Immer wieder Sonntags …

… ein Blick zum Himmel und in den Kopf / neun

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Seit acht Wochen jeden Sonntag ein Blick in den Himmel im Kopf. Stelle mir vor, ich begebe mich in den Winterschlaf wie ein Bär. Erwache erst, wenn der ganze Mist vorüber. Träume mich durch alte Lieder. Ab und an hebe ich ein Augenlid, blicke in den Himmel und schaue nach, ob es sich lohnt, mich wieder zu bewegen. Jeden Sonntag. Seit acht Wochen.

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ich hatte gestern

gestern hatte ich zuviel gestern

vom gestern nicht nur im kopp in allen gliedern

heute habe ich so viel vorgestern

nein präzise sein vom vorgestern noch mehr

vielmehr vom vorgestern noch mehr als gestern vom gestern

also diese tage sind nee so lange tage sind das aber

leer lange her die vollen tage und lange war ich

weg war ich abgetaucht und der himmel im kopf

der pocht immer

manchmal kommt der himmel über dem kopf

dazu und drückt und es stürmt und hagelt

alles vernagelt

innen wie außen tralala

die kurbel ans geschwurbel gelegt und das wirre

gehegt und gepflegt hoch lebe der

bandsalat und ich las dann

dass der gestorben ist der die kassette einst

in meinen kopf kann ich keinen bleistift stecken

wie einst in die spule um den bandsalat

zurückzukurbeln und ihn straffen selbst wenn es gelänge

das lied es knistert dann und rauscht und frage mich so

was ich gerne hätte heut auf der kassette

dieses lied und

gleiten in sinnleere freuden

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bagatelle vierundzwanzig

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Ich las es seien die Bagatellen

Was man die Erinnerung nennt

Ein achtlos hingeworfenes Lachen

Das kurze Stolpern über eine Treppenstufe

Ein Schritt ins Leere dachte ich an die letzte Nacht

Der Geruch frisch gewaschener Hände

Dieses Räuspern nach einer Frage

Die zu stellen fehlte der Mut

Blieb eine Fotografie welche ich bewahrte

Ein Maler schuf danach ein Porträt skizzenhaft

Mit fremdem Auge blicken auf die verlorene Haut

Der Kirschkern Zweifel rumort im Magen

Ich spucke ihn aus mit aller verbliebenen Kraft

Er landet auf den Spitzen meiner Schuh‘

Weiter ging es nicht

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Wenn der Anu Branco wüßte …

… wie teuer die Liebe sein mag

Ich wette nie würde er singen

Nie wieder wecken den Tag

(Teil 6)

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Seit jetzt bald vier Wochen nehme ich mir vor an der kleinen Rückblickserie „Wenn der Anu Branco wüßte …“ weiterzuschreiben, doch es will mir nicht gelingen. Einfach fiel es mich an einen euphorischen Anfang und an die ersten Einbrüche der sogenannten Realität zu erinnern. Viel Vergessenes ploppte wieder auf. Aber den Bogen schlagen ins Heute? Geschlossene Theater zum einen und auch noch die Rente aus Altersgründen vor Augen? Schwer und auch emotionaler als ich dachte. Was bleibt? Was ging so alles unterwegs verloren? Ist es wichtig? Ist es wurscht? Ein paar Stichworte und dann wieder zurück auf die längere Bank.

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Bleiben tut nicht viel. Kaum Fassbares. Paar kopierte Kritiken. Fotos auf der Festplatte. Begegnungen auf der Straße. Das und das war toll. Gelegentlich betrunkene Weisstunochs. Wir bauen keine Stühle, Instrumente, malen keine Bilder. Ein Fingerschnipps und alles ist futsch. Das Wort. Die Aufführung. Die Schminke. Das Bühnenbild nach einer halben Stunde durch das nächste ersetzt. Das berühmte Premierenloch. Schon nach der Premierenfeier erwacht man oft und weiß eigentlich nicht mehr, warum man sechs Wochen mit etlichen Menschen in einem von oft fürchterlichen Aufs und Abs geprägten Liebesverhältnis verbracht hat. Eine Nähe zulässt, die man sich in anderen privaten Zusammenhängen eher verbieten würde. Das, was stets blieb, war der Ausblick auf die nächste Arbeit. Oft voller Freude, gelegentlich war es halt die Pflicht. Das fällt dieser Tage weg. Aus zweierlei Gründen. Radikaler Entzug also.

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Was ging alles verloren an Glaube, Liebe, Hoffnung? Verglichen mit 1982 erarbeiten an den Theatern heute 50% weniger Mitarbeiter 50% mehr Produktionen zu 50% weniger Bezahlung. So ist Pi mal Daumen die Entwicklung vor allem der letzten 10 bis 15 Jahre beschrieben. Die Politik hat als Grundvoraussetzung zur Leitung eines Theaters mehr und mehr ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium gemacht. Den finanziellen Druck weitergegeben in die Kunst hinein. Nun, in diesen Monaten der Pandemie fällt plötzlich allen auf, daß die Künstlers in einem prekären Gewerbe arbeiten. Die Sparpolitik hat uns die Zeit nachzudenken und die Luft in den Köpfen genommen. Ein Hamsterrennen ist die Folge, oft auch noch ein uns selbst auferlegtes, die wir gerne Meister der Selbstausbeutung sind. War in den letzten Jahren oft sehr anstrengend, vor allem auch, wenn Deine Gegenüber, Augenränder bis an die Knie, die Lage weglächeln wollen.

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Andererseits: Mitleid ist das Gegenteil von Kunst. Als Don Quichote gegen die Windmühlen anrennen, meist aus enttäuschter Liebe? Macht kaputt ohne daß du die Maschine kaputt kriegst. Die lacht. Frei nach John Lennon: Theater ist das, was Du machst, während Du darüber nachdenkst, was das ganze Theater soll und warum? Und: keiner hat dich dazu gezwungen. (Außer Dein Ego womöglich!)

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Das Theater und ich waren eigentlich immer ein Paar, daß sich gerne küßte und dann schlug. Offensichtlich von Anfang an. Folgendes entdeckte ich kürzlich in meinem wiedergefundenen USA – Tagebuch von 1979. Nachdem ich nach ein paar Wochen Schauspielschule dem Vorsprechen der Absolventen zugeschaut hatte plus anschließender Feier notierte ich: 

Oh, Mann, diese wahnsinnigen Kinder. Gezüchtet sich vor den Augen eines stumpfsinnigen Allesfresserpublikums aufzureiben. Träume, gekauft, injiziert, traurig und gnadenlos durchsichtig. 4 Jahre eingesperrt taumeln sie aus ihrem Gefängnis und können es nicht fassen. Aufgebaut und vollgepumpt mit nichtssagendem Applaus fahren sie, kokainschnupfend wie die Leithammel, gen New York, um berühmt zu werden. (Hoffentlich bleibt mir dieser Wahn erspart. Diese widerlichen Abgrenzungsshows, die Unfähigkeiten zu spontanen, tiefen Gemeinsamkeiten, öffentlich – oberflächliche Zärtlichkeiten, kultureller Dschungelkampf. Romantische Gosse oder Werbung, aber halt doch immer dieses verdammte Gefühl anders zu sein.)

Nennen wir es Wehwut. Die Geschichte dürfte noch nicht zu Ende sein, auch wenn es dieser Tage oft nicht so einfach ist, darauf zu hoffen. Vorläufige Conclusio: was man unterwegs begreift ist wichtig, aber wegschmeißen mag ich nie, was eigentlich der Antrieb war, als wir losliefen im Jahre 1982. Klicke auf „Ich wette nie würde er singen.“ Oben. Bis ich mich etwas ausgiebiger mit einer Rückschau in Sachen Beruf beschäftigen mag oder kann, unten ein Zwischenbericht aus dem Jahre 2006. Wie singt doch Gerhard Gundermann? „So wird es Tag! So wird es ein Leben! Wenn wir nicht wie tote Fliegen kleben an dem süßen Leim zu dem man Schicksal sagt!“

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PS: Alle Fotos zum „Anu Branco“ hat mir Google unter der Eingabe „Köln Luxemburgerstrasse 1982“ zur Verfügung gestellt. Danke dafür.

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Nachträglich: Jungs, raus zum 8. März!

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Es ist ja eine der wesentlichen Lehren der Geschichte, daß, steckt die Karre im Dreck oder der Bub in der vollgeschissenen Windel oder geht es darum mal richtig aufzuräumen daheim oder vor der Türe die Trümmer männlicher Kriegsspiele zu beseitigen oder ist der Mann überfordert mit einer Erkältung oder gar Pandemie, die Frau gefragt ist und meist mit Ja antwortet. Hat sie eine Wahl? Die wuppen das schon, sagen wir dann, wir Jungs. Unterbezahlt und zu Hause? Ist doch heutzutage ganz anders! Pustekuchen. Corona dreht dieser Tage viele Rädlein wieder zurück, falls sie denn überhaupt nach vorne gedreht wurden.

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Während ich das hier schreibe, sehe ich nebenher (Weia, oh du Langeweile!) die Pressekonferenz zur Gelddruckmaschine aka dem Männerspielzeug No. 1 und ein Redakteur fragt Oli B., ob er sich vorstellen könne, daß eine Frau dem ewigen Jogi nachfolge. Selten so ein windschiefes Grinsen gesehen. Natürlich schließe man nie etwas aus. Also dann! Nur Mut! Ich bin dafür! Echt! Play the blues Lady and let the boys do the homework!

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PS: Am meisten fasziniert mich, wie Joanna Connor den eitlen Fatzke an der Trommel einfach machen läßt. Siehe ab 0:50 ff. Dann lediglich bemerkt: „Gonna make some noise now!“ Herrlich!

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am winterteich / sieben

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Vor geschlossenem Fenster

Sternenlose Nacht

Regenglattes Pflaster

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Auf dem Fensterbrett ein Spatz

Keine Brotkrumen

Das Rumpeln der Müllabfuhr

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Ein Kranich fliegt nach Süden

Ein Paar streitet sich

Sturm zerrt am kahlen Baum

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Von der Ruhe des Teiches

Träumte mir gestern

Am offenen Fenster

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bagatelle dreiundzwanzig

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Las in einem Interview*

Alles komme als Schicksal zurück was nicht steige

Ins Bewußtsein und von der Möglichkeit die Vergangenheit

Zu befreien aus dem Kreiseln des Derwisch Schicksal

So wie ´Awrence der da nichts geschrieben steht zurückritt

In die Wüste was ich sah als Junge an der Seite meiner Mutter

Erschlagen von der Breitwand und dem fürchterlichen Satz des

Bewunderten Omar Sharif von Allahs Willen dem zu widersprechen

Zwecklos sei akzeptiere Gottgegebenes der Junge an der Hand der Mutter

Nach Hause wankte er und wünschte nie sei etwas geschrieben außer dort

Wo Peter O´ Toole der mir Schrecken einjagte tippte sich an seinen

Sonnenverbrannten Turbanschädel da drinnen ist es geschrieben

In meinem heißen Hirn und der Junge träumte davon in der Wüste

Einmal schreien zu können ´Awrence und entgegenzureiten

Dem Leben das nicht Sandkorn nicht Bagatelle sondern Versprechen ist in

Eigene Hand gegeben später würde er dann selbst

Umkehren nichts steht geschrieben reite hinaus

Junge steht es geschrieben

Was weißt du denn schon Junge

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*Beziehe mich auf ein Interview mit Christian Kracht, welches am 3. März in der SZ erschien.

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Pandemie unser / Bitterlich´ Lamento

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Ein paar Gedanken in diesen Tagen, in denen ich es als etwas anstrengend empfinde Nachrichten zu hören oder zu sehen. Selbst das Lesen. Gar nicht mal wegen des Inhaltes, sondern wegen der Tonart, dieser permanent quengelige und dauererregte Sound. Hören wir mal rein.

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Ach wir Armen. Was ist nur los mit unserem Land? Fing es an im Sommer 2018? In der Vorrunde rausfliegen? Und nicht den Mastermind wechseln? So wird des nix. Und jetzt? Letztes Frühjahr noch von der ganzen Welt beneideter Troubleshooter. „Kini“ Markus rockt die Republik. Und jetzt, frage ich ein zweites Mal? Das reicht noch nicht mal mehr für die Relegation. Sogar der Boris Johnson zieht davon. Und hier? Business as usual. Verwirrung. Kleinklein. Deals. Weia! Wo sind sie denn unsere Goldmedaillen?

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Pandemie unser

Papa Deutschland der Du bist im Himmel

Unser täglich Nadel gibt uns heute und nicht nur in der Tagesschau

Wie auch die kleinen Flaschen voll der Rettung

Die da klimpern übers Fließband doch nicht den Britenmist

Und verschon uns mit den Toten jenseits der Grenzen unsres Landes wie Verstandes

Die da werden zusammengeknüppelt im Kampf für die geringsten Freuden der Freiheit

Verrotten in Lagern und sterben durch Willkür

Entferne Myanmar, Belarus, Moria und die Uiguren aus unseren digitalen Atlanten und Alpträumen

Die wir da leben hinter Masken gepresst in der Virusdiktatur der gnadenlosen Raute Wissenschaft

Verschone uns mit Liedern über die schrumpfenden Wälder

Die dahingehen tempolimitfrei in sengender Trockenheit

Sondern erlöse uns vom wuchernden Haupthaar und fülle unseren Tank für lau

Unser täglich Unzufriedenheit gibt uns heute und die Klagen über die Verfehlung der Anderen

Doch neige mild das Haupt angesichts unser aller Ungeduld und unserer Eigenliebe in den Grenzen von annodunnemals

Und führe uns nicht in Versuchung zu ertragen den Blick in den Spiegel

Sondern öffne uns die Stadien, die Schinkenstrasse  und die Fitneßstudios

Da die Urlaubskataloge schon aufquellen in den Kästen und die Bikinifigur noch so fern

Denn unser ist der Wohlstand, die Welt, wie sie uns gefällt und die Normalität

Wie wir sie definieren für den Rest in alle Ewigkeit

Amen und her damit

Und entsorge meinen Müll mir fehlt dazu die Zeit

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Tja. Was ist nur los mit unserem Land? Jedes sechste Kind unter 18 lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die sogenannte Schere öffnet sich von Tag zu Tag mehr. Die zu überspringen würde noch nicht mal mehr Evil Knievel schaffen. Ja, wir Armen. Geschäftle machen mit Masken ist halt mal die alte und neue Normalität. Beschwert Euch nicht. Gewinne privatisieren? Kosten verstaatlichen? Die Autobahn ins Glück? Tja.

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PS: Ja Heilandzack aber au. No schreib ich des über den Maschtermind Jogi na und hör e paar Minude später, dasser kapiert hott, daß es au mal over isch. Etz werde mir wieder Weltmeischter. Awa, mir sind´s scho, gefühlt halt. Tässle hoch!

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Der Blumenspaziergänger / Fortschritte

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Ein kleiner Ausblick auf ein paar Fragmente des „Blumenspaziergängers“. Sie schreitet voran die Arbeit. Gemächlich.

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Psychologin      

Wie meinen Sie das? „Ein ganzes Leben immer auf Gleisen!“

Mann

 Schule. Mittlere Reife. Ausbildung. Führerstand. Keine Umwege. Die Gleise sagten mir und meiner Lok, wo es lang geht. Die Fahrpläne strukturierten meine Tage. Das Unvorsehbare ist der Todfeind. Wir dienen. Wir bringen Menschen vom Leben zur Arbeit zum Leben. Wir fahren auf festen Gleisen und geben den Menschen etwas Freiheit. Sie bezahlen uns schlecht und beschimpfen uns dafür. Aber das hat mir nie etwas ausgemacht. Ich liebe Struktur. Ich liebe Gleise. Ich liebe die unwahrscheinliche Kraft, die ich mit einem Knopfdruck in den Motoren meiner Maschine freisetzten kann. Das Schnurren. Das Schlagen der Schienen. Wie es sich anhört, wenn ich eine Weiche überfahre. Auf festen Geleisen. Ist das die Freiheit? Ja, die Zeit zwischen den Bahnhöfen, den Haltestationen, die gehört mir. Linker Hand der See: Hinfahrt. Rechter Hand der See: Rückfahrt. Mein See. Seine Farbenspiele. Schlag nach bei Martin Walser. (er zitiert) „Kann man, darf man einer Gegend Zärtlichkeit nachsagen? Einem See? Diese Temperaturen, Farben, Strömen und Ruhen, Wildheit und Schwere – er hat alles, einen unerschöpflichen Reichtum an Zuständen und Stimmungen.“ Das war mein Fahrtenbuch. Meine Freiheit. Und dann tritt jemand aus dem Schilf auf meine Gleise, meine Gleise, und nimmt sich seine Freiheit. Und jetzt habe ich nicht mehr die Freiheit darüber zu entscheiden, ob meine Hände zittern wie Espenlaub, wenn ich eine Lok nur sehe, mein Atem stockt, wenn der Nebel aus dem See kriecht, meine Brillengläser blutrot beschlagen. Ich muß mir ein Bild von der Freiheit der Anderen machen.

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Pastorin              

Schön, daß Sie mich nicht mehr nur anschweigen.

Mann

Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende. Diese ganze Geschichte ist ein Baumkuchen. Schicht für Schicht aufgetragen. Von Hand. Das ganze Leben ist ein Baumkuchen. Das Problem ist, es gibt zu viele Bäcker. Und wahrscheinlich zu viele Geschichten. Geschichten, die erzählt werden wollen. Unwichtige, unwesentliche Geschichten. Aber wenn Du einmal angefangen hast zu erzählen, ist das wie Salzwasser trinken. Du säufst und säufst, bis Du einen Ranzen hast wie ein Kamel und der Durst wächst und wächst. Und wenn Dir keiner mehr zuhört, stört das auch nicht weiter. Im Gegenteil, das ist wie eine Befreiung. Keine Oma, keine Lehrer, keine unbefriedigt neben Dir liegende Frau, keine Schalterbeamten, keine Fahrschulprüfer, keine Fragebogen, keine Mikrophone. Niemand, der erwartet, daß Du irgendwann ein Ende findest. Kein Publikum. „Können Sie das bitte auf den Punkt bringen. Fassen Sie sich kurz. Was wollen Sie damit sagen? In der Kürze liegt die Würze. Kompliziert denken, einfach sprechen.“ Dieser unstete Blick auf die innere Uhr. Ungeduldig nach oben gezogene Augenbrauen. Trippelfüße. Nix da. Nix da. Nix da. Die Worte fließen durch Dich durch, fallen vor Deine eigenen Füße, bleiben liegen, stehen auf und tanzen weiter. Keine Ordner, keine Dateien, keine Festplatte. Loose ends. Keine Verknüpfungen. Keine zweiten und keine dritten Plätze. Niemand hängt an Deinen Lippen, bis auf einige Speichelfäden. Es gibt Geschichten, wenn Du versuchst die zu erzählen, ist es, als wolltest Du Gelatine an die Wand nageln. Und obwohl die Geschichte in Dir wohnt, Deine Adern von innen mit Ihrer Traurigkeit tapeziert hat, finden Dein Gaumensegel, Deine Stimmlippen, Deine Zunge keinen Ausdruck für die Geschichte. Die Geschichte bleibt in Dir sitzen und glotzt aus Dir heraus in die Welt, aus der sie in Dich gekrochen ist. Und so bleibt Dir nichts anderes übrig, als den Baumkuchen Millimeter um Millimeter abzutragen, durchzukauen und aus dem halb verdauten Brei kleine, neue, vielleicht mit der Urgeschichte verwandte Kurzgeschichten in die Welt zu spucken. Und die Portionen sind so klein und die Sätze sind so kurz, die versuchen diese Portionen in Worte zu fassen, daß kein Mensch bemerkt, daß Du sprichst. Und dann kannst Du auch schweigen.

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