Cementary / Irgendwo in Südengland / Wo? / Vergessen / August 2017
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Was das Leben angeht bin und bleibe ich Dilettant! Fingerzeige in anderer Richtung werden von mir entgegengenommen. Meine letzte Band, so isses, nennt sich DieDylanTanten. Zweimal spielen wir die noch. Stets gegen die deutschen Kicker. Zimmermänner gegen Nagelsmänner. If I had a Hammer.
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Natürlich stehe ich seit gestern fest an der Seite der Kickereicombo „Felix Ralf Austria“. Auch schon länger. Keine weißen Hemden? Aber weiße Gesichter? Geh scheißen! Die deutsche Zahnlücke mag ich auch ganz gerne, jedoch ruft Vienna an. Humor? Gewiß! Und vor allem wegen der Fundsache.
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War unlängst in Recklinghausen. Die Nacht von Sevilla. Heute Nacht, von Austria beflügelt, eine Fundsache wieder. Litti statt Lohmeyer. So erzählt sich Geschichte ohne überheblichen Überbau und falsches Pathos statt Erinnerung. Einfach und mit Humor und Schmerz. Ist Litti eigentlich Ösi?
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Manchmal erreichen mich Nachrichten. Warum ich immer mit dem Tod und so rummache? Ich glaube fest daran, daß die Beschäftigung mit den letzten Dingen ein Leben verlängern kann, denn mit steter Verneinung des Alterns und / oder alternativ eine vergangene Jugend wieder herbeirufende Aktivitäten zu bejagen. Ob mit Wort oder Bein. So viel Neues geht eh nicht mehr voran in unseren abgestorbenen hängenden Hemden und Hosen.
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It was twenty years ago today. Hessische Theatertage in Gießen. Remenber Rehakles. Jetzt aber Tünn und Litti sich erinnern lassen. Schumacher nennt den Schwarzen Hund die Grauen Wölfe. Muß meine Rubrik umbenennen.
Polen / Świnoujście / Nach der EM und während der olympischen Sommerspiele / August 2012
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Wadenmusiken
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aus tiefem raume heute kaum
noch terrierhaft gewadet wird und geglitten
schlammverschmiert in fremde beine
haupthaar wehend oder im mittelfeld
gehend hoch das kinn die stutzen runter
nach dem spiel dann ziemlich munter
dem training kalte schulter leckend nicht
an jedem mikrophone
kein volk dem ward verheißung
serviert auch wenn man doch verliert
und rettung oder regentänze
man wechselt selber sich und
rein mit wut es reißt ein netz
das wetter musste keine märchen erzählen
manche spiele dürfen quälen
wasserball und müller dreht sich
und der trainer mit der mütze
medizinball liegestütze
in der mitte stürmt ein stürmer
ungeheuerlich und macht hütten aus bananen
neben dem grün noch aschebahnen
aufgeschlitzter oberschenkel
geschraubte stollen geschnürte senkel
vokuhila roger milla
keine keller nirgendwo
aus ist hand und sowieso
der fehler bleibe
fragt hans der in wembley
flog
den fang ich mit der mütze doch
wie kann der nur der linienrusse
geschenkt und ausgerechnet der versenkt
dann die blauen hemden
keine fluppen mehr auf trainerbänken
genörgel doch kann ich mir schenken
rolle kugel frei
und rudi der noch lebt
auch mal vorbei
bespuckt von friesischen kamelen
auch die fehlen
diesmal nicht
demnächst verlängerung
und elfmeter
all dies aber später
und vielleicht
wenn was erreicht
egal ob albanien oder österreich
wer dann gewinnt
des wade darf musizieren
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(mittelhessen / arschkalt / 14. juno 2024)
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Gestern Abend wurden wir aus dem Kabelfernsehen rausgeschmissen. Zack! Der heutige Auftakt schien gefährdet. Bei diesen arktischen Temperaturen draußen sitzen? Gott sei Dank hatte meine kluge Gattin, die heute auch noch Geburtstag hat, schon vor Ewigkeiten irgendwie Internet-TV gebucht. Haben wir nie genutzt. Jetzt habe ich mich, der ich gestern noch tönte, froh darüber zu sein die Glotze los zu sein, in einem wilden Akt in die Tiefen der neuen weichen oder harten Ware des neuen Glotzens reingewühlt. Yeah! Geht doch. Die Schotten mochte ich eigentlich schon immer. Die Engländer sind eigentlich immer mein Favorit des Herzens. Wird aber nix. Die haben den Kane. Was wollte ich noch sagen? Übergebe besser an die Fachleute.
Mariengrotte / Burgruine Falkenstein / bei Pfronten im Allgäu / 14. Juni 2022
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Altern heißt meist Rückfahrkarten kaufen. Ob man da wieder ankommt, wo und wie man sich einst wähnte, sei dahingestellt. Die Einen sagen so. Die Anderen sagen so.
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Ante scriptum: Was macht eigentlich Thomas Tuchel?
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Bin eben wieder bei einem Helden der Adoleszenz gelandet.WSB. Für die Drogen der Vergangenheit fehlt mir inzwischen der Mut. Es bleibt nur noch der schale Suff der Gegenwart.
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WSB schrieb, was ich eben lese: „Wessen Stimme? Hör zu. Zerschneide und vertausche auf jede mögliche Art. Lese laut. Ich kann nicht wählen, aber hören. Denk nicht darüber nach. Theoretisier nicht.“
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Ich möchte besser nicht zu den Alten auf den Bergen gehören, die hinabblicken, obwohl schon längst beim Abstieg angekommen, die herabwürdigen und vermeintlichen Überblick über gelebte Jahre als Erkenntnis verkaufen. Ein paar Meter nach oben sind immer noch möglich. Den Schlußstrich zu ziehen liegt in des Anderen Hand.
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Siehe ganz oben.
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WSB schreibt weiter: „Du wolltest Hilfe. Hier ist sie. Nimm sie dir. Und denk immer dran. ‚Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.‘ Die letzten Worte von Hassan I Sabbah, der Alte Vom Berg.“
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Gebet 1
Götter
Bitte
Macht aber nicht zu schnell
Daß meine Zunge folge meinen Augen
Jetzt
Daß meine Zunge nicht besinge
Was meine Augen niemals sahen
Nur mein abgeschaltetes Herz imaginierte
Und zwang mich zur Furcht vor der Zeit
Jetztzeit
Ebenzeit
Gesternzeit
Keinzeit
Gleichzeitig
Schenkt mir den unermesslichen Luxus der Fähigkeit
Zu warten von unten nach
Oben
Herabzusteigen
Von den Hügeln der Selbstermächtigung
Auf denen die Feldherren
Einst von uns gehasst
(heute / gewidmet dem inneren feind)
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WSB hatte an Allen Ginsberg geschrieben. Und das noch: „schau hin .. schau hin .. schau hin.“
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Ab morgen fühlen … Blödsinn … füllen sich die Tage mit sinnfreier Kickerei. Ei! Der Gottesdienste sind viele.
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(eben / sonne / ziemlich kühl für die jahreszeit / verzeihung / der mußte noch)
Lourdata / Kefalonia / Hellas / 3. Juni 2023 / Sichtbare Klarheit / Foto: A. Haas
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Und dann sagte der oben Zitierte noch, las ich eben, dass er sich meistens mit Trinkern, Drögelern und starken Rauchern umgeben habe, da ihn solche Nüchternen, wie er so preußisch halt gewesen sei, eher langweilten.
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Miro Klose, einer der sympathischsten Kicker ever, übernimmt die Clubberer. In unserem Haushalt gibt es nun einen neuen Lieblingsverein.
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Der nicht nur aber eben auch profundeste Dylanvermittler der Republik (außer) Herr Detering wurde in den Orden pour le merite aufgenommen.
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Die Mehrheit der Wählenden in Limburg ist dafür die lästigen Tauben in der Innenstadt zu köpfen, statt auf weggeworfene Lebensmittel zu verzichten. Ich bin auch für das Köpfen. Ich werfe keine Lebensmittel auf die Gass‘.
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Der Nachwuchs reckt im Netz, auf Sylt, anderswo, an den Wahlurnen den rechten Arm ausgestreckt in die Lüfte. Die Boomer lehnen aber ab jede Verantwortung für den fragilen Zustand des Landes, belehren ungebremst weiterhin und mit großer Geste und planen dabei ihren nächsten Urlaub.
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Ein Rudi, den es nur 1x gibt, macht noch keinen Sommer. Traumsteuerung jeglicher Art wurde noch nie patentiert. Der Juni soll verregnet bleiben. Die Gastronomen stellen hektisch Fernseher auf und erhöhen ihre Preise gern.
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Sarah Butler und Oskar Brunnen und die Klagenerheber lachen sich einen weg. Gießen wählt frei nach Nina Hagen und sinnentleert. Alles so schön bunt hier. Ich kann mich gar nicht entscheiden. Was volt Ihr? Die Partei?
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Wenn auf den Dünkelsendern 3Sat oder Arte Kultursendungen laufen, moderiert von feministischen Highheels, möchte ich die Glotze aus dem Fenster werfen. Wie einst die Anhänger der Azzurri, wenn ihr Team verlor.
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Mein Hirn ist leider keine Kristallkugel. War es nie. Mein Hirn ist der quälende Eintopf, indem ich die Reste eines Tages versuche zu verrühren. Meistens aber zu ertränken. Warum das Mantra besingen? Wünsch Dir was?
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William S. Burroughs schrieb mal: „Radiert Das Wort ‚Akzent‘ aus. Radiert Das Wort ‚Klasse‘ aus. Radiert die Alten Seilschaften aus. Radiert die Worte aus.“
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Die Behauptung das Leben des Menschen, der Gesellschaft, einer Ideologie könnte Stringenz, Klarheit oder gar die Möglichkeit einer Einschätzung beinhalten, ist nicht nur obsolet, sondern einfach nur Absurdistan rules ok!
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Das Land der Darbenden feiert jedes Wochenende Feste. Samstags und sonntags und auch sonst wird in den Cafés offensiv gefrühstückt. Viel übrig, was man danach wegschmeißen darf. Die böse, böse Pandemie ist schuld?
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In den Bodensee floß dieser Tage viel Wasser. Habe oft mit meiner Mutter in der Sache telefoniert. Da passt viel rein. Sagte sie gerne. Jetzt läuft er über.
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Schmeiß deine Gedanken in die Luft. Runter kommt das Zeugs immer. Mal so. Mal anders. Mal so. Mal anders. Mal so. Cut up. Es kommt eh. Runter.
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Heute versuche ich mir mal den schwulen Junkie William S. Burroughs und den schwulen Preußen Karl Lagerfeld als ein Paar vorzustellen. Geht doch.
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Unser Gemüse wird tagtäglich von Schnecken angegriffen. Nicht nur unser Gemüse. Sie sind in den Nächten überall. Ihre Schleimspuren sieht man nie.
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Wer sich nicht den eigenen Ängsten überzeugt in die Arme schmeißen will? Frag mich nicht. Die eigene Lächerlichkeit gilt es gelegentlich zu ertragen.