderung – und sei diese auch noch so sinnfrei – herumfuchteln. Fragt Sokrates oder den Mann in der Tonne. Heute wieder Sonne. Und der Herbst nur meteorologisch. Doch der September tut so, als sei der Tod nur eine Option. Wenn man sich konzentriert und gelassen weiter atmet, rausche er an dir vorbei. Charon wird so arbeitslos. Denkste Puppe! Trotzdem schön dieser Balanceakt zwischen Verweigerung der Realitäten und den panischen Wadenkrämpfen.

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Wenige Tage im Kalenderjahr an denen so viel gelogen wird wie am Mai dem Ersten. Natürlich gut gemeint. Geboren werden Jahre gerne am ersten Januar. Die Vorsätze da? Weia! Man mag den ersten Mai so fast entschulden. Demnächst zu den Vorsätzen und den damit verheirateten Mülltonnen.

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Und eine kleine Alltagsbeobachtung. Selbstredend darf man diese Nasen niemals wählen. Aber der bis jetzt einzig zündende Spruch auf den Wahlplakaten allenthalben ist: Realisten wählen … Dings. Wie erobert man sich seine Realität zurück? Gewiß nicht mit altvorderen Reflexen. Uff!

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Oh, it’s a long, long while / From May to December / But the days grow short / When you reach September / 02

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Kiel / Förde / Vom Schwedenkai blickend zum Norwegenkai / September 2019

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Der September, ein Alter ist er noch nicht, auch nicht mehr jung, kann aber immer wieder noch sehr jung tun oder sich sehr alt fühlen. Heute macht er wieder einen auf August und protzt mit Wärme rum. Es gibt diese Tage da riecht das Laub schon modrig und man mag an einer Ecke den Sensenmann stehen sehen. Morgen dann wieder? Nach kühlem Morgen und Schal Hoffnungshitze. Andere wagen es da nochmal Rosenkohl zu pflanzen. Kürbisse liegen rum und ich weiß stets nicht, wann ist denn nun der rechte Zeitpunkt das Erntemesser zu zücken. Die Kickerei beginnt und nach dem dritten Spieltag hageln schon wieder Prognosen vom Himmel. Wer in den letzten Tagen des Monats Mai Silberteller in den Konfettihimmel recken darf, hechelt man schon wieder hektisch vorraussagend in die dünne Spekulierluft. Mal so. Dann so. Ist der September ein April demnach, der gestern stürmte und heute verbrennt? Nein, ist er nicht. Denn ihm folgt kein sich mit großmäuligen, noch nie eingelösten Versprechen brüstender erster Mai. Davon als Nächstes mehr. Eher ein nachdenklicherer Oktober, welcher Blätter färbt und sich dem jungen Weine widmet. Den älteren aber nicht vernachlässigt. Wobei auch hier die Wetterkapriolen manch alte Erzählung sich in heiße Luft auflösen lassen. Der Septemberblick in den Spiegel bemerkt eigene und fremde Falten, akzeptiert die Lesebrille und den langsam sich immer mehr zerstückelnden Nachtschlaf, aber er ist noch in der Lage das Ganze einfach zu leugnen. Was ich nicht sehen will, habe ich nicht gesehen. Seltsamerweise finden im September oft Wahlkämpfe statt, gefüttert von der absurden Vorstellung, bald werde oder könne sich etwas ändern. Der September schmunzelt und stiefelt gelassen und ambivalent auf ein Jahresende zu. Soll er. Und man erntet schon fast die Reste. Wer aber seit Mai einen möglichen Sommer verpennt, muß zu Aldi. Frische und Liebe gibt’s auch eingeschweißt. Aber dafür wird’s dann richtig richtig billig.

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Ich werde, Prognose hin und her, und dies nicht nur bei der Kickerei, weiterhin das Unmögliche erhoffen. Forza die Eisernen. Und zur Not FC Aspirin. Und ein Haus, welches im September noch steht, stehen lassen.

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