Der Löwe ist los / Die Ratten verlassen das sinkende Schiff / Kleine Fluchten

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Die Fähre verlassen in Klaipeda / Litauen / 21. Jui 2011

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Nichts gegen Absurdistan. Nichts gegen die notwendige Lautstärke in der ein oder anderen Auseinandersetzung. Nichts gegen alle Spielarten der Verzweiflung oder Hilflosigkeit. Nichts gegen eine rückwärtsgewandte Definition bisherigen Lebens oder Nichtlebens. Nichts gegen Manien körperlicher oder geistiger Spielart. Nichts gegen Obsessionen. Nichts gegen Süchte. Nichts gegen das Umdefinieren von Normalität in Krankheit, um sich selbst eine Art von gesteigertem Wert ans Revers zu heften. Nichts gegen die allgegenwärtigen kleineren oder größeren Fluchten. Noch nicht mal was gegen die Notwendigkeit als Clan überleben müssen zu meinen.

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Sollte man die arme Löwensau abknallen, weil vielleicht so eine Arschkrampe von Clanwichtigtuer das Vieh in Sachen Instagramwichtigkeit benötigte, aber nicht in der Lage war, auf das Teil aufzupassen? Fragen wir Anna oder Olli oder Friederich mit dem abgebrochenen Finger im rechten Nasenloch. Was macht denn Prigoschin so? Der langweilt sich. Feuer frei!

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Vor einiger Zeit lernte ich einen Menschen kennen im Theatergewebe selig. Voller aufrechter Empörung wurde mir mitgeteilt Instagram sei das Allerletzte und nie, nein, niemals im Leben. Unlängst guckelte ich, wie man das gelegentlich macht, im Netze rum und siehe da. Also doch. Wollte ich mal schauen dürfen. Dann wurde ich versperrt oder wie das heißt. Kenne mich da auch nicht aus. Oder nur solala. So simmer halt, wir Menschlein peinlich. Dachte an Gießen, wo sich dieser Tage die Autofahrer Tag und Nacht echauffieren, daß der seltsame Verkehrsversuch doch noch soviel mehr CO2 produziere und überhaupt. Während sie versuchen mit dem Vehikel die Stadt zu umrunden. Und man nehme den Bürger nicht mit, schreien sie, die ganz alleine in ihren überdimensionierten Kisten schwitzen. Quatsch! Die Luftkonditorei rattert bestimmt auf voller Drehzahl. Es ist offensichtlich ein Leichtes dieser Tage als Ratte jedwedes sinkende Schiff zu verlassen und trotzdem ehemals hochgejazzte Werte wider eigenen Tuns zu besingen. Mehr Ambivalenz geht kaum.

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Ulle hat gekokst! Ach nee? Man sieht nur mit dem Nasenloch gut.

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Kann man sich mit weniger Worten als der üblichen Suada gegen die lautstarken Zumutungen der Welt zur Wehr setzen? Könnte vielleicht Lebenszeit sparen. Eigene oder fremde? Gehe gleich mal in mich.

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Eben ein sehr gescheites Interview mit der Witwe von Wolfgang Herrndorf im Magazin der SZ gelesen. Ich zitiere unerlaubt: „Ich gucke manchmal auf Twitter, ob Wolfgang irgendwo erwähnt wird. Oft geht es dann um die Frage: Was würdet ihr machen, wenn ihr nur noch so und so lange zu leben habt? Dann kommen Sachen wie: Ein Buch schreiben, irgendwas Bleibendes schaffen. Das tut mir immer auch ein bißchen leid. Niemand ist gezwungen, sich noch irgendwie in die Welt einzuschreiben. Wenn ihr Bock habt, könnt ihr auch die letzten Jahre irgendeine Seifenoper gucken, das spielt keine Rolle!“ Danke dafür!

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„Die Gnade des Alters ist, daß man das, was man nicht mehr kann, auch nicht mehr will!“ Danke für den Hinweis an einen lieben Leser dieser Zeilen!

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Herrndorf, als eine Art Woyzeck andersrum, hatte sich ein „Pistolche“ gekauft. Nicht um Marie zu töten, sondern um das eigene beschädigte Hirn, sich selbst erlösend und entfesselnd, auszupusten. Er hatte nicht darauf gewartet, daß der Bundestag sich dazu gesetzgeberisch verhält. Genauso wenig wie einst mein Vater. Vielleicht hat das was mit Freiheit zu tun. Was geht die Politik ein Leben an? Was mein Tod? Schwere Frage. Dennoch: Deutschland schreit nach und braucht: zu viele Väter, Mütter. Man weigert sich erwachsen zu werden. Mit Verve. Und lechts wie rinks arg verbissen.

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Zurück zu den kleinen Fluchten. Was für ein herrlicher Film. Es lebe das Mofa! Statt Auto. Und auch statt brüllend ideologischer Fahrradfahrer.

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 14

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Agios Nikolaos / Friedhof / Peratata / 3. Juni 2023

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Was wird auf meinem Grabstein steh’n. Überraschung?

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Wollte er gehen, so stolperte er? Wir hatten uns in ihm getäuscht? Er war einer von uns? Hätte er weniger gedacht, wäre mehr Leben möglich gewesen? Wanderer, verweile nicht länger als nötig? A schöne Leich‘? Da liegt einer (ohne Name!)? Entschuldigung? Es war nicht zu vermeiden?

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Da debattieren sie im Bundestag heute zwei Gesetzentwürfe in Sachen Beihilfe zum Selbstmord. Sie nennen es assistierten Suizid. Was ein grauenhafter Sprech. Sehr zwiespältige Angelegenheit. Erst verlängern wir mit modernster Medizin das Leben ins Unendliche und dann muß eine Abzweigung eingebaut werden. Hatten einst nicht, die die es sich leisten konnten, den Ring am Finger mit dem kleinen Giftbehälter, um sich in der größten Not den Schierlingsbecher selbst zu mixen? Ist man aber tatsächlich Herr seines Schicksals? Ich glaube, obwohl ich nicht wirklich glaube, nicht so recht daran. Gibt es so etwas wie Dankbarkeit für das Geschenk Leben? Lohnen Klagen und Vorwürfe, die man den ungerührten Göttern vor die Füße schleudert? Ersetzt ein Bundesverfassungsgericht den Priester? Die Schuldfragen. Darf man schuldbeladen gehen? Einfach so. Weil man nicht mehr kann? Die Schnauze voll hat? Zurück zur Dankbarkeit. Ich weiß es wirklich nicht. Fällt unser Umgang mit Muttern Erde eigentlich auch unter assistierter Suizid?

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Seit sich mein Vater vor 50 Jahren selbsthändig vom Leben verabschiedet hat – mit gerade mal 48 Jahren und dem Krieg im Körper – bin bei diesem Thema natürlich belastet. Ich weiß immer noch nicht wie tiefgehend das mein Leben beeinflusst hat. Daß dies doch schwierige Startbedingungen waren, war mir nicht immer klar. Mit zunehmendem Alter begreife ich mehr. Es ist jedoch weiterhin nur ein Ahnen, kein Bescheidwissen.

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Sitze ich an der Tastatur schaut mir Helmut Schmidt über die Schulter, wie ihn Bernhard Heisig im Jahre 1986 malte. Darunter Schmidts Lieblingsgedicht von Robert Frost.

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The woods are lovely, dark and deep

But I have promises to keep

And miles to go before I sleep

And miles to go before I sleep

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Bob Dylan sang schon als Jungspund auf seiner ersten Platte mit Altmännerstimme vom selbstbestimmten Tod. Da hatte er noch einige Wegstrecken vor sich. Jetzt ist er „never ending“. Ja, es gibt noch etliche Meilen zu gehen. Besser zu zweit. Verantwortung beginnt beim Gegenüber.

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Wo ist die Zeit? / Auch Eisenfuß stirbt

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Dorftaverne / Stavros / Ithaka / Hellas / 7. Juni 2023

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Erhielt heute eine Mail von einem Fachmann in Sachen Erinnerung. Horst Dieter Höttges sei gestorben. Gestorben wird dieser Tage auf der Welt und im Umfeld wie blöde. Manchmal hängt persönlich oder generell an der Leich‘ Erinnerung. Vielleicht gar ein Prinzip. Welches man, sich erinnernd, meint zu vermissen dieser Tage als wertvolles. Mal ohne, mal mit Anlaß.

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Man verzeihe mir den Ausdruck „die Leich‘“. Jedoch ist die wienerische Sicht auf den Gevatter mir eine recht nahe. Gesturbn wern muaß. Wird da gesungen. Oder wie man im Stephansdom lesen darf: „Optima philosophia et sapientia est meditatio mortis.“ Was heißt: »Es ist die höchste Philosophie und Weisheit, sich den Tod vor Augen zu halten.«

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 Zurück zu Horst Dieter Höttges. Allein der Dreiklang dieses Namens. Wer kennt noch einen Horst unter 50? Gar einen Dieter unter 40? Und einer namens Höttges würde dieser Tage bestenfalls in Atzbach oder Prignitz oder auf Pellworm kicken dürfen. Ich saß also neben Vattern auf dem Sofa. Der Fernseher, pünktlich zur WM 1966 erstanden, grieselte vor ich hin und ab und zu, wenn der Argentinier oder Spanier und – Verzeihung! Triggerwarnung! – der „Uru“ oder gar der „Iwan“ sich dem deutschen Strafraum näherte, fegte ein langgestrecktes Bein den Stürmer vom Rasen. Das Bemerkenswerte, was ich dann später auch in den kurzen Sportschau – Ausschnitten der Bundesligapartien sehen durfte, der vom sogenannten Eisenfuß kurzzeitig aus dem Spiel Genommene wälzte sich nicht am Boden rum, nach dem Nebenrollenoscar schielend. Er stand auf. Machte weiter. Das ging recht flott. Frisuren waren nicht zu richten, vielleicht die Stutzen hochzuziehen. Selbst der Bomber und uns Uwe nahmen es gelassen. Ein ordentliches von den Beinen geholt zu werden war da noch keine Majestätsbeleidigung. Und weil Höttges auch nur den Ball im Blick hatte – meistens – und nicht die Knochen des Gegners, gab es auch keinen Grund hyperventilierend zum Schiri zu stürmen und Vergeltung zu fordern. Mit dem ewig erhobenen Arm. Die sogenannte „Joshua Neuer – Geste.“

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Vielleicht stirbt das für mich mit einem wie Höttges: Duelle, Konflikte, den nicht zu vermeidenden Zusammenprall (Dig the Interessenkonflikt!) fair auszutragen und nicht gleich ins Netz oder gar zum Kadi zu rennen. Die großen und kleinen Panzer losschicken zu müssen. Und rumzujammern. Auf der Suche nach der einen großen Gerechtigkeit, die nichts anderes ist als den eigenen überlaufenden Suppenteller stets voll wissen zu wollen.

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Höttges hatte sich wohl – wie ich las – schon seit langem in die Demenz verabschiedet. Vielleicht gibt es eine Form der kontrollierten Demenz. Nichts verdrängen. Nichts ausklammern. Sondern einen starken Filter der durchgeknallten Welt, die auf den eigenen Strafraum zustürmt, entgegenzuhalten. Und wenn nichts anderes hilft den Eisenfuß aktivieren.

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Eines hatte der Horst bestimmt nicht. Ein Eisenherz. Was natürlich auch wiederum Spekulation ist. Oder meine Erinnerung an meine Erinnerungen. An diese Leich‘ erinnere ich mich mit Freude und Respekt. Zurück zu Bob!

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Peter sagte: „Und es war Sommer.“ / 07

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„Schule des Homer“ / bei Stavros / Ithaka / 7. Juni 2023

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Das WIR ist wirrer denn je.

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„Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung, vieler Menschen Städte geseh‘n und Sitte gelernt hat, und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet, seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.“

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Mit 10 Jahren war ich wohl noch lernfähiger oder – bereiter wie dieser Tage. Die üblichen Alterserscheinungen halt. Am Ende der Quarta – entsprach auf einer höheren Bildungsanstalt einer 7. Klasse – wurde ich auf Grund großen Engagements im Deutsch – und Geschichtsunterricht mit einem Buchgeschenk ausgezeichnet. Gustav Schwabs unsterbliches „Die Sagen des klassischen Altertums“. Ein Wunder. Mehrfach verschlang ich die Geschichten, Mythen und Göttersagen. Besonders angetan hatte es mir natürlich die Odyssee. 10 lange Jahre irrte der Held kreuz und quer übers Mittelmeer bis ihn die Götter aus ihren undurchsichtigen Ränkespielen entließen und der Gott der Winde Aeolus den Weitgereisten an die Gestade seiner Heimatinsel Ithaka warf.

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Schon als Bub war mir einleuchtend, daß da jemand nicht für sich und den Nachruhm seine Abenteuer durchleidet, die oft genug herzliche Irrtümer und Dummheiten waren, sondern Homers Erzählung so eine Art Stellvertretersaga war, die sich an ein WIR richtete. Lese Menschenkind und verstehe. Im Schicksal des Heroen spiegelt sich die Welt und ihre Mühsal, also auch Du. Es bedarf keiner besonderen Betonung, daß Bob Dylan seine Dankesrede in Sachen Nobelpreis mit einem Zitat aus der Ilias begann. “Sing in me, oh Muse, and through me tell the story.”

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Also saß ich unlängst auf Ithaka unter einem uralten Olivenbaum, rechts und links davon ein paar spärliche steinerne Reste, die darauf hindeuten, daß hier vielleicht der Palast des Odysseus gestanden haben könnte. Könnte wohlgemerkt, bis zu 3 Weiler auf der Insel beanspruchen Heimat des Helden gewesen zu sein und vor einigen Jahre hat ein Altertumsforscher sogar rausgefunden, daß der Palast eigentlich auf der Halbinsel Paliki stand, welche ein wunderschöner und wild abgelegener Teil von Kefalonia ist. Da nicht nur Gott, sondern auch die Götter inzwischen tot sind, kann man die auch nicht mehr fragen. Es war ein glücklicher Moment, jedoch spürte ich auch eine ungeheure Müdigkeit in mir.

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Zurück zum WIR, welches seit einiger Zeit, auch angesichts toter Götter schrumpelt und ächzt und reduziert bleibt auf Heldengesänge auf ein angeblich allmächtiges Ego. Verbindende Erzählungen tun Not.

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Mein ganz persönlicher Held aber war Argos, der alte Jagdhund und vielleicht gar Schwarze Hund des Vielgereisten, der seinen Herrn erkannte, der unter einem alten Olivenbaum saß, er erkannte ihn, obwohl er schon im Sterben lag, räudig und vom Ungeziefer eines langen Lebens und Wartens zerfressen. Nach zwanzig Jahren, Odysseus zehn Jahre vor Troja und die zehnjährige Irrfahrt durchwartend, erkannte er den geliebten Herrn, wedelte dies kundzutun einmal mit dem Schwanz und ließ sich dann von Charon in den Hades rudern. Falls es einen Hundehades gibt. Eine wunderbare Treue, zu der man selber oft nicht fähig und erst in Zeiten der Anfechtungen und Krisen erkennt, was eine solche Treue wert ist. Sollte ich jemals sterben und ich werde dies nicht verhindern, auch wenn es noch etliche Jahre dauern mag, man spiele dieses Lied. Mann braucht keine Worte, wenn mann mal sehr müde ist.

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 28

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Gießen / Letztes Jahr / Nach dem Abwasch ist vor dem Abwasch / In der Küche

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Es ist ein Kreuz mit dem Alter. Schwieriger als das eigene Altern zu ertragen ist es gnädig auf das Altern um einen herum zu blicken. Sprechen wir mal von der Jugend. Dachte ich heute. Dann stirbt wieder ein Mensch. Und alles fummelt in seinem Erinnerungshandtäschle rum. Me too.

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Tina Turner ist in Gießen aufgetreten. Did you know that? Ich auch nicht.

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Starke oder schwächere Geschlechter? Wie kommt der schlechter tanzende Bub auf die Idee sein T – Shirt auszuziehen?  Wo ist denn bloß die Tina?

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Ein japanischer Kurzreim sei noch nachgereicht:

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am geländer ich

kippt schwer der kopf nach unten

was ich schon vergaß

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Jetzt aber weg hier. Raus hier. Proud Mary. Nicht nett und netter. Sondern nett und weil man es gerne machte. Kann auch mal schmerzen. Also nett und rauh. Ist das easy? Sonst? Der letzte George Dalaras vor dem Abflug.

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 24

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Konschtanz / Coschta del Sol / 11. Oktober 2022 / Oder 1972?

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„You can’t win with a loosing mind.“ / Oder vielleicht doch? / Fragen wir den Robert Zimmerman / Kappen schützen jedenfalls nicht vor alter Angst

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die kleinschrift benutzt bewußt

schmeichelt halt dem frust

so tippte man

als willy noch

brannte für die kante

und die ränder

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immä nur gewinne müsse

noch mit siebzich tropffrei pisse

nach der eins kommt achtzehn gleich

zwo bis siebzehn heim ins reich

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nach gegentoren starke krämpfe

trug man einst in sänften

siegerfressen richtung

eichenkisten

häme

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ich entkerne meinen schmerz

trage statt der eins und herz

steine in der nierengegend

niederlagen nicht mal pflegend

sondern kaum noch ignoriert

heilandzack nochmal verliert

geht doch

bloß nicht IHRE telefonnummer

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ein letzter zweifler steht stets rum im führungssektor

das heutige hoch dem jonas

hector

achill sei eine ferse

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von hinten bitte fasse mich

mein name ist

mit großem tränle

das neue kapitänle

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nicht weil sich die zeiten ändern

steht man rum an reichen rändern

meint mann doch man sei noch REICH

was ein seich

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auch wenn die turbobayern

humorfrei eiern

vorbei an spitzen

die germanen suchen die hitzen

im feiern fremder scheiterei

gern wär‘ des eig’ne au dabei

der olli sucht sein letztes ei

ein dreifach hoch

den fetten ränzen

wer kann schon die sportschau

schwänzen

eisern

jeder rüde wird mal müde

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Zwo Null Zwo und Drei / Lieb‘ Welt so reim‘ oder ich fress Dich aufs Neue 23

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Strandpromenade / Westerland / Sylt / November 2018 / Gruß an die Künste und die Leere

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„Zwischen Tiefgarage und Hochhaus, keine Welterfahrung, nichts“ / Stuckrad – Barre zitierend, der sitzt im Hotel und fährt mit der Bahn

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Schmäht mir den November nicht im kühlen Rock November den bleichen

Mond der regiert das Jahr in fader Uniform und nebelweich

Morgenfeuchtes stumpfes Haar Tagesbrei und Nächtemus

Sensationen sparsam gestreut in die braungrasigen Parks der

Vergnügungen das Riesenrad still Vermutungen im

Nichts das dir ein guter Sparringspartner

Die Fäuste hoch die Fahnen runter

Tautropfen an roter Nase froh und munter

Schnell genug übernimmt der brennende August

Die Felder zu kurzer Nacht

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(Gießen / im Aprilherbst 2023)

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Danke für Hinweis zum ewigen November auf der heutigen Seite Drei / SZ.

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„Mir müsse nit g’winne. Was mir müsse, isch sterbe!“ (Christian Samuel Streich)

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Konstanz / August 2020

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Als ich Ende der Siebziger die Heimat verließ, um erst in den USA und dann in Köln die Schauspielerei zu erlernen, wurde ich bei meiner regelmäßigen Heimkehr eher nicht gefragt, was ich denn da drüben oder oben so den ganzen Tag über treibe oder lerne, sondern wann man mich denn nun im Fernseher sehen könne. Noch besser allerdings die ernstgemeinte (?) Frage: „Und, wann wirst Du jetzt berühmt?“ Leider kannte ich damals Christian Streich noch nicht. Sonst hätte ich antworten können. Siehe oben.

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Seit Ewigkeiten will ich hier ein Poem für oder über Christian Streich verfassen. Mir fällt aber nix Entsprechendes ein oder wenn, verwerfe ich es sofort. Siehe oben.

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Las heute bei Patti Smith, daß ihr guter Freund und Begleiter Sam Shepard ein großer Beckett – Verehrer war und mußte an Streich denken. Er reinkarniert für mich gerne als ein Beckett der fliegenden Bälle, nicht nur wegen seiner vielfältigen Variationen des so gerne und inflationär von anderen zitierten Beckett – Wortes vom Scheitern. Siehe oben.

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Wenn Streich am Spielfeldrand steht und man zusehen kann wie das Geschehen auf dem Spielfeld durch seinen Körper dringt, aus seinen Augen wieder heraus springt und seine Hakennase becketthaft die Luft zerhackt und nicht die fuchtelnden Arme, wenn er einen kleinen Himmelsstürmer nach dem Spiel trösten will, um ihn dann zu beschimpfen und die Genugtuung über den Sieg ihn schier zerreißt, während das Mitleid ihn schniefen lässt, dann denke ich: siehe oben.

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Wer selbst im Moment eines gefühlten Triumphes vom Selbstzweifel durchrüttelt wird – manche sagen dies sei Wesensmerkmal der Badischen – dem höre und sehe ich gerne zu. Auch wenn ich es manchmal nit kapier. Siehe oben.

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Freiburg und die Championsleague? Auch da wohl: siehe oben.

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Als Leadsänger einer Heavy – Metal – Combo könnt i mir der Streich scho au vorstelle. `S G’sicht defür hätt er. Und wahrscheinlich au de schwarze Hund dehomm. Siehe oben. Und auch unten.

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