„Grandola, braungebrannte Stadt, Heimat der Brüderlichkeit!“ (Das Lied der Nelkenrevolution in Portugal / 1974)

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Lisboa / Largo di Carmo / Foto vom Foto / Installation 40 Jahre Nelkenrevolution / 15. Juni 2014

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Die Wucht der Jubiläen. Seit Jahresbeginn geistert das Jahr 1974 intensiv in der Gegend rum. 50 Jahre sind vorbei gerauscht. Der erste Golf. Drecksack Günter Guillaume. Willy Brandt gibt auf. Hölzenbein fällt. Stirbt fast schon kitschig fünfzig Jahre später. Ein Landschulheim in Meransen. Meine ersten Finger in fremder Mimi. Gerd Müllers Drehschuss. Kippen drehen lernen. Mit afghanischer oder tunesischer Füllung. Wir lassen uns die Heilkräuter vom Bodensee nach Südtirol liefern. Gegen die DDR verliert man dann. Und die wurde auch noch eben anerkannt durch die Blume. Helsinki. Unser Klassendealer rastet aus. Die Nachwirkungen des Vorjahres, die Ölkrise und der selbstgewollte Abgang meines Vaters mildern sich ab und machen Platz einer Art von Aufbruch. Aufbrechen. Die Nelkenrevolution. Rumble in the Jungle. Der erste nächtliche Boxkampf in der Glotze ohne den Vater. Zypern wird geteilt. Als verantwortlicher Redakteur unserer Schülerzeitung stehe ich kurz vor dem Schulverweis. Schließe mich der Schülergruppe des KBW an. Solschenizyn fährt in die Eifel und findet Asyl bei Heinrich Böll. Wir lesen vom unendlichen Tag im Leben des I. D. im Deutschunterricht. Ich halte weiterhin eine rote Diktatur für eine Form der Befreiung. Helmut Schmidt hält dagegen. Aber in Portugal wird doch so schön gesungen. Mein Mofa ist aus Frankreich. Ab und an sitzt auf dem Lenker oder auf dem Gepäckträger eine verzückende Blondine. Klosterschülerin und Tochter eines Grundschuldirektors. Die nächste Katastrophe naht. Die Amis verlassen Vietnam. Nachdem ich mir von Mutter 100 Mark erbettelt habe, fahre ich mit zwei Freunden nach Amsterdam. Es regnet zu oft und wir liegen im Vondelpark durchnässt unter alten Bäumen. Die Niederländer, frisch entmüllert, finden uns nicht sympathisch. Wir reißen aber auch zu gerne das Maul auf. Die Dealer vor Ort lachen uns Flaumbärtige aus. Damals schon nach zwei Amstel blau. Die Musik wird immer schlimmer. Sugar Baby Love. Selbst meine Mutter wagt sich inzwischen auf die Tanzfläche. Jack Nicholson wird in Chinatown die Nase aufgeschlitzt. Wir sitzen im Kino und lachen uns tot, wenn im Großen Fressen das Scheißhaus explodiert. Der Club of Rome veröffentlicht damals schon seine Warnung. Alles frisst auf mein Kommando. Ich lese ein erstes Mal Kerouacs „On the road“. Bob Dylan geht wieder auf Tour. Man munkelt in den Kneipen, dass es nun ernst werden würde mit unser aller Leben. Als ob es dies nicht schon längst gewesen wäre. Jedoch auch eine große Hoffnung, welche ich zwischen den Fingerspitzen hin und her rieb wie ein Komboloi, tanzte leise Sirtaki. Die Zukunft vielleicht ein Schmirgelpapier.  Nicht wissend was unten und was oben. Was bleiben wird, wird später mal. Viel weiter heute ich? Eher kaum. Sehnsucht und Selbstironie zumindest leben noch. Darauf einen Dujardin.

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„Faulheit: Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit!“ (Immanuel Kant)

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Hier ging es zur Oberstadt / Huy / Wallonien / 12. Oktober 2023

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Damit das mal was wird mit dir aber so wird das nix / Eins

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Der lange gelbe Arm der Fleischthekengöttin langte

Über den gläsernen fettverschmierten Tresen

Der Junge auf den Zehenspitzen das Scheibchen Wurst

Wie sagt man

Danke murmelnd

Entgegennahm

Damit das mal was wird mit Dir

Schob sie noch hinterher und

Macht dann 2 Mark 17

Zur Mutter gewandt

Ein Stockwerk höher

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Die gelangweilte Zornesfalte des Jugendtrainers

Vibrierte während der Junge die grasbefleckten Stutzen

Runterkrempelte auf den klebrigen Boden der Kabine blickte

Und hörte er sei lediglich nur noch ein Schatten seiner selbst

Heute gewesen

Wie sagt man

Ich höre Ihnen zu

Und jetzt raus ihr alle

Aber so wird das nix

Man hatte Unentschieden gespielt gegen den Letzten

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Die fünf knöchernen Zeigefinger des traurigen Vaters

Auf seine Backe gezeichnet

Hatte der Junge die von ihm geliebten Tomaten mit der Blechkanne

Ersäuft unaufgefordert von oben

Gutes tun wollend

Wie sagt man

Das Denken solle man den Pferden überlassen

Auf Grund des größeren Kopfes

Nickte dann der kleine schmerzende Kopf Zustimmung

Warum aber

Damit das mal was wird mit dir

Dann musste er Stachelbeeren pflücken

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Die Ausnahme und die Regel stand

So der Lehrplan an am nächsten Morgen

Doch die Nacht davor die Ausnahme

Da im fernen Mexiko Gerd Müller sich rächen durfte

Das rechte Bein bis hin unter die Latte streckend

Für das dritte Schmerztor von Wembley und selbst der

Traurige Vater in Güte

Unter dem Kopfschütteln der Mutter

Setzte aus die Regel

Ab ins Bett und

Keine Widerworte

Morgens an die Türe klopfte dann die Mutter

Zu spät Junge bist Du

Aber so wird das nix

Den Namen des Autors erinnerte er noch

In der Unterrichtung

Mehr schlecht als Brecht

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(wird fortgesetzt / draußen mal zu kalt / bald wieder zu warm / heute buchstabensuppe als gazpacho / morgen wieder aus dem glühenden wok)

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„Freiheit bedeutet sich für alles verantwortlich zu fühlen, aber auch sich in alles einzumischen, was einen eigentlich nichts angeht!“ (Peter Sodann)

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Schmalkalden / Thüringen / Buchladen in memoriam Peter Sodann / Oktober 2021

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HOYWOY II (Gerhard Gundermann)

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Man konnte hier Klaus oder Janek heißen

Das war egal

Warn alle nur Teig fürs Waffeleisen

Das war egal

Dick oder doof schnell oder arm

Das war egal

Hier war ja nur ne Maschinistenfarm

Das war egal hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

War das egal

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Die Wecker klingeln hier früh um vier

Alle zugleich

Am Zahltag gabs immer Radeberger Bier

Für alle gleich

Und schlief der Janek mit der Frau vom Klaus

Ach, alles gleich

Das fiel nicht weiter auf

Hier sehn ja alle aus wie Klaus

Alle gleich hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

War alles gleich

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Nur eins war seltsam hier

Gleich hinter dem Ortseingangschild

War es plötzlich ganze vier Grad wärmer

Und der Wind so mild

Ich riß mein Helmvisier

Hier immer weit auf, weil ich nicht mehr so fror

Du lachtest hinter mir

Und die Kinder krochen kichernd

Unter der Seitenwagenplane vor

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Und Feuersteins Musikpalast

Das war egal

Lieben, streiten, denken, Haß

Das war egal

Wir brachen auf, und wir brachen ein

Das war egal

Warn alle nur Tropfen aufn heißen Stein

Das war egal hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

Hier in Hoywoy

War das egal

*

Nur eins war seltsam hier…

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Das war Hoywoy

Das ist Hoywoy

Aber nur für uns

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(sein letzter auftritt in gundermann / der alte verknöcherte genosse, der gundi aus der partei werfen werde, wenn der nicht zu kreuze kröche / peter sodann nach dem tod der ddr als trotziger verteidiger von resten / würdevoll wütig / tatortkommissar / theaterleiter / kandidat in sachen bundespräsidentschaft / und vor allem gnadenloser sammler der bücher des untergegangenen landes / er war sohn eines stanzers und einer landarbeiterin / ich vermisse gelegentlich solche biographien in meinem umfeld / in meiner generation (west) verkleideten sich die bürgersöhnchen als proleten oder indianer / mississippi statt saale / behauptete heimat)

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„I’m alone here. / With emptiness. / Eagles. / And snow.“ (Deep Purple)

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Nonnenhorn / Oktober 2022 / Foto: A. Haas

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Neverlusen in Mittenwald

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Im verschneiten Landschulheim

Mittenwald Februar neunzehnhundertzweiundsiebzig

Auf dem Weg von der JH Ganghofer zur Kaserne Edelweiß

Das tote Reich der Vorfahren noch schwer im Rucksack

Streckte das erste Mal eine Klassenkameradin ihre Zunge

In seinen Hals die nicht

Die Auserwählte war

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Ossi der Metzgersohn der

Wenige Jahre später nur wie sein Vater

Sich den Strick um den Hals legte

Trennte die Knutscher ein Heft in der Hand

POP aus der benachbarten Schweiz

Verwackelte Bilder einer brennenden Spielbank

Unten am anderen See bei Genf

Lugi do schau des isch es

Der Junge schmiss seine mitgeführte MC

Neben den Weg in den Schnee

Und durfte an Ossis Zigarette ziehen

Ihm ward schlecht

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Im Waschraum zwanzig Waschbecken in Reih und Glied

Ajona zwischen den Borsten kratzte an den Zähnen

Vor angelaufenen Spiegeln

Wo isch Deine T. Rex–Kassette Lugi

Da hätte der Junge gerne geantwortet

Ich werde mich nicht mehr auffressen lassen

Von denen die da so gross mit spitzen Zähnen

Und langen Zungen

Und Neverlusen ab heute

Auch wenn finstere Rauchwolken über dem See aufsteigen müssen

Sie werden es sowieso

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Er war schon mal in Mittenwald gewesen früher

Auf Hochzeitsreise

Knappe sieben Monate alt

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Die erste Frage nach der Heimkehr des

Vaters dem ein Jahr noch blieb

Hast du geraucht

Nein

Geknutscht

Pause und nein

So lernt man das sinnlose Lügen

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(gießen heute / zeitung lesen / fünfzig jahre da da da / da da da da / da da da dada / das eigentliche lied auf der scheibe die wenig später mein kleiner bruder nach hause brachte / er hatte sie einem klassenkameraden aus der tasche geklaut / ein anderes / höre unten / die erinnerungen werden tag für tag milder)

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„The Thrill is gone!“ (B.B.King)

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Ersatz für eine gute alte Kifferbank / Bodanrück / August ’20 / In der Tüte unten links Herr Mahler

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Narrenbehandlung

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Wenn es mich nicht mehr juckt

Man sich lediglich ab und an kratzt

An den stillgelegten Testikeln

Die gepresst werden von gepackten Koffern

Auf denen ich ausharre laut singend

Alle Aufbrüche vermeidend

Aber die Moralhitparaden hoch und

Runter buchstabierend auf der Suche

Nach den Verletzbarkeiten und ich

Ein Stellvertreter meiner Schäden

Profund und blind jubelnd bleibe

Opfer meiner Narben

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Letzte Nacht viele Hunderte

Mit Tüten in der Hand

In den Wiegen immer noch schaukelnd

Mutlos befreit

Durch eine Vergangenheit geadelt

Breit leider nicht die Brust

April April

Man legt sich selber rein

Freudlos

Ins gemachte Bett

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(gießen / heute lese ich bei der physiotherapie auf einem plakat narrenbehandlung statt narbenbehandlung / uli hoeness hatte unlängst sich öffentlich über fliegende punkteraubende tennisbälle beschwert / dann musste er sehen im stadion: für euren scheiß-fußball seid ihr doch selbst verantwortlich, uli / selbst das kiffen ist inzwischen eine langweilige und verantwortungsfreie veranstaltung / den walldorf-schülern und den moral-pianisten sei dank / regnet es noch oder schon wieder in saarbrücken / wurscht / alle lüste flachen sich halt mal ab / in würde hoffentlich / auf alten bänke sitzen später neue)

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„Ich bin voller Dankbarkeit und voller Frohnis, dass ich das alles erleben durfte.“ (Christian Streich)

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Wo ich doch seit Tagen bei den Verlusten verweile. Quatsch. Eben nicht nur. Beim Nachdenken – Danke Herr Daniel Schreiber – über das Verorten all der allgegenwärtigen Verluste halt au. Wann man geht. Wann man bleibt. Wann man auch mal die Schnauze hält. Hat was welche Bedeutung. Was blase ich auf. An die Klinken welcher Türen mag ich nicht fassen. Alles ein großes Fass, was jetzt nun mal aufgemacht. Und: Wie geht man? Die rechte Zeit. Die Würde. Die Distanz zur eigenen Scheinriesigkeit. Oder Scheinheiligkeit. Oder Langweiligkeit. Oder aus dem aufgemachten Fass wird irgendwann ein Schnapsglaserl. Und dann trauern. Über was. Aber.

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Christian Streich lief mir stets über meine Wege. Oder eher die Verbindungen zu ihm. Viele Arbeiten in Freiburg. Mein fernnaher Bruder ist Vereinsmitglied und Dauergast beim SC Freiburg. Der Bruder meiner ersten fehlgeschlagenen Liebe wohnt dort. Lebt er. Lebt sie. Der Trainer Vornamensvetter. So eine Art Fußball – Dylan. Für mich. Schrieb ich mal auf meiner alten Theaterseite. Siehe unten. Viel Wäsche die noch trocknen will.

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(gießen im november 2019) Werd ich des jemals schaffe ein Regisseur zu si wie der Streich ein Trainer isch? Selles sagt der einfach so, nachdem er am Bodde liegt: „Ich hab ihn gsehe, er isch halt ein emotionaler und wilder Spieler. Ich kenne ihn von seiner Zeit in Basel, des isch net weit von uns weg, da habe ich ihn oft gsehe. Dann kommt er also, aber er kam so schnell. Der Ball isch an mir vorbeigrollt und dann hat er mich, bumm, über de‘ Hufe grannt. Dann sind leider natürlich alle Spieler aufgesprunge, aber ich bin sofort wieder hoch, weil ich ja keinen Bock auf des ganze Theater hab‘. David isch danach au zu mir komme, er hat sich entschuldigt. Er sagte: ‚Ich hab gedacht, du bisch ein bissle stabiler.‘ Aber er isch ein junger Büffel und ich bin 54. Das darf er natürlich net mache, ich komm‘ ja gar nimme weg bei dem Tempo. Des isch natürlich scheiße. Au‘ für Frankfurt. Er isch wild, alle von Frankfurt sind wild. Aber wenn se net so wild wäre, dann hätte se au net so viel Erfolg. Ich hab viele persönliche Schwächen. Aber eine Schwäche, die ich net hab, isch, dass ich nachtragend bin. Die Sache isch erledigt. Thema erledigt. Weiter geht’s, zum Fußball gehören halt au‘ Emotionen. Ich bin scho so lang aufm Kickplatz, so isch der Fußball au‘. Aber es isch alles gut, des isch keine Story wert. Ich hab wirklich keinen Bock auf des ganze Zeug. Es isch alles gut, die Schulter hat gehalte, ich bin ja au‘ stabil, ich dehne mich ja immer. Wenn mich einer umhaut, isch es net glei gesagt, daß ich sofort verletzt bin. Ich weiß net, wie es am Montag isch, vielleicht hab ich ja ein Schleudertrauma. Aber fertig, Fußball, ab. Thema erledigt, in Ruhe lassen.“ Ich lieg au grad am Bodde rum. Heilandzack. Und Bock uff des ganze Theater hann i au nit me, isch aber au gut, etz mach ich erscht mal Premiere. Die Sache isch erledigt. Und die Schwäche vom Streich wege derer ganze Nachgetragerei, die henn i au nit.

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Seit längerem steht auf meiner Ideenliste für diesen Blog: ein Christian-Streich-Poem. Seit seinem angekündigten Abschied ist es nun eine Steilvorlage. Druck. Quatsch. „Runterfahre! Fertig! Nit noch blöd rumschwätze!“ Aber es kommt. Das Poem. Der Titel steht. „Frohnis!“ Vielleicht wird es auch nur ein Blues. Eine Strophe kurze Minuten gesungen.

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Bin jetzt in Sachen badischer Dialekt ja au kei Dummerle, aber Frohnis henn i noch nie ghört. Mein Lieblingswort isch des ab heut. Und so kling Frohnis, wenn des dä Kies singe tut. Der könnt au mol uffhöre. Wer kann des scho?

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„Ich glaube sowieso, dass es im Leben immer möglich sein muss, wegzugehen.“ (Sandra Hüller)

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Graffiti am Rande eines Wanderweges bei Tambach-Dietharz / Thüringen / Mitte Oktober 2021

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Brief des erschlagenen Abel an seinen Mörder Kain

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Wie Dein Kartoffelfeuer gen Himmel fingerte

Das hastig zusammengeklaubte Kraut brannte in der Hoffnung,

Auf das Podest im Herzen des Schöpfers Deiner Eltern

– Papa Rippe wie wir ihn in leichteren Tagen nannten –

Zu klettern, bekränzt, vorbeigezogen am lästigen Fleiß

Des Bruders

Dessen Hände noch blutig vom stundenlangen Schächten,

Vom Ausweiden, Häuten,

Vor Stunden Du noch neben der Blutwanne gestanden

Gebeten hast um ein gutes Stück des besten Opferkalbes

Zu braten es und zu verzehren neben den Kartoffeln

Die lagerten vor Deiner Hütte eben geerntet

Obwohl der Bauch schon bedenklich

Schliffen Deine Rachephantasien schon die Axt

Da nebenan der hager Getriebene das Holz sammelte

Es zerteilte, Reisig stapelte und Dir

Dem freudig Schlingenden

Opferholz vor Deine Feuerstelle trug

Brüderlich teilend wie stets von Dir gefordert

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Als ich auf dem Acker

Papa Rippe hatte mir kurz freundlich zugezwinkert

Dir, was ich bedauerte, lediglich signalisiert hatte

Dass er wichtigeres zu tun habe

Als unser beider Eitelkeit zu befriedigen

Da der Menschen Zeit doch eben erst begonnen

Da unsere Opferfeuer brannten verwirrt fordernd

Ich, mein Gesicht zerschmettert vom Stein Deiner Zuneigung

Hinauf blickte und der Vater nichts mehr war

Denn ein Nebel, der sich senkte auf das blutgetränkte Feld,

Kühlte ich und ab und schwor allen meinen möglichen Schulden ab und sie also lud

Auf meine Schultern

Da glomm noch mein Schaf lichterloh

Es stanken zum Himmel seine Reste

Papa Rippe schwieg

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Es waren gewiss nicht die Engel

Welche mit hart gegen die Steine stechender Klinge

Ausgruben meine Grabstätte

Doch da ich lag tiefer nun

Und die Erdkrumen der Erinnerung

Rieselten hinab, Blutungen stillend,

Auf meine blinden Augen

Schlief ich ein als Einzelkind

Und dankte ab den Götzen der Verbundenheit

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(gießen / erster weihnachtsfeiertag 2023)

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(wo ist kate? / und jetzt auch noch camilla krank / man sucht nach revolte-rentnern in alten bauwagen-elendesquartieren / findet sie nicht / hat jemand deren hunde gesehen rund um das ostkreuz? / schreiberlinge suchen in friedrichshain nach spuren von sandra hüller / oder war es doch friedrichsroda? / allenthalben geifereifer / check your age at the door, um quincy jones zu zitieren / und: höhepunkt eines weiteren müde freudigen tages: bob dylan ist ein mensch: so schreibt das feuilleton der SZ / putin hast du das gehört? ab oder an?)

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Von der Sinnhaftigkeit versunkener Currywürste im Leben eines Rentners

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Meersburg am Bodensee / Januar 2024

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Mit „Hömma hier getz!“ im Sinne Helge Schneiders mag man diese Blogschwurbelei beginnen. Wobei et umme Ernsthaftigkeiten gehen tut. Der Alltag eines Rentners ist erst ja mal vor allem viel Leere, aber da noch wat Schwung in Stand- und Schussbein rumliegt: man nimmt sich zusammen und jeder Atemzug ist ja von Bedeutung, auch wenn selbige im rasanten Tempo verlustig geht. Haben wir ja begriffen. Oder auch nicht.

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Man tut Dinge. Radio hören. Fragen Sie mich nicht welchen Sender. Man verliert seinen Ruf schneller als man über den Seltersweg strolcht im Rahmen der Sinnhaftigkeit. Beweg‘ Dich bitte auch ab und zu mal, sprach die Gattin, die noch im Erwerbsleben. Bis zum nächsten Wein ist es, Dionysos sei es gepfiffen, nicht so weit. Dazu später, zurück zum Radio.

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Die Neuigkeit, die aufhorchen ließ heute in der Früh‘: in Hannover ließen sich Schutzleute – Darf man das noch sagen? – mittels Currywurst nicht gerade bestechen, aber dazu bewegen, mal weg zu sehen. Hannover? Hillu, die unserem Bundes-Gerd diese Köstlichkeit einst verboten hatte? Scheidung folgte auf den Fuß. Vollstes Verständnis. Meine Ausbildung zum Mimen in Kölle ohne Currywurst angesichts der Finanzlage schlichtweg unmöglich. Einzige Alternative die Rievkooche-Bud vor dem Kölner Bahnhof. Die schwammen in wahren Pools von Fett. Die Rievkooche. Wohlstand?

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Jeder, aber zumindest jeder dritten bis vierten Ausbildung, folgte im reichen Germanien der 70 / 80er eine damit verbundene Tätigkeit. Ich war irgendwann in Tübingen engagiert. Näher am Geburtssee als an den Genusstempeln in Sachen Currywurst. War schön, jedoch: wir spielten viele Abstecher (Nichtkundige bitte googeln: Abstecher Theater!) und vor der Vorstellung durchstreiften wir, einige in NRW sozialisiert, die Ortschaften des Südwestens auf der Suche nach? Eben. Wir verfassten darauf das viertdünnste Buch der alten BRD. Nach den bundesdeutschen Beiträgen zum Humor, altlinks gelungenen Revolten, den Meisterschaften des S04, punkteten wir mit „Die besten Currywürste südlich des Mains!“ Hömma, die hauen Dir die komplette Wurst auffem Teller und dann muß Du die auch noch selber schneiden tun. Glaub ich dat? Seit Ewigkeiten arbeite ich an dem Werk: „Darf man Brezeln nördlich von Heilbronn verkaufen, geschweige denn backen?“

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Dann saß ich im Café. Der Spaziergang war kürzer als angeordnet worden war, aber – Entschuldigung! – es stürmte heute wie wild. Eben! Wenn da ein Ast auf meinen noch mitdenkenden Schädel? Genau! Las die zwei hiesigen Lokalgazetten, die sich inzwischen etwa 70% der Beiträge teilen tun müssen! Zwischenruf: Denkt an die Bäume und lasst es sein! Aber zwei Perlen, die des Rentners Leere füllten, durfte ich dann doch beäugen tun. Die Prognosen. Sarahs BSW in Umfragen bei 3%. Unter Anmerkungen stand noch: Fehlertoleranz bei 2,5%. Gen unten wie oben. Oskar: gehe schon mal auf den Markt. Rentner kochen ja gerne. Falls noch eine Frau in Herdweite.

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Und: ich bin ein entschiedener Befürworter des Limburger Modells in Sachen Taubenhege. Denn in den Innereien der toten Tauben lasen die alten Römer von der Zukunft, keiner Gegenwart und kaum von einer Vergangenheit. Eh egal. Und gebraten haben sie die Viecher auch, bevor die Viecher dem Germanen späterer Tage ins Maul geflogen waren. Meinen Kaffeesatz benötige ich zum Düngen meines Gemüses.

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Und, ich find‘ ja heut‘ kein End‘, eben den TV-Apparat angemacht. Vielleicht ist ja Wintersport. Die wahre Sinnhaftigkeit des Rentnerdaseins. Und was machen die da „Volle Kanne“? Vier Jahre Covid. Gedenksendung. Die Covidelei, der deutsche que(e)rdenkende Verkehrversuch. Was uns denn alle verbindet, wenn gestorben werden muss? Oder was die Geplagten dann alle trennte im gewiss lauteren Schmerz? Lamentatio pensionario? Der Sinn haftet an den Rändern der eigenen Vergewisserung. Vielleicht!

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Auf zur letzten oder ersten Currywurst. Erinnerung 1982: Eben war es Kohl, der neue Helmut, der traurigerweise der neue Schmidt geworden war, wir spielten in Köln Theater, mit des Sängers leider später verstorbenen wunderbaren Frau saßen wir in der Küche der Regisseurin und erzählten uns in Dauerschleife schlechte Witze. Und lachten. Die besten Witze erzählte – Hömma hier getz! – der junge Bochumer, der fünf Monate älter denn ich und eine ganze Nacht uns durchlachen ließ. Und dann hatte man Appetit auf: andere Würste auch.

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