„Seit Wochen jede Nacht dieser Nebeldunst über den Teichen. Irgendwo da draußen schlägt immer einer auf ein totes Pferd ein.“ (frei nach Bob Dylan)

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Lob der Vernachlässigungen

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Und ich hatte doch noch was auch immer

Ich wollte aber

Morgens die unaufgeräumte Küche Mahnung an den Abend davor

Und was war es eigentlich was ich wollte

Die Versprechen die goldnen wo sich verirrt

Warum die Ampel heut‘ rot

Und dann dreht man sich um

Schon wieder jemand in Not

*

Was war’s was gegolten

Als wir noch konnten vertraun

Was war’s was gegolten

Statt johlend sich zu verhaun

Was war silbern statt golden

Wir erinnern uns nicht

Es stolpern die Reime

Über mein letztes Gedicht

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Was immer wir wollten

Vergessen wir’s schnell

Heute war’s dunkel

Morgen wird’s wieder hell

Und der Mann auf dem Mond

der passt auf uns auf

Unsere Erde bleibt rund

Und läuft ihren Lauf

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Lasse ich die toten Pferde liegen und strenger riechen

In Ruhe als

Die eigenen Zeigefinger

Fuchtelbefreit

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„Wenn ich nicht allen zu Recht sein kann, kann ich genauso gut niemandem zu Recht sein.“ (frei nach Dylan)

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Lob der letzten Pandemie und jener die folgt

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Beim Betreten von Räumen links vor rechts und umgekehrt

Oder neues Recht so vielleicht der Strich in der Mitte der

Trennt Zimmer von Plätzen

Und Eile von Vorsicht

Getrennt einmarschieren und

Verlieren ist Menschenpflicht

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Die Einsamkeit schätzen zu lernen

Da man nichts zu sagen hatte denn

Ich und in allen unteren Hosen Streifen der Ängste

Leider bei etlichen sich braun oder braunrot verfärbend

Freie Kreuzungen und vor den Ampeln

Stehenbleiben maskiert verwirrt

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Weniger Maulgerüche verzichtend auf dieses Verspritzen

Der Urlaubserlebnisse und Aerosole

Notspaziergänge Durchhalteparolen

Wären nicht nötig gewesen

Die Behauptung gelebtes Leben sei

So wertvoll wie manischer Erinnerungsterror

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Meine alte Mutter mich beruhigend

Ach Junge die Katastrophen

Dein Teller stets voll war

Was sucht Dein falscher Hunger noch

Ein leerer Magen der schmerzt der

Cave vanitas schwindelt es oder ich

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„Eimer voll geregnet. Eimer voll geweint. Es läuft mir inzwischen aus den Ohren heraus!“ (frei nach Bob Dylan)

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Als der Regen endlich regnete

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Und als der Regen dann endlich regnete

Regnete er fest entschlossen pausenlos

Drang ein in alle Ritzen ließ schwellen den Jackenkragen

Zog die Ärmel lang tropfend und verschlammte das Profil

Der dicken Schuhe die standen zwischen dem Gemüse

Fremd dem ewigen Geplätscher jegliche Mässigung

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Bald wird die Sonne gnadenlos wieder versiegeln den Boden

Hart härter ohne Drama geht es nicht mehr

Höher der Ton das Quietschen der Empörungen

Regne Regen solange es Dir lieb

Jedoch

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Meine Liebe benötigt kein Ölzeug

Mein Leben ermüdet mich als freundliche Last

Die Frau an meiner Seite zu

Mir passt und tue nun was zu tun ist

Ohne Hinterlist und unterwegs bleibe ich stets

Bei Dir stetig

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(gießen / kurz vor pfingsten 2025 und happy birthday auch noch)

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„Nein. Nein. Nein. Der bin ich nicht. Nicht der den Du suchst. So lange schon. Der, eben, der war ich nie! Gestern vielleicht.“ (frei nach Bob Dylan)

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auf den feldern von morgen keinen anweisungen mehr entgegeneilen

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nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

ein stück bergauf noch

im gleichmass atmen eventuell

den lungen noch etwas

letzte zeit geben

den jungen pflänzchen mulch düngung zueignung

zeigefinger nähren nicht eine letzte ernte

altklug werden sie nie

die früchtchen

auch wenn der bourgeois salonlink und die elche welche

*

eine messerspitze vielleicht

eine halbe tasse dazu

und vorsichtig noch den teelöffel voll

träufelnd einstreuen ohne

glorifizierung und das überrumpeln deiner

gäste falls es noch

jemand schmecken sollte außer

deiner überheblichkeit

die wahrheit bleibt was sie bleibt

ein weiterer irrtum

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand

*

(auf der hardt / heute kürbisse / melonen / auberginen / gesetzt statt gesetz)

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„Hey Bob! Wie schmeckt der Salat?“ „Tja?“ „Dann mußt Du ihn mehr Dillen!“

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…..

auf den neuen feldern gestern schon lediglich wiederholungen

*

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

eine messerspitze vielleicht

eine halbe tasse dazu

und vorsichtig noch den teelöffel voll

träufelnd einstreuen ohne

glorifizierung und das überrumpeln deiner

gäste falls es noch

jemand schmecken sollte außer

deiner überheblichkeit

die wahrheit bleibt was sie bleibt

ein weiterer irrtum

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand

*

(auf der hardt / immer noch / es regnet endlich ohne end‘ und hast)

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„The little plants, my friend, are blowing in the wind, those little plants are blowing in the wind.“ (frei nach Bob Dylan)

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auf den alten feldern kein morgen auch noch umsonst

*

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

*

danach erweise deine referenz den gurken

neige dich huldvoll hinab zu den tomaten

und allem hoffnungsvollen grün

lächle zu

keine macht und niemand

der blick in den himmel

bittet um regen

stet und nicht zu heftig

*

auf den knien zu rutschen

die hände in erden

wird werden

und wenn nicht dann

nichts

nichts tun

das nichts

das tun des nichts

tu das nicht

das nicht

aber

später

wenn der nebel

tee geworden

trink ihn aus in ruhe

gottes hand gärtnert

*

(auf der hardt / teils 2020 / teils 2021 / teils eben)

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Jene Zeiten wir kannten, da wir rannten

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Wie ich einmal versuchte zu Bob Dylans „The Times we’ve known“ vergeblich einen Klammerblues zu tanzen

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Diese Wette hätte Fahrradkette ich doch schon verloren

In jener Sekunde

Sagte sie die Augen beringt von magerer Wut

Die meinen Schritt begeisterte und die Traurigkeit

*

In jener Sekunde als mein Maul zu nah

In ihr Ohr hinein schnüffelte

Mein Flugzeug kein leerer Tank von Kerosin befeiert

Aber schon länger auf Reserve der rote Strich

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Sie im Zentrum der Tanzfläche die rund

Stand als ein und mein Totempfahl

Den ich umhüpfte wie ein Känguruh auf Speed

Meine Fäuste baumelten ohne Deckung ratlos herum

*

Dann hing die Nadel fest im Vinyl knarzend

Und sprang zurück und vor ihr blieb ich steh’n ebenfalls

Man kann doch mal verlieren

Man darf ja darf so einfach geh’n oder auch (Questionmark)

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Als ich meine Arme sortierte die zu anderen Lieder des Herrn Dylan

Kurvten eigentlich durch stickige Luft

Schrie die Eiskönigin mir die Gliedmaßen still

Dies sei ein Lied von Charles Aznavour doch Lügner Du

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Aber ich hätte hätte Fahrradkette

Getanzt doch

Und ob es nicht ein Versuch vielleicht

Und wer sich nicht irren kann darf jedoch

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Gelegentlich oder später mal

Tanzschritte übend leise

Unsere Genicke frosteten ein dabei

Aber es bliebe ein schönes Lied so schwiegen wir

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(Gießen / 24. Mai 2025 / Wartend auf den Regen)

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Herzlichen Glückwunsch, bester Herr Dylan, zum Geburtstag. Und überhaupt. Jetzt singt der Armenier.

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“Es geht darum die Getreidepreise in den Versmaßen zu erkennen.” (H. Detering zitiert einen alten Lehrmeister)

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Karlsbrücke / Prag / Ende Oktober 2012

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Dieser Tage hat mir ein ehemaliger, damals wichtiger, Wegbegleiter einen Hörtip weitergeleitet. Dafür sei großer Dank. Die 40 Minuten lohnen sich. Sehr, wie ich meine. Also anhören erst, dann weiterlesen. Gelle.

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Heinrich Detering, ein praktizierender Katholik, der bei den Grünen aus, dann bei den LINKEN eintritt, über Dylan, Goethe, die Sprache der Rechten und Okölogie und und und arbeitet und auch noch dichtet. Und all dies zwar in extrem professoraler Schnellspreche und -denke, aber komplett dünkelfrei. Besser kann man die Freiheit zum Denken kaum definieren.

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Via Bob Dylan war mir Herr Detering seit einigen Jahren ein treuer Begleiter. Seit ich gelernt hatte halbwegs gehaltvoll zu denken, war mir stets die Frage wichtiger als die Antwort, die Ambivalenz näher als die viel besungene Haltung und der Zweifel hatte stets Vorfahrt vor dem großen “SO IST ES DOCH!”. Ob dies mir in all den mäandernen Gesprächen, Streits und Beleidigtheiten auch, immer gelungen? Eher nicht. Mögen aber andere beurteilen. Den Stimmen aus der Unterwelt höre ich weiterhin gerne zu. Jedes Mysterium zu entschlüsseln hüpfe oder hinke ich nicht auf dieser Welt herum. Wahrscheinlich landete ich so über kurz oder länger bei Bob Dylan.

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Auch mir wurde selten langweilig mit Herrn Zimmermann. Langweilig ward es mir nur, wenn mir, wissend um meine enge Beziehung zum Werk Dylans, ein Gegenüber glaubte erklären zu müssen, wer Dylan „wirklich“ ist. Und überhaupt. Und so. Und das der Blues aber anders. Ist. Und generell. Was der Bauer nicht kennt, aber halt belehrt. Vor vollen Tellern wir verhungerten.

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“Our revels now are ended. These our actors, as I foretold you, were all spirits, and are melted into air, into thin air.” (Tempest / Shakespeare)

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Und so endet unser Sehnen, unser Schwelgen, einem abgespielten Schauspiel gleich, wie ich Dir schon damals versuchte zu sagen, als Geistertanz und verwirbelt sich in die Lüfte, die dünnsten Lüfte.

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When we said good-bye, love

What had we to gain?

When I gave you my love

Was it all – in – vain -?

(Dylan / Shakespeare / Prospero / Der Wind / Die Hoffnung / Karl Marx?)

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