Als ich einen düsteren Traum träumte der keiner mehr
Nur zu wahr wurde
Der Löffel klackte schiefen Takt auf das schrundige Porzellan
Viel blieb nicht über
Denn Dunkelheit und kein Hauch von Liebe
Müde Versuche mit den Gewalten zu leben
Vor dem Ende meiner Zeit
Spiele zu spielen verlor ich den Mut
Habe die Ehre verneigt sich das schweigende Gehirn
Ein letztes Mal vor einem wohlfeilen Emoticon
Weltenlauf der hängt sich selber auf
Kein Aufschrei außer #
Das Treppenhaus hinab
Trippelt alte Leichtigkeit
Einst forsch
Einst furchtlos
Gläserklang zumindest noch
Hallt nach
*
(heute / drohnen von rechts nach links / drohnen von links nach rechts / boxhandschuhe nur noch digital angezogen / lief eben über den markt in gießen / das land hessen wirbt in sachen fortschreiten / las statt digitales hessen auf den albernen promozelten: digitales heizen / die welt im halbfinale / wird schon)
(gießen heute wieder / niemals würde ich auf einer otfried preußler-schule lernen wollen / wird geschreit / umbenennen also / mein gott / gute zeitung heute / in umfragen teilen sich spd und afd bei die jungwählers platz eins / neverlusen marschiert / alonsos pullover ist inzwischen durchscheinend / die hitzewellen ante portas / immer die eine lange strasse lang / besser nicht)
Aus aktuellen Anlässen, auch wenn die Zielrichtung und die Definitionen von Teilhabe oder Verantwortung oder Wunschdenken dieser Tage anders ausgerichtet sein mag denn dunnemals, hier als kleine Solidaritätsadresse eines Rentners die Scherben in Ihrer wunderbaren Roh- und Direktheit. Die Qualität eines Getriebes zeigt sich erst, wenn der Sand darinnen knirschen darf. Und ein Text oder Streik ist so lang wie er ist. Inklusive Wiederholung.
In der Hoffnung die Lungen des Wolfes schwächeln heute Nacht
Lustige Schweinchen die wir waren
Recken wir die Nasen
Gen die vom Wind gepeitschten Himmel
Angekokelte Papierschnitzel rieseln auf uns nieder stets zu laut
Die geduldige Schwarte schwitzend Feuer fängt
Und wenn der Bauer die Weide betritt
Die Eimer schwenkend rechtens wie linker Arm
Das Kraftfutter immer noch überschwappt auf die fruchtbaren Äcker
Grunzend wir ihn mürrisch an:
„Machen Sie sauber! Gründlich!“
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(anläßlich franz kafka 100’sten schrieb die schriftstellerin teresa präauer in der sz angeregt durch „auf der galerie“ vom weinen ohne es zu wissen und ob so etwas gebe / denke ja / kann man sich auch ein haus aus papiertaschentüchern errichten, frage ich dann / denke ja / im deutschland dieser tage ganz gewiß / deswegen nennt man – zumindest wir boomer – das papiertaschentuch immer noch tempo / mach also hinne, schicksal)
(seltsam ist es dieser tage diesen in teilen fast schon euphorischen bericht zu lesen, da eine hoffnung nach sibirien reiste auf der suche nach erlösung vom ICH und der sehnsucht nach dem WIR / das folgende zitat auch von brigitte reimann: „man kann sich keine private welt schaffen, säuberlich getrennt von der, die uns umgibt.“/ weiß nicht mehr welche welt heute geburtstag haben könnte.)
Ein alter Reim heute zur Wiedervorlage in den Zeiten der entschwindenden Zwischentöne. Kein direkter aktueller Anlass im privaten, eher ein generelles Unwohlsein. Und dass ich manchmal unseren „ach so drögen und langweiligen“ Kanzler durchaus zu schätzen weiß. Da ist man aber im Diskurs ganz schnell mal ante portas. Mehr zweifeln. Weniger verzweifeln. Vielleicht. Gebt uns die einfache Welt zurück? Kann mich nicht an eine solche Welt erinnern. Was für ein Kraftakt, ein Leben lang so vieles zu ignorieren zu müssen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.Solange einfach nur lalalala.
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mein arschlochteil besuchte mich heut‘ nacht
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gestern nacht traf ich es mein arschlochteil gestern nacht sprach ich mit ihnen meinen dämonen streng doch stets gütig erscheinen wollend verwies ich sie an ihre angestammten plätze ich wußte gar nicht wo die sind redete ihnen ins gewissen da ich hoffte sie hätten eines doch sie grinsten mich an feist bohrten mir ihre stinkefinger in die nase und ließen mich wissen wer ich denn wäre der sich erlaube gefühlen vorschriften zu machen ich schickte sie in die verbannung sie lachten auf einem bein stünde ich nur noch dann und fiele um ohne sie wie dumm und so in ihrer begleitung könne ich wenigstens noch vorwärts humpeln
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als ich in den anbrechenden tag schritt merke ich wie ich das eine bein etwas hinter mir herzog nach dem zweiten kaffee begannen wir mit den friedensverhandlungen
(gießen heute / putin hat wieder mal eine rede gehalten / der panzerkreuzer hessen schlägt zurück / macron sucht sein sturmgewehr / immer noch sucht das umland nach parkplätzen / man findet eine granate in kreuzberg / muß man die RAF reaktivieren? / banken auszurauben sei kein verbrechen / sagte brecht)