An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Elf

…..

Der Wächter unserer Gemüseparzelle / Nennen wir ihn Teddie vom Wiesengrund / 15. Mai. 2025

…..

Ballade von den Klagen der Setzlinge

*

Es blies und bläst ein kalter Wind von Ost

Zeitläufte wirr die Sonne brennt

Verbissen grell in diesen Tagen

Die Erde rissig

Und täglich muß man tragen

Kannen Wasser

Gießen auch noch

*

Ein liebend‘ Blick auf junges Kraut

Das Auge himmelwärts

Die Menschheit sich selbst das Tief geklaut

Das letzte Mal im März

Als Regen fiel in Dauer

Statt hart brachialer Schauer

Übers Land und Feld

Tausche Leben gegen Geld

*

Ach Klima Wetter einerlei

Man feiert sich doch dieser Mai

Bleibt nervenmürbend trocken

Viel gilt es zu verbocken noch

Und jeder Regentanz verzagt

Den wer wagt

Scheitert an der Mächt’gen Schwanz

Deal statt Dill

Fool on the hill

Die Täler geflutet

Bäume alle müd‘ im Wald

*

Konsum Konsum und Trallala

War gestern hier

Schon wieder da

Was ich grad kaufte tausch ich um

Und morgen muß ich wieder dumm

Wie ich halt bin

Ins Kaufhaus hin

Es tanzt der Parkplatzsuchverkehr

Die Wolken nicht mehr regenschwer

Sie jagen über’s Blau als Schleier

Es singen Lieder nur noch Geier

*

Und schauerlich der Blick nach vorn

Tag für Tag es wächst

Der Zorn

Der Götter die nicht sterben werden

Enkel möchte ich heut nicht sein

Ein Zwerg beschließt

Wir bleiben klein

*

(Gießen statt Gießen / heute im Mai 2025)

…..

An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / 2025 / Zehn

…..

Friedhof / Hallig Hooge / 14. Mai 2017

…..

Ballade von der Zumutung allen Sterbens

*

Wie wir uns die Sänften unserer Unterdrücker ausgeliehen

In überfüllten Cafes

Da wir lange schon unsere Haltlosigkeit uns verziehen

Schönwetterautodafes

Und forderten mit Eiskugeln im Maul

Vor allem dies

Ein Opfer zu sein

Ich sei groß mein Herz bleibt klein

Öde Gegend gerne mies

*

Wie uns zwischen Gaumenlippen unsere Worte brachen

Formeln vor die Füße des Gegenüber knallten

Da Zukunft legt sich quer in uns’re Rachen

Das Gestern weiter wir verwalten

Und bleiben für die Gegenwart

Verloren

Zukunft vergoren

Messias hat verpennt

Wir bleiben hart

*

Wie wir uns auf den Sterbelagern noch fühlten wie ein Neuentwurf

Und krebsten Richtung Ewigkeiten

Auto- statt der Achterbahn

Unter dem Asphalt maulgräbt ein Zahn

Die Quelle aller Furcht und Tümelei liegt in der Zukunft und das Ei

Des Kolumbus nie geköpft

Der Welten Reichtum nur geschröpft

Und morgen schläft die Eisenbahn

Lokomotiven sterben aus

Zweifel? Raus!

*

Wie wir das Morgen in die Tonne klopften

Und stellten an die Strassenränder

Da uns meist die Erwartungen stopften

In diese Kisten aus Eichenholz

Oder auch aus alten Bohlen

Wenn das Meer zu sich uns holen

Wird und will

Versenken wir besser den falschen Stolz

Machen einen galanten Diener

Auch als ewiger Schlawiner

Die Flut tut gut

Und Land in Sicht

Dann endlich still

*

(Gießen / Mai 2025 / Morgen über Bier statt wir oder andersrum)

…..

An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / ’25 / Neun

…..

Sowjetisches Ehrenmal fotografiert / Teplice / Tschechien / Juni 2020

…..

Ballade von der falschen Dankbarkeit

*

Da meine Finger im Bauchnabel festfroren

Da meine Nase nur noch einsaugte verfaulte Sehnsüchte

Da meine Hände wühlten in den Kloschüsseln

Suchend die Zukunft des letzten Gefechts

Nein nein ein Unentschieden gibt es nicht

Hechelte ein Seminar aus dem letzten Jahrtausend mir zu

Spuckte dann ein Komödiant in meine vergorene Suppe

Väterchen dement Mütterchen auf der Intensivstation

So saß ich meinen Arsch breiter

Als dies meine schlimmsten Feinde jemals taten

In falscher Dankbarkeit

Der Kommunismus der Rollatoren

Tanzt auf Massengräbern und in den geschändeten Unterleibern

Der Frauen die schwiegen

Aus falscher Dankbarkeit

*

(Gießen / Im Mai 2025 / Vorwärts und nichts verwässern!)

…..

Sowjetisches Ehrenmal / Teplice / Tschechien / Vorgestern im Netz

…..

An den Bordsteinkanten / Spiegelfechtereien und Begegnungen / ’25 / Sieben

…..

Alter Friedhof Gießen / Abteilung Jüdische Begräbnisstätten

…..

So stand ich heute etwas länger an der Ampel. Die es nicht mehr gibt. Sie sollte gegen 10h dieses Tages auf grün springen. Grün gibt es aber nicht mehr. Ich blieb noch etwas länger stehen und schrieb ein paar Worte in mein Hirn. Balladen kann man auch vertonen.

*

BALLADE VON DEN LEGOSTEINEN

*

Es war einmal ein Legostein

Er fühlte sich als Teil zu klein

Er trug stets Teil zum Fundamente

Doch nur ein Teil sein bis zur Rente

War ihm zu fad

Schad‘

*

So feilte sich der Legostein die Noppen

Die meinte die ihn hielten klein

Die Noppen die ihn stets verbunden

Von diesen feilte er sich los und hoffte so

Daß all die Wunden

Die er als Teilchen hat EMPFUNDEN

Verschwunden sowieso

Fortan

Der Stein

In aller Ewigkeit

Befreit vom Leid

*

Der Sturm blies gegen’s Legohaus

Er wackelte die Lichter aus

So gingen sie und finstre Nacht

Es warnten Stimmen: Habet acht

Vereinzelt schon die LEGOS fliehen

Denn alle Macht ist nur geliehen

Denn alle Macht

Das Ego auch

Hab acht Oh Habet acht

*

Nicht eine Boe es waren tausend

Dem (l)EGOstein ins Leben brausend

So löst er sich aus tragend‘ Wand

Und schreit und schreit

Dies nicht mein Land

Das Haus zerbröselt

Und auf den Plätzen

Wo Möchtegernelegos hetzen

Da liegt nun unser Legostein

Und endlich ist er nicht allein

Denn ich bin klein etcetera

Ich nicht allein

Sind viele da

*

So liegen sie die Blauen Roten Violetten

Die Grünen Schwarzen Gelben und die Netten

Die Tiere schützen oder Varianten

Vielleicht auch nur das Erbe ihrer Tanten

Und denken endlich mal auch ICH

Allein die Bühnen füll‘

Mein Denken wird in Hüll‘ und Güll‘

Dem Hause dienen

Welches leider liegt herum

Zertrümmert

Was niemand kümmert

Ach ne wie dumm

Ich aber trotze allem Staatsgeraun

Huch

Rechts wie links die LEGOS

Braun

Der Kompromiss nur Fliegenschiß

Badenweilermarsch

*

PS: 16h25 heute:

Ein Egolein ist nie zufrieden

und jetzt wurd einer doch gewählt

was das Egoschweinchen weiter quält

und gern ein neues Lied

doch schrecklich müd mein Glied

Und meine Finger

It’s not das Lied

Sondern der Singer

…..

„Und dann fängt man eben an, Mist für Gold zu verkaufen, und so einen Unsinn zu reden, wie ich es da geredet habe.“ (Ricarda Lang nachdem sie fortging)

…..

Konschtanz / Stadtgarten / Weihnachtsmarkt / Freitag Der Dreizehnte Dezember 24 (Foto: A. Haas)

…..

Wieder mal Zeit für eine Pause hier. Den Restadvent nutzen, um drüber nachzusinnen, what the fucking x-mas-hassle is all about originally. In den rauen Nächten Zwiegespräche halten mit den Gespenstern. Den Anderen gelegentlich. Vor allem jedoch mit den Eigenen. Und in Erwartung des kommenden Jahres den Zeigefinger kürzer schleifen und sich nicht in Bitternis rumwälzen, weil die Welt, die man gerne externalisiert statt ihr beizutreten, nicht nach der eigenen Pfeife tanzt.

*

Also ein besinnliches Fest begehen (Oh schöne alte Sprache, in die ich hineinwuchs!), wenn es dann ansteht und weil uns Donald nächstes Jahr Frieden auf Erden machen wird, müssen wir nicht auf den Dritturlaub verzichten, um ein braver Erdenwürger zu bleiben. Die Verschärfung des Klimas fällt aus nach Ansage vom Vorjahr und weniger denken vor all diesen Wahlen, hüte, oh hüte dich vor all den Qualen, gelle, Germania. Ach.

*

Rauer die Nächte nicht werden, die Tage vielleicht gelegentlich

*

Ab 2025 in neuen Strümpf

Vielleicht auch löchrigen Socken

Neugeboren runderneuert

Wird Erlösung angesteuert

Ampelbefreit sind wir bereit

Zur größeren Wende

Mit vollem Beutel Weltenende

Besingend händeringend

Weiterhin

*

Oder nimm am Weltenkummer teil

Mach sie heil biete feil

Auf den Märkten eig’ne Häute

Nicht das Portmonnaie der fremden Leute

Auch Kleingeld klappert

Laut gelegentlich

Zur Not hilft auch ein Gin

*

Besinnliche Zeit gewünscht von hier. Bis denne.

…..

…..

„Das Leben ist einfach, einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär!“ (Till Lindemann)

…..

Süddeutschland / Engener Steig / Grüne Weihnacht / 2014 oder 2022

…..

In Sachen Übertitelung: auch ein Arschloch oder wie ich gerne sage: ein Vixfrosch kann ab und an Gehaltvolles äußern. Mein RA Gewehr bei Fuß.

*

Saß eben visavis des stillgelegten Riesenrads von Gießen. Tageslektüre. Es bewegte sich das Riesenrad, welches nun nicht mehr leuchten darf. Man sucht wohl den Fehler. Das verletzte Kind sei dem Krankenhaus entronnen. Jubiliert das Stadtmarketing. Ich kann nur hoffen, man findet ihn nicht, den Fehler. Warum Städte vermarkten? Verschont besser die Städte vor kompletter Verwahrlosung. Und das sind eben nicht die Säufer und Junkies und Durchgedrehten und die hoffnungslos verlorenen Migranten, die vor allem dazu beitragen. Es sind die manischen Konsumenten. Ab in den Wald.

*

Adventstraum

*

Wie ich jüngst vor dem Parkhaus stand

Die Schranke fest geschlossen

Nach Weihnachtsmarkt stand uns der Sinn

Und draußen hat’s gegossen

Aus der Vorstadt reisten wir

An mit Freude groß

4ter Advent und 15 Grad

Was ist da draußen los

Auf dem Rücksitz weint die Tochter

Der Bube starrt auf’s Telefon

Der Gatte auf dem Nebensitz

„Das hast du nun davon!“

Er hätte gerne ferngesehen

Wintersport bis in die Nacht

Dazu das ein‘ und andre Bier

Weil ihm dies Freude macht

Ich krallte mich am Lenkrad fest

Atmete voller Inbrunst ein

Auch Maria mit dem Kind im Bauch

Stand vor verschlossner Tür allein

Dacht‘ ich

Als es an meine Scheibe klopfte

Und ich wachte auf

Wie gut daß wir zu Haus‘ geblieben

So machten wir uns auf

Zu einem Spaziergang durch den Wald

Freuet euch

Weihnacht ist bald

*

(Gießen gestern / heute Schneeregen / leises Rieseln / Dylan singt dazu / Flake übernimmt)

…..

…..

„Hold tight / Wait ‚til the party’s over / Hold tight / We’re in for nasty weather / There has got to be a way / Burning down the house!“ (Talking Heads)

…..

Irgendwo in Frankfurt am 15. Dezember 2023

…..

Advent, Advent oder von den Vorhäutungen

*

Es klingelt der Wecker

Die Vorstadt steht auf

Zwei Toasts schnell gebacken

Die Kinder dann packen

Drauf auf den Rücksitz

Und alle so froh

Es brennen die Herzen im Takt lichterloh

Denn in der Städte Mitte

Wie es lang schon gute Sitte

Wartet und bummert ein Weihnachtsmarkt

*

Es quengelt die Maid

Der Bub nässt sich sich ein

Die Mutter schreibt Listen

Papa glüht für Wein

Das Parkhaus quillt über

Was machen wir jetzt

Den Tag absolvieren

Denn Freude ist Pflicht

*

Ein Rentier am Balkon es leuchtend hängt

Das Weihnachtsversprechen zum Jubel es drängt

Der Vater betrunken den Wagen dann lenkt

Heimwärts: auch dieser Tag ward versenkt

In heiliger Vorfreud‘ und mit vollen Taschen

Komme oh Weihnacht bald und so froh

Es brennen die Herzen im Takt lichterloh

Wie oben vermerkt

Weiter und noch ein paar Lebkuchen naschen

*

Zuhaus‘ die Einfahrt ist zugestellt

Und aus den freudigen Herzelein quellt

Besinnung wohl kaum

Vor den Lippen nur Schaum

*

Ich nahm dann den Bus raus aus der Stadt

Der kaum noch Passagiere hat

Und latschte einfach durch den Wald

Es war verregnet und recht kalt

Der Wald nicht beleuchtet von Sternenketten

Da stimmt doch was nicht

Woll’n wir wetten

Daß hinter der nächsten Buche ich finde

Bemerkt nur am Rande

Vorstadtbewohner auf der Suche

Nach der Abkürzung zum Glühweinstande

*

Ante portas noch neue Wahlen im Lande

Dann wird auch gerufen Helau und Alaaf

Neben dem Esel wartet das Schaf

Leise rieselt kein Schnee

Und stille schon gar nicht die Nacht

Habt acht

Nur noch das Christkind lacht

Ins Fäustchen sich hinein

Und bleibet wohl besser daheim

So wir

*

…..

…..

„Got myself a cadillac, but I can’t afford the gasolin!“ (Bon Scott)

…..

Hafenbecken Göteborg / Mitte Februar 2017 / Zufrierend oder auftauend?

…..

Lose verknotete Schnürsenkel haben keine Enden mehr

*

Mein Heizkörper wärmer als mein Herz

Schaue ich den Gewässern beim Kochen zu

Ohne zu frieren

*

Mein Garagentor weiter weit offen

Klappe ich mein Visier herab

Meine Stoßstangen polierend

*

Früher wohnte ich in Entenhausen

Zu feige die Panzer zu knacken

Deren Rohre ich lutschte

*

Aus den Vorstädten rauschte ich heran

Stand endlich vor deiner Haustüre

Keinen Schlüssel in meiner Hand

*

Nun kann ich kaum mehr sprechen

Meine Worte sind mein wütendes Schweigen

Ich bin die Flut

*

Wir werden deine Vorgärten übersehen Bürger Groß

Deinen Spiegel halte nicht mehr vor mein zahnloses Gesicht

Ich trenne Deinen Müll fortan in eine Tonne

*

Und wenn wir uns verlieren wortlos satteln wir unsere Zimtpferde

Und reiten gen Isengart weiterhin gottlos

Die letzte Schlacht werden auch wir nicht gewinnen

*

(gießen / zweimal werden wir noch wach / und dann? / warum sehen donaldisten eigentlich so aus, als hätten sie gestern noch versucht das capitol von entenhausen zu entern?)

…..

…..